II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 716

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9.4. Der gruene KakaduZpklus
Telephon 12801.
„OBSERVER‘
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Hnelierangabechy Gewahr)
Deutsche Suimmen, Prossnitz
Ausschnitt aus:
27.1 1906
vom:
(Theater). Drei Einakter brachte uns die The
tervorstellung vom 21. d. M. Der Erste Die Gefährtin““
von Schut#l#st ein kleiner realistischer Ausschnitt aus
dem Leden. Freilich werden Personen und Schicksale, wie
sie der Dichter uns vorführt, nicht allzuhäufig vorkommen.
Etwas Dunktes, Merkwürdiges, so ganz verschieden von
der sonstigen Durchsichtigkeit der Wiener Art Schnitzlers,
schwebt über dem Stücke. Der arme, naive Professor Pil¬
gram spielt die Hauptrolle; oder doch eigentlich seine tote
Gattin, jenes bedauernswerte Wesen, welches wir deutlich
vor uns zu sehen glauben, wie es seiner Sinnenlust erliegt,
da ihm der junge Doktor Hausmann naht, und sich neben
den alten Gatten stellt. Die tote, abwesenden Figur wind
uns seltsamerweise am klarsten und dentlichsten aus dem
schweren Stücke. Verschwommen dagegen bleibt uns die
Gestalt der Olga Marholm, eine Gestält, die uns fast an
die mystischen Dramatiker des Nordens mahnt. Ein Hauch
des Geistes Jakobsen's, vielleicht auch Strindberg's, des
wuchtigen Antifeministen, weht durch das Stück. Das Werk
stellte, offen gesagt, Anforderungen an die Darsteller, denen
sie nicht gewachsen sein konuten. Daher mag es rühren,
daß „Die Gefährtin“ einen Großteil des Publikums nicht
befriedigte. Es wirkten im Stücke Frl. Gigl und die
Herren Lübau, Flemming und Hofer mit. —
Das 2. Stück war „Paracelsus“, Schauspiel von Schnitz¬
ler. Es spielt zu Basel im 16. Jahrhundert, und hat die
sagenumwobene Faustgestalt des Theopyrastus Hohenheim
zum Mittelpunkte. Konflikt und Vorwurf jedoch sind ganz
modern. Der selbstgefällige Stolz des erbgesessenen Wa¬
ffeuschmieds Cyprian (etwa der „satte Bourgeois“) erfährt
eine Züchtigung durch einen verachteteu, fahrenden Pro¬
letarier, der eines besitzt: Geist und Meuschenkenntnis.
Das Mittel, dessen, sich der Landfahrer bedient, ist ein
ebenso modernes: Die Hypnose. Das Stück ist in chöner,
gebundener Sprache geschrieben, welche Stellen von nach¬
denklicher Tiefe aufweist. Die Darstellung war eine gute;
an ihr partizipierten die Damen Gigl und Just, wie
die Herren Orell, Berg, Flemming und Lü¬
bau. — Den Beschluß machte das alte Schauspiel „Grin¬
goire“ von Bauville. Dieses Stück, welches die überwälti¬
gende Kraft echter Poesie, mag diese sich ins zerlumpteste
äußere Gewand auch kleiden, verherrlichen soll, ist stets
seiner Wirkung sicher. Die Darstellung ließ zwar maucher¬
lei zu wünschen übrig, befriedigte jedoch im Gauzen. Hier
wirkten die Damen Gigl und Inst, sowie die Herren
Mauth (Titelrolle), Lübau, Flemming und H o.
fer mit. Das Haus war gut besucht.