II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 2), Die Gefährtin. Schauspiel in einem Akt (Der Wittwer), Seite 41

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Die
Gefaehrti
g. 2 ee etereeenene
Adresse: Berlin
1 S. M 19 15
Datum:
—.—
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Theater und Musik.
Deutiges Künsiertbeater.
nakteradend, der Albert Bas#rmann Gelegenheit gab,
schieden gearteten Rollen zu zesen, fand gestern im Künstler¬
.Die gespielten Stücke And in früheren Johren in
erholt gegeben worden, es erüdrigt sich also, näber auf thren
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jeben. Auch der realistisch nachschaffenden Kunst Bassermanns
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nicht, dem schwächsten von ihnen, dem Gröffn
fährtin“ von Schnitzler, in dem ein schmei
rch eine arglistige Freundin über das leichtfertig
or
rausaufgekkärk wird, neues Leben einzuho
II
R.
dieser Aaseinandersetzung und die ernüchternde
ng ei
im seichten Fah
wasser der Alltäglichkeit ver¬
andenden, tragisch angelegten Har
hinterließen zudem kein be¬
endes Gefühl, keine angen
Erinnerung. Dogegeg be¬
ite wieder Otto Erich Hartlebens kleine Satire
sittliche Forderung ihre oft erprobten unterbaltenden
sten. Die Rolle des guten Jungen aus der Provinz, der
ühmten Sängerin gewordene Jugendfreundin wieder zum
tum bekehren will und statt dessen selbst zu thren freieren
auungen bekehrt wird, war für Bassermann der schau¬
öbepunkt des Abends. Weniger überzeugend wirkte er,
Haasesz früherer Glanzseistung gemissen, als Chevalier
errier
n dem alten tranzösischen Lustspiel . Eine Partie
Das überfeinerte Wesen de frar
ischen Edelmanns vom
régime“ das Haase bier in unnachahmlicher Weise zu ver¬
ichen wußte, liegt der in naturaltstischer Schule gro߬
inen Kunst Bosserma##us ziemlich fern. In seiner Gattin Eise
mann sowie in den Inhabern der kleineren Rollen, Cbarlotte
Bruno Ziener und Willi Grunwald, fand Herr Bassermann
beste Unterstützung.
Abend-Ausg-
Adresse: Frankfurt a. Mid

e [Berliner Theater.] Bassermann: ein Mann von
vornehmer Haltung in den Fünfzigern, mit stark angegrautem dich¬
tem Haar die Spuren des Denkens in dem durchfurchten, bart¬
Gesicht, ein Mann, in dem eine Flamme hraumt, die aber
et und geschützt bleibt .. Wiederum Baltrmann: ein
er Geschäftsmann aus der Provinz, migoldener Brille,
chnurrbart, in sorgfältig abgestäubte# Trauerkleidung.
rweckend etwas ängstlich und befangen, mit dem
dialektklang in der Stimme.#. Ein drittes Mal
n: ein französischer Chevalier mit schwarzem
nd den sorgfältig über den kahlen Scheitel verteil¬
Haaren, mit rheumatischen Bewegungen, aber in
tung, ein alter Mann, der sich an jedem Morgen vor
lettentisch ein Jahrzehnt wegputzt .. In Bassermanns
kecken und erstaunlichen Wandlungen fanden die drei Einakter
„Die Gefährkin“ von Schnitzler, „Die sittliche
Forderung“ von Hartleben, „Eine Partie Pi¬
ournier, die ein Vorstellungsabend des Deut¬
HRTATTEE WEEARREEE
heit. Aber: gerade in der scheinbar unendlichen Verwandlungs¬
fähigkeit zeichneten sich die Grenzen. In der bekannten Haase¬
rolle erreichte, ja überbot Herr Bassermann das Vorbild; das
Spiel war derart virtuos, daß es als Spiel bestand. In Hart¬
lebens Einakter spürte man abermals das Spiel als solches, fand
Fähigkeit dazu amüsierlich, behielt aber den ärgerlichen Ein¬
zurück, um ein Stück Wirklichkeit betrogen zu werden Etwa,
rhielte man einen Brief eines des Schreibens Unkundigen,
dem man rückhaltlose Aussprache erhoffte Dieser Professor
in Schnitzlers „Gefährtin“ spielte nicht; er war. Ein Mensch,
eugend in jedem Wort und jeder Bewegung, schlicht und
sympathieheischend, vornehm und gewinnend ein solcher Mensch
lebte sein Inneres aus, indem er es verschloß, offenbarte sein
Temperament, indem er es zurückhielt. Hier gab Herr Basser¬
mann, was er in besten Tagen nur je gegeben —: man sieht, Ver
wandlungsfähigkeit kann nun doch auch zu einem Danaergeschenk
werden; das eigene Wesen des Darstellers bleibt für das Rollen¬
fach bestimmend; die außere Verkörperungsmöglichkeit sei von
her inneren Erlebnissphäre bedingt. „So laß mich scheinen“ —
E. H
nach dem ich geworden bin.
Einakter-Abend im ##tannt
####% „Deutschen Künftleetheater.
Eigentlich sollte er Bass#h#mann=Abend
heißen, denn um seinetwillen werden im
Deutschen Künstler=Theater drei kleine Stück¬
chen ins Rampenlicht gebracht. Und der Gestal¬
tenreiche, Wandlungsfähige stellt sich als altern¬
der Professor, als Liebhaber aus der Provinz
und als verarmter Edelmann dar, und bleibt
immer . . Bassermann. Zuerst Schnitzlers
melancholisches Spiel „D
Gefährtin“;
Bassermann, bartlos, ohne Maske: Professor Pil¬
geam. Still und schlicht, aber voll starker Ueber¬
legtheit spielt er den resignierenden Gelehrten,
der nach dem Tode seiner Frau für alle Ver¬
mutungen Gewißheit erhält. Emilia Unda
und Willi Grunwald unterstützten sein Spiel,
ohne aus seinem Schatten herauszutreten. —
Dann Hartlebens hübscher Ulk „Die sitt¬
liche Forderung". Semmelblond und mit
goldener Brille kommt Bassermann aus Rudol¬
stadt, um sich die Braut zu holen. Er ist ein
bißchen zu elegant für diesen süchselnden Phi¬
lister, aber ausgezeichnet in der Abtönung des
kleinstädtischen Biedermanns, ganz durchtränkt
von seiner moralischen Sendung. Else Basser¬
mann bemühte sich mit Temperament und mit
sehr schönen Gewändern um die gesuchte Varieté¬
künstlerin; ihrem Sviel wäre weniger Lachen und
mehr überlegenes Lächeln zu wünschen. — Zum
Beschluß hatte man das völlig verstaubte Four¬
nier=Meyersche Lustspiel
„Eine Partie
Piquet“ aus dem Theaterarchiv aufgestöbert.
Zur Entschuldigung wurde es in alten Theater¬
krlissen gegeben ... Immerhin enthält es die
Rolle des Chevalier von Rocheferrier, die Haase
zu seinen Lieblingsrollen zählte. Bassermann
hatte sich ein spitzes. verkniffenes Lebemanns¬
gesicht dazu erwählt, knickte köstlich in den Knien
ein und haspelte ergötzlich seine Reden. So ließ
man sich den ehrwürdigen Schmarren gefallen,
zumal Bruno Ziener, Arthur Schröder und
Charlotte Schulz drollig durch das Lustsviel
wandelten.
K. E.