II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 1), Paracelsus. Versspiel in einem Akt, Seite 63

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9.2. Die Getin
„UBSEHVEH“
L. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quolienangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus: Tägliche Rundschau, Berlin
vom:
12.81210
Cheater und Musik.
Im Lelling-Cheater
fanden gestern zwei Erneuerungen statt. Haupt¬
manns „Hanneles Himmelfahrt“ ging
mit neuer Besetzung in Szene und wirkte, wie bei
jeder Wiederaufnahme seit nun sechzehn Jahren, zu¬
gleich ergreifend und befreiend.
Es bleibt die
schönste und versöhnendste Phantasieschöpfung, die
auf dem Boden des konsequenten Realismus er¬
standen ist. Eine Blüte, die so zart und innig nur
das
einem Dichtergemüt entsprießen konnte,
eine Weile wenigstens im unverfälschten
Das erste Hannele, das
Polkstum ruhte.
bei der Uraufführung am königl. Schauspielhause
Frau Conrad=Schlenther war, ist in Berlin noch
immer nicht wieder an schlichter Innerlichkeit und
überzeugendster Kindlichkeit erreicht worden. Frl.
Orlosshat ein wenig Spitziges, Allzudeutliches
für das Traumleben des Kindes. Dennoch griff
auch sie mächtig an die Saiten sozialen Mitleids,
ohne sentimental zu werden. Einen vorzüglichen
Sprecher fand der Lehrer=Christus in Herrn Monnard.
Wundervolle Typen aus dem Armenhause und der
Kneipe zeichneten Herr Forest und Reicher
inmitten des hastig bewegten Treibens der kleinen
Leute.
Vorauf ging einen der feinen Einakter Schnitzlers:
„Die Gefährtin“, die so unendlich viel Kultur,
innere und äußere, atmen, die, wenn schon einmal
die Herztöne lahmer werden, immer noch den
Verstand auf
anktändige Weise beschäftigen.
Das Tempo; waro leide im größten Teil
des Stückes zu schleppent, genommen. So
wurde aus der Trauerstimmung, die im Hause
eines betrogenen Witwers herrschen sollte, fast eine
Leichenbitteratmosphäre, eine um Mitleid bettelnde
Koketterie des Schmerzes. Aber scharf und mächtig
hob sich in den wuchtigen Tönen Sauers die
Lösung des Schlusses dagegen ab, die Befreiung
eines enttäuschten Lebens, die Klärung eines Daseins,
das aus seiner Höhenschicht Lug und Trug der
anderen nicht hat sehen wollen und über dem allen
sich selbst betrog
So sehr Hauptmann an
ursprünglichem Dichterium über Schnitzler steht —
von dem Kunstverstand des Wieners von seiner
Zucht und Selbstkritik, die ihn nie eine Be¬
langlosigkeit oder Banalität machen lassen, die
auch den anspruchsvollen Hörer unter allen
Umständen in einer Luft des gestraffteren Denkens,
des allseitigen Sehens erhalten, möchte man Haupt¬
mann gerade für sein künftiges Schaffen eine ge¬
hörige Zutat wünschen.
Paul Mahn.
Telephon 12.801.
„UDSEIVEN
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeltungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ehne Gewähr).
Ausschnitt ausBerüner Allgemeine- Zeitung
129131005 Berlin
vom:
Lessing-Theater.
Gestern abend wurde ein einaktiges Schau¬
spiel „Die Gefährtin“ von Arthur Schnitz¬
ler erstmalig aufgeführt. Es ist ein düsteres, ###
Schicksalsbild, das uns der Verfasser vor Auge
führt. Professor Pilgram hat in inniger, her #######
licher Liebe ein um zwanzig Jahre jünge 9
Mädchen als Gattin heimgeführt. Nach ke
zweijähriger Ehe, als der erste Liebesrau,
verflogen ist, macht sich der Altersunterschie
von Tag zu Tag mehr geltend. Der Professor
bemerkt, daß seine Frau ihn und sein beruf¬
liches Streben nicht versteht, sich immer mehr
von ihm zurückzieht und ihr Interesse und ihre
Liebe seinem Assistenten, Dr. Hausmann, ent¬
gegenbringt, der diese Liebe erwidert. Der Pre¬
fessor duldet schweigend, in fast übermenschlicher,
selbstloser Liebe zu seinem Weibe, dieses Ver¬
hältnis. Die Frau stirbt. Die geschilderte Vor¬
geschichte dieser Ehe erfahren wir durch den
Dialog, welcher auf der Szene zwischen dem
Professor und Olga Merholm, einer Freundin
der Verstorbenen, am Abend nach dem Begräb¬
nis stattfindet. Dr. Hausmann, den die Todes¬
nachricht auf der Reise erreicht hat, kehrt zurück
und kommt zu dieser Unterredung hinzu. Er
versucht den Professor zu überreden, mit ihm zu
seiner — Braut zu reisen, mit der er seit zwei
Jahren heimlich verlobt war. Dieses Bekennt¬
nis seines Assistenten hält der Professor für einen
infamen Verrat an seinere verstorbenen Frau. In
verzweifelter Wut weist er dem Dr. Hausmann
die Tür! Als er aber von Olga Merholm er¬
fährt, daß seine Frau um diese Verlobung ge¬
wußt und sie gebilligt hat, erkennt er mit Ent¬
setzen, daß nicht herzliche Zuneigung, sondern
ledialich sinnliche Liebe seine Frau mit seinem
Assistenten zusammengeführt hat. Sein wilder,
wütender Schmerz macht einem namenlosen Ge¬
fühl des Ekels Platz! Damit schließt der Ein¬
akter. Es liegt ja gewiß ein dramatischer Vor¬
wurf in dieser traurigen Ehegeschichte, der auch
mit großem Geschick von Schnitzler bearbeitet
worden ist, aber — nach meinem Gefühl bleiben
derartige seelische Konflikte besser undrama¬
tisiert.
Gespielt wurde dieses Schauspiel ganz aus¬
gezeichnet. Namentlich Oskar Sauer als
Professor Pilgram bot eine Meisterleistung ersten
Ranges. Mathilde Sussin (Olga) und
Kurt Stieler entledigten sich ihrer schwie¬
rigen Aufgaben ebenfalls mit anerkennenswertem
Verständnis.
Der zweite Teil des Abends wurde durch die
neueinstudierte Aufführung von „Hanneles
Himmelfahrt“ mit Ida Orloff als Hannele
ausgefüllt. Beide Stücke wurden vom sehr zahl¬
reich erschienenen Publikum mit großem Beifall
aufgenommen, #

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