II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 724

Kak
9. 4. Der gruene adu zyklus
Klose & Seidel
Bureau für Zeitungeausschnitte.
Bertin NO. 43, Georgenkirchplatz 211
(Liest die meisten Zeitungen und ist das
bostorganisierteste Burean Deutschlands.)
Alldemein
Zeitung

FIEE
221: —
Datum: —
UMu
Schiller=Theater Charlollenbiurg.
Arthur=Schnitzler=Abend.
Wäs unsere führenden Bühnen schmählich
verabsäumt — den fünfzigsten Geburtstag eines
der Besten unserer modernen Literatur durcht
die Aufführung seiner Dramen zu feiern — das
haben unsere Volksbühnen als Ehrenpflicht er¬
kannt, und sie sind erfreulicherweise dieser Auf¬
gabe nachgekommen.
Das Schiller=Theater hat gestern drei Ein¬
akter des Wiener Dichters zur Aufführung ge¬
bracht und bei der Auswahl eine glückliche Hand
liewiesen. Denn diese drei Dramen: „Die Ge¬
Fährtin“, „Paracelsus“, „Der grüne
Nakadu“ zeigen Schnitzlers Talent in seiner
vollen Ergiebigkeit. „Die Gefährtin“, eine ein¬
dringliche Seelenzergliederung, ein schwermüti¬
ges Stimmungsbild, das die Tragik der Men¬
schenseele behutsam offenbart, ist das Wiener
Stück Schnitzlerscher Eigenart. Eine Tragödie
auf Zehenspitzen.
„Paracelsus“, ein nachdenkliches Schel¬
menspiel von gedämpftem, wohlerzogenem Ueber¬
mut, und „Der grüne Kakadu“ endlich,
dieses groteske Kabinettstück der französischen Re¬
volutionszeit, voll sprühender Lebenskraft und
dramatischer Fülle, zeigt den Könner, der das
wuchtige Forte der großen Tragödie mit dem
historischen Hintergrund meistert.
Auch darstellerisch löste das „Schiller=Theater““
seine Aufgabe recht glücklich; es war eine unge¬
trübte Geburtstagsgabe. In der Gefährtin
brachte Max Reimer die Gestalt des hinter¬
gangenen, verzeihenden, abgeklärten Gelehrten
sehr überzeugend heraus, und Hedwig Pauly,
die resignierende Freundin, wußte in ihrer sym¬
pathischen, natürlichen Art die Szene mit Wärme
zu füllen. Die belanglose Rolle des Liebhabers
gab Conrad Wiene korrekt, doch die Frische
fehlte. Dafür schöpfte er aus dem Mörder Grain
des grotesken Revolutionsgemäldes so viel naiven
Humor, daß er nicht nur dem Publikum eine
große Freude bereitete. Im „grünen Kakadu“ —
von Walter=Horst brillant inszeniert —
standen noch auf der Höhe ihrer Aufgabe Georg
Paeschke als eleganter Herzog, der Schmieren¬
direktor Richard Wirths, Else Wasas
Kokette Léocadie — sie sah bildhübsch aus — und
der Schauspieler Henri Hans F. Gerhards.
Diese beiden standen auch im „Paracelsus“ an
herporragendem Platz: Frau Wasa etwas zu
öde und pirklich in der Hypnose Justinas,
Herr Gethard in der Titelrolle interessant und
von starker Wirkung. Sehr gut veranschaulichte
Heinz Bernecker die biderbe Komik des
selbstgefälligen Waffenschmieds Cyprian.
J. Kn.
box 16/1
Klose & Seidel
= Bureau für Zeitungsausschnitte. =
Berlin NO.43, Georgenkirchplatz 211.
(Liest die meisten Zeitungen und ist das
bestorganisierte Bureau Deutschlands.)
Zeitung: Vossische Zeitung
Ort:
Berlin
Datum:
gn
7 Das Schillertheater Charlottenburg erinnerte sich als einzige
Berliner Bühne der Verpflichtung, von Arthur Schnitzlers fünf¬
zigstemn Geburtstage Kenntnis zu nehmen. Es gab drei Ein¬
akter* „Die Gefährtin“ „Paracelsus“ und „Der grüne
Kakadn“. Das burleske kleine Revolutionsstück hat seine Wir¬
kung schon an vielen Stellen erprobt; gestern erwuchs ihm
eine überraschende Konkurrenz an dem „Paracelsus“, dem sich
auch eine glückliche Bühnenlaufbahn vorhersagen läßt, wenn
sich das Publikum so mit ihm weiter familiarisiert. Für die „Ge¬
fährtin“ wäre vielleicht ein anderer Auftakt zu wünschen gewesen;
dieses etwas künstliche Dramolet hängt zu sehr von der stumzmen
Gewalt eines einzigen Schauspielers ab, der sich nicht überall finden
läßt. Im ganzen wurde recht wacker gearbeitet, besonders von
Hans F. Gerhard, Heinz Bernecker, Conrad Wiene, wie von den
Damen Else Wasa und Hedwig Pauly. —r.