II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 493

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9.4. Der gruehe-Kakadu ZukIus
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Beiden; das eine Individuum wird Instrument, das andere
„Gefährtin“ gerade begraben. Sie war zwanzig Jahre
uilleton. I
wird Versuchsobject — ich will nicht sagen Versuchskaninchen.
jünger als ihr Gefährte, ein alternder Professor. Die Liebe,

Eine gesunde ästhetische Empfindung würde also an Stelle
welche ihr in der Ehe versagt blieb, hat sie durch Jahre vom
der dramatisch tausendfältig erprobten Suggestion nicht die
Burgtheater.
Strauch gepflückt; vielleicht von Sträuchern. Der Assistent
Hypnose setzen. Doctor Paracelsus kehrt nach langen Reisenl des Professors war der allein oder meist Begünstigte. Er
huspiel in einem Act. — „Die Ge¬
in seine Vaterstadt zurück. Seine einstige Jugendliebe ist hat die Liebelei nicht ernst genommen, hat während der
in einem Act.
„Der grüne
das Weib eines ehrsamen Waffenschmiedes geworden. Er! Freuden in den Winkeln des dreieckigen Verhältnisses sich sogar
einem Act von Ar hur Schnitzler.
könnte nun, wenn das natürliche Gefühl und nicht ein künst= „reich“ verlobt. Die Frau wußte das, ohne irgendwie be¬
führung am 1. März 1899.)
lich erdachtes Experiment helfen dürfte, durch die Machtl ängstigt zu sein; sie wollte ja nur den Augenblick genießen.
Initzler's neuen Stücken ist's mir ganz
seiner physischen oder geistigen Ueberlegenheit, ja allein Nun ist sie todt; wir erfahren alle diese Dinge; aber sie ist
der Aufführung nicht in Stimmung
durch die Erinnerung an die schönen Jugendtage das Weib
doch todt, dramatisch gleichgiltig für das posthume Stück.
ttem Willen. Meine Gefühle gingen
des Philisters wieder an seine Seite bringen — wie Sieg= Wir haben uns an die beiden „Gefährten“ zu halten. Der
je das gew sse Nachklingen der Empfin¬
mund dem Hunding die Sieglinde abringt. Er könnte aber
Professor hat sich in seiner König Marke=Rolle recht gut
s dem Hause. Jetzt sind einige Tage
auch, wenn das Weib und ihr nüchterner Handwerker¬
gefallen, da er wahre Liebe bei der Gefährtin und ihrem —
ke das Gehörte und Geschaute, da ich
gemahl nur vorübergehend die Macht des höheren Geistes seinem Assistenten vermuthete. Er hatte es sich in den Kopf
Iglaube bei der Erinnerung mehr als
fühlen llen, der schwachen Frau die Geständnisse, welche gesetzt, von wahrer Liebe hintergangen zu werden. Nun er¬
empfinden. Ich denke die Stücke im
den Gatten in Angst jagen, bei wachen Sinnen ab¬
fährt er, daß der Assistent kein Tristan, die Gefährtin keine
, daß das Denken mir Manches zu pressen Die Psychologie, auf welche Arthur Schnitzler sich
Isolde gewesen war; nicht einmal die Wonneschauer eines
ich bei künstlerischen Dingen sorst das vortrefflich versteht, ist ja der Bühne verwandter als psycho=Liebestodes, sondern einen ganz gemeinen Herzschlag muß er
vorauszugehen pflegt. Ich ertappe pathische Experimente . . In der einmaligen Hypnoje hätte
als Todesursache erkennen. Da ehrt er zunächst den Assi¬
als Empfangender denselben Proceß ich eine dramatische Wunderlichkeit gesehen; die Wieder¬
stenten durch einen verspäteten Hinauswurf; er selbst geht
nitzler als Schaffender sich hingegeben
holung der Hypnose aber, welche wieder Vergessenheit be= auf Reisen oder schreibt ein neues Buch ... Rechtfertigt
kie diese Stücke zuerst denken — sein
wirken soll, scheint mir vollends ein dramatischer Fehler.
der gewiß sehr interessante Einblick in die Seele einer leicht¬
ssatze zu unseren modernen Wiener¬
Die Pein des Anblickes schwindet mir freilich jetzt in sinnigen, nun todten Frau, der Einblick in die Seele eines
dann erst wurde das abstract
der Erinnerung, welche glücklicherweise nur das Gute und kalt duldsamen, aber nicht etwa duldenden Professors den
Fühlen geleitet. Das Hypnotisiren ist
Beste mir vor den Sinn bringt: die edle dichterische Vers= dramatischen Apparat? Sind Erkenntnisse, die eine Todte
um Komischen wie zum Tragischen sprache Schnitzler's, die vielen geistvollen, goldhältigen Ge= betreffen und die Ueberlebenden nicht in starke Conflicte,
gang ist darum auf der Bühne nicht danken, die geschickte Einführung und Durchführung des
ja kaum zu einer Veränderung der Lebensweise bringen,
die etwa eine klinische Amputation, gewagten Experiments, die durchaus vornehme, feinsinnige virklich werth, den alleinigen Inhalt eines Schauspieles
peinlich in der Unsicherheit, ob die
Gestaltung des Schauspieles. Die fesselnden Gegensätze des zu bilden? Wir hören allerlei Dinge, Nachklänge eines
ten im nächsten Moment Gelächter
genialen Uebermenschen und des Gauchs, an welchen das verfehlten Ehelebens. Was aber schauen wir?
erregen wird. Die geistige Ueber= Mädchen der Versorgung wegen sich gehängt hatte, empfinde
Diese Zweifel lassen bei der Aufführung keine Ruhe,
,deren Sinne stark und wach sind, ich jetzt, fern der Hypnose, viel freier und reiner, und das
sie regen Fragen auf; man glaubt im Theater sich selbst
dem Augenblicke aber, da dem Doctor Spielen mit dem Experiment tritt für mich hinter das be= eder das Stück nicht auf dem rechten Platze. Heute aber,
gelingt, verliert nicht nur die Hyp= wegende Spiel des Geistes.
ii der Erinnerung, bewundere ich einzig die Virtuosität der
unlos Betrunkene jede dramatische
Ein Gedankenstück wie „Paracelsus“ ist auch „Die venigstens scheinbar dramatischen Gestaltung, die psychologischen
die hypnotisirende Person wird uns
Gefährtin“. Es wird ein moralischer Todtenbefund auf= Rechtfertigungen und Folgerungen, Schnitzter's Tiefe der Be¬
weil ein tüchtiger Spitalsdiener bei
genommen; mit der Kälte und Gewissenhaftigkeit, die
cbachtung und Weite der Menschenkenntniß, seinen männ¬
dasselbe vermöchte wie der dramatische wir an Amtspersonen, welche viel um Leichen zu schaffen
lichen Ernst, der unbekümmert um äußere Erfolge, seine Kräfte
scheidet sich aus dem Verhältniß der haben, bewundern. Da der Vorhang sich hebt, wurde die auch an gewagten dramatischen Stoffen erprobt. Er arbeitet





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