box 15/5
9.4. DerBruche KakaduZykins
m
als die interessantere Persönlichkeit, sondern
schen Grund hätte — der rohe physiologische widert uns
nung, seine treulose Gattin werde wenigstens dem
typische Repräsentant eines Standes, der
an — das sträfliche Verhältniß zwischen seiner Frau und
jüngeren Freunde und Collegen gewesen sein, was sie ihm
einem höheren rächt. Die Lust des Stückes
seinem Assistenten, einem Beistand in de Wortes ver¬
nicht hatte werden können: die Gefährtin. Gewesen —
Miasmen geschwängert und mit Elektricität u
wegenster Bedeutung, zu dulden, und wenn er selbst insosern
Frau Professor Eveline Pilgram ist nicht mehr. Das
sie zittert unter der ungeheuren Spannung, die
bei dem unsauberen Handel engagirt wäre, daß er die
Stück spielt am Abend ihres Begräbnißtages im Land¬
Gemüthern lastet. Ein zweiter „toller Tag“ v
liebende Gefährtin, die verständnißvolle Freundin seiner
hause des trauernden Gatten, eine Stunde von Wien.
den blutigen Abend vom 14. Juli 1789; in der
wissenschaftlichen Bestrebungen, die er in Eveline nicht
Auch das Bischen angenehme Täuschung wird dem
Atmosphäre der Kneipe „zum grünen Kakadu“
fand, in Olga gesunden zu haben glaubte, dann würden
Unglücklichen geraubt. Er weiß nur die halbe Wahr¬
sich der Sturm auf die Bastille vor. Die entar
wir ion begreisen, und dann bestände auch der Titel des
heft und erfährt von seiner Nachbarin Olga Merholm
nehme Gesellschaft des damaligen Frankreich beg
Stückes zu Recht. So aber sind wir empört über den
und seinem aus Scheveningen herbeige ten Assistenlen
Kitzel für ihre abgestumpften Sinne, die Erregu#
Specvlanten, der das junge Mädchen für zwei Jahre des
Alfred Brand die ganze: Eveline war nichts
erschlafften Nerven, die Befriedigung ihrer e
Glückes, das heißt des Sinnenrausches, geheiratet hat,
weiter als die Maitresse des Freundes, nicht einmal seine
Gelüste um jeden Preis; sie bezahlte ihre Zerst
und wir lachen den alten Narren aus, der so sein zwischen
Geliebte; sie wußte davon, daß er sich mit einem jungen
mit ihrer ererbten Würde und stieg aus ihren
der Geliebten und Gefährtin unterscheidet, und verachten
Mädchen verloben wollte und hatte nichts dagegen ein¬
Palästen gar in die unsaubersten Spelunken un
den Sophisten, der den Ehebruch des Freundes verdammt,
zuwenden. Zu viel für den Gekränkten, der immer ver¬
höhlen hinab, um sich mit verkommenem Ges
weil dieser ihn aus fleischlicher Begierde begangen hat,
gebens erwartet hatte, Eveline und Alfred würden sich
amusicen. Der ehemalige Theaterdirector Prost
während er ihn noch weiter stillschweigend gut geheißen
ihm entdecken, zu viel für den Großmüthigen, der seine
sein Local u.d seine Bande für die extravaga
hätte, wenn er ihn aus Liebe oder Forschungseifer be¬
Frau hatte frei geben wollen, um sie mil Alfred zu ver¬
dürfnisse einer hohen Aristokratie bereit. Seine S
gangen haben würde. Wie klug von Herrn Sonnenthal,
7 einigen. Zu viel aber auch für den Zuschauer, der dem
ist die echt romantische Vermengung von Sch
uns das cynische Lächeln des Befreiten zu unterschlagen,
Dichter in die Karten sieht, ohne sich von der vornehmen
Wesen, Lüge und Wahrheit; er gibt ein Theck
mit dem er sein nächtliches Lager aufsucht!
und hohen Kunst gefangen nehmen zu lassen, mit der
Apparat, auf welchem Jeder nach Belieben a
Auf den robnsten Wasseuschmied der Renaissancezeit
Herr Sonnenthal den wunderlichsten aller Ehemänner
dem Stegreife spielt, was ihm gerade einfällt,
und den zartbesaiteten Physiologen der Gegenwart folgt
spielt! Frau Eveline erhebe Dich von den Todten und
blasirte Publicum foppt, je schamloser, frecher un
der liederliche Lump der französischen Revolution als das
rede! Die uns vom Dichter eröffnete Aussicht auf den
hafter, desto besser. An diesem historischen Beispi
dritte tragikomische Subject der Schnitzler'schen Trilogie.
Friedhof, wo ihr Cadaver eingescharrt liegt, genügt uns nicht.
nebenbei bemerkt, mit Nutzen studirt werden, wie
Die Stände sind gut gewählt. In jedem der beiden ersten
Wer bürgt dafür, daß die gegen sie auftretenden Zeugen
Zeiten des sittlichen und künstlerischen Verfa
die Wahrheit aussagen? Alfred will eine Andere heiraten
beide Hand in Hand gehen, die mehr oder wen
Sungen ien ene Guns sund ieie eetnt. vichn
und vergißt gern die Schwüre, mit denen er die Verstorbene
schämte Vorliebe für die naturalistische S#
lustigen Rath und Kammerdiener des Schicksals als die
vielleicht in gutem Glauben verführte. Olga, die, wie wir
der Illusion bis zum Ueberschnappen in
bewegende Seele des Scherzspieles zu betrachten. Beide
hören, in unglücklicher Ehe lebt, macht sich ebenfalls ver¬
natur ihre Orgien feiert. Es genügt nich
Schauspiele sind denn auch die ernsten Schlußacte ver¬
dächtig: sie liebt den Professor trotz seiner grauen Haare.
neugierig hinter die Coulissen zu sehen,
kappter Komödien. Sein drittes Stück hat der Dichter
Oder liebt sie ihn nicht? Der Dichter behandelt
man will die Kunst beobachten, wie sie aus de
eine Groteske genannt, in offenbarer Verlegenheit, wie er
diesen kitzlichen Punkt mit ausgesuchter Dellcatesse,
hervor= oder in diese wiederzurückgeht. Tasch
das kühne Werk seiner Phantasie zutreffend bezeichnen
während er den Weibern sonst nicht eben zart entgegen
Säufer, Einbrecher, Brandstifter, Räuber, Mörder,
sollte, das hinter seiner tollen Ausgelassenheit den sittlichen
geht. Auch eine todte Frau ist immer noch eine Frau.
Ernst der bittersten Satire verbirgt. Der Harlelin, der
und deren Zuhälter, die Ideale unserer süßen „M
Die Nähe von Goethe's „Wahlverwandtschaften“, die
sind die Chargen der Prospére'schen Bande, und e
noch härter an die Pilgram'sche Sommerwohnung die Pritsche mit dem Dolche vertauscht, ist seit „Tabarin“
den Reiz ihrer wüsten Improvisationen, daß
anstoßen als der Ortsfriedhof mit seinen Grabsteinen und und den „Pagliacci“ eine wohl accreditirte Figur der
Kreuzen, mochte ihm unbehaglich sein: diese Todten modernen Bühne. Schnitzler's „Grüner Kakadu“ übey=! Theil wirklich sind, was sie vorstellen. Ihr erster
Rehen immer wieder auf Wenn der Professor einen psychi¬ flügelt seine Vorgänger beiweitem, und er thut dies nict! Charaktirdarsteller ist der aloriose Heuri der
älteren Tage den verrückten ernsthaften Einfall
als frommer Ackerbauer aufs Land zurückzuzie
seiner angebeteten Léocadie. Sie, die allgemeine
von ganz Paris, ist seit gestern seine Frau. „
wir durch ein heiliges Sa#ament vereinigt. Das
als menschliche Schwüre sind. Jetzt ist Gott
man darf Alles vergessen, was vorher gesch#
Léocadie, eine neue Zeit bricht an. Léocadie, A
heilig, unsere Küsse, so wild sie sein mögen,d
an heilig . . . ich will mit dir allein sein, nur s#
wir Alles vergessen. Aber dann werden wir glück
wie nie Menschen gewesen sind. Wir werden
haben, Du wirst eine gute Mutter werden, #
und ein braves Weib. Alles, Alles wir
gelöscht sein.“ Zum letzten Male tritt die g
Léocadie in der Porte St. Martin auf, um
letzten Male spielt der glückliche Heuri an de
Abende seine großartigste Seene, die er sich eigen
zurechtlegte. Er stellt den eifersüchtigen Gatten v#
den Liebhaber seiner Frau unge
da er unter Hunderten wä
den Herzog von Ce
ldignan
einer
Zufälligerweise
des heiligen Ta
dem natürlich
Zuschauer. d
Aeußerungen
Hochzeit von
ahnungslos ei
s Volk
stürmt und
verkündigt. Das
des Dichters das
gesp
haften, lustigtollen D
he eind
voller mit kräftiger
lder a
vorüberflattert. Aus
grandiosen Schlußseene,
der 1
und sein g
9.4. DerBruche KakaduZykins
m
als die interessantere Persönlichkeit, sondern
schen Grund hätte — der rohe physiologische widert uns
nung, seine treulose Gattin werde wenigstens dem
typische Repräsentant eines Standes, der
an — das sträfliche Verhältniß zwischen seiner Frau und
jüngeren Freunde und Collegen gewesen sein, was sie ihm
einem höheren rächt. Die Lust des Stückes
seinem Assistenten, einem Beistand in de Wortes ver¬
nicht hatte werden können: die Gefährtin. Gewesen —
Miasmen geschwängert und mit Elektricität u
wegenster Bedeutung, zu dulden, und wenn er selbst insosern
Frau Professor Eveline Pilgram ist nicht mehr. Das
sie zittert unter der ungeheuren Spannung, die
bei dem unsauberen Handel engagirt wäre, daß er die
Stück spielt am Abend ihres Begräbnißtages im Land¬
Gemüthern lastet. Ein zweiter „toller Tag“ v
liebende Gefährtin, die verständnißvolle Freundin seiner
hause des trauernden Gatten, eine Stunde von Wien.
den blutigen Abend vom 14. Juli 1789; in der
wissenschaftlichen Bestrebungen, die er in Eveline nicht
Auch das Bischen angenehme Täuschung wird dem
Atmosphäre der Kneipe „zum grünen Kakadu“
fand, in Olga gesunden zu haben glaubte, dann würden
Unglücklichen geraubt. Er weiß nur die halbe Wahr¬
sich der Sturm auf die Bastille vor. Die entar
wir ion begreisen, und dann bestände auch der Titel des
heft und erfährt von seiner Nachbarin Olga Merholm
nehme Gesellschaft des damaligen Frankreich beg
Stückes zu Recht. So aber sind wir empört über den
und seinem aus Scheveningen herbeige ten Assistenlen
Kitzel für ihre abgestumpften Sinne, die Erregu#
Specvlanten, der das junge Mädchen für zwei Jahre des
Alfred Brand die ganze: Eveline war nichts
erschlafften Nerven, die Befriedigung ihrer e
Glückes, das heißt des Sinnenrausches, geheiratet hat,
weiter als die Maitresse des Freundes, nicht einmal seine
Gelüste um jeden Preis; sie bezahlte ihre Zerst
und wir lachen den alten Narren aus, der so sein zwischen
Geliebte; sie wußte davon, daß er sich mit einem jungen
mit ihrer ererbten Würde und stieg aus ihren
der Geliebten und Gefährtin unterscheidet, und verachten
Mädchen verloben wollte und hatte nichts dagegen ein¬
Palästen gar in die unsaubersten Spelunken un
den Sophisten, der den Ehebruch des Freundes verdammt,
zuwenden. Zu viel für den Gekränkten, der immer ver¬
höhlen hinab, um sich mit verkommenem Ges
weil dieser ihn aus fleischlicher Begierde begangen hat,
gebens erwartet hatte, Eveline und Alfred würden sich
amusicen. Der ehemalige Theaterdirector Prost
während er ihn noch weiter stillschweigend gut geheißen
ihm entdecken, zu viel für den Großmüthigen, der seine
sein Local u.d seine Bande für die extravaga
hätte, wenn er ihn aus Liebe oder Forschungseifer be¬
Frau hatte frei geben wollen, um sie mil Alfred zu ver¬
dürfnisse einer hohen Aristokratie bereit. Seine S
gangen haben würde. Wie klug von Herrn Sonnenthal,
7 einigen. Zu viel aber auch für den Zuschauer, der dem
ist die echt romantische Vermengung von Sch
uns das cynische Lächeln des Befreiten zu unterschlagen,
Dichter in die Karten sieht, ohne sich von der vornehmen
Wesen, Lüge und Wahrheit; er gibt ein Theck
mit dem er sein nächtliches Lager aufsucht!
und hohen Kunst gefangen nehmen zu lassen, mit der
Apparat, auf welchem Jeder nach Belieben a
Auf den robnsten Wasseuschmied der Renaissancezeit
Herr Sonnenthal den wunderlichsten aller Ehemänner
dem Stegreife spielt, was ihm gerade einfällt,
und den zartbesaiteten Physiologen der Gegenwart folgt
spielt! Frau Eveline erhebe Dich von den Todten und
blasirte Publicum foppt, je schamloser, frecher un
der liederliche Lump der französischen Revolution als das
rede! Die uns vom Dichter eröffnete Aussicht auf den
hafter, desto besser. An diesem historischen Beispi
dritte tragikomische Subject der Schnitzler'schen Trilogie.
Friedhof, wo ihr Cadaver eingescharrt liegt, genügt uns nicht.
nebenbei bemerkt, mit Nutzen studirt werden, wie
Die Stände sind gut gewählt. In jedem der beiden ersten
Wer bürgt dafür, daß die gegen sie auftretenden Zeugen
Zeiten des sittlichen und künstlerischen Verfa
die Wahrheit aussagen? Alfred will eine Andere heiraten
beide Hand in Hand gehen, die mehr oder wen
Sungen ien ene Guns sund ieie eetnt. vichn
und vergißt gern die Schwüre, mit denen er die Verstorbene
schämte Vorliebe für die naturalistische S#
lustigen Rath und Kammerdiener des Schicksals als die
vielleicht in gutem Glauben verführte. Olga, die, wie wir
der Illusion bis zum Ueberschnappen in
bewegende Seele des Scherzspieles zu betrachten. Beide
hören, in unglücklicher Ehe lebt, macht sich ebenfalls ver¬
natur ihre Orgien feiert. Es genügt nich
Schauspiele sind denn auch die ernsten Schlußacte ver¬
dächtig: sie liebt den Professor trotz seiner grauen Haare.
neugierig hinter die Coulissen zu sehen,
kappter Komödien. Sein drittes Stück hat der Dichter
Oder liebt sie ihn nicht? Der Dichter behandelt
man will die Kunst beobachten, wie sie aus de
eine Groteske genannt, in offenbarer Verlegenheit, wie er
diesen kitzlichen Punkt mit ausgesuchter Dellcatesse,
hervor= oder in diese wiederzurückgeht. Tasch
das kühne Werk seiner Phantasie zutreffend bezeichnen
während er den Weibern sonst nicht eben zart entgegen
Säufer, Einbrecher, Brandstifter, Räuber, Mörder,
sollte, das hinter seiner tollen Ausgelassenheit den sittlichen
geht. Auch eine todte Frau ist immer noch eine Frau.
Ernst der bittersten Satire verbirgt. Der Harlelin, der
und deren Zuhälter, die Ideale unserer süßen „M
Die Nähe von Goethe's „Wahlverwandtschaften“, die
sind die Chargen der Prospére'schen Bande, und e
noch härter an die Pilgram'sche Sommerwohnung die Pritsche mit dem Dolche vertauscht, ist seit „Tabarin“
den Reiz ihrer wüsten Improvisationen, daß
anstoßen als der Ortsfriedhof mit seinen Grabsteinen und und den „Pagliacci“ eine wohl accreditirte Figur der
Kreuzen, mochte ihm unbehaglich sein: diese Todten modernen Bühne. Schnitzler's „Grüner Kakadu“ übey=! Theil wirklich sind, was sie vorstellen. Ihr erster
Rehen immer wieder auf Wenn der Professor einen psychi¬ flügelt seine Vorgänger beiweitem, und er thut dies nict! Charaktirdarsteller ist der aloriose Heuri der
älteren Tage den verrückten ernsthaften Einfall
als frommer Ackerbauer aufs Land zurückzuzie
seiner angebeteten Léocadie. Sie, die allgemeine
von ganz Paris, ist seit gestern seine Frau. „
wir durch ein heiliges Sa#ament vereinigt. Das
als menschliche Schwüre sind. Jetzt ist Gott
man darf Alles vergessen, was vorher gesch#
Léocadie, eine neue Zeit bricht an. Léocadie, A
heilig, unsere Küsse, so wild sie sein mögen,d
an heilig . . . ich will mit dir allein sein, nur s#
wir Alles vergessen. Aber dann werden wir glück
wie nie Menschen gewesen sind. Wir werden
haben, Du wirst eine gute Mutter werden, #
und ein braves Weib. Alles, Alles wir
gelöscht sein.“ Zum letzten Male tritt die g
Léocadie in der Porte St. Martin auf, um
letzten Male spielt der glückliche Heuri an de
Abende seine großartigste Seene, die er sich eigen
zurechtlegte. Er stellt den eifersüchtigen Gatten v#
den Liebhaber seiner Frau unge
da er unter Hunderten wä
den Herzog von Ce
ldignan
einer
Zufälligerweise
des heiligen Ta
dem natürlich
Zuschauer. d
Aeußerungen
Hochzeit von
ahnungslos ei
s Volk
stürmt und
verkündigt. Das
des Dichters das
gesp
haften, lustigtollen D
he eind
voller mit kräftiger
lder a
vorüberflattert. Aus
grandiosen Schlußseene,
der 1
und sein g