box 16/1
9.4. Der gruene kakadu Zyklus
Telefon 12801.
Unternehmen für Zeitungs-Aussehnitte.
Ausschuitt
66105
„OBSERVER“ Nr. 96
L. Esterr. behördl. conc. Burean für Zeitungsberichte u. Personalnachrichtes
Wien, 1X/1. Türkenstrasse 17.
Fillale in Budapest: „Figyelzu
Vertretungen in Berlin, Chicago, London, Newyork, Paris, Stockholm.
Ausschnitt aus: Ae#es Gagédzft
vom 2
klemmenden Enthüllungen seelischer Verworfenheit zum erstenmal rückhaltlos aussprechen, istn
Feuilleton.
und sinnlicher Verirrung. In das Daheim des schwankenden Lichtern und Schatten virtuos
wechselnden Stimmungen und Empfindun
Seele des Professors sind fein geschildert.
tetectetereten selte tiet
K. Hoftheater.
erlegen ist. Still und öde ist es im Hause. Gram=natürlich vollzieht sich allmählich die Ent
Drei Einakter von Arthur Schnitzler.
voll kehrt der Professor vom Friedhof zurück. Nicht die peinlichen Wahrheit. Von den drei Ein#
Aus einem tüchtigen Spezialarzt für Halsleiden] Trauer, sondern das Gefühl, nicht trauern zu können,
dieser erste entschieden am besten.
erfüllt ihn mit eigentümlichem Schmerz. Die Frau, die
hat sich Dr. med. Arthur Schnitzler, Wien IX,
Das zweite Stückchen, Paracelsus
Frankgasse 1, zu einem gewandten Spezialisten fürser heute begrub, hatte er längst verloren. Er kannte
den Vers über die nackte Wirklichkeitsmale
dromatische Seelenschilderung entwickelt. Er ist jetztlihre Untreue, ihr sträfliches Einverständnis mit seinem
gehoben. In keckem Scherz werden dar
au der Bühne, was er im ärztlichen Sprechzimmer
jungen Assistenten Dr. Hausmann. Großmütig schwieg
Kunst ausgebildeten modernen Versuche n
wir: ein elrganter Operateur, ein geschickter, sichererser dazu, indem er — ein alternder Mann — weder
und Suggestion benutzt, um die Thore ein
Arbeiter. Er beobachtet mit scharfem Auge, unter=den Mut fand, seiner jungen Gefährtin“ Herr und
seele weit aufzuschließen. Das originel
sucht genau und gründlich, notiert das leifeste Zucken,
Gatte zu sein noch den Mut, sie freizugeben. Ueber
versetzt uns in die Zeit des Theophrastus
operiert mit leichter und fester Hand und führt seine
den Tod der Gattin hinaus will der edle, nachsichtige
Bombastus, des berühmten Gelehrten und
Mann ihre Neigung noch gelten lassen; er ist bereit,
klinischen Seelendemonstrationen den Zuschauern mit
des 16. Jahrhunderts. Paracelsus kommt
dem Assistenten, der auf die Todesnachricht hin aus Wanderfahrten nach Basel, wo er in der
geistreichen Erläuterungen vor. Schon vor drei
einem Badeorte zurückkehrt, ohne Groll die Hand zu
Jahren haben wir ihn im Berger Kurtheater kennen
Waffenschmieds Cyprian eine Jugendgelie
reichen; er räumt dem Geliebten ein Recht auf die
gelernt; da deckte er in „Liebelei“ allerlei krankhafte
findet. Um den Schmied, der ihm
Trauer ein, die ihm, dem Gatten, versagt ist. Mit
Zustände und Irrtümer unseres modernen Gesellschafts¬
protzenhaft begegnet, zu strafen, hypnch
lebens mit keckem Griffe auf. Gestern hat er nun zarter Schonung empfängt er den Ankommenden, Tausendkünstler Frau Justina zweit
im Hoftheater neuere Proben seines Könnens gegeben.sentschlossen, das Geheimnis mit keinem Worte zu einander, das erstemal, um ihr zu sugg
Die drei kleinen Dramen: Die Gefährtin,berühren. Mit der Heimgegangenen soll es begraben habe mit einem feinen Junker ihrem
Paracelsus und Der grüne Kakadu tragen und vergessen sein. Da erfährt er aus dem eigenen Treue gebrochen, das zweitemal, daß sie ih
äußerlich kein Zeichen des Zusammenhanges an sich.Munde des Assistenten, daß sich dieser unterwegs mit die eigentliche Wahrheit bekenne, nämlich
Für 50
100
Sie sind verschieden in den Motiven und im Gange einem Mädchen öffentlich verlobt hat, mit dem er einst Paracelsus innig geliebt, daß sie jet
200
bereits seit mehr als zwei Jahren in heimlichem
der Handlung und spielen in weit auseinander¬
Meister Cyprian in glücklicher Ehe lebe un
50
liegenden Zeiten und Orten. Gemeinsam ist ihnen
Verlöbnis stand. Pilgram vernimmt diese Mitteilung
vorzuwerfen habe. Nach diesen Proden s
„ 1000
mit Erstaunen und wachsender Empörung. Er weiß
aber der Zug zu den Nachtseiten des Seelenlebens,
zieht Paracelsus weiter. Die kluge Lehre
das Spiel an der unsicheren Grenze zwischen Traum
nun, daß sein Weib für den jungen „Freund“ nicht ten Scherzes ist in die Merkworte zusamg
Abonnen
und Leben, Schein und Sein, Komödie und Wirklich¬
ein Gegenstand tiefer, ernster Neigung, sondern
Es fließen ineinander Traum und Wache
Abonnen keit. Gemeinsam ist ihnen eine gewisse Dämmer¬
verächtliches Spielzeug gewesen ist. V
Wahrheit und Lüge; Sicherheit ist nirgen
Wir wissen nichts von andern, nichts
stimmung und die ungünstige Schilderung des Weibes. Ekel erfüllt, jagt er den Elenden,
iminer; wer es
Originell und spannend sind alle drei Stücke, aber beschmutzte, hinaus. Aber noch eine pein
volle Befriedigung gewährt keines. Man ergötzt sich hüllung wird ihm zu teil. Von eine
an dem Geist und der Satire der seltsamen Skizzen, Hauses, Olga Merholm, die ##
Pointen unsweist, aber für die dür
ohne sich tiefer angeregt, ohne sich wahrhaft ergriffen Mann warme Sympatl
daß seine Frau vun
zu fühlen. Die Wirkung war mehr befremdend als
#im Dialog zu breit ausgesponnen ist,
schlußstück die kühne Koloritstudie aus de
erwärmend. Mit Verwunderung sah man die Bilder Freundes wußte und
vorüberziehen, die uns vor Augen führen, daß wir,
wahre, innige Lien¬
ichen Revolutionszeit: Der grüne Kak
nachtwandelnd am vermeintlichen Tag, mit trügerischer
Sinnlichkei
Verfasser als „Groteske“ bezeichnet.
Tieferschit
Sicherheit hart am Abgrunde durchs Leben schreiten,
geht es allerdings darin zu. In einer
und daß ein furchtbarer Weckruf aus unbekannten seine thör
und Pariser Kneipe werden uns da am Tag
erter
Tiefen jeden Augenblick den Sturz herbeiführen kann.lwird die Unwürdige ver
stü nung der Bastille (14. Juli 1789) gr
absonderlichen Schauspielerhumors, wilder V
Das erste Stück — Die Gefährtin — ist Kunst hat Schnitzler den einfachen
interessanten Stimmungsbilde gestaltet. D Halb=Ischaft, niedriger Verkommenheit des Adels
eine eigenartige Studie aus dem modernen Eheleben.
Trübe und peinlich ist ihr Inhalt. In düsterer dunkel, das über den Seelen der drei Menschen liegt, Sinnenlust des Weibes und der Eifersucht
Trauerstimmung hebt sie an und schließt mit be= die sich hier, am Abend nach dem Begräbnis der Frau, in raschem Wechsel vorgeführt. Eine Ex
— Gioste Denalens unst cafdäne enfr44
9.4. Der gruene kakadu Zyklus
Telefon 12801.
Unternehmen für Zeitungs-Aussehnitte.
Ausschuitt
66105
„OBSERVER“ Nr. 96
L. Esterr. behördl. conc. Burean für Zeitungsberichte u. Personalnachrichtes
Wien, 1X/1. Türkenstrasse 17.
Fillale in Budapest: „Figyelzu
Vertretungen in Berlin, Chicago, London, Newyork, Paris, Stockholm.
Ausschnitt aus: Ae#es Gagédzft
vom 2
klemmenden Enthüllungen seelischer Verworfenheit zum erstenmal rückhaltlos aussprechen, istn
Feuilleton.
und sinnlicher Verirrung. In das Daheim des schwankenden Lichtern und Schatten virtuos
wechselnden Stimmungen und Empfindun
Seele des Professors sind fein geschildert.
tetectetereten selte tiet
K. Hoftheater.
erlegen ist. Still und öde ist es im Hause. Gram=natürlich vollzieht sich allmählich die Ent
Drei Einakter von Arthur Schnitzler.
voll kehrt der Professor vom Friedhof zurück. Nicht die peinlichen Wahrheit. Von den drei Ein#
Aus einem tüchtigen Spezialarzt für Halsleiden] Trauer, sondern das Gefühl, nicht trauern zu können,
dieser erste entschieden am besten.
erfüllt ihn mit eigentümlichem Schmerz. Die Frau, die
hat sich Dr. med. Arthur Schnitzler, Wien IX,
Das zweite Stückchen, Paracelsus
Frankgasse 1, zu einem gewandten Spezialisten fürser heute begrub, hatte er längst verloren. Er kannte
den Vers über die nackte Wirklichkeitsmale
dromatische Seelenschilderung entwickelt. Er ist jetztlihre Untreue, ihr sträfliches Einverständnis mit seinem
gehoben. In keckem Scherz werden dar
au der Bühne, was er im ärztlichen Sprechzimmer
jungen Assistenten Dr. Hausmann. Großmütig schwieg
Kunst ausgebildeten modernen Versuche n
wir: ein elrganter Operateur, ein geschickter, sichererser dazu, indem er — ein alternder Mann — weder
und Suggestion benutzt, um die Thore ein
Arbeiter. Er beobachtet mit scharfem Auge, unter=den Mut fand, seiner jungen Gefährtin“ Herr und
seele weit aufzuschließen. Das originel
sucht genau und gründlich, notiert das leifeste Zucken,
Gatte zu sein noch den Mut, sie freizugeben. Ueber
versetzt uns in die Zeit des Theophrastus
operiert mit leichter und fester Hand und führt seine
den Tod der Gattin hinaus will der edle, nachsichtige
Bombastus, des berühmten Gelehrten und
Mann ihre Neigung noch gelten lassen; er ist bereit,
klinischen Seelendemonstrationen den Zuschauern mit
des 16. Jahrhunderts. Paracelsus kommt
dem Assistenten, der auf die Todesnachricht hin aus Wanderfahrten nach Basel, wo er in der
geistreichen Erläuterungen vor. Schon vor drei
einem Badeorte zurückkehrt, ohne Groll die Hand zu
Jahren haben wir ihn im Berger Kurtheater kennen
Waffenschmieds Cyprian eine Jugendgelie
reichen; er räumt dem Geliebten ein Recht auf die
gelernt; da deckte er in „Liebelei“ allerlei krankhafte
findet. Um den Schmied, der ihm
Trauer ein, die ihm, dem Gatten, versagt ist. Mit
Zustände und Irrtümer unseres modernen Gesellschafts¬
protzenhaft begegnet, zu strafen, hypnch
lebens mit keckem Griffe auf. Gestern hat er nun zarter Schonung empfängt er den Ankommenden, Tausendkünstler Frau Justina zweit
im Hoftheater neuere Proben seines Könnens gegeben.sentschlossen, das Geheimnis mit keinem Worte zu einander, das erstemal, um ihr zu sugg
Die drei kleinen Dramen: Die Gefährtin,berühren. Mit der Heimgegangenen soll es begraben habe mit einem feinen Junker ihrem
Paracelsus und Der grüne Kakadu tragen und vergessen sein. Da erfährt er aus dem eigenen Treue gebrochen, das zweitemal, daß sie ih
äußerlich kein Zeichen des Zusammenhanges an sich.Munde des Assistenten, daß sich dieser unterwegs mit die eigentliche Wahrheit bekenne, nämlich
Für 50
100
Sie sind verschieden in den Motiven und im Gange einem Mädchen öffentlich verlobt hat, mit dem er einst Paracelsus innig geliebt, daß sie jet
200
bereits seit mehr als zwei Jahren in heimlichem
der Handlung und spielen in weit auseinander¬
Meister Cyprian in glücklicher Ehe lebe un
50
liegenden Zeiten und Orten. Gemeinsam ist ihnen
Verlöbnis stand. Pilgram vernimmt diese Mitteilung
vorzuwerfen habe. Nach diesen Proden s
„ 1000
mit Erstaunen und wachsender Empörung. Er weiß
aber der Zug zu den Nachtseiten des Seelenlebens,
zieht Paracelsus weiter. Die kluge Lehre
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nun, daß sein Weib für den jungen „Freund“ nicht ten Scherzes ist in die Merkworte zusamg
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und Leben, Schein und Sein, Komödie und Wirklich¬
ein Gegenstand tiefer, ernster Neigung, sondern
Es fließen ineinander Traum und Wache
Abonnen keit. Gemeinsam ist ihnen eine gewisse Dämmer¬
verächtliches Spielzeug gewesen ist. V
Wahrheit und Lüge; Sicherheit ist nirgen
Wir wissen nichts von andern, nichts
stimmung und die ungünstige Schilderung des Weibes. Ekel erfüllt, jagt er den Elenden,
iminer; wer es
Originell und spannend sind alle drei Stücke, aber beschmutzte, hinaus. Aber noch eine pein
volle Befriedigung gewährt keines. Man ergötzt sich hüllung wird ihm zu teil. Von eine
an dem Geist und der Satire der seltsamen Skizzen, Hauses, Olga Merholm, die ##
Pointen unsweist, aber für die dür
ohne sich tiefer angeregt, ohne sich wahrhaft ergriffen Mann warme Sympatl
daß seine Frau vun
zu fühlen. Die Wirkung war mehr befremdend als
#im Dialog zu breit ausgesponnen ist,
schlußstück die kühne Koloritstudie aus de
erwärmend. Mit Verwunderung sah man die Bilder Freundes wußte und
vorüberziehen, die uns vor Augen führen, daß wir,
wahre, innige Lien¬
ichen Revolutionszeit: Der grüne Kak
nachtwandelnd am vermeintlichen Tag, mit trügerischer
Sinnlichkei
Verfasser als „Groteske“ bezeichnet.
Tieferschit
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geht es allerdings darin zu. In einer
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und Pariser Kneipe werden uns da am Tag
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Tiefen jeden Augenblick den Sturz herbeiführen kann.lwird die Unwürdige ver
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absonderlichen Schauspielerhumors, wilder V
Das erste Stück — Die Gefährtin — ist Kunst hat Schnitzler den einfachen
interessanten Stimmungsbilde gestaltet. D Halb=Ischaft, niedriger Verkommenheit des Adels
eine eigenartige Studie aus dem modernen Eheleben.
Trübe und peinlich ist ihr Inhalt. In düsterer dunkel, das über den Seelen der drei Menschen liegt, Sinnenlust des Weibes und der Eifersucht
Trauerstimmung hebt sie an und schließt mit be= die sich hier, am Abend nach dem Begräbnis der Frau, in raschem Wechsel vorgeführt. Eine Ex
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