II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 536

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9.4. Derrnene Kakaduz#klus
der Eifersüchtige in seiner blinden Wuth wirklich sentschieden Pech, im Verzeihen wie im Zürnen. bewundernswerthesten Objecte für einen geschickten.
die That, der er sich vorher gerühmt. Er sticht
Kaum hat er den Herrn Assistenten hinaus¬
Hypnotiseur, erkennt ihre Täuschung in Bezug
hof.—
den Herzog nieder — ein Verbrechen, das dem
complimentirt, da erfährt er, daß sein Zorn
auf Junker Anselm, sie befolgt aber die
bes gestern
anspruchsvollen und verwöhnten Publikum der
Wahrheitsweisung des Meisters Paracelsus“
wider den Jüngling eigentlich grundlos sei.
Der sich aus
so
Kunstkneipe als ein ganz besonderer Effect von
Die Verstorbene hat ja von der Verlobung
weitgehend, daß sie zugleich offenherzig.
Schauspiel:
großer Wirksamkeit erscheint. Unter einem fürchter¬
gesteht, wie sie einstmals den Jüngling Hohenheim
ihres Geliebten gewußt und dennoch —
— ging
Versspiel:
sie mit ihm .
lichen Tumult, der durch den Jubel über die
geliebt, wie sie ihm in ihrer leidenschaftlichen
Der Professor erträgt auch
htungsvoller
Erstürmung der Bastille verstärkt wird, fällt der
diese Ueberraschung mit der ihm eigenen, be¬
Neigung einst wohl alles gewährt hätte — wenn
Groteske“:
Vorhang.
wunderungswürdigen Ruhe. Er beschließt, den
er mit einer diesbezüglichen Forderung an sie
Theil
Schauplatz seiner Unthätigkeit für einige Zeit zu
herangetreten wäre.
Der Wahrheitsanfall:
Das breit und keck hingeworfene Genrebild ent¬
egeisterung
verlassen und empfiehlt sich dem verehrten Pub¬
Frau Justinas hat weiter keine üblen Folgen.
hält viele packende Züge, und die Figuren sind
Werth be¬
likum in ziemlich wortkarger und streng realistischer
Was vorbei ist, ist vorbei, und der wackere
kräftig herausgearbeitet; aber damit sind auch alle
esem Stück
Manier.
Damit ist das kleine Stück zu
Vorzüge des Werkes gekennzeichnet. Die Wahl de
Cypriau ist kein Mann, der unnöthig Grillen
r. und die
Ende. Auch dieses Werlchen ist erkünstelt
Stoffes sowohl wie dessen Ausgestaltung verrathen
fängt. Er beruhigt sich um so eher, als
erstarben
von Anfang bis zu Ende; aber während Schnitzler
eine Sucht nach Originalität, nach eigenartigen
„Wenn Du
Justina ihm versichert hat:
ses Ueber¬
Effecten, die mit dem Raffinement des Kellerwirthes,
im „Grünen Kakadu“ auf diesem Wege crassen
mich hütest, kannst Du mir vertrauen“ und er
agich nicht
der seinem Publikum um jeden Preis etwas Außer¬
Theatereffecten nachgeht, spürt er hier in den
entläßt uns mit de# befriedigenden Versicherung,
eichen Ver¬
Seelen seiner Figuren herum und sucht durch fein
gewöhnliches bieten will, fast auf gleicher Stufe
daß er den Sinn des kleinen Spieles wohl ver¬
tüm zu, um
abgetönte Stimmungen zu interessiren. Leider
steht. Und so wie dieser wackere Mann an seinen
standen habe. — Nun, den Sinn verstanden auch
Kakadu be¬
ohne sonderliches Glück. Das Ganze ist zu kühl
verkommenen Mimen die grelle Uebertreibung
wir, aber nicht mehr als ein Puppenspiel.
rativ aus¬
liebt, so gefällt sich auch der Autor darin, seine Zu¬
erdacht, zu klug ersonnen, es fehlt ihm die Ur¬
ist's, das uns Weisheit predigen soll. Alle=Achtung
nd zur Be¬
sprünglichkeit, die innere Kraft. Der schlau construirte
hörer durch Grimassen und Verzerrungen zu unter¬
vor den hypnotischen Künsten des Meister Paragel¬
spüren.
Conflict läßt kalt, weil er eben construirt ist und
halten und die kecke Anhäufung lustigen Unsinns
sus, seine Unterhaltungsgabe ist
weitrge¬
nbewegtes
als ein peinliches Spiel mit falschen und ge¬
ringer, und um seinen Humor ist's auch“ gar
schließlich durch eine gewaltsam herbeigeführte
machten Empfindungen erscheint.
otion, ein
„schauerliche Morithat“ zu krönen. Daß Herr
schlecht bestellt. Dem kleinen Spaß fehlt die rechte
In dem Vorspiel „Paracelsus“ braucht
Schnitzker in richtiger Erkenntniß der Stilart seines
Kraft, die sprudelnde Laune, die sich über den
a
Schnitzler die bekannte volksthümliche Figur des
Stückes den grünen Kakadu als „Groteske“ be¬
Stoff erhebt und das Kindische der Erfindung, die
zeichnet, kann ihn vor dem Vorwurf, seine feine
ellerkneipe,
Teophrastus Bombastus Hohenheim, Paracelsus
Harmlosigkeit des Vorganges verhüllt. So Me
em Titel:
Kunst hier in den Dienst grober Effecthascherei
genannt, um uns einen eigenartigen Suggestionsfall
Schnitzler sie uns giebt, wirkt die breit ausge¬
ie einstige
I sponnene Spielerei weder ernst noch komisch und
gestellt zu haben, durchaus nicht schützen.
Wesentlich anders geartet sind die beiden
führt nun
vorzuführen. Paracelsus, der als fahrender
steht höchstens auf der Stufe eines leidlich.
anderen Gaben dieses merkwürdigen Einakter¬
Wunderarzt durch die Lande zieht, trifft in Basel
gelungen Operettentextes.
erkwürdige
ähst natura¬
mit einem alten Bekannten, dem Wassenschmied
Straußes. — „Die Gefährtin“ ist ein selt¬
Die Darstellung gab sich redliche Mühe, den
let sich mit
Cyprian, zusammen. Cyprian ist ein arger
sames Nachspiel zu einer seltsamen Ehebruch¬
Abend zu verschönen. Herr Kainz nahm sich des
Zweifler an Paracelsus' Kunst, er verlangt, im
Geschichte. Einen bejahrten Professor betrügt sein
Schauspielers Henri und des Meisters Paracelsus“
n wurden.
e Rotte ver¬
eigenen Hause ein Wunder dieser Kunst zu sehn,
jüngeres Weibchen mit dem jungen Herrn Assistenten.
mit seiner vollen Gestaltungskraft an, Herr Nissen
um gläubig zu werden. Herr Paracelsus ist bereit,
Der gemüthvolle Gatte ahnt alles, weiß alles, aber
spielte sowohl den philosophischen Gatten, wie den
gestumpftes
er schweigt. Er hat nicht die Kraft, das ungetreue
und an des Waffenschmieds Gattin Justina will
jene Dar¬
zuversichtlichen Ehemann Cyprian vortrefflich, und
Cyprian ist über¬
die Damen Dumom, Reisenhofer und Sarrow,
er seine Kunst beweisen.
Ein ange¬
Weib freizugeben und beruhigt sich philosophisch
likum und
bei der Erklärung: „Sie ist zur Geliebten
zeugt von der Treue
seiner Frau, trotz¬
sowie die Herren von Winterstein, Fischer,
dem ihr ein gewisser
Biensfeld und Reinhard brachten die von
Junker Anselm ge¬
geschaffen, zur Gefährtin nicht.“ So duldet
Zumor in
flissentlich den Hof macht.
er stillschweigend das kleine Verhältniß der Frau
ihnen verkörperten Figuren zu bester Geltung.
Hier setzt der weise
#ilden Auf¬
ein.
will dem armen,
Paracelsus
Gemahlin, die eines traurigen Tages, als der
Mit ausgezeichneter Charakteristik stellte Herr
hmlichkeiten
unschuldigen Frauchen nach allen Regeln seiner
Rittner im grünen Kakadu unter den vielen er¬
Geliebte gerade auf Ferien ist, am Herzschlage
akadu“, das
hypnotischen Kunst einen Ehebruch suggeriren.
logenen Verbrechern einen echten Mörder dar.
stirbt. Das ist die Vorgeschichte, die uns der Ein¬
vorgeführt
Und das Wunder gelingt. Aus dem hypnotischen
Es war der Hauptwitz des Abends, als dieser
akter schonend beibringt. Was sich weiter
schließt das
Schlummer erwacht, gesteht Jnstina in fürchterlicher
begiebt, ist nicht minder seltsam. Der Muster¬
Das hervor¬
Bursche erzählte, wie er seine Tonte umgebracht..
Afregung die Sünde, die sie in Wahrheit
gatte gesteht nach dem Tode des un¬
ide, Henri,
I So etwas ist aber auch wirklich furchtbar komisch.
Sie beichtet ihr Abenteuer
nit begangen.
getreuen Weibes mit derselben löblichen Seelen¬
erzählt in
mit dem Junker Anselm so
gewissenhaft
ruhe, die er bis dahin an den Tag gelegt, daß er
den Herzog
„alles genießt“; er behandelt den zurückgekehrten
und umstöndlich, daß selbst Paracelsus kaum
Ader Eifer¬
ob wirklich nur seine
noch rechst weiß
Assistenten mit der höflichen Zuvorkommenheit, die
kkert nur,
übermächtigen Einflüsterungen aus ihr sprechen ...
man nach dieser neuen Theorie dem Liebhaber
ieser edlen
Alles ist bestürzt, am bestürztesten natürlich Junker
seiner Frau schuldig ist. Ais er nun aber plötz¬
geflunkert
Anselm, der von der ihm angeblich zu Theil ge¬
lich erfährt, daß dieser Liebhaber seit längerer
ur grausen
wordenen Auszeichnung keine Ahnung hat. Durch
Zeit mit einer Anderen reell „verlobt“
kerscheint im
I ein zweites Experiment klärt Parcelsus den That¬
sei, da reißt dem braven Mann die Geduld.
i seine er¬
bestand. Er suggerirt ihr, daß sie nunmehr die reine
Den getreuen Liebhaber seiner Frau hat er
t inzwischen
der Lieb¬
resignirt ertragen, dem ungetreuen weist er ent=! Wahrheit, nichts als die Wahrheit zu sagen habe, und
in begeht! rüstet die Thür. Aber der arme Professor hat das Mittel hilft. Justina, anscheinend eins der