II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 2), Die Gefährtin. Schauspiel in einem Akt (Der Wittwer), Seite 51

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ruene Kakadu
9. 3. Der
bei brueh Kakadu
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der Tragik des Originals beibehalten hat. Das Werk setztschon bekannt ist, daß Herr v. Possart Schnitzlers „Kakadu“sie durch seinen Anblick zuheilen, darf nur Zeuge Säfte=Cirenlatich
er Stoffwechseh
dem Revertoir des Residenztheaters einzuverleiben ge¬ seiner eigenen Ohnmacht sein. Aber warum denn der
daukt die Adelk
fast wie eine komische Oper ein, um uns erst knapp vor
bei Syphilis,
denkt. Denn ich glaube nach wie vor, daß er sich ohne die seltsame Name „Frühlingstraum“? Weil Alles um
Schluß des zweiten Altes vermuthen zu lassen, daß der
Ergane, bei d
Auregung der Literarischen Gesellschaft niemals dazu ent¬ die arme Kranke herum blüht und duftet, weil ein
Aufgang tragisch sein wird; der deitte Akt enthält die
Ergane und d
schlossen hätte. Wenn also in Zukunft, was ich sehnlichst leises Frühlingshoffen alle Herzen schwellt, weil Arzt und Blutes ihren G#
Schärzung des Knotens, der im Schlußakt mit einem
Schrifton u
hoffe und wünsche, ein Hauch modernen Geistes durch die Pflegerin, Schwester und Freund, ja sogar die Geist¬
Schlage gelöst wird. Zu diesem Text hat Jarno eine Musik
Bezug dieses M
umnachtete selbst von Rettung und Genesung träumen!
etwas mussigen Räume unseres Hoftheaters wehen wird,
geschrieben, die einen starken Fortschritt gegen seine vor vier
Man muß das Drama selber im stillen Kämmerlein
soist das unstreitig das Verdienst der Herren, dienun schon
den oteilen.
Jahren ebenfalls nach einem Texte Blüthgens georbeitete
lesen, man muß den Sprachzauber D'Annunzios an sich
seit mehreren Jahren, wenn auch oft allzu zaghaft und bedenk¬
Erstlingsoper „Die schwarze Kaschka“ erlennen läßt. Was
lich, in hiesiger Stadt die Pflege der zeitgenössischen Dichtung erlebt haben, um dem Dichter gerecht zu werden. Ich
der „Kaschka“ versucht hat, wendet er im
wüßte außer den Opheliaszenen im „Hamlet“ keine Dicht¬
in die Hand genommen haben. Man braucht deshalb noch
„Richter“ mit Sicherheit an. Treffend benutzt er jede für
ung der Weltliteratur, in der die Lyrik des Wahnsinns so ##
lange nicht zu befürchten, daß unsere Hofbühne, wenn sie
den Augenblick und die Sitnation passende Form. Beson¬
verzückte Worte findet. Aber das ist auch Alles. Wir
dem Neuen und Werdenden in der Kunst die Pforten er¬
ders glücklich trifft er den Volkston. Die Steigerung in den
Hirsch= und Re
kommen im ganzen Drama um keinen Schritt vorwärts.
schließt, ihrer eigentlichen Bestimmung untreu werden
Melodien, die ihm scheinbar mühelos zuströmen, findet sich
Es ist Alles lediglich Stimmung.
müßte. Ganz im Gegentheil. Die rege Antheilnahme an
auch im harmonischen Gewande wieder, das überall klang¬
(Grie
Ganz anders bei Wilhelm v. Scholz. Er führt uns einen
dem aufblühenden Kunstleben der Gegenwart wird hier,
schön und geistreich ist. So ist im dritten Akt rein orchestral
entscheidenden Wendepunkt aus dem Leben eines Fürsten!
wie überall, auf die Pflege vergangener Kunst befruchtend
das Erwachen des Morgens und der Natur mit außer¬
vor Freilich verabschiedet auch er sich mit einem Frage¬
ordentlichem Geschick geschildert. Anzuerkennen ist ferner,
W0n
und belebend einwirken; sie wird den antiquarischen
Staub, unter dem die Werke unserer großen Klassiker viel= zeichen, aber hinter dem Fragezeichen lauert eine lange,
daß die Partitur nicht übermäßig mit Anklängen an die
schicksalsschwangere Zukunft. „Mein Fürst“ ist eine Szene
fach begraben sind, wegblasen und ihnen ihre ursprüng¬
nationalen Weisen der Spanier überladen ist. Die Auf¬
Grun¬
aus einem größer geplanten Jugendwerke des Dichters.
führung der Oper, die durchweg dankbare Gesangspartien
liche lebendige Frische und Farbe wiedergeben. Und das
Und ganz jugendlich ist auch die Voraussetzung dieses
enthält, war vorzüglich. Kapellmeister Weintraubs wäre an sich schon ein Ziel, auf's innigste zu wünschen!
letzten Zwiegesprächs zwischen dem Fürsten und seinem
Oder sollte dem Intendanten des Münchner Hoftheaters
Direktionskunst und Oberregisseur Habelmanns Regie
ehemaligen Erzieher. Man denke nur, daß ein Prinzen¬
verwehrt sein, was man dem Direktor der Hofburg in
wetteiferten mit den Leistungen der Sänger, von denen
erzieher, der zudem noch ein kleines Hofamt bekleidet, in
Wien ruhig gestattet?
namentlich Kammersänger Schwarz als Vertreter der
einer Sozialistenversammlung das Wort ergreift, um für
Von den drei Einaktern. die uns gestern vorgeführt wur¬
Titelrolle, Dr. Briesemerster als Hauptmann Don Al¬
die Enterbten einzutreten! Natürlich erhält der seltsame
den, kann sich, was lyrische Stimmung und dichterische
varo, sowie Frau Krammer als liebreizende Isabella und
Schönheit betrifft, weder der Scholz'sche Dialog, noch die Empörer seine Entlassung. Die Abschiedsaudienz, die ihm
Fräulein Behnne als Chisza gleich Vorzügliches boten.
Schnitzler'sche Groteske mit Gabriel D'Annunzios „Früh=] der gutmüthige junge Herr bewilligt, benutzt er nun dazu,
Sämmtliche Mitwirkende wurden nebst den beiden Auto¬
nac
lingstraum" messen. Auf den ersten Blick zwar könnte es seinem ehemaligen Schüler ein letztes Colleg über die trei¬
ren nach jedem Akt stürmisch hervorgejubelt.

benden Kräfte der Geschichte und die Pflichten eines ###
scheinen, als wandle hier der italienische Dichter einfach den
Fürsten zu lesen. Ein wahrhaft großer Fürst soll auf die #
Spuren Mascagnis und Leoncavallos nach. Wie beidiesen
Der
Theater, der Münchner Literarischen
verborgenen Unterströmungen der Gesellschaft achten, die
musikalischen Meistern, macht sich auch bei ihm eine gewisse
in den Revolutionen an's Tageslicht, treten und sich selbst endl
Vorliebe für das Grausige und Krasse bemerklich. Aber —.
Wrueg, e Ahanstas.
an die Spitze der Revolution stellen, um sie in die Bahnen
und das ist der gewaltige Unterschied — das Grausige und
ruhiger Entwicklung zu leiten.
(Schlußvorstellung im Residenztheater am 29. April:
Krasse tritt nicht leibhaftig auf die Bühne, sondern bildet
Hören wir hier bei Scholz ganz leise, gleichsam in
Gabriel DAAnnunzio: Ein Frühlingstraum. —
nur den furchtbaren Hintergrund für das erschütternde
weiter Ferne den grollenden Donner der sozialen Revo= ständ
Wilhelm von Scholz: Mein Fürst! — Arlhur
Seelengemälde, das er uns vorführt. Die schöne
der be
lution, so führt uns Schnitzler die Handlanger der
Schnitzler: Der grüne Kakadu.) —
Isabella ist wahnsinnig. Blutüberströmt hat man
übersee
Revolution leibhaftig vor Augen. Der „grüne Kaka=! Zourre
sie eines Morgens im Walde gefunden, die Leiche
* Zwei seine ptychologische Sküdien, die eine in ent¬
du“ ist eine Pariser Spelunke, in der der findige in einer
zückenden Farben leuchtend, die andere flüchtig mit dem des erdolchten Geliebten in den festgeschlossenen Armen!
mindestens
Wirth, ein ehemaliger Schauspieldirektor, seine Theater¬
Bleistift hingeworfen, und ein theatralisches Freskobild= Der unerbittliche Vaier selbst hat den Verführer der Tochter
Die letzten
leute als Verbrecher auftreten läßt, um die abgestumpften! 1898. Okt
ermordet! Wie die Erinnerung an diese Schreckensthat die
chen aus den Tagen der französischen Revolution — das
Nerven seiner vornehmen Stammgäste, der Mar= Branche.
waren die letzten Gaben, mit denen uns zum Schluß der Unglückliche bei Tag und Nacht verfolgt, wie das furcht¬
quis und Barone Ludwigs XVI., zu litzeln. Die be schaftlicher Mase
diesjährigen Spielzeit die Münchner Literarische Gesell= bare Bild des Ermordeten mitten im Bluhen und Duften
wegte Szene spielt am Tage des Bastillensturms. Aus
bentsche edufer
schaft überraschte Es schien, als hätten sich die Herren, die des Frühlings vor sie hintritt, wie sich ihr jede rothe Rose
Deuischeichem
dem Scherz wird Ernst. Schein und Wirklichkeit fließt
in's Blut des Erschlagenen verwandelt, das ist der ganze
nun einmal im künstlerischen Leben unserer Stadt eine so
Motorswagen=Pd
wunderbar ineinander. Was eben noch eine bloße Farce
Inhalt der pathologischen Studie. Von irgend einer Hand¬
bedeutsame Rolle spielen, noch im letzten Augenblick auf
Die Admin
der Schauspieler war, kommt von der Straße her leibhaftig furt a. M., ##
lung, irgend einer Entwicklung ist keine Rede. Der Arzt, die
ihren eigentlichen Beruf besonnen, und so bekamen wir
in den Keller herabgestürmt, und der Schauspieler, der
in Hamburg,
Pflegerin und die Schwester haben nichts zu thun, als uns
nach so manchem Minderwerthigen und Gleichgiltigen,
noch eben zum Spaß den Mörder des Verführers seiner Leipzig, Pet
nach und nach mit der grausigen Vergangenheit bekannt zu
das uns dieser Winter gebracht hatte, gestern wieder ein¬
Frau gespielt hatte, erdolcht zum Entsetzen der adligen weitere Auskunf
machen, und der Bruder des Erschlagenen, der an einem
mal im Residenztheater einige werthvolle Dichtungen zu
gratis und fran#
Herren und zum Entzücken der verliebten und verlebten
hören denen soust wohl unsere Hofbühne die Pforten ver= Frühlingstage voll Sonne und Rosenduft, selber süßer
S
Fortsetzung siehe nächste Seite. 6
schlossen hätte. Ich sage das ausdrücklich, obwohl mir heute Frühlingshoffnung voll, nach Larmiranda kommt, um