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9. 4. Der frnene Kakadn Zyklus
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hat seine Frau begraben und zieht, während, während ihm ein einfindet und die Unterschiede
Nachbrack verdoten.
Paar Freunde zur Seite stehen, die Bilanz seiner Ehe. Er sich zu verwischen anfangrn.
weiß, daß er ihr in den letzten Jahren innerlich fremd war und durch, daß ein junger Manm
Deutsches Theater.
spielerin geheirathet hat und si
daß die Verstorbene mehr Talent zur Geliebten als zur
Die drei einaktigen Stücke, die Arthur Schnitzler im
Kakadu“ seinen Freunden vo#
Lebensgefährtin besessen habe. In seinem grüblerischen Schmerz
Deutschen Theater zur Aufführung brachte, haben ihn und
er sich die Möglichkeit aus, da
wird er von einer Freundin der Verblichenen gebeten, gewisse Briefe
uns von einer ernsten Sorge befreit. Sie sind, wie man sie
von Cadignan betrüge und de
auszuliefern, die sich in ihrem Schreibtisch befinden und deren
auch künstlerisch einschätzen mag, als Beweis dafür anzusehen,
ersteche. Nun betrügt ihn die
Inhalt auch ihrem Mann verborgen bleiben soll. Der Professor
daß der Dichter nicht an seinen ersten Erfolg „Liebelei“ gekettet
vornehmen Herrn und als der E
ahnt, um was es sich handelt. Er weiß, daß ihn seine Frau
ist, sondern Talent genug besitzt, um darüber hinauszuwachsen.
in die Kneipe kommen sieht, jag
mit seinem Assistenten betrogen hat, und giebt die Briefe heraus.
Was für sein literarisches Auftreten seine Stärke war, die Schilde¬
ins Herz. Die Genossen rotte
Erst, als er erfährt, daß der Schuldige dies Verhältniß nur als
rung des leichtlebigen Wiener Bluts und der Stimmungsduft,
sprechen ihm ihren Schutz, w
angenehme Zerstreuung angesehen, seit zwei Jahren eine andere
den er in Scherz und Ernst über seine Liebesgeschichten
die Bastille losbricht. Schui
Liebe gehabt und sich soeben mit ihr verlobt habe, braust er
auszubreiten wußte, schienen ihm bei seinen späteren Arbeiten
seiner Fabel, die viele Mensch
wüthend auf und weist dem Unwürdigen die Thür.
verhängnißvoll zu werden. Ueber „Freiwild“ und „Vermächtniß“
beständigen Wechsel von Sein
Aber zu dieser Demüthigung kommt noch eine andere,
spannte sich derselbe Himmel, der dem Beginn seiner theatralischen
nicht verloren, sondern die Zü
denn es stellt sich heraus, daß die Verstorbene mit
Laufbahn so verheißungsvoll gelächelt hatte. Aber bei dem einen
ohne zu stocken, glücklich ei
alledem einverstanden war und ihr Glück mit solcher
Stück zeigte sich in Schnitzler der Dichter, bei dem andern der
grinst uns aus dem Stück en
Erniedrigung nicht zu theuer bezahlt zu haben glaubte. Völlig
Dramatiker schwächer, als man erwarten durfte. Jetzt hat der
seine aristokratischen Gäste
gebrochen schließt der Professor das Sterbezimmer und begiebt
Autor sein Heimathgebiet nur im Vorbeigehen gestreift, etwa
empfängt und, während er
sich von der Villa, wo das kleine Stück spielt, in die Stadt,
wie ein Spaziergänger, der am Opernring in Wien zwar
ausspuckt. Was Beherrsch
nach Mariahilf hinüberblickt, aber in seinen Gedanken um bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten Vergessenheit zu suchen.
Leben nach der humoristischen
durch das Leben und Treiben der Weltstadt auf In dem Einakter kehrt der Anatole=Typus wieder, um den
theatralische Steigerung betrifft
ganz andere Ziele gelenkt wird. Er hat einen Seelen= Schnitzler in sieben dramatischen Versuchen sein Talent auf dem
gelungen und in keinem F#
konflikt mit nordischer Herbheit behandelt, einen historischen Wiener Boden zuerst kreisen ließ. Die Hauptfigur bildet aber
bemängelungen, wie sie sich
Stoff herangezogen und seine Laune phantastisch spielen lassen. der innerlich zerrüttete Gelehrte, den Herr Nissen mit er¬
flüssig hervorgewagt haben.
Er ist also wesentlich ein Anderer geworden und über das Er= schütterndem Ernst der Charakteristik spielte und dadurch zum
eifersüchtigen Ehemanns und A
Ausgangspunkt einer Tragödie machte.
reichte hinausgekommen. Die geschlossene, für einen Abend
rament spielte, gab auch in d
Der „grüne Kakadu“ ist ein grotesker Einfall, der in
ausreichende Komposition hat er zwar noch nicht wiedergefunden,
den bekannten Wunderdoktor au
die Beleuchtung der französischen Revolution und des Sturms
aber in den engeren Rahmen dieser drei einaktigen Dramen,
geistreicher Charakteristik und
auf die Bastille gerückt ist, ohne daß wir das historische Kolorit
die durch kein äußeres Band zusammengehalten werden, steckt
faßt Paracelsus als Hypnoti
auf seine Echtheit allzu genau untersuchen dürfen. Ein Schank¬
viel dramatische Bewegung, und wir dürfen annehmen, daß
wirth, der früher Direktor einer reisenden Theatergesellschaft Waffenschmied für seine Grob
Schnitzler in seinem Wienerthum nicht erschlafft, sondern kräftig
Ehehälfte ein Liebesverhältnig
war, kann sich von dem Komödiespielen noch immer nicht trennen
genug geblieben ist, um neue Stoffe zu gestalten.
und ist auf den verrückten Gedanken gekommen, die Gesellschaft, sie erst, nachdem die Verlege
In dem Schauspiel „Die Gefährtin“ weht die kalte Luft
eines Zimmers, in dem sich noch eben ein Sarg befunden hat die sich bei ihm zusammenfindet, in lauter Verbrecherrollen auf¬ hat, wieder aus dem Ban
hat und, während der Todte bestattet wird, die Fenster offen treten zu lassen. Spaßhaft wird die Situation aber erst, als Auch dies Stück, das schwächst
stehen, um den betäubenden Blumenduft hinauszulassen. Ein sich unter den Schminkgesellen, die als Bösewichter er¬ haltende von den dreien, wur
genommen, dem Schnitzler h
Professor, Mann der Wissenschaft, der Seelenzustände wie die scheinen wollen, ein wirklicher Verbrecher und Todt¬
Mischung in seinen chemischen Retorten zu untersuchen liebt, schläger, der eben aus dem Zuchthaus gekommen ist, Arbeit zur Verfügung stellen
T
9. 4. Der frnene Kakadn Zyklus
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hat seine Frau begraben und zieht, während, während ihm ein einfindet und die Unterschiede
Nachbrack verdoten.
Paar Freunde zur Seite stehen, die Bilanz seiner Ehe. Er sich zu verwischen anfangrn.
weiß, daß er ihr in den letzten Jahren innerlich fremd war und durch, daß ein junger Manm
Deutsches Theater.
spielerin geheirathet hat und si
daß die Verstorbene mehr Talent zur Geliebten als zur
Die drei einaktigen Stücke, die Arthur Schnitzler im
Kakadu“ seinen Freunden vo#
Lebensgefährtin besessen habe. In seinem grüblerischen Schmerz
Deutschen Theater zur Aufführung brachte, haben ihn und
er sich die Möglichkeit aus, da
wird er von einer Freundin der Verblichenen gebeten, gewisse Briefe
uns von einer ernsten Sorge befreit. Sie sind, wie man sie
von Cadignan betrüge und de
auszuliefern, die sich in ihrem Schreibtisch befinden und deren
auch künstlerisch einschätzen mag, als Beweis dafür anzusehen,
ersteche. Nun betrügt ihn die
Inhalt auch ihrem Mann verborgen bleiben soll. Der Professor
daß der Dichter nicht an seinen ersten Erfolg „Liebelei“ gekettet
vornehmen Herrn und als der E
ahnt, um was es sich handelt. Er weiß, daß ihn seine Frau
ist, sondern Talent genug besitzt, um darüber hinauszuwachsen.
in die Kneipe kommen sieht, jag
mit seinem Assistenten betrogen hat, und giebt die Briefe heraus.
Was für sein literarisches Auftreten seine Stärke war, die Schilde¬
ins Herz. Die Genossen rotte
Erst, als er erfährt, daß der Schuldige dies Verhältniß nur als
rung des leichtlebigen Wiener Bluts und der Stimmungsduft,
sprechen ihm ihren Schutz, w
angenehme Zerstreuung angesehen, seit zwei Jahren eine andere
den er in Scherz und Ernst über seine Liebesgeschichten
die Bastille losbricht. Schui
Liebe gehabt und sich soeben mit ihr verlobt habe, braust er
auszubreiten wußte, schienen ihm bei seinen späteren Arbeiten
seiner Fabel, die viele Mensch
wüthend auf und weist dem Unwürdigen die Thür.
verhängnißvoll zu werden. Ueber „Freiwild“ und „Vermächtniß“
beständigen Wechsel von Sein
Aber zu dieser Demüthigung kommt noch eine andere,
spannte sich derselbe Himmel, der dem Beginn seiner theatralischen
nicht verloren, sondern die Zü
denn es stellt sich heraus, daß die Verstorbene mit
Laufbahn so verheißungsvoll gelächelt hatte. Aber bei dem einen
ohne zu stocken, glücklich ei
alledem einverstanden war und ihr Glück mit solcher
Stück zeigte sich in Schnitzler der Dichter, bei dem andern der
grinst uns aus dem Stück en
Erniedrigung nicht zu theuer bezahlt zu haben glaubte. Völlig
Dramatiker schwächer, als man erwarten durfte. Jetzt hat der
seine aristokratischen Gäste
gebrochen schließt der Professor das Sterbezimmer und begiebt
Autor sein Heimathgebiet nur im Vorbeigehen gestreift, etwa
empfängt und, während er
sich von der Villa, wo das kleine Stück spielt, in die Stadt,
wie ein Spaziergänger, der am Opernring in Wien zwar
ausspuckt. Was Beherrsch
nach Mariahilf hinüberblickt, aber in seinen Gedanken um bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten Vergessenheit zu suchen.
Leben nach der humoristischen
durch das Leben und Treiben der Weltstadt auf In dem Einakter kehrt der Anatole=Typus wieder, um den
theatralische Steigerung betrifft
ganz andere Ziele gelenkt wird. Er hat einen Seelen= Schnitzler in sieben dramatischen Versuchen sein Talent auf dem
gelungen und in keinem F#
konflikt mit nordischer Herbheit behandelt, einen historischen Wiener Boden zuerst kreisen ließ. Die Hauptfigur bildet aber
bemängelungen, wie sie sich
Stoff herangezogen und seine Laune phantastisch spielen lassen. der innerlich zerrüttete Gelehrte, den Herr Nissen mit er¬
flüssig hervorgewagt haben.
Er ist also wesentlich ein Anderer geworden und über das Er= schütterndem Ernst der Charakteristik spielte und dadurch zum
eifersüchtigen Ehemanns und A
Ausgangspunkt einer Tragödie machte.
reichte hinausgekommen. Die geschlossene, für einen Abend
rament spielte, gab auch in d
Der „grüne Kakadu“ ist ein grotesker Einfall, der in
ausreichende Komposition hat er zwar noch nicht wiedergefunden,
den bekannten Wunderdoktor au
die Beleuchtung der französischen Revolution und des Sturms
aber in den engeren Rahmen dieser drei einaktigen Dramen,
geistreicher Charakteristik und
auf die Bastille gerückt ist, ohne daß wir das historische Kolorit
die durch kein äußeres Band zusammengehalten werden, steckt
faßt Paracelsus als Hypnoti
auf seine Echtheit allzu genau untersuchen dürfen. Ein Schank¬
viel dramatische Bewegung, und wir dürfen annehmen, daß
wirth, der früher Direktor einer reisenden Theatergesellschaft Waffenschmied für seine Grob
Schnitzler in seinem Wienerthum nicht erschlafft, sondern kräftig
Ehehälfte ein Liebesverhältnig
war, kann sich von dem Komödiespielen noch immer nicht trennen
genug geblieben ist, um neue Stoffe zu gestalten.
und ist auf den verrückten Gedanken gekommen, die Gesellschaft, sie erst, nachdem die Verlege
In dem Schauspiel „Die Gefährtin“ weht die kalte Luft
eines Zimmers, in dem sich noch eben ein Sarg befunden hat die sich bei ihm zusammenfindet, in lauter Verbrecherrollen auf¬ hat, wieder aus dem Ban
hat und, während der Todte bestattet wird, die Fenster offen treten zu lassen. Spaßhaft wird die Situation aber erst, als Auch dies Stück, das schwächst
stehen, um den betäubenden Blumenduft hinauszulassen. Ein sich unter den Schminkgesellen, die als Bösewichter er¬ haltende von den dreien, wur
genommen, dem Schnitzler h
Professor, Mann der Wissenschaft, der Seelenzustände wie die scheinen wollen, ein wirklicher Verbrecher und Todt¬
Mischung in seinen chemischen Retorten zu untersuchen liebt, schläger, der eben aus dem Zuchthaus gekommen ist, Arbeit zur Verfügung stellen
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