II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 753

den 17. ds. statt.
he
Theater und Musik.
(Innsbrucker Stadttheater.) Heute gelangt
im ungeraden Abonnement, Serie roth, der stets
mit ungetheilter Heiterkeit aufgenommene Schwank
„Die dritte Escadron“ von B. Buchbi der
zur Darstellung. Morgesetzt Herr Robert Garrison
sein Gastspiel als Richard III. in Shake peares
gleichnamiger Tragödie fort. Diese Aufführung
bildet die 112. Abonnements=Vorstellung, Serie
braun.
Der ungemein starken Kartennachfrage für die
sonntägige Nachmittagsvorstellung wegen werden
die Herrschaften, die sich Logen und Sitzplätze re¬
servieren ließen, dringendst gebeten, die vorgemerk¬
ten Billete baldigst, sicher aber Samstag abholen
lassen zu wollen. — Sonntag Abend beginnt die
Schauspielerin Helene Odilon vom Deutschen
Volkstheater in Wien ein drei Abende umfassendes
Gastspiel, für welches folgender Spielplan festgesetzt
wurde: Sonntag, 17. ds., „Der Star“ (Novität),
Montag, 18. ds., „Untren“ (Novität), Dienstag,
19. „Die Haubenlerche“. Karten für jede
dieser drei im Suspendu stattfindenden Vorstellun¬
gen sind von heute ab an der Tagescasse im
Theatergebäude von 9—12 und halb 3—6 Uhr
erhältlich. Die Logen=Abonnenten werden höflichst
ersucht, baldmöglichst ihre Willensmeinung wegen
eventueller Beibehaltung ihrer Logen bekannt zu
geben.
Der vorgestrige literarische Abend brachte uns
drei Einacter von Dr. Arthur Schnitzler und zwar
die Schauspiele „Paracelsus" und „Die Ge¬
fährtin“ und die Groteske „Der grüne Ka¬
kadu.“ In der Buschausgabe steht allen dreien)
das Motto voran:
Wir spielen immer;
Wer es weiß, ist klug.
Jedes dieser drei Werke sucht den Beweis für
diesen Ausspruch des Dichters zu erbringen. Im“
erstgenannten Stück ist der berühmte Arzt Paracel¬
sus der Kluge, der mit sich und den andern, die
seine Kunst bewundern oder hassen, spielt und sicht
dessen bewufst ist. Auf seiner Kunstreise durch die
Welt gelangte er als berühmter und gleichzeitig auch
verfolgter Mann in ein Städtchen, in dem seine
Jugendliebe als die schöne Gattin eines reichen
Waffenschmiedes haust. Beim Empfang ob seiner
Kunst vom spießbürgerlichen Ehegatten der schönen
Frau brüskiert, beschließt er sich durch seine Kunst
an ihm zu rächen und versetzt zu diesem Zwecke das
Weib in einen hypnotischen Schlaf, um ihr zu sug¬
gerieren, sie habe sich mit einem Junker, der sie mit
Liebesanträgen verfolgt, vergangen. Das Kunststück
gelingt, und der eifersüchtige Gatte mufs am Ende
froh sein, dass Paracelsus den Bann von ihr nimmt.
Aber bevor er dies thut zwingt er sie noch mit
dem gleichen Mittel durch eine gewisse Zeit hindurch
die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu reden,
und da stellt es sich denn heraus dass ihre erste
und einzige Liebe Paracelsus gegolten und sie ihrem
Gatten anfangs nichts als Freundschaft ins Haus
gebracht, aus der sich erst allmählich ein herzlichres
Verhältnis entwickelte. Dieses in der Hypnose ge¬
machte Geständnis der Frau warnt den übermüthi¬
gen Ehemann in seinem Glück nicht allzu übermüt ig
zu sein und belehrt gleichzeitig Paracelsus an wel¬
chem Glück er selber spielend vorbeigegangen und so
erfüllt sich der Geleitspruch an ihm selber.
Das zweite Stück, „die Gefährtin“ ein wunder¬
sames Meisterwerk dramatischer Stimmungsmalerei,
zeigt uns, wie ein sehr kluger Mann, der alles und
jedes zu durchschauen zu können meint, von seinem
jungen Hausfreund und seiner Frau, die er eben
mit der Ruhe eines Philosophen ins Grab gelegt,
doppelt und dreifach betrogen worden ist. Er wusste
wohl, dass zwischen beiden ganz insgeheim ein Ver¬
hältnis bestand, aber er wollte nicht zw schen beide
treten, weil er die Gefühle beider für echt gehalten
und immerfort erwartet hatte, dass sie vor ihn hin¬