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9.4. Der gruche Kakadn ZVKInS
Nus lel
wirkliche Tragik sich wandelt, ihn auf den brandroten Hinter¬
grunde der französischen Revolution, der Bastillenstürmung,
zu setzen, zeugt von abenteurerhafter Reckheit; zu so simpler
Weise ein solches Weltenorchester, zu so kleinem Bild ein
solcher Weltenrahmen, — nicht gerade bescheidene Hände
formten solche Derkettung. Aber es galt einen Brettertrick
erstaunlich zu garnieren und aus einem guten Einfall ein
geräuschvolles Dramolet zu gewinnen, dem solche Nerven¬
spannung entströmte, daß davon noch ein gut Teil Lebens¬
kraft auf den abendbeschließenden matten „Paracelsus“
überging. Es ist etwas Unredliches auch in der erregenden
planvollen Irreführung des Beschauers dieser Scenen, in
denen das steie Schwanken zwischen Ernst und Spiel die
Sinne erregen soll. Aber in diesem feinmaschigen Gespinnst
einer künstelnden Rechnung blitzt dennoch blankes Gold,
leuchtet dennoch hier und dort die Spur einer warmen
und reichen Schöpferhand. Die Figur des Herzogs in
knappen, durch die Regie noch stark gekürzten Strichen hin¬
geworfen, bebt von Leben, es jammerte mich, diesen pracht¬
vollen Herl nach so kurzen Momenten von der Scene
wieder verschwinden zu sehen. Die Mlarquise, die inmitten
ihrer schaudernden Standesgenossen aus den Greueln der
Verbrecherspelunke süß animierende Sensationen genießt,
muß immerhin eine interessante Bühnenfigur genannt
werden, eine ins altrömisch Rohe gezerrte, graziöse Pailleron¬
figur, deren mattherzigere Töchter wir heute noch die Ge¬
richtssäle schmücken sehen, sobald eine blutige Affäre die
Sauften lockt.
Der „Paracelsus“ ist vom verbotensten Geure, er
wirkt unklar. Man weiß nicht recht, wozu dieses Hypno¬
tisieren und Suggerieren im Gewande des sechzehnten
Jahrhunderts. Diesen Dorgang sah ich bereits in lin
9.4. Der gruche Kakadn ZVKInS
Nus lel
wirkliche Tragik sich wandelt, ihn auf den brandroten Hinter¬
grunde der französischen Revolution, der Bastillenstürmung,
zu setzen, zeugt von abenteurerhafter Reckheit; zu so simpler
Weise ein solches Weltenorchester, zu so kleinem Bild ein
solcher Weltenrahmen, — nicht gerade bescheidene Hände
formten solche Derkettung. Aber es galt einen Brettertrick
erstaunlich zu garnieren und aus einem guten Einfall ein
geräuschvolles Dramolet zu gewinnen, dem solche Nerven¬
spannung entströmte, daß davon noch ein gut Teil Lebens¬
kraft auf den abendbeschließenden matten „Paracelsus“
überging. Es ist etwas Unredliches auch in der erregenden
planvollen Irreführung des Beschauers dieser Scenen, in
denen das steie Schwanken zwischen Ernst und Spiel die
Sinne erregen soll. Aber in diesem feinmaschigen Gespinnst
einer künstelnden Rechnung blitzt dennoch blankes Gold,
leuchtet dennoch hier und dort die Spur einer warmen
und reichen Schöpferhand. Die Figur des Herzogs in
knappen, durch die Regie noch stark gekürzten Strichen hin¬
geworfen, bebt von Leben, es jammerte mich, diesen pracht¬
vollen Herl nach so kurzen Momenten von der Scene
wieder verschwinden zu sehen. Die Mlarquise, die inmitten
ihrer schaudernden Standesgenossen aus den Greueln der
Verbrecherspelunke süß animierende Sensationen genießt,
muß immerhin eine interessante Bühnenfigur genannt
werden, eine ins altrömisch Rohe gezerrte, graziöse Pailleron¬
figur, deren mattherzigere Töchter wir heute noch die Ge¬
richtssäle schmücken sehen, sobald eine blutige Affäre die
Sauften lockt.
Der „Paracelsus“ ist vom verbotensten Geure, er
wirkt unklar. Man weiß nicht recht, wozu dieses Hypno¬
tisieren und Suggerieren im Gewande des sechzehnten
Jahrhunderts. Diesen Dorgang sah ich bereits in lin