II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 1), Paracelsus. Versspiel in einem Akt, Seite 68

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9.2. lie Ge
Telephon 12.891.
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Unternehmen für Zeitungs-Ausechaltee
WWien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Malland, Minneapolls,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petere¬
burg, Foronto.
(Oes####-#gabe ohne Gewühr. —
14. SEP 1909
Ausschnitt aus:
Deutsche Warte, Berlir.
vom:
10
Im Lestng Thrater ging das einatige Schanspil
„Die Gefährtin“
Ivon
zum Bereils vor 1016 Jah¬
hren ist der Einakter ebenfalls unter Direktor
[Brahm, aber im Deutschen Theater, in einer
Gruppe kleiner Dramen von Schnitzler aufgeführt
zworden. Das Stück enthält eine Fülle geistvoller,
origineller Gedanken, zeichnet sich durch einen sein¬
pointierten Dialog aus, entbehrt aber doch des rech¬
ten dramatischen Lebens, so daß es sich auch jetzt
nicht allzu lange auf dem Spielplan halten dürfte.
Der Professor Pilgram hat seine um etwa 20 Jahre
jüngere Frau, die an einem Herzschlage plötzlich ge¬
storben ist, zu Grabe getragen. Er hat sie eigentlich
nicht erst jetzt verloren, sondern schon seit Jahren
bemerkt, daß sie einem anderen, seinem Assistenzarzt
Hausmann, gehört. Aber er hat das mit stoischem
Sinne ertragen, weil er das Verhältnis seiner Frau
zu dem jüngeren Manne als eine Herzensangelegen¬
heit beider ansah. Nun muß er nach dem Tode der
Gattin erkennen, daß sie seinem Assistenzarzte nur
zur Befriedigung seiner Sinnlichkeit gedient hat.
Hausmann macht ihm Mitteilung von seiner öffent¬
lichen Verlobung mit einer Dame, die er schon seit
Jahren geliebt habe. Da braust der Professor auf
und hält Abrechnung mit dem Schänder seines Hau¬
ses. Doch eine neue Offenbarung harrt seiner, er
hört aus dem Munde seiner Freundin, die dafür volle
Beweise zu erbringen vermag, daß seine Frau im
Grunde nichts als eine Dirne gewesen ist, die nur
sinnlich genießen wollte, aber gar nicht das Ver¬
langer hatte, jemandem eine „Gefährtin“ zu sein,
dem Geliebten ebensowenig wie dem Gatten. Und
nun ringt er sich aus dem Ekel, der ihn zunächst er¬
saßt, empor zu der Freiheit des Weisen, aus dessen
Innerem jeder Druck der Enttäuschung gewichen.
Herr Oscar Sauer, der schon vor 10 Jahren die
Hauptrolle des Stückes im Deutschen Theater spie¬
len sollte, sie aber wegen Erkrankung fast in letzter
Wünde an Heren Risan abgeben mußie, gao den
Professor mit großer Meisterschaft. Nur seiner
vollendeten Kunst ist es zu danken, daß das Stück
auf der Bühne fesselnde Reize auf das Publikum
ausübte. Das ist überzeugendes Leben, wie er als
besonnener und verzeihender Beurteiler seiner un¬
treuen Frau, als enttäuschter, als überraschter und
von Eke' ergriffener, schließlich aber als wieder
gänzlich freier Mann vor uns steht. Herr Sauer
wendet keine großen theatralischen Mittel an, seine
Sprache, seine Bewegungen, seine Gesten und sein
Mienenspiel sind das getreue Spiegelbild der Ge¬
dankenwelt, in der in ihm die Person seiner Rolle
#endig geworden ist. Herr Stieler als Dr.
Hausmann und Mathilde Sussin als Olga Mer¬
holm unterstützten Herrn Sauer mit leidlichem Erfolge.
— Nach dem Schnitzlerschen Einakter wurde Ger¬
hart Hauptmanns „Hanneles Himmel¬
fahrt“ in einer Neueinstudierung gegeben. Das
Stück stellt infolge des Wechsels von Wirklichkeit und
Traumbild eine Bühne vor die schwierigsten Auf¬
gaben. In idealer Weise vermag diese auch das
Lessing=Theater nicht zu lösen, so anerkennenswert
auch die Vorstellung war. Der Phantasie des Zu¬
schauers blieb gegenüber den Bühnenbildern noch
h—
immer die Hauptsache zu tun übrig.
box 14/7
Telephon 12.891.
Pe.
„ODSENVEI
. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapclis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aufegipziger Neusste Nachrichten
vom:14##19
F
#mie
— Das Lessingthecter darf den letzten Sonnaben
mlt immerhin beachtenswerten Lettern in seiner Chronik vermerken
denn Brahm stellte die bedeutendsten Dramatiker unserer Zeit an
diesem Abend einander gegenüber. Man kann sich (literarisch genom¬
men) kein fesselnderes Pendant denken als: Schnitzler — Haupt¬
mann. Unter den beiden Namen dann-#hriften: „Die Ge¬
fährtin“ — „Hanneles Himmelfahrt“. In der „Gefährtin“ die Varia¬
tion des uralten, aber ewig jung bleibenden und nimmer zu Ende
zu führenden Themas: Der Zwei=Männerkampf um eine Frau.
In „Hanneles Himmelfahrt“ die Wunderherrlichkeit einer armen
und doch so überreichen Kinderseele. Schon diese aphorismenhaften
Andeutung der Grundgedanken der sonnabendlichen Erbauungsstunden
im Lessingtheater zeigt, daß Brahm bei diesem Experiment geraue
wegen seiner Gegensätzlichkeiten Dank und Anerkennung verdient.
Schnitzlers Gefährtin“ umgibt die vernichtende Lebenslüge
der Duldung nes GGeliebten bei der eigenen Frau (um ihr das
Glück nicht zu auben) mit gewaltiger Tragik, weil der Mann nach
des Weibes Tode zu der Erkenntnis kommt, daß auch „der andere“
der Gattin nur ein Liebesspielzeug war. Prosaisch ausgedrückt:
immer nur Leidenschaft und nichts als Leidenschaft, die Befriedigung
sucht beim Buhlen und Gatten, nicht aber Herzenstiefe, die aus dem
Schlamm tierischer Gier sich emporgearbeitet hat in die Höhen seeli¬
scher Reinheit. Wird ein solches Dramolet, wie es Schnitzler mit
lebenswahrer und spannender Feder geschrieben hat, mit ans Herz
gehender Tragik aufgeführt (wie es im Lessingtheater der Fall war),
dann ist ein solcher Abend ein Erlebnis. — Hauptmanns
„Hanneles Himmelfahrt“ wirkte dank liebevoller Darstel¬
lung ebenfalls aufs tiefste. Es war, als ob Darstellungskunst und
Dichterkönnen die Theaterbesucher mitträumen ließen den Wunder¬,
traum von Himmelssohnsucht und glück
K.