II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 494


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9.4. Der gruene Kakadu Zuklus
unverdrossen und in sich gekehrt an seiner inneren Klärung Schleuther Schauspielkunst ... Er hängte dem „Paraceisus“ erzählen könne, was ihm eigemtlich
weniger an läppischen „Erklärungen“ mit denen eitle seinen Radschuh ein. In den Nothpausen, zwischen Rede und neugierig das zu erfahren, wir g
von Europa und Umgebung aufs
Reclamehelden ihr Dasein überflüssigerweise noch betonen Gegenrede, hätte man ganze Lustspiele aufführen können.
haben und daß ihm wirklich etwa
möchten. Ein Schritt noch, und Schnitzler hat sich in seinem Im „grünen Kakadu“ keuchte die Aufführung der Virtuosität
ebenmäßigen, organischen Entwicklungsgange, wie er nur des Dichters nur mühselig nach. Ruckweise setzte die Groteske,
welche einen Wirbel von Gestalten erfordert, sich fort. Nach
Der grenzenlose Uebermuth
hervorragenden und grundechten Begabungen zukommt, von
jeder Episode fiel ein idealer eiserner Vorhang; erst als er den neuesten Ausmeisungsmaßregel
seinen Anatolismen gänzlich losgerungen. Mehr als „Para¬
zuvor hat eine Partei zu solchen
celsus“ und „Die Gefährtin“, dürfte „Der grüne Kakadu“ sich wieder zu heben schien, rückte die nächste Gruppe vor.
sönlicher Rancune sich hinreißen
eine solche Kunstwende bedeuten. Schnitzler's nun schon weit Dabei wurden die gleichgiltigsten Phrasen mit vorstädtischer
famosen Werke des Bürgermeisters
gediehene Technik ist hier fast zur Virtuosität gesteigert, und Aufdringlichkeit in das Publicum geschleudert; für feinere,
unabhängigen Organen der
es ist nicht mehr der Ehebruch an sich, sondern eine tödtliche edlere dynamische Schattirungen war nicht gesorgt. Manch
stigmatisirte, wird boycottirt, un
treffliches Wort ging wiederum in dem Lärmen unter. Hat
Bestrafung des Ehebruches zugleich als Durchbruch einer
für alle anderen Zeitungen gelten
denn Director Schlenther für das anarchische Dilettiren, Wege sortfahren sollten. Lueger
welterschütternden Bewegung gezeigt. Die Absichtlichkeit dieser
das wir am Burgtheater jetzt als Schauspielkunst nehmen Thaten und Schöpfungen schweigen
Verknüpfung tritt — wiederum als Gedankenproceß —
noch zu deutlich hervor. Die alte Idee, Spiel in Wirklich= sollen gar keine Empfindung? Ist sein Sinn so stumpf daß die freisinnigen Blätter über
keit, Schein in Leben ausströmen zu lassen, ist auf dem ge= oder seine Autorität so gering? Gewiß, Dr. Paul Schleuther Währinger Theater, reden. Dort
Schauspieler jüdischer Confession
ist nicht zum Theaterdirector, zum Leiter größerer Massen
waltigen Hintergrunde der französischen Revolution neuartig
gestaltet; das Treiben in der Taverne zum „grünen Kakadu“ (geschaffen. Ist es ihm aber wirklich unerreichar, den Burg=serstatter der sogenannten „Juden
wo decadente Aristokraten als Todtgeweihte am Tage der theaterdirector wenigstens zu spielen? Herrn Robert gesehen. Wie wär's, wenn diese
machten, dem Herrn Bürgermeiste
Erstürmung der Bastille sich harmlos an der Darstellung durfte er in dieser Paracelsus=Maske gar nicht auf die Bühne
fleißig über Gas, Tramway und
von Unthaten ergötzen, ist lebensvoll und lebenswahr ge=lassen. Wie ein Gespenst oder eigentlich wie die Caricatur
vom Stadttheater völlig schweigen
schildert; die unvergleichliche Beweglichkeit der Franzosen ist eines Gespenstes schlich er über die Bretter. Herr Robert
Zuter, hau' ich Deinen Theate
ist zur Negation eines Schauspielers geworden. Er verändert
für die „Neue Freie Presse“, sonder
freilich in der Groteske mehr angestrebt als erreicht, doch
sich gar nicht mehr — das Seitenstück zu Schlenther's
gelten. Diese scheinen keine recht
zündende Geistesblitze zucken durch das Stück; bewunderns¬
heilsame Wirkung ein solch geme#
Normaltempo — und klebt sich die Rollen nur mehr
würdig ist der sichere Plan in dem scheinbaren Chaos, der
Bürgermeister und die sonstige
äußerlich an. Frau Schratt war zu gesund als Medium;
ironische Ton, der bis zur Bitterkeit und schließlich zur
Kunsttempels an der Währinger
Raserei anschwillt, wenn auch Gedankenarbeit, gewiß eine sie könnte mit ihrer Natur ein Regiment von Hypnotiseuren
reiche und blühend dichterische Gedankenarbeit, hier als in die Flucht jagen. Diese Empfindung hatte man auch bei
der Aufführung, zumal dieser Doctor Paracelsus nicht geeignet
Inmitten des augenscheinlich
Ersatz für Temperament zu gelten hat.
war, irgend welche Macht auf Andere auszuüben. Im
falles dem die französische Repu
Die Aufführung wirkte den Stücken entgegen. Directer
zweiten Stücke, da Einer hinausgeworfen werden soll, war
die Welt immer wieder auf Ersch
Schlenther's Tempo ist das Adagio. In diesem Tempo wird
merksam, die Erstannen und Bewi
Herr Devrient, dem sonst diese Rolle zufällt, leider fürs
am Burgtheater jetzt Alles zerspielt — classische Tragödit,
jener glänzenden Namen, deren 2
Burgtheater nicht zur Verfügung. Herr Zeska bewies,
modernes Lustspiel oder Schwank. Es ist ganz einzig, dieses
für Wahrheit und Gerechtigkeit ei
daß er in diesem Punkte — es ist ein punctum saliens —
Schlenther'sche Normaltempo aber bequem. Nach ihm müssen
zwei Persönlichkeiten angeschlossen,
keine Uebung habe. Herr Sonnenthal zog für die
sich die Dichter strecken. Selbst der gute Benedix wurde
antiken Geiste erfüllter Rede alle
Strafreden alle Orgelregister seines Organs mit Wirkung
jüngst in mörderischer Weise zerdehnt. Vor jedem Spase
riefen, um sie zur Hochhaltung de
Schumrich's eine Generalpause, damit das Publicum aus auf. Weniger glaubhaft war er ais Henri im „grünen bürgerlichen Ordnung zu entflamm
merksam werde. Dann wurde das Kunststück mit da Kakadu“. Die Vorgänge dieser Groteske haben Frau werke von Berenger und von Wa
größten Umständlichkeit ausgeführt. Und wieder eine Genera=[Mitterwurzer, die Herren Zeska und Hart= Zeiten als Documente zu gelten h
der auch in Zeiten des Nieden
pause, damit sich das Publicum von dem Spasse erholet mann vor den Anderen gefördert.
L. A. Terngimponirende, ehrfurchtgebietende L#
und festhalten könne, daß Thimig und kein Anderer de

Urheber dieses Kunststückes gewesen ist. Das nennt Directe