II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 1), Paracelsus. Versspiel in einem Akt, Seite 60

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faehrtin
9.2. Die Gen
S
Wirklichkeit voneinander zu trennen und doch auch wieder, ge= seine Freundin Olga Mer
Operation und weist ihm nach,
gebenen falls ineinander überfließen zu lassen. Das letztere
Theater und Musik. V/2 )
von der Gemeinheit ihres Lie
gelang der Regie des Lessing=Theaters und seinen
(Siehe auch zweite Beilage.)
verkehren, trotzdem er halb un
Schauspielern und Schauspielerinnen am besten — Das rohe
1.

war — So findet der zwiesach
Treiben der Armenhäusler, die ersten Visionen des tod¬
Lessing=Theater.
und mitt einem befreienden A
kranken Kindes, die in einem mystischen Halblicht gehalten
Zum ersten Male: „Die Gefährtin“, ein Schau¬
miasmenschweren Vergangenheit
waren, dann das Durcheinander der Gesichte und des
spiel in einem Akt von Arthur Schnitzler.
reinen Zukunft entgegenzusteuern
Lärmens und Lachens der zum Teil jeder Gefühle baren
Neu einstudiert: „Hanneles Himmelfahrt“,
Oskar Sauer war der A
Gesellschaft — das alles gab eine gute Mischung. Als aber
eine Traumdichtung in zwei Teilen von Gerhart Haupt¬
und die immer größer werden
(im zweiten Bild) das übersinnliche Element überwog, als
mann.
sthilde Sussin.
die Mutter=Schwester, der Jesus=Lehrer in den Fieberphantasien
Es soll hier im Anschluß an die Wiederaufnahme der
des Hannele Erde und Himmel in eins verschmolzen, d###
Hauptmannschen Traumdichtung „Hanneles Himmel¬
verlor das Werk an Wirkung, denn nun trat, trotz aller Be¬
fahrt“ in den Spielplan einer unserer Bühnen nicht aufs
mühungen des Lessing=Theaters, die Mache scharf vor die
neue der Einschuß konstruierter Theatralik in das an
Kunst, und alle noch so bilderreichen Rhythmen vermochten
dichterischen Schönheiten zweifelsohne reiche Werk untersucht,
nicht über die Ohnmacht und Leere, die sich klaffend zwischen
nicht dargetan werden, wie sich der eigenwillige Schlesier, um
das Wollen und das Vollbringen des Dichters gelegt hatten,
grober Szeneneffekte willen, manche psychologischen Unwahr¬
hinwegzutragen. Von Einzelleistungen fielen das, soweit das
Das alles gehört bereits
heiten zuschulden kommen ließ —
möglich ist, realistische Hannele Ida Orloffs, die gütig¬
der literarischen Stubenweisheit von gestern an — Tatsäch¬
milde Schwester Martha Mathilde Sussins und der
lich — einer literarischen Stubenweisheit von gestern. Wir
pastorale Lehrer Gottwald Heinz Monnards besonders
verstehen es heute gar nicht mehr wie man sich vor rund
Die Armenhäusler waren von einer charak¬
angenehm auf —
fünfzehn Jahren gelegentlich der Premiere des „Hannele“ im
teristischen Eigenart und beglaubigten aufs neue die große
Kgl. Schauspielhause in erregten Hin und Hers über dieses
schauspielerische Begabung einer Ida Wüst, eines Karl
Werk erging, daß nach dem einen eine neue Epoche unserer
Forest, eines Bruno Ziener, die über ihre Aufgabe
dramatischen Literatur einleiten sollte, nach dem anderen einen
hinaus die Hedwig, den Pleschke, den Hanke zu Typen
Verrat Hauptmanns an seinem bisher konsequent durchge¬
ausmodelten
führten Naturalismus bedeutete — Als ob der so konsequent
Der Traumdichtung voraus ging einer jener Akte von
durchgeführt worden wäre? Mir erscheint immer noch, trotz
Arthur Schnitzler, die ganz auf Stil und Stimmung gestellt
manches Wirkungsvollen, das Gesamturteil am richtigsten, das
ssind — Diesesmal war es wie der Ausklang einer schwülen
der verstorbene Bulthaupt einmal über die Dichtung gefällt
Sommernacht, hinter der leuchtend=hell ein junges, frisches
hat: „ein kleines novellistisches Stimmungsbild, das mit einem
Morgenrot steht — Zu erzählen ist da nicht viel — Nicht
kolossalen Apparat auf die Bühne verpflanzt ist". Der Teusel
das Was ist ja bei Schnitzler die Hauptsache, sondern das
auch, wenn uns angesichts des Martyriums dieses getretenen
Wie — wie er dieses „Was“ entwickeli, wie er es wirkt
und gestoßenen Menschenkindes kein Mitleid überkommen
und wendet — Ein Mann, hinter dem ein kurzes Glück
sollte — Aber mein gesundes Gefühl lehnt es ab, mir dieses
liegt und der seinen kargen Anteil an den Freuden des Da¬
Martyrium in aller Ausführlichkeit auf dem Theater vorent¬
seins mit einer langen Qual zu zahlen hat — Nicht da
wickeln zu lassen, genau so, wie es die Tiraden des Michael
zürnt es aus ihm heraus, als er die sichere Gewißheit hat,
Kramer am Sarge seines Sohnes ablehnt — Hauptmann
daß seine Frau ihn mit seinem Assistenten hintergeht, davon
hat, je mehr man sich mit ihm beschäftigt, desto klarer wird
nimmt er mit der Ruhe eines abseits Stehenden und auf¬
einem diese Tatsache, ein derartiges Gefallen an seinem Stoff,
merksam Beobachtenden Notiz — aber als er erfährt, daß
daß er über ihn nicht hinauskommt, daß er in den Niede¬
der Mensch, der ihn bestahl, sein Weib, das nun tot ist,
rungen stecken bleibt und den Weg zur Höhe wohl weisen,
betrogen hat, da wird er Mann und wächst sich zum
aber nicht gehen kann. Wenigstens meistens, in diesem Fall
Richter und Rächer aus — Dieser Augenblick könnte ein
sicherlich...
Wendepunkt in seinem Leben werden und ihm die bis dahin
So handelt es sich also hier lediglich um das Problem
gebliebene Ruhe nehmen, ihm seine trenlose Gefährtin in
der Darstellung, mehr der szenischen als der menschlichen.
Alles kommt darauf an, die Welt des Scheins und die der I einem falschen bengalischen Rotlicht weisen — Darum schreitet!
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