weise tadellose war und daß neben Herrn Lübau auch die
anderen Darsteller ungezählten Hervorrufen Folge leisten
mußten. Im ersten Einakter, der die Momente behandelt,
in welchen ein Ehemann erfährt, daß seine soeben
begrabene Gattin ihn nicht mit einem anderen Manne
hinterging, der sie liebte, sondern daß sie sich diesem
Manne unter Preisgebung jedes Begriffes von weiblicher
Ehre an den Hals geworfen, spielte Herr Lübau den
neuen Witwer mit der ihm eigenen vornehmen Ruhe
und wußte den psychologischen Feinheiten des Stückes
vollends gerecht zu werden. Auch Herrn Flemming
(Dr. Hausmann) gebührt Anerkennung, dagegen hätte
Frl. Gigl (Olga Merholm) dem Studium ihrer Rolle
bedeutend mehr Aufmerksamkeit widmen können. Sie
Im Mittelpunkte des zweiten
—
war sehr unsicher.
Einakters steht die Figur des mittelalterlichen Medizin¬
mannes Paracelsus (Herr Lübau) und wenn die
Kur, die Schnitzler ihn an dem hochmütigen Waffen¬
schmied Cyprian (Heer Orell) vornehmen läßt, auch
gewiß nicht geeignet wäre, seinen bekannten glücklichen
Kuren zugezählt zu werden, so genügt sie doch, um
uns einige spannende Szenen vor Augen zu führen.
Der Jnhalt ist kurz folgender: Der Baseler Waffenschmied
Cyprian ist sich seines ehelichen Glückes zu sehr bewußt
und beleidigt den gerade in der Stadt Wunderkuren
verrichtenden und von ihm mehr spasseshalber einge¬
ladenen Paracelsus. Dieser rächt sich, indem er, um
Cyprian eine Probe seiner Kunst vorzuführen, dessea
Gattin in einen hypnotischen Zustand versetzt. Er be¬
fiehlt ihr zu glauben, daß sie sich einmal mit einem
im Hause verkehrenden Junker vergangen habe und erst
nachdem er sich an der Qual des Mannes geweidet,
stellt er wieder den status quo her. Cyprian ist geheilt,
er wird dafür sorgen, daß seine Frau keiner weiteren
Versuchung, der sie nach ihrem eigenen Geständnisse
diesmal bald erlegen wäre, denn der Junker machte
ihr die Cour nach allen Tonarten, ausgesetzt sei. Der
Junker entdeckt plötzlich, daß er eigentlich die Schwester
Cyprians, Cäcilie, liebt und da ihm deren Herzschon längst
in stiller Glutentgegenschlägt, werden sie ein glücklich Paar
und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute
Auch hier hat Schnitzler viel Sorgfalt auf
die scharfe Kennzeichnung der einzelnen Charakteren
verwendet und einen überaus glücklichen Wurf gemacht.
Um die Wiedergabe machten sich besonders Herr Lübau,
sowie Frl. Gigl (Cyprians Gattin), die speziell in dem
hypnotischen Traum zustande die strengen Grenzen der Linien¬
führung einhielt, Herr Orell und Frl. Just sehr verdient.
Am wirkungsvollsten ist aber ohne Zweifel „Der grüne
Kakadu“, wo wir unter dem Titel einer Spelunke
mitten in die große französische Revolution geschleudert
werden und eine Reihe ungemein gelungener Typen vor
unseren Augen auftauchen sehen. So wenig der Kern
der eigentlichen Handlung — ein Herzog ist der Lieb¬
haber einer jungverheirateten, aber deshalb alles eher
denn unschuldigen Schauspielerin und wird dann von
ihrem Manne, der sie wahnsiunig liebt und ihr Zunft¬
genosse ist, erstochen, während der Lärm der Revolution
von der Straße in das nachtasylartige Lokal dringt —
ein stark hervorragender ist, so ausgezeichnet versteht
Schnitzler das Milieu zu schildern und die Darstellung
auf unserer Bühne blieb ihm nicht allzuviel schuldig.
Ganz schlackenfrei war sie allerdings nicht, aber Schnitz¬
ler ist ein zu raffinierter Ingenieur der Bühnentechnik
als daß man von unseren abgehetzten Kräften verlangen
könnte, sie sollten ihm bis in die kleinsten und feinsten
Details folgen. Aus einem Guß war blos eine ein¬
zige Leistung: die des Herrn Direktors Rübsam als
Schauspieler Henri. Da war nichts auszusetzen, wogegen
seiner Partnerin Frl. Just, das kokettenhafte der gewissen¬
losen Herzogsdirne auch nicht in einem Zuge gelang. Sie
bemühte sich, mitzukommen und verdarb schließlich nichts.
Die Marquise von Lansac, ein Sinnenweib, das sich
im Garten Readezvous gibt, während in der Straße
a Heer Kapeameister Königsberger.“
vor ihrem Hause Blut fließt, wurde von Frl. Lothar
41 0 (. — Zum Benefize des Herrn Lübau,
tadellos verkörpert. Köstlich war der Strolch des Heern
einem der besten Mitglieder unseres Schauspielensembles,
Mauth, sowohl in der Maske, als in der Sprache.
gingen Dienstag Artur Schnitzlers drei Einakter
Sonst verdienen noch die Herren Indra und Flem¬
„Die Gefährtin", „Paracelsus“ und „Der grüne
ming hervorgehoben zu werden. Die Regie sei mit
Kakadu“ in Szene. Es sei gleich im Voraus betont,
daß die Aufführung aller drei Bühnenwerke eine stellen, Lob genannt.
anderen Darsteller ungezählten Hervorrufen Folge leisten
mußten. Im ersten Einakter, der die Momente behandelt,
in welchen ein Ehemann erfährt, daß seine soeben
begrabene Gattin ihn nicht mit einem anderen Manne
hinterging, der sie liebte, sondern daß sie sich diesem
Manne unter Preisgebung jedes Begriffes von weiblicher
Ehre an den Hals geworfen, spielte Herr Lübau den
neuen Witwer mit der ihm eigenen vornehmen Ruhe
und wußte den psychologischen Feinheiten des Stückes
vollends gerecht zu werden. Auch Herrn Flemming
(Dr. Hausmann) gebührt Anerkennung, dagegen hätte
Frl. Gigl (Olga Merholm) dem Studium ihrer Rolle
bedeutend mehr Aufmerksamkeit widmen können. Sie
Im Mittelpunkte des zweiten
—
war sehr unsicher.
Einakters steht die Figur des mittelalterlichen Medizin¬
mannes Paracelsus (Herr Lübau) und wenn die
Kur, die Schnitzler ihn an dem hochmütigen Waffen¬
schmied Cyprian (Heer Orell) vornehmen läßt, auch
gewiß nicht geeignet wäre, seinen bekannten glücklichen
Kuren zugezählt zu werden, so genügt sie doch, um
uns einige spannende Szenen vor Augen zu führen.
Der Jnhalt ist kurz folgender: Der Baseler Waffenschmied
Cyprian ist sich seines ehelichen Glückes zu sehr bewußt
und beleidigt den gerade in der Stadt Wunderkuren
verrichtenden und von ihm mehr spasseshalber einge¬
ladenen Paracelsus. Dieser rächt sich, indem er, um
Cyprian eine Probe seiner Kunst vorzuführen, dessea
Gattin in einen hypnotischen Zustand versetzt. Er be¬
fiehlt ihr zu glauben, daß sie sich einmal mit einem
im Hause verkehrenden Junker vergangen habe und erst
nachdem er sich an der Qual des Mannes geweidet,
stellt er wieder den status quo her. Cyprian ist geheilt,
er wird dafür sorgen, daß seine Frau keiner weiteren
Versuchung, der sie nach ihrem eigenen Geständnisse
diesmal bald erlegen wäre, denn der Junker machte
ihr die Cour nach allen Tonarten, ausgesetzt sei. Der
Junker entdeckt plötzlich, daß er eigentlich die Schwester
Cyprians, Cäcilie, liebt und da ihm deren Herzschon längst
in stiller Glutentgegenschlägt, werden sie ein glücklich Paar
und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute
Auch hier hat Schnitzler viel Sorgfalt auf
die scharfe Kennzeichnung der einzelnen Charakteren
verwendet und einen überaus glücklichen Wurf gemacht.
Um die Wiedergabe machten sich besonders Herr Lübau,
sowie Frl. Gigl (Cyprians Gattin), die speziell in dem
hypnotischen Traum zustande die strengen Grenzen der Linien¬
führung einhielt, Herr Orell und Frl. Just sehr verdient.
Am wirkungsvollsten ist aber ohne Zweifel „Der grüne
Kakadu“, wo wir unter dem Titel einer Spelunke
mitten in die große französische Revolution geschleudert
werden und eine Reihe ungemein gelungener Typen vor
unseren Augen auftauchen sehen. So wenig der Kern
der eigentlichen Handlung — ein Herzog ist der Lieb¬
haber einer jungverheirateten, aber deshalb alles eher
denn unschuldigen Schauspielerin und wird dann von
ihrem Manne, der sie wahnsiunig liebt und ihr Zunft¬
genosse ist, erstochen, während der Lärm der Revolution
von der Straße in das nachtasylartige Lokal dringt —
ein stark hervorragender ist, so ausgezeichnet versteht
Schnitzler das Milieu zu schildern und die Darstellung
auf unserer Bühne blieb ihm nicht allzuviel schuldig.
Ganz schlackenfrei war sie allerdings nicht, aber Schnitz¬
ler ist ein zu raffinierter Ingenieur der Bühnentechnik
als daß man von unseren abgehetzten Kräften verlangen
könnte, sie sollten ihm bis in die kleinsten und feinsten
Details folgen. Aus einem Guß war blos eine ein¬
zige Leistung: die des Herrn Direktors Rübsam als
Schauspieler Henri. Da war nichts auszusetzen, wogegen
seiner Partnerin Frl. Just, das kokettenhafte der gewissen¬
losen Herzogsdirne auch nicht in einem Zuge gelang. Sie
bemühte sich, mitzukommen und verdarb schließlich nichts.
Die Marquise von Lansac, ein Sinnenweib, das sich
im Garten Readezvous gibt, während in der Straße
a Heer Kapeameister Königsberger.“
vor ihrem Hause Blut fließt, wurde von Frl. Lothar
41 0 (. — Zum Benefize des Herrn Lübau,
tadellos verkörpert. Köstlich war der Strolch des Heern
einem der besten Mitglieder unseres Schauspielensembles,
Mauth, sowohl in der Maske, als in der Sprache.
gingen Dienstag Artur Schnitzlers drei Einakter
Sonst verdienen noch die Herren Indra und Flem¬
„Die Gefährtin", „Paracelsus“ und „Der grüne
ming hervorgehoben zu werden. Die Regie sei mit
Kakadu“ in Szene. Es sei gleich im Voraus betont,
daß die Aufführung aller drei Bühnenwerke eine stellen, Lob genannt.