eeee ammmen sich an oden Szenen ..
der Schauspieler. Und das ist nicht nur das Eine, was
lich Schnitzler nicht gianden möchte, nämlich daß am Abend der
Erstürmung der Bastille die feinen Herren in dem Keller der
Sansculotten so friedlich sitzen, um dann so jäh an die Luft be¬
fördert zu werden. Ueberhaupt ist das Interesse an dem Bastillen¬
sturm in dem patriotischen Keller zu gering. Die paar Kanonen¬
schüsse hinter der Szene geben kein Bild. Es korrespondirt nichts
von unten nach oben. Der Zusammenhänge sind wenig, es ist ja
doch nichts als ein Straßentumult da
oben,
wo
sich Fraunkreichs und Europas Geschicke eben blutig
zu wenden beginnen. Unten im Keller amüsirt nur
dor Schauspieler Heuri, der eine kleine Schauspielerin von der
Porte St. Martin geheirathet hat und auf das leichte Diruchen
offenbar sehr eifersüchtig ist. Er erzählt, daß er soeben einen
Herzog, den er bei Léocadie erwischte, erdolcht habe. Spielt er
nur eine Szene oder meint er's ernst? Der geschäftige Wirth glaubt
an #en Ernst und verräth, daß Léocadie thatsächlich mit dem
Herzog was habe.
In dem Augenblick kommt der Herzog
und Heuri ersticht ihn. Aus dem Spiel ist Wirklich¬
keit geworden und neben Tabarin fällt Einem die
melodramatische Wirkung des Bajazzo=Finales ein. Kainz, der den
liebetollen Schauspieler Henri gab, hätte nur noch die Tenoristen¬
worte rufen müssen „La comedia é finita!“ Für die kleine
Eisersucht ein großer Nahmen, diese Zeit von 1789. Zu gestalten¬
bunt war die kleine Mittelgruppe, die nicht so viel Worte und
Gesten hat als ein Dritttheil der übrigen. Grob ist der Mittel¬
punkt, fast zu grobfädig, aber das Ringsum ist geschickt
gruppirt, etwas von der Wildheit der gewaltigen Zeit steckt
darin. Das Spiel war glänzend. Kainz als Heuri lebendig
und impulsiy, ganz ausgezeichnet Rittner als entlassener
Sträfling. Welch eine Maske! Welch kostbare Thierheit! Vor¬
züglich auch noch Paul Biensfeldt als verhungerter Spelunken¬
komödiant, Hans Fischer als Wirth und Max Reinhardt.
Ueber der kräftigen Wirkung dieser Szenen hatte man den
ersten Einakter fast vergessen. Er enthüllt in langsamen,
unendlich gedehnten Zügen und Dialogweiten das gute Herz
eines alten Mannes und die Schandbarkeit seines Weibes.
Das Weib ist am Herzschlag gestorben und begraben. Der
Professor sehnt sich nach Arbeit, ihm ist, als habe er nichts Liebes
verloren, er fühlt sich nicht vereinsamter als vorher. Seine Freundin
kommt, seines todten Weibes Korrespondenzen zu holen. Niemand
soll die Briefe kennen. Er giebt sie ihr, obzwar er weiß, was sie
enthalten mögen. Er weiß ja, daß sie einen Anderen liebte. Und
dieser kommt auch auf die Trauerbotschaft weit von Scheveningen
hinunter in die Nähe Wiens. Der Professor weiß, was Jener der Todten
war, und er möchte mit ihm trauern. Aber Dieser will zurück
an die Nordsee. Er muß hin, er liebt dort, er hat dort einem
Weib sich verlobt, das er zwei Jahre schon liebt. Zwei Jahre
schon?! Der Professor ist starr. Wie?! Und was war Dir
dann mein Weib?! Deine Dirne?! — Der Andere schweigt
und wird hinausgejagt. Der alte Professor würde vielleicht
um die so
schändlich betrogene todte Gattin weinen,
wenn ihm nicht seine Freundin sagen würde, daß die Todte wohl
um die Brautschaft ihres Liebsten gewußt habe. Also bewußte
Dirne? Skrupellos und aus Bequemlichkeit? Mit unverständ¬
lichen Gesten geht der alte Professor ab und der Vorhang fällt,
ehe unsere langsam erwachende Heiterkeit sich lauter regt. Die
stufenweise fortschreitende Enthüllung mit der feuilletonistisch
kurz gebrachten Pointe streift hart die Komik.. Man
merkt die Klügelei und sieht den
Schreibtisch,
auf
dem sie entstand, um in Gequältheiten des Dialogs nicht zu er¬
quicken. Die Sache ist ja sauber gemacht, wie Alles, was
Schnitzler's geschickte Hand mit der janberen Manchette anfaßt,
aber undramatisch und innerlich unwahr. Von Hermann Nissen
und Winterstein wurde der Akt sehr fein und sehr sicher gespielt.
Das dritte und letzte, das Vorspiel „Paracelsus“
bringt den bekannten Quacksalber Theophrastus Bombastus Para¬
celsus in dämonisch=magnetischer Hypnotiseur=Zurichtung. Millöcker
hat die Figur einmal in den „Sieben Schwaben“ mit Kapell¬
meistermusik vertont. Paracelsus, der in Basel Aufsehen
erregt, wird von dem reichen Waffenschmied
Cyprian
ins Haus geladen. Justina, des Waffenschmiedes
hübsche
Frau, wurde einst von Paracelsus geliebt. Noch
wacht
die Erinnerung.
Aber gegenwärtig treibt die hübsche
Waffenschmiedin leichten Flirt mit dem hübschen Junker Anselm.
Der Waffenschmied schilt den Paracelsus einen Landstreicher, weil
er ihm kein Kunststückchen zeigen wolle. Nun wohl, jetzt will aber
Paracelsus, und Cyprian soll daran denken. Er hypnotisirt die Frau
und suggerirt ihr intimen Umgang mit dem Junker. Aus dem
Schlaf geweckt, glaubt sie daran, Wahrheit und Suggestion vermengen
sich, bis Paracelsus selbst nicht mehr weiß, was Wahrheit und was
sein Wille ist. Noch einmal versenkt er sie in Schlaf und sie soll
nach dem Erwachen lautere Wahrheit reden. Aber das ist auch
bei dem reinsten und treuesten Weibe eine gefährliche Sache und es
kommen kleine Dinge zu Tage, die dem spießigen Eheherrn nicht
angenehm sind. Es handelt sich also um einen Ehebruch im Traum,
einen kleinen Suggestionsscherz, wie ihn Schnitzler schon einmal in
einem Anatol=Einakter geistreicher und klarer führte. Der mittelalterliche
Svengali ist nicht halb so amüsant wie die Voiksfigur, der
Dämonik fehlen die Voraussetzungen und der Schluß läßt sie
vollends entbehren. Die Verse sind glatt, fast zu leicht. Sie
hätten gröber, kräftiger, saftiger sein müssen. So etwas will den
Knittelvers und den derben Spaß. Aber derbe Späße mag ja der
zartgekämmte Schnitzler nicht. Die Sache wirkte in ihrer zierlichen
Hübschheit. Ausgezeichnet war Josef Kainz. Sein prächtiger
Paracelsus in Maske und Ton läßt einen grandiosen Mephisto
ahnen. Nissen Fischer Luise Dumont und Bruno
Ziener waren frisch bei der Sache.
N. F.
ehhet ue eskeen de
der Schauspieler. Und das ist nicht nur das Eine, was
lich Schnitzler nicht gianden möchte, nämlich daß am Abend der
Erstürmung der Bastille die feinen Herren in dem Keller der
Sansculotten so friedlich sitzen, um dann so jäh an die Luft be¬
fördert zu werden. Ueberhaupt ist das Interesse an dem Bastillen¬
sturm in dem patriotischen Keller zu gering. Die paar Kanonen¬
schüsse hinter der Szene geben kein Bild. Es korrespondirt nichts
von unten nach oben. Der Zusammenhänge sind wenig, es ist ja
doch nichts als ein Straßentumult da
oben,
wo
sich Fraunkreichs und Europas Geschicke eben blutig
zu wenden beginnen. Unten im Keller amüsirt nur
dor Schauspieler Heuri, der eine kleine Schauspielerin von der
Porte St. Martin geheirathet hat und auf das leichte Diruchen
offenbar sehr eifersüchtig ist. Er erzählt, daß er soeben einen
Herzog, den er bei Léocadie erwischte, erdolcht habe. Spielt er
nur eine Szene oder meint er's ernst? Der geschäftige Wirth glaubt
an #en Ernst und verräth, daß Léocadie thatsächlich mit dem
Herzog was habe.
In dem Augenblick kommt der Herzog
und Heuri ersticht ihn. Aus dem Spiel ist Wirklich¬
keit geworden und neben Tabarin fällt Einem die
melodramatische Wirkung des Bajazzo=Finales ein. Kainz, der den
liebetollen Schauspieler Henri gab, hätte nur noch die Tenoristen¬
worte rufen müssen „La comedia é finita!“ Für die kleine
Eisersucht ein großer Nahmen, diese Zeit von 1789. Zu gestalten¬
bunt war die kleine Mittelgruppe, die nicht so viel Worte und
Gesten hat als ein Dritttheil der übrigen. Grob ist der Mittel¬
punkt, fast zu grobfädig, aber das Ringsum ist geschickt
gruppirt, etwas von der Wildheit der gewaltigen Zeit steckt
darin. Das Spiel war glänzend. Kainz als Heuri lebendig
und impulsiy, ganz ausgezeichnet Rittner als entlassener
Sträfling. Welch eine Maske! Welch kostbare Thierheit! Vor¬
züglich auch noch Paul Biensfeldt als verhungerter Spelunken¬
komödiant, Hans Fischer als Wirth und Max Reinhardt.
Ueber der kräftigen Wirkung dieser Szenen hatte man den
ersten Einakter fast vergessen. Er enthüllt in langsamen,
unendlich gedehnten Zügen und Dialogweiten das gute Herz
eines alten Mannes und die Schandbarkeit seines Weibes.
Das Weib ist am Herzschlag gestorben und begraben. Der
Professor sehnt sich nach Arbeit, ihm ist, als habe er nichts Liebes
verloren, er fühlt sich nicht vereinsamter als vorher. Seine Freundin
kommt, seines todten Weibes Korrespondenzen zu holen. Niemand
soll die Briefe kennen. Er giebt sie ihr, obzwar er weiß, was sie
enthalten mögen. Er weiß ja, daß sie einen Anderen liebte. Und
dieser kommt auch auf die Trauerbotschaft weit von Scheveningen
hinunter in die Nähe Wiens. Der Professor weiß, was Jener der Todten
war, und er möchte mit ihm trauern. Aber Dieser will zurück
an die Nordsee. Er muß hin, er liebt dort, er hat dort einem
Weib sich verlobt, das er zwei Jahre schon liebt. Zwei Jahre
schon?! Der Professor ist starr. Wie?! Und was war Dir
dann mein Weib?! Deine Dirne?! — Der Andere schweigt
und wird hinausgejagt. Der alte Professor würde vielleicht
um die so
schändlich betrogene todte Gattin weinen,
wenn ihm nicht seine Freundin sagen würde, daß die Todte wohl
um die Brautschaft ihres Liebsten gewußt habe. Also bewußte
Dirne? Skrupellos und aus Bequemlichkeit? Mit unverständ¬
lichen Gesten geht der alte Professor ab und der Vorhang fällt,
ehe unsere langsam erwachende Heiterkeit sich lauter regt. Die
stufenweise fortschreitende Enthüllung mit der feuilletonistisch
kurz gebrachten Pointe streift hart die Komik.. Man
merkt die Klügelei und sieht den
Schreibtisch,
auf
dem sie entstand, um in Gequältheiten des Dialogs nicht zu er¬
quicken. Die Sache ist ja sauber gemacht, wie Alles, was
Schnitzler's geschickte Hand mit der janberen Manchette anfaßt,
aber undramatisch und innerlich unwahr. Von Hermann Nissen
und Winterstein wurde der Akt sehr fein und sehr sicher gespielt.
Das dritte und letzte, das Vorspiel „Paracelsus“
bringt den bekannten Quacksalber Theophrastus Bombastus Para¬
celsus in dämonisch=magnetischer Hypnotiseur=Zurichtung. Millöcker
hat die Figur einmal in den „Sieben Schwaben“ mit Kapell¬
meistermusik vertont. Paracelsus, der in Basel Aufsehen
erregt, wird von dem reichen Waffenschmied
Cyprian
ins Haus geladen. Justina, des Waffenschmiedes
hübsche
Frau, wurde einst von Paracelsus geliebt. Noch
wacht
die Erinnerung.
Aber gegenwärtig treibt die hübsche
Waffenschmiedin leichten Flirt mit dem hübschen Junker Anselm.
Der Waffenschmied schilt den Paracelsus einen Landstreicher, weil
er ihm kein Kunststückchen zeigen wolle. Nun wohl, jetzt will aber
Paracelsus, und Cyprian soll daran denken. Er hypnotisirt die Frau
und suggerirt ihr intimen Umgang mit dem Junker. Aus dem
Schlaf geweckt, glaubt sie daran, Wahrheit und Suggestion vermengen
sich, bis Paracelsus selbst nicht mehr weiß, was Wahrheit und was
sein Wille ist. Noch einmal versenkt er sie in Schlaf und sie soll
nach dem Erwachen lautere Wahrheit reden. Aber das ist auch
bei dem reinsten und treuesten Weibe eine gefährliche Sache und es
kommen kleine Dinge zu Tage, die dem spießigen Eheherrn nicht
angenehm sind. Es handelt sich also um einen Ehebruch im Traum,
einen kleinen Suggestionsscherz, wie ihn Schnitzler schon einmal in
einem Anatol=Einakter geistreicher und klarer führte. Der mittelalterliche
Svengali ist nicht halb so amüsant wie die Voiksfigur, der
Dämonik fehlen die Voraussetzungen und der Schluß läßt sie
vollends entbehren. Die Verse sind glatt, fast zu leicht. Sie
hätten gröber, kräftiger, saftiger sein müssen. So etwas will den
Knittelvers und den derben Spaß. Aber derbe Späße mag ja der
zartgekämmte Schnitzler nicht. Die Sache wirkte in ihrer zierlichen
Hübschheit. Ausgezeichnet war Josef Kainz. Sein prächtiger
Paracelsus in Maske und Ton läßt einen grandiosen Mephisto
ahnen. Nissen Fischer Luise Dumont und Bruno
Ziener waren frisch bei der Sache.
N. F.
ehhet ue eskeen de