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9.4. Der-Brnene KakaduZpkius
Tagen der bekännte Geschichtsialer Prosessori'schen Voltes Recht, für deutsche Sitte und deutsche sorge in dieser Richtung vorliegt, ist nicht zu iu
Wielicenus. Die Trauerfeier sollte im Kaisersaal] Sprache, für unsere deutsche Heimat in Oesterreich. leugue: Die Reichs= und Staatsregierung geben hi
des Goslarer Kaiserhauses stattfinden; als indessen! Wir verwahren uns dagegen, daß es seine ihm von sich der Erwartung bin, daß die jetzt erlassene! 187
H
sehr bald in einem Brimborium von Effekthascherei,
Theater und Musik.
verehrf, sich aber erst jetzt zu dem entscheidenden I
von ausgeklügelten Konflikten und Situationen
Schrift entschlossen. Der Professor, der zwar den
Alf. A. Im Deutschen Theater hat am Sonn¬
v0
unter, so daß es schließlich auch dem willigen Be¬
getreiken Liebhaber seiner Gattin duldete, ist jetzt über
4bend der Einakter=Cyklus, den Herr Arthur
urteiler unmöglich wurde, in das nähere Verhältnis
den ußgetreuen aufs höchste empört und jagt ihn zum
Schnitzler aus Wien sich nach modernstem Rezept
zu den Bühnenvorgängen zu treten, das eine gute
Hausshinaus. Da erfährt er von der Freundin des
geleistet hat, nur zu einem kleinen Teil den Erwar¬
und sinnige Dichtung so bald zwischen sich und dem
Hauses, daß seine verstorbene Gattin um viesen zeit
jungen entsprochen, zu denen die bisherigen Talent¬
Hörer herstellt.
Verlobungsplan des Assistenten gewußt und ihn auch
proben des Dichters berechtigten. Zwar gab es
Kai
„Die Gesährtin“, das Schauspiel, das den
gebilligt habe. Sein Zorn auf den jungen Doktor
wieder Beifall und Hervorrufe in Hülle und Fülle
Kel
Abend eröffnete, ist in Stimmung und Mache noch
war also nicht so berechtigt, wie es ihm erschien.
und wollten sich sonderlich nach dem zu zweit ge¬
bun
die relativ beste Nummer des Cyklus, obschon auch
Um diese traurige Erfahrung reicher verschließt er
gebenen Revolutionsstücke die Leute, die so gern der
Her
hier die Sucht, Außerordentliches und Originelles
das Zimmer seiner Frau, nachdem er noch den Kranz
polizeilichen Censur nachträglich eine eigne Censur
zu bieten, den tiftelnden Dichter zu einem Sujet ge= des Assistenten, statt ihn zum Fenster hinauszu¬
erteilen, vor Entzücken fast umbringen, als die wilde
führt hat, wie es gesuchter und wurmstichiger koum
werfen, auf den Schreibtisch der Verstorbenen ge¬
Horde der Bastille = Stürmer mit wüstem Lärm die
ftür
möglich ist. Wir erleben in dem Balkonzier
legt hat, und beschließt nach einem schweren Seufzer
Treppe zum „Grünen Kakadu“
In
einem Ver¬
einer Professorenvilla den Abend des Begräbnis¬
sich als Philosoph in seine Lage zu finden und zu
brecherkeller — herabstürmte, in dem man eben den
her
tages der Hausfrau. Der Witwer ist merkwürdig
verreisen. Die darstellerisch von Herrn Nissen,
Herzog von Cadignanermordet hatte. Weraber unbeirrt
Trei
gefaßt und gleichgiltig gegen alle Beileidsbezeugungen.
dem Professor, und Herrn v. Wintersteim, dem
vom Geschrei blinder Parteigängerei den Vorgängen
übe
Nach dem Eintritt einer Freundin des Hauses die
Assistenten, zum Austrag gebrachte häusliche Scene
auf der Bühne gefolgt war, konnte keinen Augen¬
um Rückgabe ihrer Briefe an die Verstorbene bittet,
fand namentlich in dem fein abgetönten Spiel des
Nerk
blick darüber in Zweifel sein, daß das künstlerische
erfahren wir auch den Grund. Der Professor hat
ersteren eine wesentliche Stütze. Daß es schließlich übr
Gesamtergebnis des Abends wieder einmal nicht
nur ein Oder zwei Johre mit seiner Gattin glücklich
auch diesem gewandten Künstler nicht gelang, den
entfernt im richtigen Verhältnis zu dem Enthusias¬
effek
gelebt. Es mußte so kommen, wie er selbst sagt.
Vorgang sympathischer zu machen, ist bei der Un¬
Art.
mus stehe, den hier litterarische Coterie und Cliquen=] Sie war ja 20 Jahre jünger und taugte auch mehr
erquicklichkeit des Sujets wohl kein Wunder.
allsch
wirtschaft in aufdringlichster Weise zu bekunden für zur Geliebten wie zur Gefährtin. Da hat er denn
Das zweite Stück „Der grüne Kakadu“ benenntlosef
nötig hielten. Schnitzler ist nur in dem ersten
all' die Jahre still
zugesehen, wie
ihm
Schnitzler eine „Groteske“. Schon dieser Verlegen¬
Stück des Cyklus, dem Schauspiel „Die Gefährtin“,
ung
fremd und fremder wurde und selbst kein
heitstitel läßt erkennen, daß die Selbsteinschätzung
noch der Stimmungskünstler und sensitive, weiche
spiell
Wort gesagt, als sie ihn
mit seinem
des Werkes seinem Dichter einige Schwierigkeiten
Schilderer des wienerischen Gesellschaftslebens, als
kom
jungen Afsistenten hinterging. Ein merkwürdiger
bereitete. Um grotesk geneunt zu werden, muß eine
den man ihn seit einem halben Jahrzehnt kennt.
seine
Mann dieser Professor Pilgram. Aber es kommt
Sache schon recht abenteuerlich sein, und das ist
Im übrigen ist an die Stelle der bisherigen
Hun
noch merkwürdiger, als plötzlich dieser ehrenwerte
denn auch dieser Abend der Bastille=Erstürmung im
schaffensfreudigen Unbefangenheit und wohlthuen¬
tisch
Assistent, der einzige, der nach Pilgrams Ausspruch
Grünen Kakadu des früheren Theaterdirektors
den Schlichtheit und Natürlichkeit diesmal die Re¬
findi
heute zu wirklicher Trauer Anlaß habe, eintrifft,
Prospöre hinreichend. Herr Prospère ist jetzt Wirt
flexion, die Künstelei und leidige Originalitätssucht
wohl
sein Beileid ausspricht und den Professor, der sich
des Verbrecherkellers und steht sich dabei ganz gut.
getreten, die schon so manches vielverheitzende Talent
Kabi
durch vermehrte Arbeit zerstreuen wollte, bereden
Sein Publikum rekrutiert sich aus der Pariser
verwüsteten und schließlich in ödester Manieriertheit
mit
will, mit ihm, dem Assistenten, schon tags darauf
Aristokratie. Selbst der Herzog von Cadignan ver¬
untergehenließen. Sohinterläßt denn nicht ein einziges
vern
in demselben Seebade, wo er mit den Seinen den
schmäht es nicht, sich hier einzufinden und von der
Stück dieses Cyklus einen reinen, ungetrübten
wahr
Urlaub verbrachte, seine Nerven zu beruhigen. Ver¬
Truppe des Wirtes, ehemaligen Schauspielern des
künstlerischen Eindruck. Auch wo sich noch ein Rest
kehre
wundert fragt der Professor nach diesen Seinigen.
Erdiektors, die schauderösesten Dinge vorgaukeln zu
der früheren hübschen Stimmungskunst und sicheren] Da gesteht der Assistent zögernd ein, dies wären
lassesz. Gerade darin beruht der Witz, daß alle diese letzte
Menschenzeichnung entdecken ließ, gingen doch alle] seine junge, eben erkorene Braut und deren Eltern.] Vorkäge und Darstellungen nur erlogene Verbrechen! Viell
liebenswürdigen Züge des Schnitzleischen Talents! Schon seit Jahren habe er dieses Mädchen heimlich bebafideln, daß niemand etwas ernst nehmen darf. Revo
W
GSt
9.4. Der-Brnene KakaduZpkius
Tagen der bekännte Geschichtsialer Prosessori'schen Voltes Recht, für deutsche Sitte und deutsche sorge in dieser Richtung vorliegt, ist nicht zu iu
Wielicenus. Die Trauerfeier sollte im Kaisersaal] Sprache, für unsere deutsche Heimat in Oesterreich. leugue: Die Reichs= und Staatsregierung geben hi
des Goslarer Kaiserhauses stattfinden; als indessen! Wir verwahren uns dagegen, daß es seine ihm von sich der Erwartung bin, daß die jetzt erlassene! 187
H
sehr bald in einem Brimborium von Effekthascherei,
Theater und Musik.
verehrf, sich aber erst jetzt zu dem entscheidenden I
von ausgeklügelten Konflikten und Situationen
Schrift entschlossen. Der Professor, der zwar den
Alf. A. Im Deutschen Theater hat am Sonn¬
v0
unter, so daß es schließlich auch dem willigen Be¬
getreiken Liebhaber seiner Gattin duldete, ist jetzt über
4bend der Einakter=Cyklus, den Herr Arthur
urteiler unmöglich wurde, in das nähere Verhältnis
den ußgetreuen aufs höchste empört und jagt ihn zum
Schnitzler aus Wien sich nach modernstem Rezept
zu den Bühnenvorgängen zu treten, das eine gute
Hausshinaus. Da erfährt er von der Freundin des
geleistet hat, nur zu einem kleinen Teil den Erwar¬
und sinnige Dichtung so bald zwischen sich und dem
Hauses, daß seine verstorbene Gattin um viesen zeit
jungen entsprochen, zu denen die bisherigen Talent¬
Hörer herstellt.
Verlobungsplan des Assistenten gewußt und ihn auch
proben des Dichters berechtigten. Zwar gab es
Kai
„Die Gesährtin“, das Schauspiel, das den
gebilligt habe. Sein Zorn auf den jungen Doktor
wieder Beifall und Hervorrufe in Hülle und Fülle
Kel
Abend eröffnete, ist in Stimmung und Mache noch
war also nicht so berechtigt, wie es ihm erschien.
und wollten sich sonderlich nach dem zu zweit ge¬
bun
die relativ beste Nummer des Cyklus, obschon auch
Um diese traurige Erfahrung reicher verschließt er
gebenen Revolutionsstücke die Leute, die so gern der
Her
hier die Sucht, Außerordentliches und Originelles
das Zimmer seiner Frau, nachdem er noch den Kranz
polizeilichen Censur nachträglich eine eigne Censur
zu bieten, den tiftelnden Dichter zu einem Sujet ge= des Assistenten, statt ihn zum Fenster hinauszu¬
erteilen, vor Entzücken fast umbringen, als die wilde
führt hat, wie es gesuchter und wurmstichiger koum
werfen, auf den Schreibtisch der Verstorbenen ge¬
Horde der Bastille = Stürmer mit wüstem Lärm die
ftür
möglich ist. Wir erleben in dem Balkonzier
legt hat, und beschließt nach einem schweren Seufzer
Treppe zum „Grünen Kakadu“
In
einem Ver¬
einer Professorenvilla den Abend des Begräbnis¬
sich als Philosoph in seine Lage zu finden und zu
brecherkeller — herabstürmte, in dem man eben den
her
tages der Hausfrau. Der Witwer ist merkwürdig
verreisen. Die darstellerisch von Herrn Nissen,
Herzog von Cadignanermordet hatte. Weraber unbeirrt
Trei
gefaßt und gleichgiltig gegen alle Beileidsbezeugungen.
dem Professor, und Herrn v. Wintersteim, dem
vom Geschrei blinder Parteigängerei den Vorgängen
übe
Nach dem Eintritt einer Freundin des Hauses die
Assistenten, zum Austrag gebrachte häusliche Scene
auf der Bühne gefolgt war, konnte keinen Augen¬
um Rückgabe ihrer Briefe an die Verstorbene bittet,
fand namentlich in dem fein abgetönten Spiel des
Nerk
blick darüber in Zweifel sein, daß das künstlerische
erfahren wir auch den Grund. Der Professor hat
ersteren eine wesentliche Stütze. Daß es schließlich übr
Gesamtergebnis des Abends wieder einmal nicht
nur ein Oder zwei Johre mit seiner Gattin glücklich
auch diesem gewandten Künstler nicht gelang, den
entfernt im richtigen Verhältnis zu dem Enthusias¬
effek
gelebt. Es mußte so kommen, wie er selbst sagt.
Vorgang sympathischer zu machen, ist bei der Un¬
Art.
mus stehe, den hier litterarische Coterie und Cliquen=] Sie war ja 20 Jahre jünger und taugte auch mehr
erquicklichkeit des Sujets wohl kein Wunder.
allsch
wirtschaft in aufdringlichster Weise zu bekunden für zur Geliebten wie zur Gefährtin. Da hat er denn
Das zweite Stück „Der grüne Kakadu“ benenntlosef
nötig hielten. Schnitzler ist nur in dem ersten
all' die Jahre still
zugesehen, wie
ihm
Schnitzler eine „Groteske“. Schon dieser Verlegen¬
Stück des Cyklus, dem Schauspiel „Die Gefährtin“,
ung
fremd und fremder wurde und selbst kein
heitstitel läßt erkennen, daß die Selbsteinschätzung
noch der Stimmungskünstler und sensitive, weiche
spiell
Wort gesagt, als sie ihn
mit seinem
des Werkes seinem Dichter einige Schwierigkeiten
Schilderer des wienerischen Gesellschaftslebens, als
kom
jungen Afsistenten hinterging. Ein merkwürdiger
bereitete. Um grotesk geneunt zu werden, muß eine
den man ihn seit einem halben Jahrzehnt kennt.
seine
Mann dieser Professor Pilgram. Aber es kommt
Sache schon recht abenteuerlich sein, und das ist
Im übrigen ist an die Stelle der bisherigen
Hun
noch merkwürdiger, als plötzlich dieser ehrenwerte
denn auch dieser Abend der Bastille=Erstürmung im
schaffensfreudigen Unbefangenheit und wohlthuen¬
tisch
Assistent, der einzige, der nach Pilgrams Ausspruch
Grünen Kakadu des früheren Theaterdirektors
den Schlichtheit und Natürlichkeit diesmal die Re¬
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heute zu wirklicher Trauer Anlaß habe, eintrifft,
Prospöre hinreichend. Herr Prospère ist jetzt Wirt
flexion, die Künstelei und leidige Originalitätssucht
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sein Beileid ausspricht und den Professor, der sich
des Verbrecherkellers und steht sich dabei ganz gut.
getreten, die schon so manches vielverheitzende Talent
Kabi
durch vermehrte Arbeit zerstreuen wollte, bereden
Sein Publikum rekrutiert sich aus der Pariser
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will, mit ihm, dem Assistenten, schon tags darauf
Aristokratie. Selbst der Herzog von Cadignan ver¬
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schmäht es nicht, sich hier einzufinden und von der
Stück dieses Cyklus einen reinen, ungetrübten
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Urlaub verbrachte, seine Nerven zu beruhigen. Ver¬
Truppe des Wirtes, ehemaligen Schauspielern des
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wundert fragt der Professor nach diesen Seinigen.
Erdiektors, die schauderösesten Dinge vorgaukeln zu
der früheren hübschen Stimmungskunst und sicheren] Da gesteht der Assistent zögernd ein, dies wären
lassesz. Gerade darin beruht der Witz, daß alle diese letzte
Menschenzeichnung entdecken ließ, gingen doch alle] seine junge, eben erkorene Braut und deren Eltern.] Vorkäge und Darstellungen nur erlogene Verbrechen! Viell
liebenswürdigen Züge des Schnitzleischen Talents! Schon seit Jahren habe er dieses Mädchen heimlich bebafideln, daß niemand etwas ernst nehmen darf. Revo
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