II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 583

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Kusschnitt aus: Den d#mianzt. Mm¬
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Das Deutsche Theater hatte endlich den bisher durch die
Censur verhindert gewesenen Schnitzler=Abend. Durch des
Polizeiverbot, von welchem der Einacter „Der grüne Kakadu“
betroffen war, wurde, wie das immer der Fall ist, die Aufmerksamkeit
des Publicums eist recht auf diese „Groteske“ gesenkl, die auch den
stürmischesten Beifall des Abends emfessette. In einer echten parsse.
Kneipe spielen sich die Gäste, Spasses halber, zu Verbrechern auf. Da
wird plützlich das Spiel zum Ernst. Der Schauspieler Heuri erfährt.
daß seine Frau die Geliebte eines anwesenden Herzogs ist, stürzt sich
auf ihn und ersticht ihn, während von außen der Jubel der Bevölkerung
über die Erstürmung der Baßille hereimönt. Eine originelle, aber
gleichzeitig auch — erklügelte Arbeit, bei der es dem Amtor nur auf
die Effecthascherei anzukommen schien. Aber der Erfolg sprach für
ihn. „Die Gefährtin“ bildet den Epilog zum stillschweigend ge¬
duldeten Ehebruch einer Frau, die beim Aufzug des Vorhangs beerdigt
wurde. Der Mann und der Liebhaber sitzen zusammen und gedenken
der Abgeschiedenen. Aber als der Liebhaber dem Gatten gesteht, daß
#er der Todten nicht treu gewesen, weist er, der Gatte, dem Liebhaber
die Thüre. Später erfährt der Gatte, daß die Verstorbene von dem
Treubruch gewußt habe, und da überkommt ihn Reue über sein Benehmen
gegen den Geliebten. Das ist nun gar ein ausgetüfteltes Stückchen,
dessen Gestalten mehr der Werkstätte des Philosophen, als der modernen
Gesellschaft entnommen sind. Dem merkwürdigen Gatten lieh Herr
Nissen durch seine Charakteristik einige Lebenskraft. In dem Vorspiel
„Paracelsus“ wird einer ehrbaren Frau mittels der Hypnose ein
Ehebruch suggerirt, das Experiment gelingt so vollkommen, daß der
Ehemann vom Zweifel an der Treue seines Weibes befallen wird; da
gelingt es dem Zauberer durch eine zweite Suggestion, die Frau zu
dem Geständuis zu bringen, daß sie nicht zu weit gegangen sei. Diese
absonderliche Hysterie vermochte dem Publicum, trotz der köstlichen
Darstellung des Paracelsus durch Josef Kainz, nur wenig Interesse
abzugewinnen. Den Ehemann gab Herr Nissen und in den anderen
Rollen des Einacterabends traten die Damen Reisenhofer,
Dumont, Sarrow und die Herren Viensfeld, Fischer,
Reinhardi, Rittner und v. Winterstein auf und bildeten
ein vortreffliches Ensemble. Nach dem Grünen Kakadu“ gab
es einen wahren Schnitzler=Enthusiasmus. Wohl sechs= bis achtmal
mußte der Vorhang sich erheben, um dem Publieum Gelegenheit zu
geben, den Antor von Angesicht zu Angesicht zu sehen und ihm seine
Sympathien kund zu geben.