und da diese nicht recht ersichtlich, warum. — zärtlicher;
Eepfindungen für die Freundin ihres verstorbenen Bruders
bekundet, als für ihren Verlobten, so spitzen sich die Gegen¬
sätze scharf zu, verwickeln sich die häuslichen Verhält¬
nisse derart, daß dem Aute zum Schlusse nichts
übrig bleibt, als der bekannte reitende Gewaltstreich.
Er läßt das arme Ding, dem auch das Bübchen gestorben
ist, und das nicht einsehen will, daß sie in dem Elternhaus
ihres verstorbenen Schatzes keine bleibende Heim¬
stätte finden kann, unter der Andeutung eines geplanten
Sprunges in die Donau verschwinden! Die eingangs
erwähnte Frage bleibt ungelöst, da aber der Antor die¬
jenigen Personen, die die gesellschaftliche Ordnung und Sitte
hochhaltend, dagegen stimmen, abstoßend oder fast lächerlich
geschildert hat, so scheint er persönlich auf der Seite Derjenigen
zu stehen, die einer verlassenen oder ihres Schatzes be¬
raubten Geliebten die Ansprüche und Rechte einer legitimen“
Gattin einräumen möchten, mindestens in der Theorie.
Wer die Liebeleien und wer noch dazu etwa auch die
Ehe aus der Erfahrung kennt, den braucht man nicht zu
versichern, daß sich zum Schutz dieser von den Frauen so
verächtlich angesehenen Mädchen, die sich „aus Liebe“, ohne
Versorgungsgedanken hingegeben haben, viel Schönes,
Gemüthvolles, Edelmüthiges und sogar Ueberzeugendes
sagen läßt. Arthur Schnitzler ist ein geistreicher
Mann und hat die Gelegenheit zu solchen aphoristischen
Plaidoyers nicht vorübergehen lassen. Vor dem. Parquet¬
und Logenpublikum des Burgtheaters. kann man damit
freilich nicht viel Staat machen, aber die Galerie hat die
liberale Gesinnung des Dichters umso wärmer begrüßt.
Schnitzler gehört zu der literarischen Jugend, und keiner
von ihnen würde die Sache anders angesehen haben. Sie
stehen natürlich Alle noch mehr auf der Seite der
„Liebelei“ und sind geneigt, die Leute, die es mit der großen
Welt und ihren vielen Verkehrtheiten und Lügen halten, für
engbrüstiges Philisterpack anzusehen. — Obwohl die auf¬
gerollte Frage kein volles Aurecht auf eine aus dem
Vollen kommende Antheilnahme des Publikums erweisen
konnte, trotz des ungeheuer peinlichen ersten Aktes mit dem
mehr als halbstündigen Sterben des verunglückten jungen
Herrn — einer übrigens photographischen Schilderung der
hiebei wahrscheinlichen Vorgänge — troßz des Mangels einer
starken dramatischen Handlung und ungeachtet noch einiger
„trotz“, die sich leicht herbeischaffen ließen, ist dem geistvollen,
in den dramatischen Schilderungen ebenso geschickten als
glücklichen Autor ein guter Erfolg beschieden gewesen;
viel Applaus, Hervokrufe und nicht einmal eine vernehm¬
liche Opposition. — Mit einer in irgend einem Sinne
wirklich herzerfreuenden Eindruck, mit einem Behagen, sei
es aus Rührung oder Heiterkeit entsprungen, verläßt man
das Haus, in dem es von Trauerkleidern wimmelt und
in dem die Todesfälle rasch aufeinanderfolgen, freilich nicht
und man gibt zuletzt dem Manne auf der Bühne Recht,
der die Worte zu sogen har: „Ach Gott, ist das Leben
eine traurige Erfindung!“ Sehr richtig, aber man möchte
an die Richtigkeit dieses Akloms liever nicht in so über¬
zeugender Weise erinnert werden. In dem Hause des
Professors stimmt nun schon mal gar nichts, und es geht
Alles schief, drei Akte lang. — Die Darstellung war gut,
aber die Herrschaften haben nichts Besseres gezeigt, als
was sie vom Autor geborgt hatten. Nur Herr Hart=
mann spielte einen gesetzten, kaltherzigen Moral=
protzen mit feinem Humor und sehr interessant, er
ragte unter Allen hervor. Herr Treßler starb
qualvoll, vielleicht zu langwierig und nervenpeinigend,
die Hoffnungen, die man auf Frau Schmittlein
setzte, werden sich vielleicht später noch in üppigerer Weise
erfüllen. Die verwitwete Geliebte hätte eigentlich von Frau
Kallina oder von Fräulein Medelsky gegeben
werden müssen, warum man da auf Frau Schratt ver¬
fallen ist?! Aber w.auch sie findet sich immer zurecht,
wenn ihre Rolle, wie gestern, etwas schlicht Bürgerliches —
an sich hat; da
sagen wir wienerisch Vorstädtisches
kann sie am Ende sogar noch mit wärmeren Tönen auf¬
warten, als ein andere, die sonit über die wahrschein¬
lichen Qualitäter des „süßen Mädels“ eines Dragsner¬
Freiwilligen verfügt hätte. Herr Devricnt,
der sonst so selten Freude macht, spielte einen jungen
Moralprotzen sehr geschickt, und Frau Hohenfels würde
auch, wenn sie das jugendliche Hopsen aufgäbe, noch ganz
erträglich neben der Medelsky gewirkt haben. Und die
Summe? Ein guter Premièrenerfolg für den Dichter; ob
er nachhaltig sein wird? Ich schätze den liebenswürdigen!
Autor so sehe, daß ich es ihmehrlich wünschte, aber ich be¬
p. v. #.
zweifle es.
Telefon 12801.
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte.
Ausschnitt
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behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31 a.—
Ausschnitt aus:
Berliner Borsencourer
#
vom%
Ueber den gestrigen Erfolg Arthur Schnitz¬
lers im Burgtheater berichtet uns ein Tele¬
gramm unseres wiener Correspondenten:
Schnitzler's „Vermächtniß“ hat in einer
ungemein feingestimmten Aufführung des Burgtheaters
n erlesener Besetzung große Wirkung geübt und das
Publikum lebhaft angeregt. Bereits nach dem ersten
Acte konnte der Regisseur über den einmüthigen Bei¬
all durch Danken quittiren; vom zweiten Acte ab
wurde Schnitzler wiederholt genöthigt, Hervorrufen
Folge zu leisten, wenngleich das sociale Problem
theilweise befremdete. Frau Schratt spielte die Ge¬
liebte mit echtem Gefühl und ergreifender Geberde,
Frau von Hohensels die Franzi mit überzeugendster
Kraft. Hartmann hatte als Professor, dessen Selbst¬
gefälligkeit er glänzend schilderte, einen seiner besth#
Abende. Fräulein Medelsky war von rührendeh
Innigkeit, Agnes Schmittlein eine gemüthreiche Mutten
Bezugs-Bedingungen.
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Abonnenten frei die aufgegebenen Theinen zu ergänzen oder zu ändern.
Eepfindungen für die Freundin ihres verstorbenen Bruders
bekundet, als für ihren Verlobten, so spitzen sich die Gegen¬
sätze scharf zu, verwickeln sich die häuslichen Verhält¬
nisse derart, daß dem Aute zum Schlusse nichts
übrig bleibt, als der bekannte reitende Gewaltstreich.
Er läßt das arme Ding, dem auch das Bübchen gestorben
ist, und das nicht einsehen will, daß sie in dem Elternhaus
ihres verstorbenen Schatzes keine bleibende Heim¬
stätte finden kann, unter der Andeutung eines geplanten
Sprunges in die Donau verschwinden! Die eingangs
erwähnte Frage bleibt ungelöst, da aber der Antor die¬
jenigen Personen, die die gesellschaftliche Ordnung und Sitte
hochhaltend, dagegen stimmen, abstoßend oder fast lächerlich
geschildert hat, so scheint er persönlich auf der Seite Derjenigen
zu stehen, die einer verlassenen oder ihres Schatzes be¬
raubten Geliebten die Ansprüche und Rechte einer legitimen“
Gattin einräumen möchten, mindestens in der Theorie.
Wer die Liebeleien und wer noch dazu etwa auch die
Ehe aus der Erfahrung kennt, den braucht man nicht zu
versichern, daß sich zum Schutz dieser von den Frauen so
verächtlich angesehenen Mädchen, die sich „aus Liebe“, ohne
Versorgungsgedanken hingegeben haben, viel Schönes,
Gemüthvolles, Edelmüthiges und sogar Ueberzeugendes
sagen läßt. Arthur Schnitzler ist ein geistreicher
Mann und hat die Gelegenheit zu solchen aphoristischen
Plaidoyers nicht vorübergehen lassen. Vor dem. Parquet¬
und Logenpublikum des Burgtheaters. kann man damit
freilich nicht viel Staat machen, aber die Galerie hat die
liberale Gesinnung des Dichters umso wärmer begrüßt.
Schnitzler gehört zu der literarischen Jugend, und keiner
von ihnen würde die Sache anders angesehen haben. Sie
stehen natürlich Alle noch mehr auf der Seite der
„Liebelei“ und sind geneigt, die Leute, die es mit der großen
Welt und ihren vielen Verkehrtheiten und Lügen halten, für
engbrüstiges Philisterpack anzusehen. — Obwohl die auf¬
gerollte Frage kein volles Aurecht auf eine aus dem
Vollen kommende Antheilnahme des Publikums erweisen
konnte, trotz des ungeheuer peinlichen ersten Aktes mit dem
mehr als halbstündigen Sterben des verunglückten jungen
Herrn — einer übrigens photographischen Schilderung der
hiebei wahrscheinlichen Vorgänge — troßz des Mangels einer
starken dramatischen Handlung und ungeachtet noch einiger
„trotz“, die sich leicht herbeischaffen ließen, ist dem geistvollen,
in den dramatischen Schilderungen ebenso geschickten als
glücklichen Autor ein guter Erfolg beschieden gewesen;
viel Applaus, Hervokrufe und nicht einmal eine vernehm¬
liche Opposition. — Mit einer in irgend einem Sinne
wirklich herzerfreuenden Eindruck, mit einem Behagen, sei
es aus Rührung oder Heiterkeit entsprungen, verläßt man
das Haus, in dem es von Trauerkleidern wimmelt und
in dem die Todesfälle rasch aufeinanderfolgen, freilich nicht
und man gibt zuletzt dem Manne auf der Bühne Recht,
der die Worte zu sogen har: „Ach Gott, ist das Leben
eine traurige Erfindung!“ Sehr richtig, aber man möchte
an die Richtigkeit dieses Akloms liever nicht in so über¬
zeugender Weise erinnert werden. In dem Hause des
Professors stimmt nun schon mal gar nichts, und es geht
Alles schief, drei Akte lang. — Die Darstellung war gut,
aber die Herrschaften haben nichts Besseres gezeigt, als
was sie vom Autor geborgt hatten. Nur Herr Hart=
mann spielte einen gesetzten, kaltherzigen Moral=
protzen mit feinem Humor und sehr interessant, er
ragte unter Allen hervor. Herr Treßler starb
qualvoll, vielleicht zu langwierig und nervenpeinigend,
die Hoffnungen, die man auf Frau Schmittlein
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Kallina oder von Fräulein Medelsky gegeben
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fallen ist?! Aber w.auch sie findet sich immer zurecht,
wenn ihre Rolle, wie gestern, etwas schlicht Bürgerliches —
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sagen wir wienerisch Vorstädtisches
kann sie am Ende sogar noch mit wärmeren Tönen auf¬
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der sonst so selten Freude macht, spielte einen jungen
Moralprotzen sehr geschickt, und Frau Hohenfels würde
auch, wenn sie das jugendliche Hopsen aufgäbe, noch ganz
erträglich neben der Medelsky gewirkt haben. Und die
Summe? Ein guter Premièrenerfolg für den Dichter; ob
er nachhaltig sein wird? Ich schätze den liebenswürdigen!
Autor so sehe, daß ich es ihmehrlich wünschte, aber ich be¬
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ungemein feingestimmten Aufführung des Burgtheaters
n erlesener Besetzung große Wirkung geübt und das
Publikum lebhaft angeregt. Bereits nach dem ersten
Acte konnte der Regisseur über den einmüthigen Bei¬
all durch Danken quittiren; vom zweiten Acte ab
wurde Schnitzler wiederholt genöthigt, Hervorrufen
Folge zu leisten, wenngleich das sociale Problem
theilweise befremdete. Frau Schratt spielte die Ge¬
liebte mit echtem Gefühl und ergreifender Geberde,
Frau von Hohensels die Franzi mit überzeugendster
Kraft. Hartmann hatte als Professor, dessen Selbst¬
gefälligkeit er glänzend schilderte, einen seiner besth#
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