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Paracelsus
9.1. Purasssaus
1
ob er Menschen von heute, ob Christus mit seinen Jüngern oder Feld
und Wald mit Farbe und Pinin auf die Leinwand bannt, ein gemein¬
samer Zug geht durch alles: gleichsam ein religiöser Einschlag, der im
Menschen den göttlichen Funken, in der Landschaft die Schöpfung Gotter
ahnen lößt. Darum eben ist es so ungemein schwierig, rein technisch#
abschätzend an Steinhausens Kuni wie an die seines Freundes Hank
Thoma, heranzutreten. Mir ist dabei immer, als sollte ich eine selten
Blume, nein eine schöne heimische Blume zerpflücken, um ihre Schön
heit erst voll würdigen zu können. Anziehend ist mir, wieviel von de
Künstlers Wesen, bei wirklicher eigener Begabung, auf seine Tochter Fra¬
Paquet Steinhausen (Dresden) übergegangen ist, von der ich besonder
das kleine Bild Strandblumen hervorheben möchte. Claus=Meyer au
Düsseldorf zeigt sein großes Gemälde, Jesus lehrt
Tempel, das bereits durch Nachbildungen bekannt und geschätzt ist. Hell
mut Eichrodt bewährt sich wieder als guter Maler junger Mädchen un
Kinder. Bauser, der sich durch seine Hebelstatnette, der Herr Präla¬
besonders bekannt und bei den Hebel=Verehrern durch seine vorzügliche
Abgüsse beliebt gemacht hat, hat eine reizende Kinderbüste in weißer
Marmor ausgestellt. Mit einer eigenartigen Holzskulptur eines heilige.
Sebastian ist Blaser vertreten.
Aus der Welt der Kunst und des Scheins führt uns der Weg nock
nals zur Wirklichkeit, dem Alltag mit seiner Not und dem erfreuliche
Ausweg aus dieser. Der Landeswohnungsverein hat in de
Gewerbehalle eine Ausstellung veranstaltet, mit einer Menge ste
tistisch wertvollen Materials über die Wohnungsnot, wie über de
segensreiche Wirken der Gartenstadtbewegung. Gleichzeitig bietet si
den Karlsruhern Gelegenheit in ihrer Gartenstadt auf Rüpurrer G
lände, wo seit einigen Wochen die ersten Bewohner eingezogen sind,
einem der Reihenhäuser mit Dreizimmerwohnungen eine geradezu vo
bildliche Landhaus=Einrichtung zu besichtigen, die auch für einen Arbeit
der Oberschicht nicht unerschwinglich ist. Aber auch für solche Mieter, d
Aussehnitt aesStrassburger Post
schon mit älterem Hausrat hier einziehen, lassen sich allerlei Anregung
durch eine Besichtigung finden, und sei es nur über die Raumgestaltun
101
bis=Fensterbekleidung mit einfachem Leinen oder bunt bedrucktem Sto
und durch den Steindruck an der Wand. Es ist klar, daß die Garte¬
Weburtstag gab das Hof¬
n 131 Schnff
stadt mit ihren Vorzügen, wie überall, zunächst auch hier bei uns wenigt
wheater zum Fsten Mate, den Paratelsus aus dem Zyklus Der grüne
Arbeitern in gehobener Stellung zugute kommen kann und wird; der er##
Kakadu, womkt sich der Dramaturg Dr. Kronacher, der für diesen Abend
physische Hunger muß gestillt sein, ehe im Menschen der geistige Hung¬
auch die Regie hatte, ein Verdienst erwarb. Den Paracelsus spielte
und das Verständnis einer auf Selbsthilfe beruhender Verbesserung
Otto Hertel, in dem unsere Bühne seit vergangenem Jahre eine tüchtige
wachen kann.: Diese Bewegung aber wird auf immer weitere Kreis
Kraft besitzt. Glänzend war der Abgang des Wundermannes mit den
übergreifen zum Segen eines gedeihlichen Familienlebens und eines ##
ruhig würdig gesprochenen Worten: „Wir spielen Alle, wer es weiß,
sunden Nachwuchses. Ich hatte auch Gelegenheit, das Heim des Leiten
ist klug“, Worte, aus denen der ganze Wiener Dichter selbst zu sprechen
scheint. Vorzüglich waren auch der eitle, selbstsichere Ehemann des der Gartenstadtbewegung, Dr. Hans Kampfmeyers, zu besichtigen,
Herrn, Pleß, der Stadtarzt des Herrn Dapper, Alwine Müller als dem jedes einzelne Stück des Hausgestühls von dem Geschmack d
Schwester. Der Junker Anselm eines Gastes stach neben dieser vor. Künstlecehepaares Zeugnis ablegt. Die harmonische Wirkung
züglichen Besetzung etwas schülerhaft ab, doch zeigte auch er schauspie=4 Ganzen ist bei den Neuanschaffungen mit den denkbar einfachsten Mittz
lerische Begabung. Glänzend bewährte sich wieder einmal die Viel=erzielt; es zeigt sich kein störendes Auseinanderklaffen der neuen S##
seitigkeit Melanie Ermaths, die hier die Rolle der Justina, in der nach= von dem Urväter Hausrat, der hier libevoll gesammelt ist.
folgenden Liebelei die der Christine hatte, hier das Weibchen dart das
leidenschaftliche junge Weib mit all seinem Glück und Leid. Den Vorer,
den alten Musikanten gab Wilhelm Wassermann in herzerwärmnender
Art. Frisch und liebenswürdig wirkte Eise Noormann als fesches Weaner
Mädel voll leichten Sinns. Daß unsere beiden Wiener, Felix v. Krones
und Fritz Herz den Rollen der beiden Wiener jungen Herren zum besten
Gelingen verhelfen würden, stand für die Theaterbesucher fest.
Im Kunstverein fesselt vor allem eine Bilderauswahl von Wil¬
helm Steinhausen, in der Porträts Bilder religiösen Charakters und
Landschaften vertreten sind. Der Frankfurter Meister verblüfft nicht
durch jene Vielseitigkeit, die dem Beschauer von heute oft auch beim bil¬
benden Künstler das Wesen der Kunst auszumachen scheint. Gleichviel-
Paracelsus
9.1. Purasssaus
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ob er Menschen von heute, ob Christus mit seinen Jüngern oder Feld
und Wald mit Farbe und Pinin auf die Leinwand bannt, ein gemein¬
samer Zug geht durch alles: gleichsam ein religiöser Einschlag, der im
Menschen den göttlichen Funken, in der Landschaft die Schöpfung Gotter
ahnen lößt. Darum eben ist es so ungemein schwierig, rein technisch#
abschätzend an Steinhausens Kuni wie an die seines Freundes Hank
Thoma, heranzutreten. Mir ist dabei immer, als sollte ich eine selten
Blume, nein eine schöne heimische Blume zerpflücken, um ihre Schön
heit erst voll würdigen zu können. Anziehend ist mir, wieviel von de
Künstlers Wesen, bei wirklicher eigener Begabung, auf seine Tochter Fra¬
Paquet Steinhausen (Dresden) übergegangen ist, von der ich besonder
das kleine Bild Strandblumen hervorheben möchte. Claus=Meyer au
Düsseldorf zeigt sein großes Gemälde, Jesus lehrt
Tempel, das bereits durch Nachbildungen bekannt und geschätzt ist. Hell
mut Eichrodt bewährt sich wieder als guter Maler junger Mädchen un
Kinder. Bauser, der sich durch seine Hebelstatnette, der Herr Präla¬
besonders bekannt und bei den Hebel=Verehrern durch seine vorzügliche
Abgüsse beliebt gemacht hat, hat eine reizende Kinderbüste in weißer
Marmor ausgestellt. Mit einer eigenartigen Holzskulptur eines heilige.
Sebastian ist Blaser vertreten.
Aus der Welt der Kunst und des Scheins führt uns der Weg nock
nals zur Wirklichkeit, dem Alltag mit seiner Not und dem erfreuliche
Ausweg aus dieser. Der Landeswohnungsverein hat in de
Gewerbehalle eine Ausstellung veranstaltet, mit einer Menge ste
tistisch wertvollen Materials über die Wohnungsnot, wie über de
segensreiche Wirken der Gartenstadtbewegung. Gleichzeitig bietet si
den Karlsruhern Gelegenheit in ihrer Gartenstadt auf Rüpurrer G
lände, wo seit einigen Wochen die ersten Bewohner eingezogen sind,
einem der Reihenhäuser mit Dreizimmerwohnungen eine geradezu vo
bildliche Landhaus=Einrichtung zu besichtigen, die auch für einen Arbeit
der Oberschicht nicht unerschwinglich ist. Aber auch für solche Mieter, d
Aussehnitt aesStrassburger Post
schon mit älterem Hausrat hier einziehen, lassen sich allerlei Anregung
durch eine Besichtigung finden, und sei es nur über die Raumgestaltun
101
bis=Fensterbekleidung mit einfachem Leinen oder bunt bedrucktem Sto
und durch den Steindruck an der Wand. Es ist klar, daß die Garte¬
Weburtstag gab das Hof¬
n 131 Schnff
stadt mit ihren Vorzügen, wie überall, zunächst auch hier bei uns wenigt
wheater zum Fsten Mate, den Paratelsus aus dem Zyklus Der grüne
Arbeitern in gehobener Stellung zugute kommen kann und wird; der er##
Kakadu, womkt sich der Dramaturg Dr. Kronacher, der für diesen Abend
physische Hunger muß gestillt sein, ehe im Menschen der geistige Hung¬
auch die Regie hatte, ein Verdienst erwarb. Den Paracelsus spielte
und das Verständnis einer auf Selbsthilfe beruhender Verbesserung
Otto Hertel, in dem unsere Bühne seit vergangenem Jahre eine tüchtige
wachen kann.: Diese Bewegung aber wird auf immer weitere Kreis
Kraft besitzt. Glänzend war der Abgang des Wundermannes mit den
übergreifen zum Segen eines gedeihlichen Familienlebens und eines ##
ruhig würdig gesprochenen Worten: „Wir spielen Alle, wer es weiß,
sunden Nachwuchses. Ich hatte auch Gelegenheit, das Heim des Leiten
ist klug“, Worte, aus denen der ganze Wiener Dichter selbst zu sprechen
scheint. Vorzüglich waren auch der eitle, selbstsichere Ehemann des der Gartenstadtbewegung, Dr. Hans Kampfmeyers, zu besichtigen,
Herrn, Pleß, der Stadtarzt des Herrn Dapper, Alwine Müller als dem jedes einzelne Stück des Hausgestühls von dem Geschmack d
Schwester. Der Junker Anselm eines Gastes stach neben dieser vor. Künstlecehepaares Zeugnis ablegt. Die harmonische Wirkung
züglichen Besetzung etwas schülerhaft ab, doch zeigte auch er schauspie=4 Ganzen ist bei den Neuanschaffungen mit den denkbar einfachsten Mittz
lerische Begabung. Glänzend bewährte sich wieder einmal die Viel=erzielt; es zeigt sich kein störendes Auseinanderklaffen der neuen S##
seitigkeit Melanie Ermaths, die hier die Rolle der Justina, in der nach= von dem Urväter Hausrat, der hier libevoll gesammelt ist.
folgenden Liebelei die der Christine hatte, hier das Weibchen dart das
leidenschaftliche junge Weib mit all seinem Glück und Leid. Den Vorer,
den alten Musikanten gab Wilhelm Wassermann in herzerwärmnender
Art. Frisch und liebenswürdig wirkte Eise Noormann als fesches Weaner
Mädel voll leichten Sinns. Daß unsere beiden Wiener, Felix v. Krones
und Fritz Herz den Rollen der beiden Wiener jungen Herren zum besten
Gelingen verhelfen würden, stand für die Theaterbesucher fest.
Im Kunstverein fesselt vor allem eine Bilderauswahl von Wil¬
helm Steinhausen, in der Porträts Bilder religiösen Charakters und
Landschaften vertreten sind. Der Frankfurter Meister verblüfft nicht
durch jene Vielseitigkeit, die dem Beschauer von heute oft auch beim bil¬
benden Künstler das Wesen der Kunst auszumachen scheint. Gleichviel-