II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 2), Die Gefährtin. Schauspiel in einem Akt (Der Wittwer), Seite 60
uene Kakadu
Der
9. J enensenereneneet e e
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Wiente BursschalerAe
sich aber in seiner revolutionairen Derbheit —
schildert bekanntlich Leben und Treiben in einer
—
Pariser Spelunke während der Revolution
vornehmen Rahmen unseres Residenztheaters etwas
sonderbar aus. Possart braucht nun diese von der
Literarischen Gesellscheft importirten Stücke nur
auf seinen Spielplau zu übernehmen, und er hat
ohne jede Mühe ein paar interessante Neuheiten.
Kurz vorher hatte unsere geniale „Alte", Frau
Dahn- Hausmann, den Cyclus ihrer Abschieds¬
vorstellungen plötzlich abgebrochen, nur um nicht
zuletzt einen seierlichen und für die kränkliche Künst¬
kerin zu angreifenden Abschied von Bühne und
Publikum nehmen zu müssen. Als Loele in Birch¬
Pfeissers „Dorf und Stadt“ kam sie vor 50 Jahren
an unsere Bühne, als Bärbel in demselben Stücke
zing sie, still und bescheiden, wie sie immer gewesen.
„Still und bescheiden“ — das ist nun so gar nicht
die Art unseres gern posirenden Intendanten, der
sich kürzlich auch bei uns wieder als Reci¬
tater bewundern ließ. Bewundern aber kann
mau ihn wirklich noch immer, ver allem seine
erstannliche Gedächtnißkraft. Possart, sprach
zweieinhalb Stunden fast ohne Pausen mit und ohne
Musik die herogensten Sachen in einem großen
Saale auswendig, und Possart ist längst kein
Jüngling mehr! Da er mit diesem Programm
reist — er hat es sogar zuerst in Berlin vorgetragen —
sind auch Sie in Hamburg keinen Augenblick sicher
davor. Freilich im Augenblick würde Possart wohl
frei nach Tannhäuser rufen: Schweig' mir von
Hamburg!
Ich habe wiederholt an dieser Stelle unsere Bau¬
and Feuerpolizei als die toleranteste, um nicht zu #
sagen laxeste bezeichnet, die ich kenne, neulich aber
erzählt, daß sie nach dem Brande des Orpheums in
einer Anwandlung von Angst vor ihrer Verantwort¬
lchkeit verfügt hat, daß Schauspielhaus und Volks¬
theater nächstens ihre Pforten schließen. Die An¬
wandlung ist schon wieder norüber: sie hat ihren
Beschluß aufgehoben und es darf weitergespielt
werden. Wer die beiden Mausefallen aus eigener
Anschanung keuns, kann sich darauf den passenden
Vers machen.
Während ich diese Zeilen schließe, wird in meiner
Nähe ein seltener Freudentag gar still gefeiert. Der
Herzog und die Herzogin Carl Theodor in Bayern
begehen ihre silberne Hochzeit in größter Zurück¬
gezogenheit in ihrem Palais. Es giebt wohl wenige
nicht regierende Fürsten, deren Name so viel und so#
rühmend genannt wird wie der des Seniors des
herzoglichen bayerischen Hauses, und zwar verdank
er diesen Ruhm nicht seiner Herzogs=, sondern seiner
Doctorwürhe. Ueber den Arzt Carl Theodor ist
überflüssig, auch nur ein Wort zu sogen; es sind
über diesen „Wohlthäter der Menschheit“ so viel
Züge und Auekdoten im Umsauf, daß man nur oft
Gesagtes wiederholen müßte. Weniger bekannt ist,
B seine Gattin, die portugtesische Prinzessin Marle
K
José, und seine älteste Tochter,
können, wirkliche Assistentendienste leisten. Nun is
das feeilsch sorüber, denn die Prinzessin Sophie hal,
ihrer Reigung folgend, den Grajen Törring, einen
bayerischen Standesherrn, geheirathet und die Herz¬
gin ist in letzter Zeit leiden? Sie ist noch immer
die schönste unter den bayer### Prinzessinnen, aber
äußerst zart, und auch der ####., hat, wie man im
Volk sagt. nichts zuzusetzen. Haerd ein leidenschaftliche.
Reiter und Sportömon ist er später ebenso leiden¬
schaftlich im Dienste der Wissenschaft thätig gewesen
— Beides hat seiner Gesundheit Nicht eben genützt.
Einen Winter brachte das Herzogspaar in Regypten,
die übrigen an der Riviera d#er in Meran zu. D##erauhen
Winde der bayerischen Hochebene sind ja namentlich
Resprirationsorganen nichts weniger als zuträglich.
Und auch ihren Hochzeitstag verbringt das fürstlsche
Paar leider leidend, wenn auch zur Stille und Zurück¬
gezogenheit der Feier das trag'iche Ende der Schwester
bezw. Schwägerin, der Kaiserin von Oesterreich,
allein schon Anlaß böte Trotz aller Huldigungen ist
also die schöne Feier in der Oeffentlichkeit so gut wie
unbemerkt vorübergegangen, denn der Herzog und
die Herzogin konnten die Glückwünschenden nicht ein¬
mal empfangen. Mau kanu ihnen nichts Besseres
wünschen, als sie selbst schon Hunderten wiedergege¬
den: Gestendheit, denn nur die Gesundheit ist das
Leben.“ 4
Der
9. J enensenereneneet e e
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sich aber in seiner revolutionairen Derbheit —
schildert bekanntlich Leben und Treiben in einer
—
Pariser Spelunke während der Revolution
vornehmen Rahmen unseres Residenztheaters etwas
sonderbar aus. Possart braucht nun diese von der
Literarischen Gesellscheft importirten Stücke nur
auf seinen Spielplau zu übernehmen, und er hat
ohne jede Mühe ein paar interessante Neuheiten.
Kurz vorher hatte unsere geniale „Alte", Frau
Dahn- Hausmann, den Cyclus ihrer Abschieds¬
vorstellungen plötzlich abgebrochen, nur um nicht
zuletzt einen seierlichen und für die kränkliche Künst¬
kerin zu angreifenden Abschied von Bühne und
Publikum nehmen zu müssen. Als Loele in Birch¬
Pfeissers „Dorf und Stadt“ kam sie vor 50 Jahren
an unsere Bühne, als Bärbel in demselben Stücke
zing sie, still und bescheiden, wie sie immer gewesen.
„Still und bescheiden“ — das ist nun so gar nicht
die Art unseres gern posirenden Intendanten, der
sich kürzlich auch bei uns wieder als Reci¬
tater bewundern ließ. Bewundern aber kann
mau ihn wirklich noch immer, ver allem seine
erstannliche Gedächtnißkraft. Possart, sprach
zweieinhalb Stunden fast ohne Pausen mit und ohne
Musik die herogensten Sachen in einem großen
Saale auswendig, und Possart ist längst kein
Jüngling mehr! Da er mit diesem Programm
reist — er hat es sogar zuerst in Berlin vorgetragen —
sind auch Sie in Hamburg keinen Augenblick sicher
davor. Freilich im Augenblick würde Possart wohl
frei nach Tannhäuser rufen: Schweig' mir von
Hamburg!
Ich habe wiederholt an dieser Stelle unsere Bau¬
and Feuerpolizei als die toleranteste, um nicht zu #
sagen laxeste bezeichnet, die ich kenne, neulich aber
erzählt, daß sie nach dem Brande des Orpheums in
einer Anwandlung von Angst vor ihrer Verantwort¬
lchkeit verfügt hat, daß Schauspielhaus und Volks¬
theater nächstens ihre Pforten schließen. Die An¬
wandlung ist schon wieder norüber: sie hat ihren
Beschluß aufgehoben und es darf weitergespielt
werden. Wer die beiden Mausefallen aus eigener
Anschanung keuns, kann sich darauf den passenden
Vers machen.
Während ich diese Zeilen schließe, wird in meiner
Nähe ein seltener Freudentag gar still gefeiert. Der
Herzog und die Herzogin Carl Theodor in Bayern
begehen ihre silberne Hochzeit in größter Zurück¬
gezogenheit in ihrem Palais. Es giebt wohl wenige
nicht regierende Fürsten, deren Name so viel und so#
rühmend genannt wird wie der des Seniors des
herzoglichen bayerischen Hauses, und zwar verdank
er diesen Ruhm nicht seiner Herzogs=, sondern seiner
Doctorwürhe. Ueber den Arzt Carl Theodor ist
überflüssig, auch nur ein Wort zu sogen; es sind
über diesen „Wohlthäter der Menschheit“ so viel
Züge und Auekdoten im Umsauf, daß man nur oft
Gesagtes wiederholen müßte. Weniger bekannt ist,
B seine Gattin, die portugtesische Prinzessin Marle
K
José, und seine älteste Tochter,
können, wirkliche Assistentendienste leisten. Nun is
das feeilsch sorüber, denn die Prinzessin Sophie hal,
ihrer Reigung folgend, den Grajen Törring, einen
bayerischen Standesherrn, geheirathet und die Herz¬
gin ist in letzter Zeit leiden? Sie ist noch immer
die schönste unter den bayer### Prinzessinnen, aber
äußerst zart, und auch der ####., hat, wie man im
Volk sagt. nichts zuzusetzen. Haerd ein leidenschaftliche.
Reiter und Sportömon ist er später ebenso leiden¬
schaftlich im Dienste der Wissenschaft thätig gewesen
— Beides hat seiner Gesundheit Nicht eben genützt.
Einen Winter brachte das Herzogspaar in Regypten,
die übrigen an der Riviera d#er in Meran zu. D##erauhen
Winde der bayerischen Hochebene sind ja namentlich
Resprirationsorganen nichts weniger als zuträglich.
Und auch ihren Hochzeitstag verbringt das fürstlsche
Paar leider leidend, wenn auch zur Stille und Zurück¬
gezogenheit der Feier das trag'iche Ende der Schwester
bezw. Schwägerin, der Kaiserin von Oesterreich,
allein schon Anlaß böte Trotz aller Huldigungen ist
also die schöne Feier in der Oeffentlichkeit so gut wie
unbemerkt vorübergegangen, denn der Herzog und
die Herzogin konnten die Glückwünschenden nicht ein¬
mal empfangen. Mau kanu ihnen nichts Besseres
wünschen, als sie selbst schon Hunderten wiedergege¬
den: Gestendheit, denn nur die Gesundheit ist das
Leben.“ 4