II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 1), Paracelsus. Versspiel in einem Akt, Seite 9

9.1.
Paracelsus
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mals, im Neuen Theater in der A#ra Lautenburg, war es
ein starker, unbestrittener Erfolg; jetzt im Deutschen
Theater ein noch stärkerer: der Antor, dei im Hinter¬
grunde der Direktorloge saß und den Beifallsrufen nach
dem 1. Akte keine Folge leistete, „weil's ja doch keine
richtige Erstaufführung“ war, mußte es sich gefallen
lassen, daß man ihm nach dem 2. Akte, wo man
ihn in der Loge erkannt hatte, eine förmliche Ova¬
tion bereitete und so ihn zwang, schließlich doch
wiederholt vor der Rampe zu erscheinen. Und wie
dieses Mal die Bemerkung des Försters Ahrens zog, als
er bei der Erzählung des Schriftstellers Meincke von
seiner Gefangenschaft erstannt ausruft: „Sind denn die
Kerle (d. h. die Schriftsteller) nicht verboten?“ Damals
gab's ein behagliches Schmunzeln — vorgestern aber
schlug das Wort wie eine Granate ein und Beifallssturme
Für 50 Zeidurchbräufte das Haus bei offener Seene .... „Winter= melusive
schlaf“ gehört noch ganz in die ibsenistische Periode Dreye#s, PPorte.
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doch meine ich, daß das erschütternde Drama der jungen Sahlbar
Voraus.
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nach Freiluft sich schnt und
Mädchenblüthe,
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den Tod gewint, in mancher Beziehung höher ste ist das
Im
Abonnemen „In Behandlung" und „Großmama“,stelit es den
Abonnenten sind die Wirklichkeitsbilder hier zu gemüthsvollen Fn.
Stimmungsbildern von dichterischem Gehalte vertieft und
swie sind die handelnden Personen in ihrer Mehrzahl
gleichzeitig Typen und Judividuen. Freilich — über den
springenden Punkt der Dichtung komme ich heute edenso¬
wenig hinüber, wie vor 4 Jahren: daß der Bräutigam,
der brutale Forstgehilfe, der viehischen Vergewaltigung
seiner Braut fähig wäre, und wie er dazu getrieben wird,
das ist Alles g#t#motivirt. Aber daß die Unthat zur Aus¬
kführung kommt — das ist lediglich eine Konzession an die
Oekonomie des Stücks. Es ist unwahrscheinlich, daß
Trude nicht um Hilfe rief und man hätte sie gehört; hatte
doch der Vater ihr Wimmern und Schluchzen in nächt¬
licher Stille vernommen. Doch lassen wir das — das
Publikum ging gläubig mit und der Beifall war nach
dem zweiten Akt am stärksten. Gespielt wurde allerdings
ganz vorzüglich und das Deutsche Theater hatte in Bezug
auf Herausarbeitung von „Stimmung“ und Zusammen¬
klingen trefflicher Einzelleistungen wieder 'mal einen
Ehrenabend. Besser, als Hermann Nissen den kreuz¬
braven und herzensguten, aber beschränkten und ewig;
polternden Förster, und als Luise von Pöllnitz die
nichtswürdige, dumme und boshafte Tante Ida gab,
können diese beiden Figuren, allerdings auch die
lebensvollsten des Dramas, nicht gegeben werben.
Rudolf Rittner spielte den rohen, sinnlichen, ungeliebten
Bräutigam der Wahrheit zu Liebe auch nicht um einen
Deut sympathischer, als der Dichter ihn gezeichnet, und
bewies so aufs Neue sein feines künstlerisches Empfinden.
Oskar Sauer hielt sich in der Wiedergabe der gefähr¬
lichen Rolle des Schriftstellers Meincke von Pose und
Phrase glücklich fern, und Lotti Sarrow war als Trude
so natürlich, daß gerade dadurch das seltsame Buchdeutsch,
das der Antor sie mitunter reden läßt, erst recht auffiel
Aber dafür kann sie nichts. Am besten wirkte sie,
tiefes MNitleid erregend, im Schlußakte mit ihrem
herzzerbrechenden Schmerz= und Schmachgefühl. Das Buch¬
deutsch hat Dreyer inzwischen seinen dramatischen Figuren,
die er in so reicher Fülle zu schaffen weiß, glücklich ganz
abgewöhnt — in der Charakteristik aber ist er auf der
gleichen Höhe geblieben, wie damals schon bei der Zeich¬
nung des Försters und der alten Tante. Es war jeden¬
falls ein guter Gedanke, den „Winterschlaf“ nicht zu einem
„Schlaf des Gerechten“ werden zu lassen — nunmehr wird
er seinen Weg ganz anders machen, als vor vier Jahren,
wo der heute vielumworbene Dichter im Anfang seiner
Bühnenlaufbahn stand ... Zum Schluß gab's Arthur
Schnitzlers kostümirte Anekdole „Paracel¬
sus“ in der bekunnten Besetzung, nur daß
an Stelle von Josef Kainz jetzt Emannel Reicher die
Titelrolle spielt. Der Tausch ist nicht so übel. Kainz war
in der Rolle gewiß interessant, aber sie lag ihm nicht.
her giebt fir als ein Gemisch von Spengali unds
ohisto und drückt so der Gestalt den Stempel einer
eutung auf, die des Hohenheims mächtige Wirkung
seine Zeitgenoffen noch viel begreiflicher macht, als
nz' ironisirende Ueberlegenheit über den guten Spie߬
ger Cyprianus und seine Geistesgenossen.