II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 653


b

box 16/1
9. 4
ber gruene Kakadu Zuklus
von be-sieht nicht alle Tage einen wirklichen Herzog wirklichkeit von ihr zu fordern, als sie je geflegt. Und das Herrn Horvath, und die Inscenirung war ihm gus
erliefung,ermorden.“ Inzwischen ist die Bastille erstürmt, und erzählt sie denn dem Gatten, daß sie Paracelius einst gelungen; was den „Grünen Kakadu“ aubelangt, so
d gewal= das Volk, von dem neue Schaaren auch in Prospère's geliebt, daß nun sie Junker Anselm zugethan war, war das angeschlagene Tempo außerordentlich lebhaft,
Gemüth! Keller stürzen, rufen begeisterungentflammt: „Es aber ihm doch widerstanden habe; daß Cyprian sie aber gerade so dürfte Schnitzler sich die Aufführung
Darlegung lebe die Freiheit!“ Die Marquise aber bestellt sich
gut bewachen solle, um sie als sein braves Weib zu
seiner Groteske, wie er diesen Einacter bezeichnet,
it seinen ihren Liebhaber: „Rollin, warten sie heut' Nacht
halten. Paracelsus macht sich nunmehr auf den
selbst gedacht haben. Die Arrangements für die
em Ent¬
vor meinem Fenster; ich werfe den Schlüssel hinunter,
Weg; der Bann, von dem Justina umfangen ist,
Massenwirkungen ließen eine außerordentlich kundige
hen Ver¬
wie neulich.“..... Es ist ein Stück von außerordent¬
weicht; erstannt fragt man den Zauberer noch, ob es
und geschickte Hand erkennen, die im „Grünen
grüne licher Echtheit in Ton und Farbe, und darin besteht sein
Kakadu“ mit besonderer Lust und Liebe zu walten
Ernst, ob's Spiel war, was er that, der aber sagt,
les Bild
schien.
unzweifelhafter künstlerischer Werth, viel weniger oder
wie folgt, und giebt damit die Quintessenz des Stückes,
stürmung gar nicht in dem Effect, den es durch rohe Massen¬
das in Versspielform gehalten ist:
Das Haus war sehr gut besetzt; das Gros des
wirkungen und stärkste Arzneien hervorbringt, abgesehen
Es war ein Spiel! Was sollt' es anders sein?
Publicums nahm die Stücke mit starkem Beifall auf;
gen, wasdavon, daß z. B. die Figur des Henry ungemein ver¬
Was ist nicht Spiel, das wir auf Erden treiben,
einige Wenige schienen durch die einigermaßen sensa¬
icht über
innerlicht ist, und in ihren Grundzügen, speciell in ihrer
tionelle Wirkung der Einacter, namutlich des letzten,
*Und schien es noch so groß und tief zu sein!
als Zusammenstellung mit Leöcadie und dem Herzog,
Mit wilden Söldnerschaaren spielt der Eine,
so überrascht zu sein, daß sie glaubten zischen zu
und als denselben Charakter trägt, wie fast alle Hauptfiguren
müssen.
Ein And'rer spielt mit tollen Abergläub'schen;
tets von der Schnitzler'schen Comödien, — den Charakter, der
Vielleicht mit Sonnen, Sternen irgendwer, —
en höchst
sich aus der Collision legitimer und illegitimer Ver¬
Mit Menschenseelen spiele ich. Ein Sinn
„Para¬
hältnisse ergiebt.
Wird nur von dem gefunden, der ihn sucht.
auf der
Dieses letztere Thema wird durch Schnitzler
Es fließen in einander Traum und Wachen,
en Seite,
auch in der „Gefährtin“ vartirt. Hier stellt der Ver¬
Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist uirgends.
hervorge=fasser einen Professor auf die Scene, dem seine Frau
Wir wissen nichts von Andern, nichts von uns.
gestorben ist, von der er seit Langem gewußt hat, daß
Wir spielen immer; wer es weiß, ist klug.
rmaligen sie in seinem Assistenten einen Liebhaber hatte, ohne
Den Sinn des Stückes zu finden, war nicht schwer,
geführt; daß er sie deshalb von sich zu stoßen den Drang
auch ohne Paracelsus' Deutung; aber er hätte durch
eriebener verspürte. Nein, er wartete vielmehr darauf, daß
die Aufführung noch klarer zu Tage treten können,
iedrigsten Beide vor ihn treten und die Freigabe der Frau
wenn dieselbe in Einzelheiten characteristischer
Aumoral. verlangen sollten, damit sie ihrer Liebe leben könnten,
gewesen wäre. So hätte Herr Otto, als Waffen¬
vorstand, da das junge Weib ihm, dem alternden Manne, doch schmied Cypriau im Allgemeinen eine vortreffliche
in eigen-keine innere Neigung mehr entgegenzubringen ver= Erscheinung, die jedoch den Fehler hatte, zu sympa¬
fieiren, möchte. Nun muß er erfahren, daß die Verstorbenethisch zu sein, unseres Erachtens mehr die Beschränkt¬
en, nein, nicht nur ihm untreu gewesen, sonhern daß sie auch heit des engherzigen behäbigen Philisters unterstreichen
chern jeg= dem Assistenten ihres Mannes so wenig treu dürfen, dem erst durch Paracelsus' Werk die Augen
ehung zu zu sein gedachte, wie sie von demselben, der aufgeh'n, wie er selbst gesteht:
ung der sich jetzt eben verlobt hat, Liebe und Treue
Das, was ich heut geseh'n, für alle Zeit
er; und verlangte. Sie stand also noch Anendlich tiefer als
Soll's mich vor allzu großem Stolze hüten;
Mörder der Professor geglaubt und geduldet hatte, ohne ihr
Es war ein Spiel, doch fand ich seinen Sinn
ts beför- zürnen zu können, da er sich keinen Illusionen
Und weiß, daß ich auf rechtem Wege bin.
ssen hat, hingab und schon bei seiner Verheirathung
Dieser rechte Weg aber soll im Gegensatz stehen zu
wonne= überzeugt war, nur ein, höchstens zwei Jahre ehe-dem bisher beschrittenen unrichtigen, und diesen
Locale lichen Glückes erhoffen zu dürfen. — Es ist ein Wandel ließ das Spiel des Künstlers uns vermissen.
anderen ergreifendes Seelengemälde, dem Schnitzler überaus Auch Herr Kirch als Paracelsus war nicht völlig ein¬
ie über=feinsiunig Gestalt gegeben, weitaus gedankenreicher wandsfrei;wiewohler in Gestalt und Maske ausgezeichnet
en nach= noch aber ist der „Paracelsus“. Der also genannte wirkte, meinen wir, hätte entweder der Charakter des
eben, ist Zauberer und Medicus Theophrastus Bombastus tragischen Liebhobers mit einem Stich ins
n fin de Hohenheim, modellirt nach dem bekannten Mephistophelische oder aber der des Intriguanten
ich ihnen Schwyzer Arzt und Naturforscher, ist nach
mit einem Auflug von Tragik, einer
auch nicht seiner Heimathstadt Basel zurückgekehrt (das dieser Züge aber auf das Deutlichste in die Erscheinung
nes jeuer Stück spielt zu Beginn des 16. Jahrhunderts) treten müssen, während Herr Kirch uns zu schabionen¬
Dirne ge= und kommt in's Haus des biedern Waffen= haft dünkte und scheinbar auch den Text nicht ganz
sie ge=schmiedes Cyprian und seiner Gattin, die Paracelsus beherrschte, sodaß der Souffleur zu sehr in Thätigkeit
sich hat, einst geliebt, ohn' selbst zu wissen, wie sehr er in
zu treten hatte. Brillant war der Doctor Copus des
auf dem das Herz des schönen Mädchens eingedrungen war.
Herrn Mylius, gut, aber nicht ganz einheitlich im
ich seinen Der protzigen Behäbigkeit des Cyprian spielt nun Styl die Justina Frl. Bauers, sehr anmuthig und ge¬
père noch Paracelsus einen argen Streich. Zuvörderst sagt wandt Frl. Saugora als Cäcilia und recht ansprechend
tritt er ihm:
der Junker Anselm des Herrn Alving. Was die
se
Von Neuem immer, seh' ich solche Frauen,
h der
na
Aufführung der „Gefährtin“ anbelangt, so zeichnete
Geschaffen, hohen Menschen Glück zu sein,
Herr Otto sich hier als Professor Pilgram durch
bGenug¬
seelenvolles Sviel von reicher Innerlichkeit aus, und
hr Herzog
An einen Gauch, wie Ihr seid, weggeworsen,
die ver¬
Erbittert mich's auf's Neu! Und nun gar die,
in Frau Otto=Körner als Olga hatte er eine hervor¬
ragende Partnerin, die ausgezeichnet auch nachher
Die einst von Paracelsus ward geliebt,
packt ist.
im „Grünes Kakadu“ die von der vorgenannten so
Und die man — wohlberathen — Euch gegeben,
heute
Als wär' ein Mädchenloos damit erfüllt.
grundverschiedene Rolle der Marquise von Lausac
Mhrt, mnt
Und Cyprlau erwidert höchst verächtlich: „Ja,
während
spielte. Im Uebrigen gab hier Herr Horvath als
zu lassen mir; nicht einem Habenichts, wie Euch! Dergleichen Heury eine Glanzrolle, die das große Können dieses
von be- Mädchen sind für Unsereinen!“ Da führt nun Para=] reichveranlagten bedeutenden Künstlers von Neuem
nenseize, celsus seinen Plan zu Ende; er hypnotisirt Justina ins hellste Licht setzte. Frl. Bauer###r eine sehr gut
ersten und läßt sie ihrem Gatten sagen, daß sie mit Junker aussehende Lescadie und charakterisirte dieselbe auch
mit ziemlicher Naturwahrheit, wenn sie auch an Rea¬
eisterlich, Anselm sich gegen ihn vergangen, und soweit führt
b's nicht der Zauberer deu Streich, daß Cyprian an Justina listik z. V. durch Frau Sorma wohl noch übertroffen
worden wäre. Sehr gut war der Prospère des Herrn
hrt. Das ernstlich zweifelt, wiewohl er wissen müßte, daß
nd nun Alles Paracelsus' Werk, der badurch für das ihm ge= Scholz, ein veristisches Cabinetstück der Strolch Grain
Gast den thane Unrecht sich rächen will, daß er dem Cyprian des Herrn Auspitz, Frl. Sangora als Michette eine
auschmiegliche kleine Katze, Herr Kirch ein eleganter
men, der dem Glauben an die Treue der Gemahlin nimmt.
Worte Schtießlich jedoch läßt er sich erweichen, hebt den und temperamentvoller Herzog von Cardignan 2c.
ar; man Baun, in dem Justina liegt, um größere Wahrhaftig= Die Regie aller drei Stücke lag in den Händen des