II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 709

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9.4. Der gruene Kakadu—#kius
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Momente. Wir haben schon die Herren Lebius und Strobl
genaant. Lebius wußte Wahrheit und Spiel erschütiernd in
Eins zu wirken. Herr Miethke brachte den Cynismus des dem Wert schlummernden Gedanken zu herrlichem Leben zu er¬
wecken. Unser Königliches Orchester folgte dem Dirigenten mit
feigen Wirths zur Geltung; in ausgezeichneter Verbrechermaske
Präzision und bewältigte die, in den beterogensten Rhythmen
stellte Herr Cugelhardt einen Mördet dar: eine kriminalistische
und selbst Taktarten der verschiedenen, zugleich erklingenden Themen
Prachtstudie voll gräßlicher Realität. Auch die Leocadie des
liegenden Schwierigkeiten glänzend. Daueben entfaltete das
Orchester einen im Piano entzückenden Klangreiz und im Forte und
Frl. Baumbach ist zu erwähnen, und von den Aristokraten
Fortissimo eine majestätische Wucht und einen strahlenden Glanz.
Frl. Engl als Marquise, ein treffendes Charakterbild der Ver¬
Der Einsatz des Blechkörpers bei dem dritten Hauptthema war in
worfenheit der Demen jener furchtbaren Epoche. Aber auch
keiner pompösen Breite und Machtentfaltung erschütternd. Anderer¬
die übrigen Mitspielenden verdienen Anerkennung. Die zwei
seits waren duftigste Klangwirkungen zu konstatiren, u. a. da, wo die
letzten Einakter wurden sehr beifällig ausgenommen.
Solovioline, von Herrn Konzertmeister Riller meisterhaft vertreten,
die oben erwähnte Klarinetten=Melodie übernimmt, wozu die ge¬
Hamel.
dämpften Klänge tieserer Instrumente das Fundament bilben.
Kurz, es war die glänzende Lösung einer glänzenden Aufgabe,
welche Dirigent wie Orchester da geboten haben. Außer dieser ge¬
Zweites Abonnementskonzert im Königlichen
wichtigen Orchesternummer gab es zu Beginn des Konzertes noch
eine mindestens ebenso gewichtige: Beethovens „Eroica“. War es
Theater.
Zufall oder Absicht, daß zwei so auf die Ewigkeit hinweisende
Orchesterwerke an demjenigen Tage geboten wurden, an welchem
Dirigent J. Kotzky.
I vor 70 Jahren Kaiser Friedrich das Weltenlicht erblickte? Jeden¬
„Das Gesilde der Seligen“, wer hat nicht schon dieses Bild
falls berührte die Thatsache sehr sympathisch. Besonders die beiden
Arnold Böcklins gesehen und ist ergriffen worden von dem Zauber
letzten Sätze des Beethovenschen Meisterwerkes wurden mit einer
und der eigenartigen Stimmung desselben? Diese Stimmung in
straffen Rhythmik und einer schwungvoller Auffassung vorgeführt,
Tönen wiederzugeben versucht Felix Weingartner in seinem gleich¬
welche kaum überboten werden kann. Um den on diesen Orchester¬
nämigen Tongemälde, welches die bedeutungsvolle Novität des
werken ausgehenden Eindruck des Vollendeten nicht zu trüben, war
gestrigen Konzertes war. Die dem Bilde eigene Macht, die selige
als Mitwirkender Herr Professor Engen Ysaye aus Brüssel aus¬
Ruhe der Weltentrücktheit zu schildern, ist vom Komponisten in
ersehen. Eine bessere Wahl war kaum möglich. Herr Ysaye ist ein
unter dem Einfluß einer Zeit stehe und d
glücklichster Weise getroffen, es ist ein eigenartig schönes Stim¬
Geiger, dessen wonnig=süßer und dabei aus ehmend großer, schöner
ganz nahe komme.
mungsgemälde, dessen Themen und Orchestercholorit den iunig
Ton seines Gleichen sucht. Damit paart sich eine seltene Berve des
tmpfindenden Tondichter und den hervorragenden Instrumenteur
Ausdrucks und eine bedeutende Virtuosität, welche Eigenschaften z. B.
(Ein Herwegh=Denkmal
verrathen. Der Form nach ein auf drei Hauptthemen aufgebautes
in Caprice von Saint Saëns=Ylaye überzeugend zur Geltung kamen.
Ehrenausschuß zur Errichtung eines Geor##
Rondo beginnt dasselbe mit geheimnißvollen Harmonien in Fis-dur.
Sein edler, auf stilgerechte Ausführung älterer Werke hinzielender
in Liestal ersucht um Veröffentlichung des
Geisterhafte, träumerische Hornrufe ertönen, die Tonwellen ver¬
Vortrag und die innere Poesie seiner Auffassung kamen einerseits
„Wir wenden uns an alle Freunde und
dichten sich, und das von drei Fagotten begleitete, von Violinen,
I im E-dur-Konzert von Bach, undererseits in der Beethovenschen
keit und Freiheit mit der Bitte um Beiträ
Bratsche und Englischhorn vorgetragene erste Hauptthema ertönt.
1 G-dur-Romanze, sowie in dem als Zugabe gespielten Preisliede
Denkmal in Liestal im Schweizerland.
Als Nebenthemen treten eine von den Kiarinetten geblasene
aus „Die Meistersinger von Nürnbera“ zu herrlichster Geltung.
finstere Reaktion brütete, da erhob sich
liebliche Kantilene und zarte, dumpfe, aus der Tiefe sich
Alle diese Solonummern wurden vom Orchester mit Auszeichnung
emporringende Akkorde des Blechkörpers auf, worauf dann
Schnees die „eiserne Lerche“ und vertünd
begleitet. In dem Bach =Konzert gesellte sich dazu noch die
als zweites Hauptthema ein frischer, heiterer Reigen
Freileit. Wie ein Lenzsturm fuhren Hert
Theaterorgel, deren Klang sich wundervoll mit demjenigen des
(A-dur) erklingt, der nach einer vom ganzen Orchester allmählich
Lebendigen“ 1841 über die Weli uind risse
Orchesters mischte, und für deren sicher: unter den obwaltenden
aufgenommenen Steigerung wieder in die erste Themengruppe
Jugend mit sich fort, sondern auch alle Fral
1 Verhältnissen besonders schwierige Handhabung — die Orgel be¬
(Fis-dur) zurückleitet. Pompöse, in erhabener Ruhe dahinziebende
sich aus der dumpfen Krankenstude des Deut
findet sich in Etagenhöhe seitwärts von der Bühne und ist dem¬
Harmonien bringt dann das dritte Hauptthema, dessen feierlicher
sehnten nach freier Luft, gleichem Licht und
nach dem Dirigenten nicht sichtbar — Herr Taegener besondere
Charakter wohl die ewige Verklärung ausdrücken soll. Aus diesen!
Sogar der Kön# von Preußen konnte
L. Wuthmann.
Auerkennung verdient.
ei Hauptthemen entwickelt der Komponist dann zum Schluß eine
Geisteshauches sht entziehen und empfing
überraschend schöne Kombination; die Hörner und Violoncelli
Zusammenkunft den Dichter, der in Deutsch
bringen das erste Theia im ruhigen Melos des Viervierteltaktes,
Kleines Fenilleton.
geseiert wurde. Nie hat ein Dicter eine
die Holzbläser intoniren im drei Achteltakt den heiteren Reigen,
Ehrung durch das Volk erfahren, als Hern
vg. (Ueber Werthschätzung und Nach¬
und darüber erstrahlt, von sämmtlichen Violinen unisono gespielt,
Kunstwerke) sprach, wie man uns Reise durch Deutschland. Bald freilich vers
ahmung
das hehre Thema der ewigen Verklärung. Leise, geheimnißvoll,
wie es begonnen, schließt das schöne Werk. — Herr Kapellmeister! aus Berlin schreibt, Geheimrath J. Lessing vom Kunstae= I tion den jungen Dichter wieder aus Deutsch