II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 770

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10. Das Vernaechtnis
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7770 Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte.
Aussehnitt
Nr. 20
„OBSERVER“
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Wien. IX/1 Türkenstrasse 17.
Fillale In Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefering 31 a.
Ausschnitt aus „Wiener Tagblatt“
vom 1/25
Theater, Kunst und Viteratur.
(Burgtheater.) Gestern hat die erste Aufführung
von Arthur Schnitzler's dreiaktigem Schauspiel: „Das
Vermächtniß“ stattgefunden. In diesem modernen
bürgerlichen Doma wird die für größere Kreise aller¬
dings ziemlich belanglose Frage auf die Bühne gestellt,
ob eine ehrbare und gesellschaftlich angesebene Familie die
Verpflichtung hat, die Geliebte des Sohnes dauernd in
ihr Haus zu nehmen, wenn der Sohn vor seinem
unerwartei eingetretenen Tod die Verlassene dem Schutze
der Seinen empfabl. Eine Vorfrage, ob der Sohn einer
ehrbaren, gesellschaftlich angesehenen Familie über¬
haupt eine beimliche Geliebte und mit dieser ein Kind!
haben soll, würde die Beantwortung dieser Frage viel¬
leicht beeinflussen, aber Schnitzler, der als Dichter die
„Liebelei“ als etwas Legales und Unvermeidliches anzu¬
sehen pflegt, hat davon bgesehen, sich durch solchen
Zweifel nicht einschüchtern lassen. Er bringt ein kait
accompli. Der junge Herr und Dragoner=Freiwillige hat
sein „süßes Mädel“, das sich aushalten läßt und so hübsch,
so gutmüthig und nett sein soll, wie eben alle derartigen
lieben Wiener Mädels, die in dieser Weise ihr Glück machen.
Sie schenkt ihm sogar einen Knaben, für den er wirklich
väterliche Gefühle empfindet, und die ganz herzhaft hervor¬
treten, da er in Folge eines Sturzes mit dem Pferde ver¬
Fer 40 Ze inglückt und sein Ende vor sich sieht. — Er stirbt.
Mutter und Kind werden dazu gerufen und verlassen das holuste
orto.
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Haus nicht mehr, obwohl allerlei Rücksichten, z. B. die szahlber
Voraus
auf eine junge, halb und halb verlobte Tochter und
1000
andere Momente den Entschluß nicht leicht machen.

Aber es ist sein Vermächiniß! — Natürlich stt es den
Abon
steigen alsbald gewisse Wolken auf. Die „Welt“, sern.
Abonnenten
wie man seine paar Bekannten gewöhnlich und
schmeichelhafterweise nennt, findet, daß die Familie diese ver¬
lassene Geliebte nicht aufnehmen durfte. Einige streng Kor¬
rekte ziehen sich zurück, der Verlobte der Tochter des Hauses
verbittet dieser den Umgang mit der verwitwveten Maitresse,
und da diese nicht recht ersichtlich, weeum zärtlichere
Empfindungen für die Freundin ihres verstorbenen Bin#ers
bekundet, als für ihren Verlobten, so spitzen sich die Gegen¬
sätze scharf zu, verwickeln sich die häuslichen Verhält¬
nisse derart, daß dem Autor zum Schlusse nichts
übrig bleibt, als der bekannte rettende Gewaltstreich.
Ei läßt das arme Ding, dem auch das Bübchen gestorben
ist, und das nicht einsehen will, daß sie in dem Elternhaus
ihres verstorbenen Schatzes keine bleibende Heim¬
stätte finden kann, unter der Andeutung eines geplanten
Sprunges in die Donau verschwinden! Die eingangs
ermähnte Frage bleibt ungelöst, da aber der Antor die¬
jenigen Personen, die die gesellschaftliche Ordnung und Sitte
hochhaltend. dage gen stimmen, abstoßend oder fast lächerlich
geschildert hat, so scheint er persönlich auf der Seite Derjenigen
zu stehen, die einer verlassenen oder ihres Schaßes be¬
raubten Geliebten die Ansprüge und Rechte einer legitimen!
Gattin einräumen möchten, mindestens in der Theorie.
Wer die Liebeleien und wer noch dazu etwa auch die!
Ehe aus der Erfahrung kennt, den braucht man nicht zu
versichern, daß sich zum Samtz dieser von den Frauen so
verächtlich angesehenen Mäbchen, die sich „aus Liebe“, ohne
Versorgungsgedanken hingegeben haben, viel Schönes,