II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 471

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9.4. Der-gruene KakaduZukius
Leenlage. und Kaiserthum mobilisirke. Sendem
Falsächlich sollen dahingehende Verhandlungen geworden zwischen dem Reich und der Kuric.s keine stößen Schm haben. So kön
Zuge sein. Wohl soll nicht eine gänzliche Allein die Regierung hat sich bis nun geweigert,ses geschehen, daß nicht nur die Jesuiten zurü
Aufhebung des Jesuitengesetzes, sondern nur in die Aufhebung des Jesnitengesetzes zu wil¬ kehren und die Militärvorlage akzeptirt wird, so
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sind, auch wenn er es nicht so gewollt haben mag, eine der dünkelhafte Eheherr zu verdanken, daß
Burgtheater. 0/6
diesen Schatz von Reinheit und Keuschhe
„Trilogie der weiblichen Treulosigkeit“ geworden, die
Drei Cinakter: „Paracelsus“ „Die Gefährtin“, (ohr
trotz ihrer dramatischen Vielgestaltigkeit oder gerade durch
so unbefleckt in seinem Hause bergen darf, nur — d
grüne Kakadu“ von Artbur Schnitzler. Zum erstenma'e aus¬
geführt am 4. März.
diese den Beweis für die bei Schnitzler zur These ver=glücklichen Zufall. „Wärt Ihr nur eine Nacht noch hi
dichtete Hypothese zu erbringen sucht, daß das Weib zu geblieben, so wären minder schuldlos wir geschieden
Drei Einakter desselben Autors an einem Theater¬
abend. Unwillkürlich denkt da Jedermann an Suder=jallen Zeiten, unter allen Himmelsstrichen und in allen
ruft die vom Wahrheitszwange beherrschte Justina di
mann's „Morituri“. Schnitzler mochte das wohl befürchtet Gesellschaftsklassen „immer dieselbe“ ist, das von der
eben zum Abschiednehmen gekommenen Anselm zu. A
haben, und um dem Verdacht der Nachahmung die Natur zur Erhaltung der Art bestimmte und geschaffene
und damit Herr Cyprian gar nicht in Zweifel blei
Spitze abzubrechen, hat er es vermieden, den drei Stücken Werkzeug der Untreue.
(wie sehr sein Eheglück eigentlich ein Reiseglück sei, d
Den kräftigsten möchte man sagen, den bosauf der rechtzeitigen Abreise des gefährlichen Drit#
durch einen Kollektivtitel den Stempel der Familien¬
haftesten — Ausdruck findet dieser Gedanke in dem an aufgebaut ist, enthüllt die wackere Frau dem Pa##
zusammengehörigkeit aufzuprägen. Er hat damit unrecht
gethan, einmal, weil er als ein ursprüngliches Talent,
scheinend harmlosesten der Stücke, in „Paracelsus“,scelsus, daß sie in jener Nacht, da er vor dreize
Justina ist ein Muster der Züchtigkeit. Kein Schatten ist Jahren Basel verließ, sich bereit gehalten habe, ih
das, wie jeder denkende Künstler sich an fremden Mustern
während der dreizehn Jahre ihres Ehestandes auf ihre Alles freudig hinzugeben. „Wer weiß, wie viele Feu
bildet ohne sie nachzubilden, schon hinlänglich gekannt
Gattentreue gefallen. Mit stolzem Anstande sehen wir
in der Stadt allnächtlich offen stehen für Einen, der
und geschätzt ist, um so übelwollende Nachrede nicht
nicht kommt!“ In diesen schalkhaften Refrain klingt d
fürchten zu müssen, und dann, weil seine Trilogie wirk= sie, zu Beginn des Spieles, die dreisten Liebeswerbungen
lich durch ein Band geistiger Gemeinsamkeit verknüpft des Junkers Auselm zurückweisen. Der Waffenschmied
hohe Lied aus, das Arthur Schnitzler mit hübsch
ist, viel enger als Sudermann's „Morituri“. Vielleicht Cyprian fühlt sich der Gattin sicher bis zur Dünkel= glatten Versen in dem allerdings etwas zu breit au
wußte er das selbst nicht. Fremde haben bekanntlich haftigkeit, und rühmt ihre Treue, als wär' sie sein
gesponnenen Dramolet, der Weibertreue singt. E
immer ein schärferes Auge für die Familienähnlichkeit Verdienst gegen den zu Gaste anwesenden Paracelsus größere Sottise ist den anständigen Frauen wohl #
zwischen Kindern gleicher Abstammung als der eigene mit absichtlicher Großsprecherei, weiß er doch, daß, eh'
niemals gesagt worden. Was bleibt da für die un
ständigen übrig?
Vater. So verschiedenartig auch die drei jüngsten sie sein Weib geworden, Paracelsus sie geliebt habe.
Kinder der Schnitzler'schen Muse gerathen sind, „Para=]Da Cyprian auch Rathsherr ist und grobklotzige Raths¬
Wenn der Dichter des „Paracelsus“ die Treue
celsus“ ruhig, innig und behaglich; „Die Gefährtin“ herren nicht nur zu Basel und im sechzehnten Jahr= Frauen nur als ein Produkt des Zufalls, die Treulost
nervös und hart bis zur Uebertreibung: „Der grüne hundert einen unüberwindlichen Abschen vor Kunst keit aber für ein Naturgesetz gelten lassen will, woh
Kakadu“ derb, grel und lärmend bis zur Aus¬
und Wissenschaft hatten, so verhöhnt er den Gast, leitet dann der Dichter der „Gefährtin“, das Re
gelassenheit; so unähnlich in Physiognomie und
schilt den Arzt einen Schwindler und fordert ihn ab, über die verstorbene Frau des Professors Pilgre
Temperament also die Drei dem flüchtigen
endlich auf, doch hier im Hause eine Probe seiner so
ein so furchtbares Todtengericht zu halten? Hat die 1
marktschreierisch gerühmten Kunst zu geben. Paracelsus sichtbare, die vor wenigen Stunden auf dem Friedh##
Beobachter scheinen, so nahe sind sie in Wirklichkeit ein¬
läßt sich das nicht zweimal sagen. Er versenkt Justina!
ander verwandt. Namentlich die Frauen, die tragen alle
hinter des Professors Hause in die Erde gebettet wur
denselben gemeinsamen Grundzug des Charakters. Die
in einen hypnotischen Schlaf und suggerirt ihr die und die dennoch in dem Stücke die Hauptrolle spi
ehrsame Justina, die in dem zu Anfang des 16. Jahr¬
Wahnvorstellung, daß sie mit dem Junker Anselm sich hatte Eveline nicht das nur gethan, was sieh
hunderts spielenden „Paracelsus“ als züchtigliche Haus¬
eines sträflichen Fehltrittes schuldig gemacht habe, mit Schnitzler mit Naturnothwendigkeit thun mußte?
solcher Lebendigkeit, daß Cyprian wankend geworden,
frau an der Seite des Waffenschmiedes Cyprian in
war jung, er alt. Ihr bot sich die Gelegenheit
Basel waltet; die in dem Paris des Revolutionszeit¬
den Hypnotiseur in seiner Herzensangst aufleht, den Gestalt eines jugendlichen Assistenten und
alters von Orgie zu Orgie taumelnde Schauspielerin
bösen Bann zu lösen. Fast kann's der Waffenschmied
der geradezu verblüffenden Nachsicht ihres Gatt#
Leokadie mit ihrem Widerspiel aus der vornehmen selbst nicht mehr glauben, daß die Bekenntnisse seines
der sah und wußte, aber nicht sehen u
Welt, der sittenlosen Marquise Severine im „Grünen Weibes nur ein wesenloser Traum gewesen. Wahrheit
auf
wissen wollte, weil er sich ganz
Kakadu“, und die auf einem Dorfkirchhofe in der Nähe
möchte er, die volle beruhigende Wahrheit. Paracelsus Standpunkt der Schnitzler'schen Ehephilosophie gestch
Wiens ruhende „Gefährtin“ des Professors Pilgram,
erfüllt ihm auch diesen Wunsch. Er wiederholt das hyp¬ hatte. Er hatte es ja kommen gesehen, als er vor ze
ein Kind unserer modernsten Zeit, sind Schwestern, aus
notische Experiment und befieht Justina „wahr“ zu sein, Jahren die um zwanzig Jahre jüngere Frau heimg
dem gleichen Blute gezeugt. Der Dichter hätte die drei
wahr, wie sie nie gewesen, wahrer, wie sie pflegt egen führt. Er wußte ganz gut, daß ihm nur ein, höchste
Stücke mit gutem Recht unter dem Gesammtiitel
sich selbst zu sein. Nun erfährt wohl der geängstigte zwei Jahre des Glückes bevorstehen. „Aber das Leben
„Semper eadem“, oder — wenn er wegen des Anklanges
Gatte, daß sie rein geblieben, aber der Trank nicht lang genug, daß man ohne Weiteres auf ein Ja
an Sudermann das Latein vermeiden wollte — „Immerider Wahrheit ist mit herber Bitterkeit gemischt. des Glückes verzichten kann.“ Dieses Jahr hatte er
dieselbe“ zusammenfassen können. Denn seine Einakter Nicht der Hingebung an seine Person hat es nossen, dann kam das andere und — und dann bli