II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 774

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„OBSERVER“
9. 22
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Ausschnitt aus: Wiener Abendre
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# 1. 78. UX


—Theater und Kunst.
* Im Hofburgtheater wurde gestern zum ersten
Male aufgeführt: „Das Vermächtniß", Schauspiel in
drei Acten von Arthur Schnitzler. Wir haben bereits
im Morgenblatte über den Erfolg des Stückes berichtet, jetzt
wollen wir einige Worte über das Werk selbst sagen. Der
erste Act bringt einen plötzlichen Todesfall, die anderen ein
langsames Dahinsterben zweier Personen. Der erste Act ist
ein Stück für sich, ein „Anatol=Trauerspiel“, wieder die Tragik
des: „sie geht mit ihm". Er ist mit so großer Kenntniß
des Theaters und des Spitals behandelt, daß er ergreift,
erschüttert und auch abgehärtete Männer gleich Kindern
weinen macht. Selten ist uns der Gegensatz: der alte
Dichter, die Leyer in der Hand und den Lorbeer auf dem
Haupte, und der neue Dichter am Leichentische, das Messer
in der Hand, die weiße Schürze wie Billroth umgebunden,
so scharf erschienen wie gestern. Psychologie und patho¬
logische Anatomie sind eben nicht dasselbe.
Ein junger Wiener, Sohn wohlhabender Eltern, so daß
er ein Reitpferd halten kann, stürzt und erleidet eige Gehirn¬
Erschütterung. Bei Stücken von Aerzten kann man ja die
Krankheit nennen. Auf dem Sterbebette beschwört er die Mutter,
sein Mädchen und sein Kind in das Haus zu nehmen und so
Für
50 Ze
zu behandeln, als ob der Bund anerkannt wäre. Man ver¬
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spricht, er stirbt. Das ist der erste Act. In den zwei anderen clusive
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orto.
tritt in der Familie das Abfallen der Blätter der Liebe ahlbar
" 1000
und der Verheißung ein, das Hochgehen der Empfindung Voraus
läßt nach und die moralische Ebbe bringt mancherlei häßlichen
ist das
Abonnement
Tang. Man denkt nach, weil man nicht vorgedacht, nicht es den
Abonnenten
konnte, nicht wollte. Der gesunde Menschenverstand macht n.
sich geltend und wird vom Dichter ad absurdum geführt.
Mit Recht, mit Unrecht. Schnitzler hält die Wage der Ge¬
rechtigkeit in der Hand und wirft bald in diese, bald in
jene Schale ein kleines gelbes Gewicht, aber er
steht doch auf Seite der Forderungen des Herzens
gegen jene des Verstandes. Die Anforderungen der Gesell¬
schaft, des Kreises, der mit und von einander' lebt, werden
in zweite oder dritte Reihe gestellt. Dem ersten Ereigni߬
Acte folgen zwei Discussions=Abende. Die Familie des Ge¬
storbenen erkaltet, die Hinterlassenen desselben werden lieblos
behandelt, das Kind stirbt, die junge Mutter geht in den
Tod. Alle erklären sich unschuldig, nur die heldenhafte
Schwester des Verunglückten ruft die strafende Todtenklage,
aus ihrem Munde spricht der Dichter. Da erst tritt er aus der
bisher festgehaltenen Objectivität heraus. Zu spät, der lehr¬
same Charakter der zwei letzten Acte regt zu sehr zum Er¬
wägen des für und wider an, und man geht ohne Interesse
für das Stück, jedoch mit der Nöthigung, über dasselbe zu
sprechen oder zu streiten, aus dem Theater.
Also das Schauspiel hat einen zu großen Kopf, den ersten
Act, dessen Wirkung die anderen nicht erreichen. Diese zeigen:
wie Alles kommt, gekommen ist, kommen mußte, in dramati¬
scher Form, diese allein bildet aber noch kein Drama. Die
„Toni Weber“ ist ein „liebes Mädel“ und ihr Schicksal
recht traurig, aber die Erörterung solcher Fälle im Theater
oder außerhalb desselben führt zu nichts. Wer ist nicht für
Herz und Liebe? Ein junger Mann aber, der die schöne
brave Mutter seines Kindes liebt und sie nicht heiratet,
dann aber von Eltern und Verwandten verlangt u. s. w.
kurz, dieser junge Gentleman kann uns auf dem Theater
eben so wenig wie im Leben Hochachtung abgewinnen. Daß
er schlecht gehandelt, sollte der Dichter züchtigen, der für
Herz und Liebe ist, aber die Eltern des Pflichtvergessenen
dramatisch zu ohrfeigen, halten wir für etwas unberechtigt.
Telefon 12801.
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Nr. 34
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Wiener Zeitung
von72.46
Theater.
(Hofburgtheater.) Heute wurde zum ersten
Male ausgeführt: „Das Vermächtniß“ Schau¬
spiel in drei Acten von Arthur Schnitzler, Nach
dem ersten Acte dankte Herr Regisseur Lewinsky
wiederholt im Namen des „Autors“ nach den zwei
anderen oft der Dichter. Das „Morituri“-Stück, an
jedem Actschlusse geht ein Menschenleben zugrunde,
wird wohl, trotz des äußeren Erfolges, manche
Anfechtung erfahren, doch mit einem großen
Talente wie Schnitzler lohnt es der Mühe,
sich auseinanderzusetzen. Gespielt wurde das starke
Wehmuth hervorrufende Stück sehr gut von den Damen
Schratt, Hohenfels, Medelsky, Bleibtreu
und Schmittlein und den Herren Hartmann,
Treßler, Devrient, Paulsen und Römpler.
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