II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 688

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9.4. Der gruehe Kakadn Zykius
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Ausschnilt
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„OBSERVER“ Nr. 58
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Wien, IX/1. Türkenstrasse 17.
Neu war in diesem gefesteten Ensemble erstlich Riza Folkner, die man
längere Zeit wegen Erkrankung auf der Bühne nicht mehr gesehen
Flliale in Budapest: „Figyelé“ —.—
Ihr Spiel gefiel uns recht gut und würde unsern vollen Beifall
haben, wenn sie ihrem zu kindlich klingenden Stimmchen etwas mehr
Vertretungen in Berlin, Chicago, London, Newyork, Paris, Stockholm.
Gehalt zu geben vermöchte. Recht beherzt sekundierte sie Tom Farecht
in dem improvisierten Duett, das beide im Stile des unbegleiteten
Recitativs behandelten. Mit der drolligen Darstellung des lustigen
Ausschnitt aus:
Dienstmädchens, das früher Else Ottmar so nett spielte, gewann sich
ihre Nachfolgerin Anka Maurer einen Stein im Brett bei unserem
lachlustigen Publikum. Sie besitzt zwar nicht die Anmut ihrer Vor¬
gängerin, dafür aber eine größere Dosis Drolerie. Jedoch sind gerade
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die Annmt und Liebenswürdigkeit bei Molière nicht zu entbehren.
In den Gesprächen Goethes mit Eckermann äußert dieser: „Es ist
NO
nicht bloß das vollendete künstlerische Verfahren, was mich an Mo¬
liere entzückt, sondern vorzüglich auch das liebenswürdige Naturell,
das hochgebildete Innere des Dichters. Es ist in ihm eine Grazie
und ein Takt für das Schickliche und ein Ton des feinen Umgangs,
wie es seine schöne Natur nur im täglichen Verkehr mit den vorzüg¬
Welt und Wissen.
lichsten Menschen seines Jahrhunderts erreichen konnte.“
Ob der Geheimrat, wenn er die drei Schnitzlerschen Ein¬
* Stadttheater in Köln.
akter erlebt, Aehnliches Eckermann in die Feder diktiert hatte,
könnte man bezweifeln. Ihrer vornehmen Natur gemäß würde sich
Von den Meiningern hat man die Gepflogenheit angenomm# mit
die Excellenz, wie Lonis Speidel in seinem Berichte über
Grillparzers unvollendetem Drama Esther und Molières Lustspiel
die Erstaufführung des Schnitzlerschen litterarischen Triptychons
Der eingebildete Kranke einen Theaterabend auszufüllen.
im Hofburg=Theater in Wien wohlweislich ausgeschwiegen haben.
Schroffere Gegensätze als sie die beiden Stücke bilden, welche am
Der ausgezeichnete Kritiker erzählt in sechs Feuilletonspalten
klassischen Montage, unter Leitung von Oberregisseur Karl Dalmonico,
ausführlich den Inhalt der Stücke und fertigt dann Die
neu einstudiert, gegeben wurden, sind kaum denkbar, denn die alt¬
Gefährtin kurzer Hand ab, indem er sagt: „Man schweigt
testamentarische Dichtung des österreichischen Schiller und das reali¬
mit dem Professor und lächelt gleichfalls befreit“. Und ferner:
stische Lustspiel des ehemaligen Hoftapezierers verhalten sich zueinander
Sonnenthals vornehme Spielweise war es auch zu danken, daß nicht
wie Feuer und Wasser. Die Meininger gaben die beiden Stücke auch
gelacht wurde; ein einziger Lachversuch — und das Stück liegt in
gerade des schneidenden Kontrastes halber, und die anderen Bühnen
Scherben. F. Mauthner äußerte sich über die Première der Einakter
machten ihnen dieses Kunststück später nach. Im Besitz der
im Deutschen Theater: das kleine Schauspiel Die Gefährtin gefiel
herrlichen Dekorationen und der stilvollen Kostüme zur Königin
gut. Der Erfolg des Abends war Der grüne Karadu wcen
von Saba kann unsere Bühne es sich gestatten, des Orients
ja auch ein wieder zurückgenommenes Polizeiverbot die Neuiger recht
üppige Pracht in dem Drama Esther dem Zuschauer vorzuzaubern.
gespannt hätteEbenso unhistorisch wie der grüne Kakadn ist das¬
Da wir ferner in Oskar Bohnée (König), Josefine Rottmann
Versspiel= Paracellus. Die gute Darstellung könnte diese graziose
(Esther), L. Zimmermann (Mardochai), Dr. Kaiser (Haman) und
Kreinigkeit nicht retten, wenn auch Frl. Dumont und Hr. Kainz ihr
Emma Teller=Habelmann (Hamans Gattin) die geeigneten Kräfte für
bestes thaten. Es wäre traurig, denken zu müssen, der Paracelsus sei
die Hauptrollen besitzen, so übte die wertvolle Dichtung auch diesmal
die letzte Gestalt, die Kainz in Berlin neu geschaffen hat. Indem wir
eine fesselnde Wirkung aus. Diese wurde noch erhöht dadurch, daß
selbst das Wort wieder ergreifen, bemerken wir, daß wir die scharfe
man auch für die Rollen zweiter Gattung in den Herren Neumann¬
Beobachtungsgabe und die schriftstellerische Begabung des Wiener
Hoditz (Theres), Rossath (Bightan), Hecken, Rogall und Ulbrich (Räte
Arztes anerkennen. Wir möchten nur wünschen, daß er dieses Talent
des Königs) und Danegger (Hauptmann) tüchtige Kräfte zur Hand
anderen Problemen zuwendete. Daß man die Einakter wie das Mo¬
hatte.
Für
liersche Stücknoch nach Hunderten von Jahren geben wird, das wird nie¬
In dem Molièreschen Meisterlustspiel sah man in den führenden
mand behaupten wollen, sie werden nach den kontraktlichen Pflicht¬
5 Rollen, wie bei der letzten Vorstellung 1896/97: L. Zimmermann
vorstellungen bald vom Spielplan verschwinden. Damit ist die Sache
als Argan, Emma Teller=Habelmann als Belinde, Tom Farecht als
für uns erledigt.
Cleanthe, Neumann=Hoditz als Dr. Diafori 18, W. Benthien als Thomas
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und R. Rogall als Dr. Purgon, die sich auch jetzt wieder trefflich bewährten?
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