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9 4. Der gruehe Kakaqn zykIus
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geworden über Nacht, mit einem Schlage, — und salche
Reputation drückt wie ein dorniger Kranz die blassen
Schläfen wund. Nun heißt es allherbstlich am Markte
sein mit prangenden FFrüchten, nun heißt es erscheinen und
wieder erscheinen und wohl erworbenen Klang des Namens
mit feuchter Stirn ohn Unterlaß verteidigen und neu ver¬
dienen, — ein gleißend Duldertum. Nun wird jeder Ge¬
danke, der das Hirn schattenhaft kreuzt, mit bebender Hand
gepackt, gewendet und gedreht, ob etwas in ihm sei, was
im Scenenlichte listig zurechtgestutzt und schlau gespitzt
hänglich aufhorchende Hörer erschauern oder gar zittern
machen könnte. Der vordem, ein souveräner Träumer,
königlich geschwärmt und seines Herzens heißem Drange
folgend, in Bingerissenheit geschaffen, ein Bacchant, der
bebend den Nuß der Inspiration auf seiner Stirn gefühlt,
nun ist er ein liebedienerischer Sklav des gelangweilten
Theaterherrn geworden, der auf teuer bezahltem Sitz seiner
Börsensorgen ledig werden will — auf knappe Stunden,
und seinen abgespielten Nerven raffinierteste Reizungen er¬
harrt und erhofft, widrigenfalls er mit geringschätzigem
Lächeln bei seinen Kursen bleibt, und besorgte Kassierer
erbleichenden Direktoren grausam bedrohliche Kassenrapporte
erstatten müssen.
So entsteht ein Stück, wie dieser „grüne Kakadu“ in
welchem ein knatternder Coulissenwitz, den Mlaestro Leon¬
ravallo bereits in den brausenden Tönen der „Bajazzi“
vorweggenommen, den Dorwurf abgiebt zu einem virtuos
gerechneten Bühnenspiel nach dem Muster der durch¬
triebensten Pariser Seenenschwindler Sardouscher Prägung.
Diesen kitzelnden Dorgang, den auch Hauff bereits novellistisch
verwandte, diesen Dorgang, in dessen Verlauf einem rasenden
Histrionen eine verblüffend gespielte Eifersuchtsscene in blutig
9 4. Der gruehe Kakaqn zykIus
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geworden über Nacht, mit einem Schlage, — und salche
Reputation drückt wie ein dorniger Kranz die blassen
Schläfen wund. Nun heißt es allherbstlich am Markte
sein mit prangenden FFrüchten, nun heißt es erscheinen und
wieder erscheinen und wohl erworbenen Klang des Namens
mit feuchter Stirn ohn Unterlaß verteidigen und neu ver¬
dienen, — ein gleißend Duldertum. Nun wird jeder Ge¬
danke, der das Hirn schattenhaft kreuzt, mit bebender Hand
gepackt, gewendet und gedreht, ob etwas in ihm sei, was
im Scenenlichte listig zurechtgestutzt und schlau gespitzt
hänglich aufhorchende Hörer erschauern oder gar zittern
machen könnte. Der vordem, ein souveräner Träumer,
königlich geschwärmt und seines Herzens heißem Drange
folgend, in Bingerissenheit geschaffen, ein Bacchant, der
bebend den Nuß der Inspiration auf seiner Stirn gefühlt,
nun ist er ein liebedienerischer Sklav des gelangweilten
Theaterherrn geworden, der auf teuer bezahltem Sitz seiner
Börsensorgen ledig werden will — auf knappe Stunden,
und seinen abgespielten Nerven raffinierteste Reizungen er¬
harrt und erhofft, widrigenfalls er mit geringschätzigem
Lächeln bei seinen Kursen bleibt, und besorgte Kassierer
erbleichenden Direktoren grausam bedrohliche Kassenrapporte
erstatten müssen.
So entsteht ein Stück, wie dieser „grüne Kakadu“ in
welchem ein knatternder Coulissenwitz, den Mlaestro Leon¬
ravallo bereits in den brausenden Tönen der „Bajazzi“
vorweggenommen, den Dorwurf abgiebt zu einem virtuos
gerechneten Bühnenspiel nach dem Muster der durch¬
triebensten Pariser Seenenschwindler Sardouscher Prägung.
Diesen kitzelnden Dorgang, den auch Hauff bereits novellistisch
verwandte, diesen Dorgang, in dessen Verlauf einem rasenden
Histrionen eine verblüffend gespielte Eifersuchtsscene in blutig