II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 687

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9.4. Der ruene Kakadu—Zukius
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vom

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ERSATZ E
vom 44%
ERSATZ -E
7y Kölner Stadttheater. Unsere Bemerkungen über den Ein¬
Tacter=Cyklus von Schnitzler haben das Mißfallen des Theaterkritikers
der Köln. Ztg. erregt. „Wir müssen,“ schreibt er, „entschiedenen
*
Widerspruch gegen den heftigen Angriff erheben, den die Kölnische
2 Moderne Einakter in Köln. Am
Stadttheater in Köln wurden dieser Tage die be¬
Volkszeitung wegen der drei Einacter Schnitzlers gegen die Theater¬
kannten drei Einakter Arthur Schnitzlers ge¬
leitung richtet. Ihr damit verknüpfter Alfküf an den Verwaltungsrat
geben: „Die Gefährtin“, „Paracelsus“ und „Der
läuft auf die Absicht hinaus, ein Verbot der Stücke zu erzielen. Ob
grüne Kakadu“. Am Schlusse der „Gefährtin“ geht
ein solches Vorgehen noch im Raymen berechtigter Kritik gelegen ist,
bekanntlich der hintergangene Gatte aus dem
lassen wir dahingestellt sein. Wir haben aber ein lebhaftes Interesse
Zimmer; an der Thüre bleibt er stehen, betrachtet
daran, daß unser Theater auf der Höhe der modernen Bühnenlitteratur
das Zimmer noch einmal, athmet tief auf, lächelt
bleibe; wir haben im vorigen Jahre gegen den litterarisch untergeord¬
dann wie befreit, geht ab; man hört ihn
neten Spielplan gekämpft und würden es mit großem Bedauern be¬
zusperren. Das dunkele Zimmer bleibt eine
merken, wenn eine solche hemmende Kritik die Theaterleitung veran¬
Weile keer, dann fällt der Vorhang. Hierzu
lassen sollte, auf die alten falschen Bahnen zurückzukommen. Das
bemerkt der Kritiker der „Köln. Volksztg.“:
wäre für Köln ein schwerer Schaden. Wir haben nicht it der Volks¬
„Man hätte wünschen mögen, nicht nur dieses
zeitung über den litterarischen Wert der Stücke yier zu verhandeln.
Zimmer, sondern die Bühne wäre den ganzen
Jedenfalls hätte sie nicht verschweigen sollen, daß das Publikum sich
Abend über leer geblieben. Der Zuschauer geht —
lebhaft befriedigt davon zeigte und kein einziger Ton des Mißfallens,
wie der Professor — aus diesem Dreiakterabend wie
zu dem man hier doch sonst sehr leicht bereit ist, hörbar wurde.
von einem Alp befreit fort; aber er schweigt nicht
Warum sollte denn auch, was dem kaiserlichen Hofburgtheater in
zu diesem groben Unfug, sondern legt energisch
Wien, dem königlichen Hoftheater in München und einer Reihe von
Protest ein dagegen, daß die Bühne, die doch eine
Bühnen gut genug war, nun gerade in Köln ein Gegenstand des Ent¬
Bildungsstätte sein soll, zu solchen Experimenten
setzens sein? Wir können uns des Verdachtes nicht erwehren, daß bei
mißbraucht wird.“ Und die Redaktion bemerkt noch
der vor allem dem grünen Kakadu, diesem geistvollen und hoch¬
dazu: „Wir können uns diesem scharfen Urtbeile
nur anschließen. Herr Direktor Hofmann scheint
tragischen Meisterstückchen, geltenden Entrüstung das Buch den Anlaß
es auf den Beweis abgesehen zu haben, daß er dem
gegeben hat, während die Aufführung die cynischen Reden, die
50
Für
p. k. Puslikum auch Wüsteneien bieten darf. Bei
de Charakteristik und keiner Tendenz dienen, wesentlich gestrichen
1
den Stadtrathsberatbungen über die Erichtung eines
hatte. Gegen die beiden anderen Stücke ist überhaupt sittlich nichts
200
neuen Opernhauses, in dem namentlich auch
einzuwenden, und im Kakadu ist auch die Tendenz und die Handlung
500
die Operette gepflegt werden soll, hat man
nicht schlimmer als in einer ganzen Reihe längst an allen Bühnen
zu Gunsten eines weiteren Stadttbeaters u. a. an¬
.1000
gasigbarer Stücke. Wir erheben, wie gesagt, entschieden Widerspruch
Für 50 Zeitungs geführt, es solle dem Publikum den Besuch der clusive
gegen einen solchen Kuebelungsversuch, dem wir jede Berechtigung
zweifelhaften Specialitätentheater abgewöhnen. Als orto.
100
absprechen, der aber, wenn man sich etwa einschüchtern läßt, schwere
Abonnem
ob der Kunsttempel an der Glockengasse nicht schon ghlbar
200
Schädigungen unseres künstlerischen Lebens nach sich zieht, ganz ab¬
Abonnen

recht oft ein ganz unzweifelhaftes Speciali= Voran
500
gesehen davon, daß man anderwärts über Köln lachen würde. Schlie߬
täten=Theater gewesen wäre! Und was sagt
„ 1000
lich sei eine Aeußerung des Centrumsabgeordneten Karl Bachem auf
dazu der Verwaltungsrath des Kölner Theater=e ist das
dem Katholikenrage in Neisse hier erwähnt. Der Abgeordnete äußerte
Im Gegengktienvereins? Ist denn kein einziger unter den cht es den
ausdrücklich, daß mit einer Kritik, die engherzig davon ausgehe, das
Abonnement dur Herren, der Herrn Hofmann auf gut Deutsch den
Theater müsse auf jedes kleine Mädchen Rücksicht nehmen, nicht viel
Abonnenten frei Standpunkt klar macht? Oder ist es ohne Erfolg
anzufangen sei.“ Mit dem Schlußsatz sind wir ganz einverstanden.
versucht worden?“ Es scheint sehr schwer, in Köln
„Kleine Mädchen“ gehören überhaupt nicht ins Theater, und wenn ##
eine künstlerische Direktion zu suchen, wenn man
thörichte Mütter dieselben mitnehmen — sei es auch nur um „den Platz
gegen ein Talent, wie Schnitzler, von mächtiger Seite
nicht faul werden zu lassen“ — so sind sie, und nicht der Verfasser
bereits den Stadtrath und den Verwaltungsrath
oder die Theaterleitung für die Folgen verantwortlich. Aber um die
mobil macht. Die Stadi Köln hat ca. 350000 Ein¬
„kleinen Mädchen“ handelt es sich hier nicht, sondern um junge
wohner. Wenn Städte von solcher Größe im
Damen, auch um Frauen und Männer, denen es noch nicht gleich¬
deutschen Vaterlande nicht auch ein Parkett mit
Leuten füllen können, die mit der deutschen Literatur
gültig ist, ob sie anständige Stücke oder das Gegenteil zu sehen be¬
kommen. Im vorliegenden Falle genügt es uns vollständig, wenn
Schritt zu halten und die Werke ihrer ersten lebenden,
ein Mann von so anerkannter Milde und Zurückhaltung im Urteil
Autoren kennen zu lernen wünschen, dann allerdings
wie unser Theaterberichterstatter seiner Entrüstung Luft macht. Daß
ist die manchmal peinlich hervortretende Eitelkeit
uns sofort danach mitgeteilt wurde, eine Reihe (namentlich genannter)
des Berliner Publikums auf sein literarisches und
bekannter Kölner Familien teile diese Entrüstung durchaus, dient uns
künstlerisches Urtheil nicht so ganz ungerechtfertigt.
lediglich als Bestätigung. Wir hätten nur gewünscht, sie hätten ihrem
richtigen Gefühl gleich während der Vorstellung Ausdruck gegeben.
Dieses Gefühl zu schonen scheint uns wichtiger, als der Schritt zur
„Höhe der modernen Bühnenlitteratur“, der nach Ansicht sehr vielerg
nichts weniger als prüden Leute in den Sumpf rührt