II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 435

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9.4. Der Brueneakadu Zyklus

Telefon 12801.
Ausschnitt
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte,

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Nr.
38
10
„OBSERVER
Telefon 12801.
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Ausschi
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte.
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
10
Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31 a. —
Nr. 9
„OBSERVER“
Estrapost, Wis
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Persogelnachricht
Ausschnitt aus:
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31a. —
/3.50
Ausschnitt aus:
Mientager Tuncian, Wien
Bungthealer.
[Drei Einaeter von Arthur Schnitzler.]
vom 0./ 00
Parazelsus, der berühmte Arzt, welcher die
anderen in Erstannen setzte durch sein Wissen, ist nichts
anderes als der vorgeschrittene, dem stupiden bürgerlichen
Dasein entwachsene Mann, welcher, über den Dingen des
Theater.
Lebens und der Seele stehend und außerhalb, in
Hof=Burgtheater.
Folge dessen ein sicherer Erkenner, ein milder gütiger
Beurtheiler, ein Arzt der kranken Seelen werden kann.
Arthur Schnitzler kennt die Frauen, darum läßt er kein
gutes Haar an ihnen. Vorige Woche hat er uns an einem Abende
Er sieht im Hause seines Gastgebers in Basel die Frau
gleich drei Exemplare von Ehebrecherinnen aus verschiedenen Zeiten
desselben und einen schönen ritterlichen Jüngling. Im:
vorgeführt. Die erste bricht die Ehe blos in Gedanken. Das
Augenblicke spürt er das Natur=Nothwendige und Unent¬
ist Jnstina, die Gattin des Waffenschmieds Cyprian, welcher
rinnbare der Seele, das ungeborene Sein der Liebe
der bekannte Theophrastus Paracelsus mit Hypnose und Suggestion
ihr sündhaftes Gedankengeheimniß entlockt. Von dem nur sehr mäßig
zwischen dem Jüngling und der Frau.
beklatschten Einacter „Paracelsus“ geht Herr Schnitzler zu der
In feiner ansprechender Art wird nun dem in
„Gefährtin“ über, welche bei dem bloßen Gedanken nicht stehen
Sicherheiten dahinprotzenden Gatten durch Parazelsus ein
geblieben ist und als Gemalin des schon bejahrten medicinischen
Einblick in das complicirte, vielfältige und überzartesg
Professors Pilgram zugleich die Geliebte seines Assistenren war, uns
aber durch ihren Tod den Anblick ihres niederträchtigen Ichs erspart
Seelen=Weben einer Frau gewährt, welches nicht mit deri##
hat. Den alten Professor ärgern nicht so sehr die Hörner, die sie
Gatten=Liebe anzufangen pflegt und nicht zu enden, wolg
ihm aufgesetzt, als der jetzt hervorgekommene Umstand, daß ihr die
aber durch einen weisen, gütigen und milde beobachtendeno
anderweitige Verlobung des jungen Ehebrechers bekannt war, we߬
Herren sanft geleitet und zu festerem Frieden gebrachts#
halb er den Schandbuben aus seinem Hause jagt, was er aber frei¬
lich schon viel früher hätte thun sollen. Die dritte Ehebrecherin fühlt
werden könnte. Das Ganze ist ein hübscher feiner Vor=(
sich durch ihre Heirat mit einem Schauspieler so wenig genirt, daß
wurf, ansprechend durchgeführt. Gespielt wurde er ziem=
sie sich ohneweiters dem Herzog von Cadignan hingibt, worauf der
lich uninteressant. Herr Krastel war gut. Frln. Häberlei(
Komödiant ohne viel Umstände Seine Gnaden den Herzog nieder¬
war sehr lieb. Sie ist immer sehr lieb und anziehend.
sticht. Diese rächende That begibt sich im Grünen Kakadu“
Für
Ueberhaupt, zu diesem zarten Stücke: Paracelsuslge
wo das elendeste Schauspielergesindel dem bohen Adel die unter¬
haltendsten Verbrecher vorspielt.
kkönnte man noch folgende Bemerkung machen: Männer, pr.
Ueber die Aufführung läßt sich nur Gutes sagen. Im „Para¬
Brutale, wachet auf! Werdet Hell=Sichtige! Nicht um die
celsus“ waren die Herren Robert und Krastel, dann Frau
(„äußeren Dramen“ handelt es sich im Leben der
Schratt die köstlichen Interpreten der Schnitzler'schen Ehebruch¬
edlen Frauen, sondern um die „inneren ver=# den¬
Phantasie. Herr Robert war ein wahrhaft klassischer Paracelsus,
Abor
Für
50 dem wohl Niemand diese Rolle nachspielt. In der „Gefährtin“ schlug,
schwiegenen Dramen“ ihrer süßen milden Seelen.
Abo.
100 Herr Sonnenthal so rührende Töne an, daß er den gehörnten,
Nicht das „Geschehnis“, welchem Ihr beikommen
200 Professor vor dem Schicksale der Lächerlichkeit glücklich bewahrte, u“
könnt, das „Ungeschehnis“ dieser Seelen ermordet
500 während Herr Zeska durch seine Nichtigkeit die Schuld der ver¬
Euer Glück, Männer!
„ 1000 storbenen Frau noch um ein Ansehnliches vergrößerte. „Der grüne ##
Ihr aber sagt: „Entschuldigen Sie vielmals,
iKakadu“ vermochte sich nicht ganz vor der Opposition zu retten, den
Abonneldie zuletzt schon recht vernehmlich wurde. Herr Sonnenthal war
Parazelsus, die „inneren Tragödieen“ meiner Frau genir
Abonnetals Henri der Retter des Stückes, das Herrn Schnitzler wie hätte
mich nicht; wenn sie nur nach außen hin
einfallen sollen. Herrn Reimers gönnte man es, daß er jählings
Die Gefährtin. Ein einfaches
todtgestochen wurde.
Gatte steht an der Bahre einer Gattin, welche er längst
Immerhin scheint das Burgtheater an den drei Einacterns
verloren hatte, an einen Anderen. Der „Weisheits=reiche“.
eine Erwerbung gemacht zu haben, die über einige Abende hinweg¬
helfen wird. Große dichterische Begabung aber hat der Autor durch
rechtet nicht, er erkennt, erspart
diese drei Ehebruchs=Komödien nicht gezeigt.
##nen die Unabwendbarkeiten der¬
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