II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 532

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9.4. Der-Brnene KakaduZykLus
####schen Volles Recht, für deutsche Sitte und deutsche sorge in dieser Richtung vorliegt, ist nicht zu tung vorgegangen. Diese Magnubiin.
Iial Sprache, für unsere deutsche Heimat in Oesterreich. leugnin. Die Reichs= und Staatsregierung geben heblichen Unzuträglichkeiten. Sie gaben Veranlassung,
en Wir verwahren uns dagegen, daß es seine ihm von sich der Erwartung hin, daß die jetzt erlassene! 1872 den Ersatz der Beamtenstellen=Inhaber durch
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Je ärger die Schimpfereien des Wirtes auf seine
sehr bald in einem Brimborium von Effekthascherei, verehrf, sich aber erst jetzt zu dem entscheidenden
vornehmen Gäste werden, je deutlicher die Drohun¬
Schrift entschlossen. Der Professor, der zwar den
von ausgeklügelten Konflikten und Situationen
gen und Anspielungen auf Köpfen und Hängen der
getreiken Liebhaber seiner Gattin duldete, ist jetzt über
unter, so daß es schließlich auch dem willigen Be¬
Aristokratie ausfollen, um so belustigter fühlt sich
den ußgetreuen aufs höchste empört und jagt ihn zum
urteiler unmöglich wurde, in das nähere Verhältnis
die letztere und klatscht iebhaften Beifall. Da gleich¬
Hauschinaus. Da erfährt er von der Freundin des
zu den Bühnenvorgängen zu treten, das eine gute
zeitig in Paris die Bastille erstürmt wird und ferner
Hauses, daß seine verstorbene Gattin um diesen
und sinnige Dichtung so bald zwischen sich und dem
Kanonendonner in das wüste Fastnachtstreiben des
Verlobungsplan des Assistenten gewußt und ihn auch
Hörer herstellt.
Kellers hineintönt, so wird eine gewisse Galgen¬
gebilligt habe, Sein Zorn auf den jungen Doktor
„Die Gefährtin“, das Schauspiel, das den
humorstimmung erzeugt. die am Schlusse, als der
war also nicht so berechtigt, wie es ihm erschien.
Abend eröffnete, ist in Stimmung und Mache noch
Herzog von dem mit Grund auf ihn eifersüchtigen
Um diese traurige Erfahrung reicher verschließt er
die relativ beste Nummer des Cyklus, obschon auch
Schauspieler Heuri, Prospères erstem Mimen, erstochen
das Zimmer seiner Frau, nachdem er noch den Kranz
hier die Sucht, Außerordentliches und Originelles
wird. und alles auf die dekadenten Adligen ein¬
des Assistenten, statt ihn zum Fenster hinauszu¬
zu bieten, den tixtelnden Dichter zu einem Sujet ge¬
stürmt, in den Ton einer Tragikomödie umschlägt.
werfen, auf den Schreibtisch der Verstorbenen ge¬
führt hat, wie es gesuchter und wurmstichiger kaum
In wildem Tumult drängt plötzlich von der Straße
legt hat, und beschließt nach einem schweren Seufzer
möglich ist. Wir erleben in dem Balkonzimmer
her eine wüste Horde von Revolutionsmännern die
sich als Philosoph in seine Lage zu finden und zu
einer Professorenvilla den Abend des Begräbnis¬
Treppe herab und giebt das Signal zu einem Jubel
verreisen. Die darstellerisch von Herrn Nissen,
tages der Hausfrau. Der Witwer ist merkwürdig
über den Fall der Bastille, daß man anzunehmen
dem Professor, und Herrn v. Wintersteim, dem
gefaßt und gleichgiltig gegen alle Beileidsbezeugungen.
versucht ist, das Stück sei überhaupt nur um dieser
Assistenten, zum Austrag gebrachte häusliche Scene
Nach dem Eintritt einer Freundin des Hauses, die
Revolutionspointe willen geschrieben worden. Im
fand namentlich in dem fein abgetönten Spiel des
um Rückgabe ihrer Briefe an die Verstorbene bittet.
übrigen ist es ein ausgeklügelter grober Knall¬
ersteren eine wesentliche Stütze. Daß es schließlich
erfahren wir auch den Grund. Der Professor hat
effekt, ein Mosaik von Genrebildern zweifelhaftester
auch diesem gewandten Künstler nicht gelang, den
icht] nur ein oder zwei Jahre mit seiner Gattin glücklich
Art. Herr Rittner glänzte als ein Strolch, der
Vorgang sympathischer zu machen, ist bei der Un¬
gelebt. Es mußte so kommen, wie er selbst sagt.
as¬
allsogleich den Wirt bestahl und nebenher in harm¬
erquicklichkeit des Sujets wohl kein Wunder.
Sie war ja 20 Jahre jünger und taugte auch mehr
losester Weise zum besten gab, soeben seine Tante
Das zweite Stück „Der grüne Kakadu“ benennt
zur Geliebten wie zur Gefährtin. Da hat er denn
ür
umgebracht zu haben. Herr Kainz gab den Schau¬
Schnitzler eine „Groteske“. Schon dieser Verlegen¬
zugesehen, wie sie ihm
die Jahre still
spieler Henri, das Pathos eines Größenwahnsinnigen
heitstitel läßt erkennen, daß die Selbsteinschätzung
fremd und fremder wurde und selbst kein
komisch forcierend, und Herr Fischer machte aus
des Werkes seinem Dichter einige Schwierigkeiten
als sie ihn mit seinem
iche Wort gesagt,
seinem Wirt eine wahre Paradecharge grotesken
bereitete. Um grotesk genannt zu werden, muß eine
jungen Assistenten hinterging. Ein merkwürdiger
als
Sache schon recht abenteuerlich sein. und das ist Humors. Wer Lärm und Gedränge mit drama¬
Mann dieser Professor Pilgram. Aber es kommt
nt.
tischer Verve verwechselt und ausgetiftelte Spitz¬
denn auch dieser Abend der Bastille=Erstürmung im
noch merkwürdiger, als plötzlich dieser ehrenwerte
gen
findigkeiten für „Geistreichigkeiten“ hält, mag dann
Assistent, der einzige, der nach Pilgrams Ausspruch Grünen Kakadu des früheren Theaterdirektors
en¬
für ein beifallwürdiges
wohl diesen Kakadu
heute zu wirklicher Trauer Anlaß habe, eintrifft, Prospère hinreichend. Herr Prospere ist jetzt Wirt
Re¬
Kabinettstück erklären. Aber auch die hier und da
des Verbrecherkellers und steht sich dabei ganz gut.
ucht sein Beileid ausspricht und den Professor, der sich
mit plastischem Geschick arbeitende Hand Schnitzlers
Sein Publikum rekrutiert sich aus der Pariser
durch vermehrte Arbeit zerstreuen wollte, bereden
lent
vermochte uns nicht zu dieser Ansicht von dem
Aristokratie. Selbst der Herzog von Cadignan ver¬
will, mit ihm, dem Assistenten, schon tags darauf
1
wahren Wert dieser effektsüchtigen Groteske zu be¬
schmäht es nicht, sich hier einzufinden und von der
in demselben Seebade, wo er mit den Seinen den
kehren.
Truppe des Wirtes, ehemaligen Schauspielern des
Urlaub verbrachte, seine Nerven zu beruhigen. Ver¬
Abien
Als schwächstes Stück gab sich der dritte und
Erdixektors, die schauderösesten Dinge vorgaukeln zu
Mest wundert fragt der Professor nach diesen Seinigen.
letzte Einakter, das Versspiel „Paracelsus“
lassetz. Gerade darin beruht der Witz, daß alle diese
eren] Da gesteht der Assistent zögernd ein, dies wären
alle seine junge, eben erkorene Braut und deren Eltern. Vorkäge und Darstellungen nur erlogene Verbrechen] Vielleicht erschien es das aber nur nach dem wüsten
ents Schon seit Jahren habe er dieses Mädchen heimlich behaßdeln. daß niemand etwas ernst nehmen darf. Revolutionsspektakel von Nr. 2. Auf jeden Fall
GS