ruene Kakadu
9.3. Der #eee
box 14/8
Darstellung — ein Stück, das Ibsen in und für
München geschrieben und das hier doch bis jetzt un¬ n
bekannt geblieben ist, und gestern wagte man sich an 2
Gabriel d'Annuncio's „Traum eines Frühlings=n
morgens“ ISogno d’uh matting dis primgvera), das 2
der Vorstano, der Gesellschäft, Ludwig, (Gandhofer?
in freffliche deutsche Verse übertragen hatte. Das
krasse Stimmungsbild — denn ein Drama ist es ja?
nicht zu nennen — fand getheiltes Interesse; der
Beifall schien mehr der überraschend guten
Darstellung der Hauptrolle durch Fräulein Schwarz,
die Opposition dem Stücke selbst zu gelten.
Dem modernen Italiener folgte ein deutscher An¬
fänger, Wilhelm v. Scholz, dessen schwacher Einacter
„Mein Fürst!“ auf die bekannte, unseres Erachtens
gänzlich verfehlte Lamprecht'sche Geschichtsauffassung
gegründet ist, daß nicht große Individualitäten,
sondern die sogenannten Unterströmungen in den
Nationen „Geschichte machen“. Und das im Zeitalter
Ranke's und bei einem so schlagenden Beispiel für
das Gegentheil, wie es Bismarck gewesen ist! Dieser
dramatische Geschichtsvortrag wurde von Possart
meisterhaft gesprochen. Das dritte und letzte Stück
#edes Abend#, Arshur Schnitlers „Der grüne
Kakadu“ ist mukinen Lesern von der Aufführung im
Wiener Burgtheater bekannt. Es gefiel sehr, nimmt
sich aber in seiner revolutionairen Derbheit-
schildert bekanntlich Leben und Treiben in einer
Pariser Spelunke während der Revolution —
vornehmen Rahmen unseres Residenztheaters etwas
sonderbar aus. Possart braucht nun diese von der
Literarischen Gesellschaft importirten Stücke nur
auf seinen Spielplan zu übernehmen, und er hat
ohne jede Mühe ein paar interessante Neuheiten.
Kurz vorher hatte unsere geniale „Alte“ Frau
Dahn=Hausmann, den Cyclus ihrer Abschieds¬
vorstellungen plötzlich abgebrochen, nur um nicht
zuletzt einen seierlichen und für die kränkliche Künst¬
kerin zu angreifenden Abschied von Böhne und
Publikum nehmen zu müssen. Als Lorle in Birch¬
Pfeissers „Dorf und Stadt“ kam sie vor 50 Jahren
an unsere Bühne, als Bärbel in demselben Stücke
ging sie, still und bescheiden, wie sie immer gewesen.
„Still und bescheiden“ — das ist nun so gar nicht
die Art unseres gern posirenden Intendanten, der
sich kürzlich auch bei uns wieder als Reei¬
tator bewundern ließ. Bewundern aber kann
man ihn wirklich noch immer, vor allem seine
Verstannliche Gedächtnißkraft. Possart, sprach
zweieinhalb Stunden fast ###e Pausen mit und ohne
Musik die herogensten Schen in einem großen
Saale auswendig, und Possart ist längst keine
Jüngling mehr! Da er mit diesem Programm
reist — er hat es sogar zuerst in Berlin vorgetragen —
zind auch Sie in Hamburg keinen Augenblick sicher
davor. Freilich im Augenblick würde Possart wohl
krei nach Tannhäuser rufen: Schweig' mir von
Hamburg!
Ich habe wiederholt an dieser Stelle unsere Bau¬
and Feuerpolizei als die toleranteste, um nicht zu
lagen laxeste bezeichnet, die ich kenne, neulich aber
erzählt, daß sie nach dem Brande des Orpheums in
einer Anwandlung vonAngst vor ihrer Verantwort¬
Echkeit verfügt hat, daß Schauspielhaus und Volks—
theater nächstens ihre Pforten schließen. Da An¬
wandlung ist schon wieder vorüber: sie hat ihren
Beschluß aufgehoben und es darf weitergespielt
werden. Wer die beiden Mausefallen aus eigener
Auschanung kennt, konn sich darauf den passenden
Vers machen.
Während ich diese Zeilen schließe, wird in meiner
Nahe ein seltener Freudentag gar still gefeiert. Der
Herzog und die Herzogin Carl Theodor in Bayern!
begehen ihre silberne Hochzeit in größter Zurück¬
gezogenheit in ihrem Balais. Es giebt wohl wenige
nicht regierende Fürsten, deren Name so viel und so
rühmend genannt wird wie der des Seniors des
herzoglichen bayerischen Hauses, und zwar verdankt
#r diesen Ruhm nicht seiner Herzogs=, sondern seiner
Tetterwürbe. Ueber den Arzt Carl Theodor ist es
überfiüisig, auch nur ein Wort zu sagen; es sind
über diesen „Wohlthäter der Menschheit“ so viel
Züge und Auekdolen im Umlauf, daß mon nur oft
Gesagtes wiederhoten müßte. Weniger bekannt ist,
daß seine Gatiln, die portugiesische Prinzessin Marke
José, und seine älteste Tochter, w
können, wirkliche Assistentendienste leisten. Nun
Sephie he¬¬
das freilsch vorübes, Seue dr D#
einen
ihrer Reigung folgend, den Grasen
hayerischen Standesherrn, geheirathet und
9.3. Der #eee
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Darstellung — ein Stück, das Ibsen in und für
München geschrieben und das hier doch bis jetzt un¬ n
bekannt geblieben ist, und gestern wagte man sich an 2
Gabriel d'Annuncio's „Traum eines Frühlings=n
morgens“ ISogno d’uh matting dis primgvera), das 2
der Vorstano, der Gesellschäft, Ludwig, (Gandhofer?
in freffliche deutsche Verse übertragen hatte. Das
krasse Stimmungsbild — denn ein Drama ist es ja?
nicht zu nennen — fand getheiltes Interesse; der
Beifall schien mehr der überraschend guten
Darstellung der Hauptrolle durch Fräulein Schwarz,
die Opposition dem Stücke selbst zu gelten.
Dem modernen Italiener folgte ein deutscher An¬
fänger, Wilhelm v. Scholz, dessen schwacher Einacter
„Mein Fürst!“ auf die bekannte, unseres Erachtens
gänzlich verfehlte Lamprecht'sche Geschichtsauffassung
gegründet ist, daß nicht große Individualitäten,
sondern die sogenannten Unterströmungen in den
Nationen „Geschichte machen“. Und das im Zeitalter
Ranke's und bei einem so schlagenden Beispiel für
das Gegentheil, wie es Bismarck gewesen ist! Dieser
dramatische Geschichtsvortrag wurde von Possart
meisterhaft gesprochen. Das dritte und letzte Stück
#edes Abend#, Arshur Schnitlers „Der grüne
Kakadu“ ist mukinen Lesern von der Aufführung im
Wiener Burgtheater bekannt. Es gefiel sehr, nimmt
sich aber in seiner revolutionairen Derbheit-
schildert bekanntlich Leben und Treiben in einer
Pariser Spelunke während der Revolution —
vornehmen Rahmen unseres Residenztheaters etwas
sonderbar aus. Possart braucht nun diese von der
Literarischen Gesellschaft importirten Stücke nur
auf seinen Spielplan zu übernehmen, und er hat
ohne jede Mühe ein paar interessante Neuheiten.
Kurz vorher hatte unsere geniale „Alte“ Frau
Dahn=Hausmann, den Cyclus ihrer Abschieds¬
vorstellungen plötzlich abgebrochen, nur um nicht
zuletzt einen seierlichen und für die kränkliche Künst¬
kerin zu angreifenden Abschied von Böhne und
Publikum nehmen zu müssen. Als Lorle in Birch¬
Pfeissers „Dorf und Stadt“ kam sie vor 50 Jahren
an unsere Bühne, als Bärbel in demselben Stücke
ging sie, still und bescheiden, wie sie immer gewesen.
„Still und bescheiden“ — das ist nun so gar nicht
die Art unseres gern posirenden Intendanten, der
sich kürzlich auch bei uns wieder als Reei¬
tator bewundern ließ. Bewundern aber kann
man ihn wirklich noch immer, vor allem seine
Verstannliche Gedächtnißkraft. Possart, sprach
zweieinhalb Stunden fast ###e Pausen mit und ohne
Musik die herogensten Schen in einem großen
Saale auswendig, und Possart ist längst keine
Jüngling mehr! Da er mit diesem Programm
reist — er hat es sogar zuerst in Berlin vorgetragen —
zind auch Sie in Hamburg keinen Augenblick sicher
davor. Freilich im Augenblick würde Possart wohl
krei nach Tannhäuser rufen: Schweig' mir von
Hamburg!
Ich habe wiederholt an dieser Stelle unsere Bau¬
and Feuerpolizei als die toleranteste, um nicht zu
lagen laxeste bezeichnet, die ich kenne, neulich aber
erzählt, daß sie nach dem Brande des Orpheums in
einer Anwandlung vonAngst vor ihrer Verantwort¬
Echkeit verfügt hat, daß Schauspielhaus und Volks—
theater nächstens ihre Pforten schließen. Da An¬
wandlung ist schon wieder vorüber: sie hat ihren
Beschluß aufgehoben und es darf weitergespielt
werden. Wer die beiden Mausefallen aus eigener
Auschanung kennt, konn sich darauf den passenden
Vers machen.
Während ich diese Zeilen schließe, wird in meiner
Nahe ein seltener Freudentag gar still gefeiert. Der
Herzog und die Herzogin Carl Theodor in Bayern!
begehen ihre silberne Hochzeit in größter Zurück¬
gezogenheit in ihrem Balais. Es giebt wohl wenige
nicht regierende Fürsten, deren Name so viel und so
rühmend genannt wird wie der des Seniors des
herzoglichen bayerischen Hauses, und zwar verdankt
#r diesen Ruhm nicht seiner Herzogs=, sondern seiner
Tetterwürbe. Ueber den Arzt Carl Theodor ist es
überfiüisig, auch nur ein Wort zu sagen; es sind
über diesen „Wohlthäter der Menschheit“ so viel
Züge und Auekdolen im Umlauf, daß mon nur oft
Gesagtes wiederhoten müßte. Weniger bekannt ist,
daß seine Gatiln, die portugiesische Prinzessin Marke
José, und seine älteste Tochter, w
können, wirkliche Assistentendienste leisten. Nun
Sephie he¬¬
das freilsch vorübes, Seue dr D#
einen
ihrer Reigung folgend, den Grasen
hayerischen Standesherrn, geheirathet und