II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 754

9.4. Der gruehe Kakadu zyklus box 16/1
treten und um ihre Freiheit bitten würden, die erst
ihnen großmüthig zu geben gedachte. Sie starb aber
eines plötzlichen Todes, während ihr Geliebter auf
einer Ferie reise begriffen in der Fremde weilte, und
nun trauerte er um das zerbrochene Glück beider.
Da erfährt er zu seinem Zorn, dass der Hausfreund
die Frau betrogen und seit Jahr und Tag mit einer
andern verlobt war, und er weist ihm mit Verach=
tung die Thür und die Todte rückt seinem Herzen
plötzlich näher, weil er sie betrogen wähnte. Aber
da erfährt er von seiner und hrer Freundin, dass
die Todte um das zweite Verhältnis und die Ver=
lobung ihres Geli bten gewusst, und er so von den
beiden Menschen, die er trotz alledem geliebt und
geachtet, mit Schmutz überhäuft wurde. Da widert
ihn das Heim, wo dies alles geschehen, an und er
begibt sich auf Reisen. Bevor er aber abgeht, legt
er den ve spätet eingelangten Grabkranz seines Haus¬
freundes auf den Schreibtise seiner todten Frau,
der die Bri fe birgt, die die beiden Betrüger voller
Schuld gewechselt. In dieser letzten Handlung liegt
eine wundersam zarte, versöhnende Stimmung, die
sich wieder in ganz anderer Art mit dem Geleit¬
n
spruch deckt.
Schade dass der genussreiche Abend mit diesem
Meisterwerk moderner Dramatik im besten Sinne!
des Wortes nich seinen Abschluss fand, sondern durch
die darauf folgende, etwas zu breit gerathene und
lärmende Groteske „Der grüne Kakadu“ etwas abge¬
2
schwächt wurde. Dieses Stück versetzt uns in einelg
französische Taverne, in der allabendlich von Schau=2
spielern improvisierte drastische Scenen aus dem
Leben, das ist aus den Vortagen der frinzösischen
Revolution zur Aufführung gebracht werden Auchse
hier wird wieder aus dem Spiel blutiger Ernst,
denn während die Schauspieler in der Taverne zum
„grünen Kakadu“ zum Spass der hochadeligen Gästel.
aufreizende Scenen spielen, stürmt das Volk von
Paris das berüchtigte Staatsgefängnis, die Bustille.
Dieses Sick passt eigentlich nur äußerlich auf den
Geleitspruch, somit nicht wohl zum Ganzen, so gut
es auch sonst gemacht, aber eben auch nur ge¬
macht ist.
Gespielt wurden alle drei ganz vortrefflich, aber
auf die Einzelneiten der Darstellung näher einzu=b
gehen, ist auf so kleinem Raum kaum möglich, wes¬ d
halb nur die Namen der um den schönen Erfolg des b
Abends verdientesten Darsteller genannt werden sollen.
Es sind dies die Damen Prandstetter und Staftnyj,
und die Herren Kobler, Nasch, Metzl, Suppan, Ka
maus, Walter und Thiemann. Der Besuch ließ
leider sehr viel zu wünschen übrig, und das ist in An¬ d.
betracht der prächtigen, wirklich sehenswerten Werke
und ihrer guten Darstellung sehr zu bedauern. Hof¬
a
semlich finden die Wiederholungen volle Häuser.
R. Ch. Jenny.
Vereinsnachrichten.
(Innsbrucker Liedertafel.) Heute General=1d
probe im großen Stadtsaal für die costümierten!
Gruppen, und zwar für die Damen um 7 Uhr, für
die Herren um 8 Uhr abends.
(Gesangsclub „Typographia“.) Dier
Mitglieder zur morgigen Faschings=Liedertafel werdenjC
dringendst ersucht, zur Generalprobe heute 8 Uhria
abends im „Adambräu“ zu erscheinen.
(Werkmeister=Verein Wiener Verband.)s#
Samstag den 16. Schützen=Kränzchen im bürgerl.] si
Bräuhaus. Sonntag Vormittag Ausschuss=Sitzung.1d
(Tireler Verzsteiger Gesellschg