II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 757

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Ausschnitt aus: Arzeengng S
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vom 757239
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Russland.
Im Juniheft des „Westnik Jewropz“ bespricht
M. Ssukennikow in einem umfangreichen, orientie¬
renden =Aufsatz die Bewegung der Frauenbildungs¬
Reform in Deutschland. Der Antor entwickelt das
Wesen dieser Bestrebungen in historischer Folge seit dem
Auftreten von Lönise Peters, macht die Leser mit den
Lette=Vereinen und deren Zielen bekannt und behandelt
Frauenbildungs¬
ausführlich das Streben de.
Reformer, den deutschen Reichstag und das preußische
Abgeordneten=Haus für ihre Wünsche zu gewinnen.
Ssukennikow ist der Ueberzeugung, daß trotz der Gegner¬
schaft des preußischen Kultusministers und der Ge¬
lehrtenzunst — insbesondere der Aerzte — gegen eine
breitere Basis der Frauenbildung, gegen eine allgemeine
Zulassung der Frauen zum Universitätsstudium, die
deutschen Frauen dennoch das gesteckte Ziel, dank ihrer
energischen Initiative, erreichen würden. Von littera¬
rischen Besprechungen des gleichen Heftes sei die von
Arthur Schnitzlers Einaktern Der grüne Kakadu“,
„Päracelsus“ und „Die Gefährtin“ erwähnt. Der
russische Kritiker meint, der die drei Stücke einende
Gedanke „Wir spielen immer; wer es weiß, ist klug“
sei nicht neu. Schon Calderons „Leben ein Traum“
wolle im Grunde dasselbe zeigen. Schnitzler habe jedoch
eine Frage, die seit jeher die Geister und Herzen be¬
wegte, in eigener Art beleuchtet und sei zu einem weisen
inelusir
Gleichgewicht des Geistes gelangt, obwohl sein Aus¬
50
Für
Porto.)
100 gangspunkt eine freudlose Wahrheit sei. In diesem
Zahlbaf
200 beinahe „lebensfreudigen“, jedoch beschwichtigten, fried¬
im Voruf
vollen Pessimismus liege die Neuheit und Moder¬
500
1000 mtat Schnitzlers. Schnitzler begunge sich aber nicht
mitte ist
mit skeptischer Untersuchung der Wirklichkeit, er sei auch
1 steht e
bestrebt, die Rätselhaftigkeit des Lebens zu lösen, und
Abonne
komme zu dem Schlusse, daß die Rätsel unvermeidlich udern.
Abonne
und das Leben ein Spiel ist, zu dem uns der Schlüssel
fehle, daß die Ziele dieses Svieles uns unbekannt seien,
daß wir daher spielen müssen, ohne uns um Wahrheit
oder Lüge zu bekümmern.
Das Juniheft des „Resskij Westnik“ enthält
u. a. eine frische, fein durchgeführte Erzählung von der
Fürstin Maria Wolkonskaja. Die russische Frauen¬
welt wendet sich in letzter Zeit dem litterarischen Schaffen
mehr als früher zu, und es ist erfreulich, manches schöne
aufstrebende Talent zu beobachten, zu denen wir die
n Molfonskaia rechnen müssen. Einige noch un¬
gebructe Briese Puschtins finden wir in derselben
Neue und interessante Materialien zur
Nummer.
Biographie de elben Dichters bringt Heft 5 der „Russ¬
von delten am meisten die den Auf¬
tarin“,
enthalt Puschins in Odessa, das Verhältnis des Dichters
zum Polizeiminister Graf Benkendorf betreffenden, sowie
eine Reihe ungedruckter Briefe interessieren. — In Heft 6
von „Mir Boshij“ ist ein kritischer Essai dem zum
Puschkin=Jubiläum erschienenen Buche des Akademikers
L. Malkow über den großen Dichter gewidmet. Maitows
Buch ist unter der Hochslut der im Mai erschienenen
Bücher, Büchlein und Broschüren, die das Leben des
russischen Nationaldichters behandelten, entschieden bei
weitem das bedeutenöste. Auch der erste Band der von
der russischen Akademie herauszugebenden historisch¬
kritischen Gesamtausgabe der Werke Puschkins ist er¬
schienen und wird von den meisten russischen Revnen
lobend besprochen. Diese Ausgabe der Akademie der
Wissenschaften erscheint gleichfalls unter Maikows Leitung
und Redaktion, und der erste Band ist in jeder Hinsicht
eine monumentale bibliographische Leistung. Das ganze
Werk ist sehr groß angelegt, umfaßt doch der erste Band
nur die „Lyceums=Gedichte“ Puschkins. — In Heft 5 der
„Russkai: Schkola; wendet sich Janowski, der
kaukasische Lehrbezirks =Kurator, in einem höchst inter¬
essanten Artikel gegen die individuelle Nivellierungs¬
tendenz der modernen Gymnasialerziehung und bewierkt
nach längeren Ausführungen unter anderem: „Un¬
zweiselhaft wäre Puschkin nicht der berühmte Puschkin
geworden, wenn er Schüler eines Gymnasiums der
Jetztzeit gewesen wäre: dieses hätte alle Anstreugungen
gemacht, seine glänzenden individuellen Eigenschaften zu
unterdrücken, oder hätte ihn aus der Zahl seiner Zög¬
linge ausgestoßen." Ein interessantes Geständnis im
Munde eines so hoch gestellten Pädagogen und Ad¬
ministrators!
d. von Engelkardt.
Petersburg.
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Ausschnitt aus:

von #
(A

Der grüne Kakadu. —
Paracelsus. — Die Gefährtin.
Drei Einakter von Arthur Schnitzler.
S. Fischer, Verlug in Berrtn
Verschiedene junge Dichter suchen dem fühlbaren Mangel
an Einaktern abzuhelsen. Ob diese Versuche von Erfolg d.
von Dauer sein werden, steht dahin. Was Arthur Schnitzler
bietet, sind wohl interessante Experimente — inneres Leben
wohnt seinen kleinen Schauspielen nicht inne: und nur die sind
ewig, die da sind! Wenigstens läßt der Dichter von vorn
herein keinen Zweifel über seine Absicht:
„Wir spielen immer; wer es weiß, ist klug.“
Dieses Motto der Sammlung ist dem ersten Einakter ent¬
nommen, dem „Paracelsus“, während das Hauptstück
grüne Kakadu“ den Abschluß bildet. Welche der modischen
Philosophien wird uns da also gepredigt?
„Was ist nicht Spiel, das wir auf Erden treiben.
Und schien es noch so groß und tief zu sein?
Mit wilden Söldnerschaaren spielt der Eine,
Ein Andrer spielt mit tollen Abergläubischen.
Vielleicht mit Sonnen, Sternen irgend wer, —
Mit Menschenseelen spiele ich. Ein Sinn
Wird nur von dem gefunden, der ihn sucht.
Es fließen ineinander Traum und Wachen,
Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist nirgends.
Wir wissen nichts von Andern, nichts von und.
Wir spielen immer; wer es weiß, ist klug.
Daß dieser romantisch eingekleidete Skeptizismus ge
Für
besonders klar und im poetischen Ausdruck besonders geschickt
ist, möchten wir nicht behaupten. Die Mittel, die
in i# inelnsire
„Paracelsus“ für das Spiel zur Verwendung kommen, sind l'orto.
Hypnose und Suggestion. Arthur Schnitzler, von Hause aus Zahlbar
1 10
kein tieseres Talent, hat manches gelernt und zeigt sich hier als Vorau¬
gewandter Virh#os im äußeren Spiel der Gefühle.
Abon heilt durch seine neuen naturwissenschaftlichen Künste einen Ehe te ist das
Abom mann von seiner selbstzufriedenen Sicherbeit, indem e
n itcht es den
Weib suggerirt, ihre innersten Empfindungen
90
Der Gatte muß hören, wie leicht er sein Weih verlor
„Doch hast Du's nicht geahnt — wie's Deine Art.
Du dachtest, war ich Dir erst angetraut,
So war Dir meine Zärtlichkeit gewiß.
Und doch! in mancher Nacht, hättist Du gest
Wie sern ich Dir war — wahrlich! minder stolt
Wärst Du der Frau gewesen Dir im Arm!
Vernünftiger Weise verzichten die beiden folgenden Emnelter
aufadas Versmaß, das wir gewiß gern begrüßt hätten, i#¬
Schnitzler es wirklich künstlerisch zu handhaben verstände.
„Die Gefährtin“ ist ein modernes Schauspiel Ibsen'schen Stills:
gebämpft im Tone, rückwärtsgewandt in der
wickelung. Ein alter Professor der Medizin begräbt seine
junge Frau. Alsbald erscheint eine Freundin, um ein Packet,
angeblich von ihren Briefen, dem Schreibtisch der Verstorbenen
zu entnehmen. Der Wittwer fühlt alsbald heraus, daß
vielmehr Liebesbriefe sind, die diese von seinem Assistenten
empfangen: hat er doch ihr Verhältniß geahnt und bei dem
seine Ehe lockernden Abstand der Lebensjahre begriffen, sogar
nicht aufgehört, als väterlicher Freund den jungen Mann an
sich zu fesseln! Da erfährt er, daß dieser seit zwei Jahren
insgeheim anderweit verlobt ist, und nun kommt es zu einer
der beiden Handlungen, derenwegen das Problem konstruirt ist.
„Ich hätte Dich vom Boden aufgehoben, wenn Dich der
Schmerz gebrochen hätte — an ihr Grab wär' ich mit Dir
— wenn es Deine Geliebte wäre, die da braußen
gegangen
liegt — aber Du hast sie zu Deiner Dirne gemacht — und
dieses Haus hast Du bis an die Decke mit Schmutz und Lüge
so angesüllt, daß mich ekelt
ja darum jag ich Dich hinaus darum —„ja darum —
Schon meint der Pro¬
fessor hinzusetzen zu müssen: „Wohl ihr, daß sie hingeschieden
ist, ohne zu ahnen — was sie für ihn war.“ Aber nun giebt
die Freundin der verstorbegen Frau im Interesse des trauernd
Zuruckgebliebenen die letzte Aufklärung: die Frau bat
gewußt, was sie dem Cicisded war. „Und jeht wollen Sie
sich noch weiter quälen um eines Schicksals willen, das Sie
sich nur einbilden, das diese Frau überhaupt nicht erleiden
wie Menschen
konnte, weil das Leben so leicht für sie war
Ihrer Art gar nicht begreifen können —?" Mit dieser Er¬
öffnung soll ihm die „Freiheit“ wiedergegeben sein und der