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9.4. Der gruene Kakadu — Zyklus
zu wagen. Aber immerhin wied man annehmen als eine Wiiste sein wiro.
une e
So auch bei Schnitzler. Sein „Sterben“ ist das thum in seinem Blut und er ist n
—
Feuilleton.
Meisterstück einer Novelle. Das dornenübersäete Wahl seiner Stoffe ... Dort geht
Leben eines Lungenkranken schildert er mit der er= Mädel. Er kennt sie nicht. Aber
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Arthur Schnitzler.
greifenden Wahrheit des Arztes und die Liebe, die dieser feine Zug in der Nackenlinie,
sich aus dem schlichten Idyll zur leidenschaftlichen haft=weich, halb frauenhaft=stolz
(Paracelfus, Die Gefährtin, Der grüne Kakadu*)
Tragik steigert, ist mit den feinsten Nuancen dar= eine Novelle schreiben um dieser e
Von Hermann Greinz.
gestellt.
willen. Dabei mag sie das platteste
Es ist kein Zufall, daß Arthur Schnitzler vor¬
Es ist aber das specifisch Wienerische, das allen
Anders Schnitzler. Der sieht
treffliche Novellen schreibt Denn seinem Wesen
Schöpfungen Schnitzlers das eigenartige Gepräge
vorerst tief in die Augen und finde
nach ist er in erster Linie Epiker und man möchte
leiht. Man kann auf Grillparzer und Bauernfeld einen heimlichen, verborgenen Schat
higin Parallelen zu Halbe und Hartleben erbli¬
zurückgreifen und kann, wie es einer bereits ge=er ihn mit der ganzen Tiefe seiner K
ckei
than, in der Hero das erste „süße Mädel“ Wiens und zu edeln. Man denke nur an di
Dem realistischen Drama mit der Last der Er¬
erblicken. Die Novellen Ferdinand v. Saars der# Liebelei“. Ein solches Mädchen
eignisse, der Wucht des Dialoges und der Fülle
geben dieses heimathliche Milieu in den prächtig= nie zeichnen, die wäre ihm vielleicht zu
der Leidenschaft hat sich bald eine Art entgegenge¬
sten Farben wieder. Da ist der Prater in seinem ihrer Liebe: Güte. Ihn reizt nus
stellt, die in ihrem Bau ungleich feiner ist und an
die Stelle eines großen und weitausgreifenden ersten Grün, ein Sonntagnachmittag im Frühling, derliche un Bizarre, das, wozu er
nes eigen: Wesens hinzugeben kan
Problems eine stille, stimmungsreiche Handlung der Himmel dehnt sich in wolkenlosem Blau über
die Stadt, dann wieder die breiten, hellen Stra¬
feste Füße zu stellen.
setzt. R M. Meyer nennt das die „lyrische Er¬
ßen mit dem Glanz und der lachenden Sünde und
weichung des realistischen Dramas“. Bemer¬
Das „süße Mädel“ Schnitzlers
kenswerth ist aber, daß die meisten Stoffe dieser nicht zuletzt die Cafe's, aus deren dumpfer Atmo¬
der Dichter einmal schildert: Ich ka
anderen novellistischer Natur sind.
sphäre uns Leo Hirschfeld seine Comödie „Die einmal nicht helfen ... sie erinnert
Lumpen“ geschrieben hat. Dieses Leichte und nen getragenen Wiener Walzer
Man könnte sich Halbe's „Jugend“ ebenso gut
Schwebende. Lärm und Hast der Großstadt und Heiterkeit . .. lächelnde, schalkhafte
als eine erschütternde Novelle denken mit all den
von fernen Gärten ein verirrter Duft von Flieder Das ist so ihr Wesen... Daß einer
Feinheiten und dem ganzen, lyrischen Einschlag,
das ist Wien, wie es seine Dichter schildern.
nung eine Gestalt der tiefsten Trag
der auf der Bühne von der Handlung eher erdrückt
Hermann Bahr mit seinem „Tschaperl“, dem
kann, zeigt die „Liebelei“ und „D##
zu werden droht. „Die Lore“ Hartlebens war
„Star“, den „Wienerinnen" und Schnitzler mit
niß“. Schnitzlers Kunst steht aber au
ursprünglich eine Novelle und hieß „Die Geschichte
der „Liebelei“ und dem „Vermächtniß“.
sicherem Boden. Wenn er sich auch
vom abgerissenen Knopf“. In der Dramatisirung
Da möchte ich gleich auf einen wesentlichen Un= Spöttereien seines „Anatol“ gefallen
büßt der Stoff einen guten Theil seiner zarten Un¬
terschied zwischen diesen beiden, Bahr und Schnitz= dert dies nicht das geringste an seinen
mittelbarkeit ein.
ler, hinweisen. Bahl ist der leichte und leider oft lächelnde, schalkhafte-Wehmuth.
*) Die Buchausgabe bei S. Fischer, Berlin W.
zu flüchtige=Plauderer, es steckt viel vom Pariser¬
Etwas neles gab Schnitzler in
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9.4. Der gruene Kakadu — Zyklus
zu wagen. Aber immerhin wied man annehmen als eine Wiiste sein wiro.
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So auch bei Schnitzler. Sein „Sterben“ ist das thum in seinem Blut und er ist n
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Feuilleton.
Meisterstück einer Novelle. Das dornenübersäete Wahl seiner Stoffe ... Dort geht
Leben eines Lungenkranken schildert er mit der er= Mädel. Er kennt sie nicht. Aber
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Arthur Schnitzler.
greifenden Wahrheit des Arztes und die Liebe, die dieser feine Zug in der Nackenlinie,
sich aus dem schlichten Idyll zur leidenschaftlichen haft=weich, halb frauenhaft=stolz
(Paracelfus, Die Gefährtin, Der grüne Kakadu*)
Tragik steigert, ist mit den feinsten Nuancen dar= eine Novelle schreiben um dieser e
Von Hermann Greinz.
gestellt.
willen. Dabei mag sie das platteste
Es ist kein Zufall, daß Arthur Schnitzler vor¬
Es ist aber das specifisch Wienerische, das allen
Anders Schnitzler. Der sieht
treffliche Novellen schreibt Denn seinem Wesen
Schöpfungen Schnitzlers das eigenartige Gepräge
vorerst tief in die Augen und finde
nach ist er in erster Linie Epiker und man möchte
leiht. Man kann auf Grillparzer und Bauernfeld einen heimlichen, verborgenen Schat
higin Parallelen zu Halbe und Hartleben erbli¬
zurückgreifen und kann, wie es einer bereits ge=er ihn mit der ganzen Tiefe seiner K
ckei
than, in der Hero das erste „süße Mädel“ Wiens und zu edeln. Man denke nur an di
Dem realistischen Drama mit der Last der Er¬
erblicken. Die Novellen Ferdinand v. Saars der# Liebelei“. Ein solches Mädchen
eignisse, der Wucht des Dialoges und der Fülle
geben dieses heimathliche Milieu in den prächtig= nie zeichnen, die wäre ihm vielleicht zu
der Leidenschaft hat sich bald eine Art entgegenge¬
sten Farben wieder. Da ist der Prater in seinem ihrer Liebe: Güte. Ihn reizt nus
stellt, die in ihrem Bau ungleich feiner ist und an
die Stelle eines großen und weitausgreifenden ersten Grün, ein Sonntagnachmittag im Frühling, derliche un Bizarre, das, wozu er
nes eigen: Wesens hinzugeben kan
Problems eine stille, stimmungsreiche Handlung der Himmel dehnt sich in wolkenlosem Blau über
die Stadt, dann wieder die breiten, hellen Stra¬
feste Füße zu stellen.
setzt. R M. Meyer nennt das die „lyrische Er¬
ßen mit dem Glanz und der lachenden Sünde und
weichung des realistischen Dramas“. Bemer¬
Das „süße Mädel“ Schnitzlers
kenswerth ist aber, daß die meisten Stoffe dieser nicht zuletzt die Cafe's, aus deren dumpfer Atmo¬
der Dichter einmal schildert: Ich ka
anderen novellistischer Natur sind.
sphäre uns Leo Hirschfeld seine Comödie „Die einmal nicht helfen ... sie erinnert
Lumpen“ geschrieben hat. Dieses Leichte und nen getragenen Wiener Walzer
Man könnte sich Halbe's „Jugend“ ebenso gut
Schwebende. Lärm und Hast der Großstadt und Heiterkeit . .. lächelnde, schalkhafte
als eine erschütternde Novelle denken mit all den
von fernen Gärten ein verirrter Duft von Flieder Das ist so ihr Wesen... Daß einer
Feinheiten und dem ganzen, lyrischen Einschlag,
das ist Wien, wie es seine Dichter schildern.
nung eine Gestalt der tiefsten Trag
der auf der Bühne von der Handlung eher erdrückt
Hermann Bahr mit seinem „Tschaperl“, dem
kann, zeigt die „Liebelei“ und „D##
zu werden droht. „Die Lore“ Hartlebens war
„Star“, den „Wienerinnen" und Schnitzler mit
niß“. Schnitzlers Kunst steht aber au
ursprünglich eine Novelle und hieß „Die Geschichte
der „Liebelei“ und dem „Vermächtniß“.
sicherem Boden. Wenn er sich auch
vom abgerissenen Knopf“. In der Dramatisirung
Da möchte ich gleich auf einen wesentlichen Un= Spöttereien seines „Anatol“ gefallen
büßt der Stoff einen guten Theil seiner zarten Un¬
terschied zwischen diesen beiden, Bahr und Schnitz= dert dies nicht das geringste an seinen
mittelbarkeit ein.
ler, hinweisen. Bahl ist der leichte und leider oft lächelnde, schalkhafte-Wehmuth.
*) Die Buchausgabe bei S. Fischer, Berlin W.
zu flüchtige=Plauderer, es steckt viel vom Pariser¬
Etwas neles gab Schnitzler in
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