II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 1), Paracelsus. Versspiel in einem Akt, Seite 15

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Paracelsus
9.1 4
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Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
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„OBSERYER“
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Wien, IX/1, Türkenstrasse 17.
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das Hielne Journal (Berlin)
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* Schiller=Theater.
Um ihren Abonnenten auch noch die letzten Wochen der
Spielzeit möglichst zu versüßen, hatte die Direktion gestern gleich
vier Einakter aus dem Füllhorn der erworbenen „Alt¬
heiten“
— Neuheiten giebt's im Schiller=Theater bekanntlich nicht
oft — über die neugierigen Zuschauer ausgeschüttet. Mit be¬
sonderem Dank ist die Wiederaufführung von Arthur Schnitz¬
ler's Versspiel „Paracelsus“ anzuerkennen. Die geistvolle
Komödie überragt die übrigen Einakter, die sie begleiteten, um
Haupteslänge. Arthur Schnitzler ist nun einmal der originellste,
phantasievollste und gestaltungskräftigste unter allen Schriftstellern jsif
Für
des letzten Dezenniums. In der Art, wie er in „Paracelsus“
t0
2 einen dummen Philister von einem klugen Kopf verspotten und lbs
5 in ärgste Seelenbedrängniß bringen läßt, ist er ebenso lustig wie 214
„ 10 gedankenreich. Wie Calderon in seiner wundervollen Dichtung das st#
Leben einen Traum nennt, — „und was sie sind, das träumen alle“ —
Abonne so ist für den Paracelsus Schnitzlers das Leben ein krauses, räthsel¬
Abonn volles Spiel. „Wir spielen Alle! Wer es weiß, ist klug.“ Und
mit satirischem Lächeln läßt der Dichter zum Schluß den Dummen end
das Glück haben. Der brave Waffenschmied Cyprian behält rg
Inhalt
hlät unversehrt sein schönes Weib, das ihm nur in träumender #tw
wodur Hypnose untreu gewesen. Das Versspiel that gestern ebenso seine attl
Leben Wirkung, wie vor drei Jahren im Deutschen Theater. ##
theilm Rudolph Lettinger gab den Paracelsus mit dominirender
geistiger Ueberlegenheit, die auch den richtigen melancholischen
Beiklang des schmerzlichen „Ignorabimus“ hatte. Max'
Pategg lieh dem Cyprian, eine täppische Gut¬
müthigkeit, die mit der Dummheit des Waffenschmieds einiger¬
maßen versöhnen konnte. Marianne Wulf gab die
Justina sehr nett, nur hätte sie etwas temperamentvoller sein
können. — Neben dem „Paracelsus“ verblaßte Hugo von
(Hofmannsthal's Einakter „Der Thor und der
Tod“, dessen Bekanntschaft uns zuerst die Secessionsbühne ver¬
mittelt hat, recht erheblich. Es ist so billig, Stimmung zu
machen, wenn man den Tod auf die lebendige Bühne citirt, und
daß der Tod in diesem Falle Geige spielt, ist schließlich auch
nicht allzu originell.
Hofmannsthal schreibt schöne Verse, aber
gedanklich ist er in dieser kleinen Dichtung doch nicht viel mehr
als ein etwas angesäuerter Duodezfänstling. Die Herren
Lettinger und Steinrück gaben die Titelrollen,
ohne daß der eine allzu thöricht und der Andere allzu
tödtlich wirkte. — Max Dreyer's harmlose Komödie
„Unter blonden Bestien“ eröffnete den Abend und
Ernst Wichert's noch harmloseres Lustspiel „Post
festum“ beschloß ihn. Else Wasa gab der jungen Frau
Juga in dem ersten Stückchen einen interessanten Zug frähtiger
Pikanterie, im Uebrigen machten sich die Herren Paeschke,
Kuhnert, Rickelt und Pategg um beide Sächelchen
wohl verdient.
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Baliner Teusste Nachrichten
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vom: 227 5779 L
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sutz“: ErnstWicherts „Post festum“ — waren bereits an anderen
Berliner Bühnen heimisch, bevor sie an das Schiller=Theater ge¬
nie den de helesge une der verete We
tersuchung auf Werth und Unwerth der dramatischen Arbeiten
kann ich deshalb absehen. In der flott zugespitzten Komödie
Dreyers fand Else Wasa Gelegenheit, ein feines und sicheres
Fa Talent für Konversationsrollen zu bekunden. Sie zeigte kluges
„ Abwägen, Gewandtheit und künstlerischen Takt, Eigenschaften,
, die der jungen, schlankgewachsenen Künstlerin eine stärlere Beach¬ zire
tung eintragen werden. Max Pategg siegte durch sein herz=] 2o.
erfrischendes Lachen. — In Hofmannsthals lyrischen: Gedichtbar
3
„Der Thor und der Tod“, das nur dann das Licht der Bühne ver= sorans.

Abotragen kann, wenn es mit stiller Zartheit und einsacher Größe
Abonngefaßt wird, hatte Albert Steinrück die Linienführung jst des
und den Stimmungsgehalt des verträumten Dichters al tiefsten jes den
verstanden. Sein „Tod“ war die Leistung eines Künstlers, der
Inhzüber das bloße Rollenstudium weit hinausgreift und aus dem
direigenen Innern schöpferisch die Züge seiner Gestalten holt. Dieser jad die
wacle= Tod“ hatte etwas Monumentales, er war, plastisch gesehen, insgen¬
Lehgder Bewegung von erhabener Größe und in der Sprache zwingend. stung")
theil Ich habe bereits zu verschiedenne Malen auf diesen jungen Kunst=tliche
ler hingewiesen der heute schon die Grenzen des Durchschnittss Mit¬
längst überschritten hat. Rudolph Lettinger als
Claudio mangelte es an der Einfachheit des Poetischen. Die
Stärke seiner großen Begabung gravitirt nach der Charakter¬
seite. So schuf er in Schnitzlers „Paracelsus“ als ärztlicher
Hypnotiseur eine Figur von scharfer und interessanter Prägung,
Bider gab Pategg den Waffenschmied Cyprian, bei dem die Ge¬
sundheit die Intelligenz ersetzt, und in rührender Lieblichkeit
spielte Marianne Wulf die Gattin. Georg Paeschk
wirkte an diesem Abend wieder zu zappetig. In Wicherts guten
alten Lustspielchen „Post festum“ beherrschte lediglich Han
Sein zerstreuter Profesfor war ein
Kuhnert die Szene.
R. II/
Studie ersten Ranges und trug dem Künstler den Jubel der
Publikums ein.