II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 775

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10. Das Vermaechtnig
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Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefering 31 a.
Ausschnitt aus: Arbeiter Zeitung
von %.7
Theater und Kunst.
Burgtheater. Mittwoch den 30. November. Zum ersten¬
male: „Das Vermächtniß=s Schauspiel in drei Akten
von Arthur Schnitzler. Es genügt für heute, zu kon¬
statiren, daß dieses Schauspiel einen starken und verdienten
Erfolg gehabt hat. Der Beifall bezog sich sowohl auf die
Fabel, auf das eigentliche Drama — der Stoff nahm das
Interesse gewaltig gefangen —, als auch auf die Darstellung, von
der nur die vorzügliche Leistung Hartmann's gleich heute
rühmend hervorgehoben sei. In den nächsten Tagen soll auf diese
literarisch bedeutende Erscheinung näher eingegangen werden,
wobei auch über die Aufführung einiges zu sagen sein wird.
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Freinden
Ausschnitt aus:
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Theater und Zunst.
(Purgtheater.) Ein erregter Abend. Man spielte zum ersten¬
male „Das Vermächtniß", ein dreiattiges Schauspiel von Arthur
Schnitzler. Wiederum, wie in „Liebelei“, vertheidigt der Dichter-
drücken wir uns recht bürgerlich aus — den auten Ruf einer Frau,
die nur Mädchen ist, also in den Augen der Gesellschaft einen schlechten
Ruf hat. Im ersten Akte stirbt ihr Geliebter, der sie übrigens bald
geheiratet haben würde, an einem Sturz vom Pferde. Mit dem letzten
Athem beschwört er die Seinen, Mutter und Kind in den Schoß der
Familie aufzunehmen, als ob sie legitim wären. Peinliches Vermächtniß.
Die Damen sind dafür, die Herren dagegen. Natürlich geschieht es. Aber
das Kind stirbt und seine Mutter verliert den Boden in der Familie. Zwei
Damen, die sie noch immer halten wollen, ziehen den Kürzeren; weibliche
und männliche „Wohlanständigkeit“ erhält die Oberhand. Die arme
Toni Weber muß aus dem Hause, sie thut sich ein Leids an. Der
Dichter verblutet sich, wie man sieht, an einem einstweilen unlösbaren
Problem. Der Fall ist einer, in dem alle Theile Recht haben, besonders
aber die, die eigentlich Unrecht haben. Das Herz spricht frei, die
zweifellos berechtigte gesellschaftliche Uebereinkunft verurtheilt. Kompro¬
misse wollen nicht helfen, schließlich siegt das Bestehende, Anerkannte.
Der Einzelfall unterliegt der Allerweltsmoral. Der Dichter hat seine
Figuren in voller Lebendigkeit aufgestellt und läßt den Kampf mit
allem möglichen Für und Wider ausfechten. Er selbst steht mit auf
dem verlorenen Posten, aber er fällt nicht mit seiner Heldin. Seine
Wärme und Schneid' machen auf den Zuschauer tiefen Eindruck.
Der erste Sterbeakt — alle drei sind Sterbeakte — ist ergreifend,
in den beiden anderen fesseln die Peripetien des nachträglichen
Meinungskampfes, obgleich er ja zu lange dauert. Das ganze Publikum
kämpft schließlich mit, die Galerie wird sogar demonstrativ und der
Dichter wird nach allen Akten mehrfach gerufen. Die vortreffliche
Darstellung hatte ihr redlich Theil an dem schönen Erfolge. Herrg##
Hartmann (Vater) gab eine meisterlich gezeichnete Figur und Frau
Schmittlein (Mutter) erfreute durch ihre Natürlichkeit. Toni
Weber fand in Frau Schratt eine Darstellerin von sympathischer
Lokalsarbe und war bei ihrem Abschied ergreifend. Die Damen
Hohenfels und Medelsky brachten intime Töne in das
Getöse der Meinungen. Herr Devrient vertrat die starre Ab¬
fehnung mit dem richtigen Maß, während Frl. Bleibtreu mit
aveniger Wahrscheinlichkeit für die Toni kämpfte. Auch Herrn Paulsen,
ein neues Mitglied, bekam man zu sehen, aber seine Manierllchkeit hatte
nichts Erwärmendes.