II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 674

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9.4. Der gruehe Kakadu — Zykius

((das ja besser wissen. Wollte Herr Schnitzler mit dem Symbolismus! Gäste zu unterhalten. Sie Alle geri#
0 Königliches Schauspielhaus##
oder so etwas Aehnlichem spielen: Auch das ist ja modern! Einen sich der furchtbarsten Schandthaten,
Drei Einacter ganz verschiedenen Genres — an einem Abende Anlauf dazu wenigstens nimmt der Antor. Paracelsus sagt z. B. verübt haben. Die adeligen Herren
einmal: „Ich spiele nur mit Menschenseelen.“ Und dann: „Wir spielen! Witze. Es ist ja Alles nur Spaß!
— von einem Dichter: ein Schauspiel, ein Versspiel und eine Groteske!
immer. Wer es weiß, ist klug!“ Also neben Calderons „Das Lebens so harmlos! Einer von den Schaus
Arthur Schnitzler, der Autor der „Liebelei“ und des „Ein Vermächtniß“
ein Traum“ Schnitzlers „Das Leben ein Spiel“. Doch vielleicht Kerl, Henri heißt er. Dessentwegen
hatte wieder, einmal das Wort. Den ersten der drei Einacter, „Die
wollte Herr Schnitzler nur unterhalten? Und selbst das gelang ihm wegen kommen all die lustigen Her¬
Ein
Gefährten“, kennt das Dresdner Theaterpublitum bereits.
nicht. Man höre: Der Wunderdoctor Paracelsus kommt nach Basel.e Spelunke. Und an jenem Tage
düsteres Ehedrama, ein Nachtstück! Die Frau ist eben gestorben. Der
Die Gelehrten und Klugen halten ihn für einen Schwindler. Da
so wahr, so natürlich, daß man schli#
Mann trauert ihr nicht nach, denn es ist schon lange her, daß Beide
kommt er ins Haus des Waffenschmiedes Cyprian (von Herrn Günzz
ist es Spiels Er behauptet nämlich
für einander gelebt haben. Er, ein ernster Gelehrter, viel älter als
drastischer, als gut war, dargestellt). Er sieht des Waffenschmiedes
mordet zu haben, da dieser adelige
sein flatterhaftes Weib, hatte sich in sein Eheunglück resignirt gefügt.
habe. Dar stürmt vlötzlich lärmen
Er wußte, die Todte war seinem jungen Freunde leidenschaftlich zu¬
eete geschenterich vet enereie den Bute
Bastille gestürmt. Alle jubeln. Der
gethan gewesen. Er wußzte, sie konnte niemals der Inhalt seines
salber, prahlt mit der Treue seines Weibes. Da zeigt Paracelsus
Lebens, niemals seine Gefährtin sein. Nur zu ein“. tändelnden Ge¬
Original. Er hat das Spiel eines
seine Kunst. Er hypnotisirt die junge Frau. Er bewirkt durch
liebten paßte sie. Und dazu war er zu ernst und zu alt. Und da er¬
Maske ab und zeigt sich als blutdürst
Suggestion, daß sie sich einbildet mit einem Junker ein sträfliches
und schwört dem Adel Rache. Man
fährt er nun plötzlich am Tage ihres Begräbnisses, daß sie nicht einmal,
wie er angenommen hatte, die Geliebte seines Frundes gewesen war,
Verhältniß gehabt zu haben. Die Arme zerfließt in Reue. Mit Mühe
Hildenthat. Der aber lacht und be
nur kann der Ehemann in tausend Aengsten den Wunderdoctor be¬
sondern nur dessen Maitresse, denn sie war davon unterrichtet gewesen,
garnicht ermordet. Alles sei nur Sp
daß ihr Liebhaber bereits ernste Beziehungen zu einer Anderen ange¬
wegen, das bedauernswerthe verdrehte Eheweib wieder zur Vernunft
hat er Deine Frau verführt!“ so #
knüpft hatte. Dieser Gedanke ist dem betrogenen Ehemanne, dem
zu bringen. Aber Paracelsus spielt dem behäbigen Spießbürger, der
Henri auf den Herzoa der eben in
sich über ihn, den Landstreicher und Quacksalber, lustig gemacht hat,
Ivealisten fürchterlich. Eine ernste Liebe hätte er noch respectirt,
dolcht ihn. Das Volk jubelt. Der
aber eine frivole, cynische Liebelei — nein, soweit geht sein Idealismus
einen neuen Streich. Er läßt mittelst Suggestion sein Medium, die
Wir können nicht bei der großen An
junge Frau, bis zum Sonnenuntergange die reine Wahrheit sagen.
doch nicht. Er geräth in hellen Zorn und weist nachträglich dem
Rollen auf das Spiel eines jeben
Und nun erfährt der Ehemann von seiner Gattin recht unangenehme
gewissenlosen Hausfreunde die Thür. Ein wahres Glück, daß eine
ganze Ensemble trug zum Gelingen
solche Art Ehemann=Idealismus nur in der Phantasie des Herrn
Dinge! Was soll der ganze Zauber? Auch dieses Stück hat seinen
hauptsächlich von einem vortrefflich
Schnitzler existirt. Im Leben sind hoffentlich derartige resignirte
Beruf verfehlt. Den Paracelsus sollte Herr Blankenstein spielen.
bei. Es sei nur die Rolle Henris
tritt, besonders erwähnt. Herr Wi
Aber noch in letzter Stunde mußte für ihn, da er plötzlich erkrant war,
Gatten nicht zu finden, und wenn es wirklich solche geben sollte, so
nennt man sie nicht bedauernswerthe Idealisten, sondern ganz große
das Wort ist hier keine Uebertreibung
Herr Froböse einspringen. Herr Froböse hatte den Paracelsus in
Esel. Der Herr Professor in Schnitzlers Schauspiel ist im Grunde
einen Swengali verwandelt. Nun „Trilby“ und „Paracelsus“ stehen
Leidenschaft, die oft in Wahnsinn
schließlich auf einer Stufe.
genommen unmoralischer als seine flatterhafte Gattin und deren
Resignation und Niedergeschlagenheit
gewissenloser Liebhaber. Herr Wiene, Frau Salbach und Herr
wieder Sehnsucht nach Ruhe und Frie
Das letzte Stück ist das beste, oder besser, das bessere. „Der
Franz brachten durch ihre meisterhafte Charakterisirungskunst das
rasch
ein stetes Wechselspiel i
grüne Kakadu“ trägt die Bezeichnung Groteske. Die Bezeichnung
bedenkliche Stück, das ein Product moderner Experimentirungssucht ist,
Höhen und Tiefen dieser prächtigen
ist gut. Schnitzler führt uns in einen Pariser Verbrecherkeller „Zum
so heraus, daß es einigermaßen genießbar wurde. Den Haut gout¬
mit souveräner Meisterschaft. „Das
grünen Kakadu“. Wir werden in die Zeit der beginnenden Revolution
Geschmack konnte aber selbst die Würze ihres Spieles nicht beseitigen.
spieler bekommt Ihr nicht wieder!“
versetzt. Wir schreiben den 14. Juli 1789, den dentwürdigen Tag
Und was soll man zu dem zweiten Einacter, zu „Paracelsus“,
director stolz und bitter zugleich. Her
der Erstürmung der Bastille; jenen Tag; wo man begann, die tausend¬
sagen? Das Versspiel ist schrecklich harmlos! Man fasse das nun
bezog man sie. An Stelle des erkr
jährig: Adelswirthschaft über den Haufen zu werfen und Menschen¬
als Lob oder Tadel auf! Was wollte mit dem harmlosen Ding
trat in diesem Stücke Herr v. Wint
rechte geltend zu machen. Der Adel ist lustig und guter Dinge. Er
eigentlich Herr Schnitzler? Wollte er das Vertrauen der Ehemänner
aus Berlin auf. Die Rolle des Herz
tanzt auf einem Vulcan, ohne es zu wissen. Adelige Gecken besuchen
zu ihren Ehefrauen verhöhnen? Wollte er die Schulmedicin lächerlich
sagend, als daß es sich geziemt, auf
heimlich den Verbrecherkeller, selbst eine recht dirnenhafte Marquise
einzugehen. „Der grüne Kakadu“ ist
machen? Wollte er den Hypnotismus verherrlichen? Ja, warum
nehmen sie mit. Hier giebt es zu lachen. Hier können sich die hohen
verlegt er denn dann sein Stück zu Beginn des 16. Jahrhunderts, wo
Herren ungezwungen amüsiren. Der Wirth, ein ehemaliger Theater¬
immrehin ein Stück, das seines echter
es noch gar keinen Hypnotismus gab?, Soviel mir bewußt, hat sich der director (ganz vorzüglich von Herrn Wiene gespielt), ist ein Original. ist und das der Rolle Henri=Wiecke w
moderne Hypnotismus erst aus dem sog. Mesmerismus (Ende des 18.Per redet die Adeligen mit Du an und giebt ihnen grobkörnige Namen.
Jahrhunderts) entwickelt. Aber Herr Schnitzler als Wiener Arzt muß! Er hat Schauspieler angestellt, die die tollsten Dinge treiben, um die