II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 491

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9.4. Der pruene akadn 7VkIus
Prämisse in ihr Gegentheil. So wird Cyprian, der „Paracelsus“ entzückte Frau Schratt durch eine Na¬
allzu zuversichtliche Gatte, durch das hypnotische Kunst= türlichkeit, die selbst manche geschraubte Phrase und
manches hohle Wort erträglich machte. Ebenso gab
stück des Paracelsus gedemüthigt und Paracelsus
Herr Krastel den Meister Cyprian kernig und glaub¬
könnte befriedigt von dannen ziehen. Aber das wäre
gar zu dünn. So wird die These gestürzt und Para¬
haft. Mäßig waren die Leistungen des Herrn Thimig
und des Fräuleins Haeberle als Stadtarzt Copus
celsus selbst erhält durch die Offenherzigkeit seines Mediums
und Jungfer Cäcilia. Fast komisch wirkte Herr Robert
eine Lection. Ebenso ist Professor Pilgram mit sich einig,
daß seine Frau einen Anderen geliebt habe und daß dies als kreideweiß geschminkter, rabenschwarz gekleideter und
zwar abscheulich, aber doch entschuldbar gewesen sei. in dumpfem Hamletton declamirender Paracelsus. In
Die Annahme wird ins Gegentheil verwandelt, indem dem Schauspiel „Die Gefährtin“ gab Herr Sonnen¬
Hausmann bekennt, daß er sich indessen mit einersthal den Professor etwas zu alt, mitunter unverständlich,
Anderen verlobt habe, und diese These wird nochmals aber schlicht und wirkungsvoll in der Auffassung. In
gestürzt, indem Frau Olga dem Professor enthüllt, daß der Groteske „Der grüne Kakaon“ stand abermals Herr
diese Verlobung eine zwischen den ehebrecherischen Sonnenthal als Henri im Vordergrunde des Interesses.
Aber es war blos ein Stück „Kean“, was er spielte.
Liebesleuten abgemachte Sache war. Auch der Trie
Frau Mitterwurzer als Marquise Séverine war
Henri's im „Grunen Kakadu“ ist nichts als scenische
Antithese. Zuerst heiratet er seine Leocadie, dann
von scharfer Charakteristik. Herr Römpler war ein
nimmt er an, er habe sie mit dem Herzog ertappt breitspuriger Spelunkenwirth, Herr Thimig als
und diesen erstochen, und dann hat ihn Leocadie that= Philosoph Grasset von guter, aber etwas fadenscheiniger
sächlich betrogen und er erdolcht den Herzog wirklich. Komik. Sehr gut war Herr Moser als Schneider
Diese Technik soll offenbar den Mangel an dramati¬
Die Aufnahme der Première war freundlich, aber
schen Wendepunkten verbergen. Aber das ist eine Esca¬
motage, die kaum einmal verblüfft, geschweige denn sieben=oder
nicht überschwänglich. Das ist schlimm. Denn das Werk
eines Dichters wie Arthur Schnitzler, der eines der wenigen
achtmal hintereinander. Man wird dessen ebenso rasch
Talente der Wiener Clique ist und schon so hoch hinauf¬
inne als müde, weil alle diese scenischen Antithesen nur
willkürlich herbeigeführte Wendungen, nicht aber orga=gelobt wurde, daß mau vor lauter Marmorsockel kaum
nische Theile einer dramatischen Handlung sind. Und so mehr den Dichter selbst sieht, sollte überhaupt nur durch¬
vermag denn auch diese wunderliche Technik, die der schlagende Erfolge erzielen. Wenn schon das verständni߬
Rhetorik und nicht der Dramatik zugehört, den Eindruck reife Premièrenpublicum nur wohlwollend klatscht, statt
in satzungsmäßigen Enthusiasmus zu gerathen, was soll
nicht zu verwischen, daß die neuesten Bühnendichtungen
Schnitzler's wol ein ganz hübsches Novellenbuch, aber man dann von der Masse, von dem Publicum zu er¬
mäßigten Preisen und herabgesetztem Kunstverständniß er¬
durchaus keinen Theaterabend zu füllen vermögen. Diese
drei Einacter sind typisch für die moderne dramatische
warten? Das findet dann am Ende gar, die schönen
Einacter seien überhaupt nur Premièrencaviar, aber keines¬
Dichtkunst, zumal in ihrer aufdringlichen Wiener Abart:
wegs nahrhaftes Theaterbrod. Und das wäre wirklich
sie offenbaren statt dramatischer Kunst nichts als un¬
schlimm. Denn von Caviar allein kann das Burgtheater
dramatische Künstelei.
Die Darstellung, welche die Einacter Schnitzler's nicht leben. Man hätte vielleicht doch ein Stück Benedix.#
Gustav Davis.
am Burgtheater fanden, war ungleich, aber in ihrem dazuschneiden sollen....
überwiegenden Theile vortrefflich. In. dem Schauspiele!