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Gefaehrtin
9.2 Die ene e
1. San Francisco, Stochnol#,
Gesiemangebe ehne Gesche¬
Müncnener Neueste Nachrichten
P 1973 München
Die offesten Cüren
& Komödie in zwei Akten von Robert Faesi
* Erste Aufführung im Residenztheater“
am 15. Marz
Das Stück spielt, wie bemerkt wird, in dem
Rauch= und Lesezimmer des elegantesten Hotels
einer größeren Stadt. Hauptperson ist Herr Merck,
kaufmannischer Direktor oder so, von fabelhafter
geschäftlicher Tüchtigkeit, wie er nicht ganz sanft
andeutet. Dem Zuschauer, und vor allem den In¬
habern der Konkurrenzfirmen, den Unternehmern
Prosinski, Habermann, Schoen und Zehrleder.
Merck besitzt Ambitionen und ist kapabel, sich je¬
nem der Herren zu verkaufen, der den höchsten
Preis bezahlt. Da Herr Schoen außer seinem
Geschäft noch eine dementsprechend liebliche Toch¬
ter hat, so würde sich die Affäre für Merck noch
lukrativer gestalten, wenn es ihm gelänge, Schoens
Schwiegersohn zu werden. Nach Art von Auf¬
schneidern hält er vor seinen Bekannten mit sol¬
chen Erwägungen nicht zurück. Besonders dem
harmlosen Bummler Frank gegenüber weiß er
sich als den Mann der Tat aufzuspielen. Natür¬
lich ist es aber dann just der harmlose Frank, der
Fräulein Schoen als Gattin heimführt, und die
vier offenen Türge, die Merck, sich im ersten Akt
so geräuschvoll getaeschlossen, klappen, indem auch
die Unternehmer ihrerseits einem Engageme
nicht nähertreten, nicht eben lautlos wieder zu
#d Herr Merck hat das Nachsehen.
Wieder einmal also ein Stück und ein Kom
fliktchen, das von der Schadenfreude lebt. Die
Zyniker behaupten zwar, daß die Schadenfrende
die reinste Freude sei. Bei diesen zwei Akten
reicht sie jedenfalls nicht aus, um die Schwächen
zuzudecken. Der Dialog zieht sich besonders im
ersten Akt schier endlos in die Länge, ohne daß
etwas Rechtes erreicht wird.
Manchen Dank scheint der junge Autor Herrn
Dr. Wollf schuldig geworden zu sein, der die
Regie führte und dem Stück durch die Beionung
dessen, was etwa durch die Darstellung wirksam
gemacht werden könnte, vor der unfreundlichen
Aufnahme bewahrte. Ein Verdienst in diesem
Sinne hat sich auch Herr Waldau erworben,
der den harmlosen Frank so lustig und liebens¬
würdig anlegte, daß einige Heiterkeit verbreitet
wurde, wenn Frank etwas zu sagen hatte. Den
Merck stattele Herr Graumann mit etwelchen
charakteristischen Floskeln aus. Besonders an¬
schaulich wirkte der Darsteller im Finale durch
seine mimischen Erläuterungen von Mercks Ent¬
täuschung. Fräulein Pricken machte aus
Schoens Tochter einen netten Backfisch. Die vier
Unternehmer wurden von den Herren Schröder
Hoen), Stettner (Prosinski), Schwanneke und
ßer in passenden Masken gespielt.
Eingeleitet wurde der Abend mit einem Einakter
Gsföhriin“ stammt aus
von Schnitler
andelt das melancholische
Erlebnis eines Gatten. Des Professors Pilgram,
ser in schmerzvoller Resignation den Liebhaber
seiner eben verstorbenen Gattin, seinen Assisten¬
ten Hausmann, im Trauerhause freundschaftlich
empfängt, dem er aber die Türe weist, wie Pil¬
gram, der um alles wußte, gewahr wird, daß die
Verstorbene für den leichtfertigen Hausmann
nichts war, als eine Episode. Den schwergeprüf¬
ten Gatten spielte Herr Lützenkirchen; mit
den wohlerwogenen Sentiments, die er vordem,
nur einige Nnancen leichter, dem jetzt an Herrn
v. Jacobi=herantworteten Hausmann ange¬
deihen ließ. Die wenigen Worte der Freundin
sprach Frau Swoboda. mit Wärme. Es ist
etwas Eigentümliches um solche Neueinstudierun¬
gen, an denen man erleben kann, wie die Zeit
verrinnt und aus den Liebharen Pörcs nohler
Richard Elhinger
werden.
G
Gefaehrtin
9.2 Die ene e
1. San Francisco, Stochnol#,
Gesiemangebe ehne Gesche¬
Müncnener Neueste Nachrichten
P 1973 München
Die offesten Cüren
& Komödie in zwei Akten von Robert Faesi
* Erste Aufführung im Residenztheater“
am 15. Marz
Das Stück spielt, wie bemerkt wird, in dem
Rauch= und Lesezimmer des elegantesten Hotels
einer größeren Stadt. Hauptperson ist Herr Merck,
kaufmannischer Direktor oder so, von fabelhafter
geschäftlicher Tüchtigkeit, wie er nicht ganz sanft
andeutet. Dem Zuschauer, und vor allem den In¬
habern der Konkurrenzfirmen, den Unternehmern
Prosinski, Habermann, Schoen und Zehrleder.
Merck besitzt Ambitionen und ist kapabel, sich je¬
nem der Herren zu verkaufen, der den höchsten
Preis bezahlt. Da Herr Schoen außer seinem
Geschäft noch eine dementsprechend liebliche Toch¬
ter hat, so würde sich die Affäre für Merck noch
lukrativer gestalten, wenn es ihm gelänge, Schoens
Schwiegersohn zu werden. Nach Art von Auf¬
schneidern hält er vor seinen Bekannten mit sol¬
chen Erwägungen nicht zurück. Besonders dem
harmlosen Bummler Frank gegenüber weiß er
sich als den Mann der Tat aufzuspielen. Natür¬
lich ist es aber dann just der harmlose Frank, der
Fräulein Schoen als Gattin heimführt, und die
vier offenen Türge, die Merck, sich im ersten Akt
so geräuschvoll getaeschlossen, klappen, indem auch
die Unternehmer ihrerseits einem Engageme
nicht nähertreten, nicht eben lautlos wieder zu
#d Herr Merck hat das Nachsehen.
Wieder einmal also ein Stück und ein Kom
fliktchen, das von der Schadenfreude lebt. Die
Zyniker behaupten zwar, daß die Schadenfrende
die reinste Freude sei. Bei diesen zwei Akten
reicht sie jedenfalls nicht aus, um die Schwächen
zuzudecken. Der Dialog zieht sich besonders im
ersten Akt schier endlos in die Länge, ohne daß
etwas Rechtes erreicht wird.
Manchen Dank scheint der junge Autor Herrn
Dr. Wollf schuldig geworden zu sein, der die
Regie führte und dem Stück durch die Beionung
dessen, was etwa durch die Darstellung wirksam
gemacht werden könnte, vor der unfreundlichen
Aufnahme bewahrte. Ein Verdienst in diesem
Sinne hat sich auch Herr Waldau erworben,
der den harmlosen Frank so lustig und liebens¬
würdig anlegte, daß einige Heiterkeit verbreitet
wurde, wenn Frank etwas zu sagen hatte. Den
Merck stattele Herr Graumann mit etwelchen
charakteristischen Floskeln aus. Besonders an¬
schaulich wirkte der Darsteller im Finale durch
seine mimischen Erläuterungen von Mercks Ent¬
täuschung. Fräulein Pricken machte aus
Schoens Tochter einen netten Backfisch. Die vier
Unternehmer wurden von den Herren Schröder
Hoen), Stettner (Prosinski), Schwanneke und
ßer in passenden Masken gespielt.
Eingeleitet wurde der Abend mit einem Einakter
Gsföhriin“ stammt aus
von Schnitler
andelt das melancholische
Erlebnis eines Gatten. Des Professors Pilgram,
ser in schmerzvoller Resignation den Liebhaber
seiner eben verstorbenen Gattin, seinen Assisten¬
ten Hausmann, im Trauerhause freundschaftlich
empfängt, dem er aber die Türe weist, wie Pil¬
gram, der um alles wußte, gewahr wird, daß die
Verstorbene für den leichtfertigen Hausmann
nichts war, als eine Episode. Den schwergeprüf¬
ten Gatten spielte Herr Lützenkirchen; mit
den wohlerwogenen Sentiments, die er vordem,
nur einige Nnancen leichter, dem jetzt an Herrn
v. Jacobi=herantworteten Hausmann ange¬
deihen ließ. Die wenigen Worte der Freundin
sprach Frau Swoboda. mit Wärme. Es ist
etwas Eigentümliches um solche Neueinstudierun¬
gen, an denen man erleben kann, wie die Zeit
verrinnt und aus den Liebharen Pörcs nohler
Richard Elhinger
werden.
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