box 15/5
9.4. Der gruehe kakaqu ZvKInS
Kitzel aus dem Reizmittel holen, sich Revolution und
nimmt im Stücke nur die Gestalt Henri's an, der Epochen des Dichters: Vergangenheit in
Verbrechen von abgerichteten Schauspielern vorgankeln
die leichtlebige Leocadie an sich gebunden, naiv von
Gegenwart in „Die Gefährtin“, Zuk
zu lassen. Und der Tag, an dem der Aristokrat durch
grüne Kakadu“.
dem ehrlichen Gelübde auch eine Aenderung ihrer
den Stahl des Bürgers fällt, bringt dem Mörder
Sitten erwartend. Er schwelgt in Träumen von
Das letzte Stück stellt ungeheure?
keine Sträfe mehr, herein stürmen die Banden, welche
häuslichem Glücke in ländlicher Zurückgezogenheit,
an die Regie, sowie an die einzelnen Schaf
die Bastille zerstört haben, der Ruf „Es lebe die
denen sie nur zerstreut zuhört, schon nach neuem
Rollen alle klein, aber in jedem Worte
Freiheit“ tönt über die blutende Leiche hinweg. Hier
Leben ausolickend. Es gehört zu den feinsten Zügen
voll sind. Der ganze Jammer über de
hatte der Dichter die Aufgabe, mit Massen in's Große
des Stückes, wie sie, an der Leiche des Herzogs
sich immer wieder ein, wo ein neues
zu arbeiten, er, der sich sonst in Kleinkunst zu ver¬
zusammensinkt und, dem rächenden Gatten zuruft:
das ein fieberhaftes Tempo fordert.
tiefen liebt. Er hat es meisterhaft bewältigt, mit
„So viel bin ich mein Lebtag nicht werth gewesen!“
lähmt das Temperament der Dichtung i
wenig Worten eine ganze Schaar scharf umrissener
In dem Streben nach Vollstimmigkeit hat der Dichter
steller. Die Volksscenen des Schluss
Gestalten vorzuführen. Neben dem Wirth=Director
manchmal etwas zu viel gethan und einige Figuren,
bewegt, wenn geschrieen wird; so wie vor
stehen die Mitglieder seiner Truppe, der brüllende
vor Allem Balthasar und Georgette, die nur Wieder¬
wird, bleibt die Menge plötzlich steif
Scaevola, der weinerliche Jules, die munteren Dirn¬
holungen sind, ließen sich leicht beseitigen. Aber was
Den Heuri gab Herr Sonnentha
chen, zu ihnen gesellt sich der echte Gauner Grain,
er wollte, hat er erreicht: ein Zeitbild in engem
Wirkung in der Schauspielscene; aus
auch der „schreiende Bimsstein“ genannt, dem das
Rahmen zu geben, von einer, manchmal erschreckenden
eines jugendlichen Darstellers wären aber d
Spiel gerne zur Wirklichkeit wird. Auf der aristo¬
Kühnheit, von der die Bühne freilich manches ab¬
schen Liebesworte, die nur in den Mun
kratischen Seite predigt der flotte Herzog den Lebe¬
zuschwächen genöthigt ist. Neben manch zündendem
reifen, thörichten Jünglings passen,
männern, denen sich in Tremouille ein kindlicher An¬
Witzworte, an denen das Stück überreich ist, hat
verklungen. Dasselbe gilt für die Ro
fänger beigesellt, die Philosophie des Genusses; sogar
gar vieles versagt, dem die Explosivkraft geschmälert
Mitterwurzer (Marquise de
die Marquise von Lansac steigt in den Keller herab,
worden. Immerhin aber ist das Werk selbst im
B. von Frau Reinhold gegeben,
gierig sich Sensationen zu holen, die weder ihr lächer¬
Wesentlichen nicht beeinträchtigt worden, und es
übermäßigen Schärfe verlöre. Trefflich
licher Gatte, noch ihr Cicisbeo, der fade Poet Rollin,
gebührt sowohl der Direction für das, was sie ge¬
Reimers (Cadignan), Herr H
ihr bringen.
geben, als auch der einsichtsvollen Censur für das,
(Rollin), Römpler (Wirth), Thim
Und zwischen beiden Gruppen geht der Wirth
was sie nicht genommen, der aufrichtigste Dank.
und Zeska (Grain). Unter den jum
hin und her, vertrauliche Grobheiten mit dem Pöbel
Der Dichter aber hat mit diesem neuen Werke ein
ist besonders Fräulein Witt (Leocadi
tauschend, bissige Gemeinheiten dem adeligen Kreise
Versprechen geleistet, dessen Einlösung wir fordern,
heben, die ihre klein: Rolle mit meisterha
hinschleudernd, der sie mit Jubel aufnimmt, ohne
diesen leidenschaftlichen Athem, diese Gestaltungs¬
teristik durchführte.
ihren tiefen Ernst zu erfassen, und der sich im
kraft müssen wir bei ihm wiederfinden. So vereinte
A. v. A
„Encanaillement“ begeistert wälzt. Breiten Raum! der interessante Abend in drei Stücken auch die drei