II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 1), Paracelsus. Versspiel in einem Akt, Seite 69

box 14/7
Gefaehrtin
9.2. Die seauhtean
dem „Ralf Eickrott, Börsenmensch“
gehen läßt, um sich von dem wundervollen Hauch echter
Theater und Konzerte.
Theaterzettels) besonders konmemoriert zu
Poesie ergreifen und durchdringen zu lassen, der dies Stück
Nach den Revolverschüssen mit denen
erfüllt. Hier hatte Frau Ida Orloff wiederum Gelegen¬
Berlin, 12. September.
Verwicklungen hier zunächst gelöst werde
heit, ihre eigenartige ganz auf das Durchsichtige gestellte Kunst
Im Lessingtheater wurde am Sonnabend Arthur
weiterer Akt, der die Mitte hält zwischen soge
zu entfalten. Sie hat noch nichts von dem aetherischen Liebreiz
[Schnitzlers Einakter „Die Gefährtin“ zum ersten
die aber alles andere ist, nur kein so
eingebüßt, durch den sie einst in der Rolle der Hannele
Male aufgeführt. Es ist ein echter Schnitzler: dramatisch
Erfassen von Welt und Leben, und
mit einem Schlage berühmt wurde. Ihr gelang es zu
belanglos, geistreichig bis auf die chologisch
höchst schaudervollen Kolportageabschluß.
rühren, aber auch zu erschüttern. Alle übrigen Mitwirkenden
verkniffelt und verbohrt bis an die Grenze des Perversen
sein Stück noch bearbeitet, ursprünglich
standen auf der Höhe ihrer Aufgaben. Der Inszenierung
das Ganze so stark parfümiert daß ein gesunder Mensch
Konnte diese Bearbeitung das Werk
lag eine Skizze von Ludwig von Hofmann zu Grunde. Was
7unwilllärlich nach einem frischen Lufthauch rust.
Paul Lerch.
das nur ein neuer Beweis, daß Dehm
indessen nicht weiter zu bemerken war.
G
Wenn ein Ehegatte seine Frau liebt und zu seinem
Dramatiker ist.
Der Mitmensch. Tragikomödie in vier Akten von
Schmerze bemerken muß, daß sie ihr Herz an einen anderen
Den Inhalt in aller Kürze. Thora
Richard Dehmel. Erstaufführung im Kleinen Theater.
hingibt, dann gerät er, dem Empfinden eines normalen
Bankiers Nathan, der ein eigenartiges A
Jean Paul hat einmal irgendwo den Ausspruch getan,
Menschen entsprechend außer sich. Und das Natürliche ist
man könne auf der literarischen Kegelbahn nicht alle neun
Patriarch und Geschäftsmann, sieht sich aus
In Herrn Schnitzlers Hirn malt
eine Familienkatastrophe.
um den Vater vor dem drohenden Ru#
Musen zugleich schieben. Sollte dieser Spruch einmal als
sich die Welt anders — natürlich, denn wie sollte er sonst
Aufsatzthema für die oberen Klassen, nach dem Schema der
einen gewissenlosen Geldmenschen verkauft
„originel!“ erscheinen und seine psychologischen Geistreiche¬
allerdings vorschnell verlobt, der aber nu
Chrie zu behandeln, in Frage kommen, so sei als exemplum
leien anbringen können? Bei Herrn Schnitzler also sagt
oder Beispiel aus der Geschichte“ bestens dieser Theater¬
bedeuten kann. Alle Bemühungen, von
sich der gehörnte Ehegatte in seinem idealen Wesen: tont
sind resultatlos, selbst ihre Liebe zu einen
abend Unter den Linden empfohlen.
comprendre, c’est tout pardonner. Ueber die Liebe
Dehmel ist ein Lyriker, als solcher bietet er Neues und
die sie ihm eingesteht, hilft nicht, selbst da
Schließlich aber hapert es
nämlich geht die Güte
sie gesündigt, zettet sie nicht aus den K
Ursprüngliches wenn seine Dichtung sich leider auch nicht
doch mit dem comprendre. Der Herr Professor hatte sich
Gewaltmenschen. Andererseits wird sie
von Geschmacklosigkeiten, Krankhaftem und obszön Abstoßen¬
die Sache allzu platonisch ausgemalt. Und das „Ver¬
dem Bruder des Künstlers, dem „Mitm
dem freier hält. Nun ist er aber auch vor vielen, vielen
stehste“, wie der Berliner sagt kommt ihm erst beim Tode
der durch Thora dessen künstlerische Größ
Jahren auf den Gedanken gekommen, sich drariatisch zu
der Gattin, deren Verhältnis mit „dem anderen“ ein
glaubt. Sie entzieht sich all diesen immer au
versuchen; aber diesmal schob er auf der literarischen Kegel¬
schroff sexuelles war. Durch diese Entdeckung wird der
bahn einen Budel.
Bedrängnissen drrch den Tod. In einer
gute Professor so „abgeklärt“, daß er dem elenden Ver¬
dem Börsenmenschen und dem Architekten wir
Ob es klug war, dieses Opus von anno 1895 in das
führer gründlich heimleuchtet, um dann, durch die Erfahrung
durch einen seltsamen Ring mit einem
helle Licht der Rampe zu zerren? Der Erfolg hat die Ant¬
geläutert, als lächelnder Weiser erhaben durch das Leben zu
schwer verletzt es wird ihm ein Auge
wort gegeben. Obschon die zahlreich erschienenen Verehrer
schreiten.
den Bruder der jetzt der Polizei verfalle
es sich nicht nehmen ließen, ihren Liebling (den Lyriker)
Der scharf geschliffene Dialog zwingt uns zwar zum Hin¬
Mitmensch“ den Schein der Tat auf
hervorzurufen, um ihn einmal in persona vor sich zu sehen
hören, doch armen wir auf, wenn die Quälerei zu Ende ist:
die Sache definitiv zu regeln, den bewuß
und ihm zu huldigen, so war der Beifall doch ziemlich
froh, aus dem Banne einer geistig ungesunden Atmosphäre
mager und schüchtern und wurde das Stück zum Schlusse
noch obenbrein nieder. Wenn er gey
herauszukommen. Däs Einzige, was uns einen reinen
hebt, fällt der Vorhang.
mit ruhig bestimmtem Zischen dankend abgelehnt. Und das
künstlerischen Genuß hätte gewähren können, war die Leistung
mit Recht.
Einige Darsteller, so Mirjam
Oskar Sauers als Professor Pilgram, der mit seinem
Alexander Nottmann (Eickrott), Ma
Auf einen etwas blutlos=langweiligen ersten Akt, in dem
leisen und doch durch Wahrheitsstärke so tief eindringlichen
taten ihr Möglichstes, aber das Stück u
viel gesprochen, kalt, farblos, abstrakt gesprochen wurde,
Wesen die Unnatur fast in Natur zu kehren verstand.
„Schluß!“ ist eine der ständigen Phi
folgten weitere Szenen, die, wenn auch lebendiger in In¬
Im Anschluß daran gab es „Hanneles Himmel¬
menschen“. Am Ende ist er leider bewuß
halt und Darstellung, doch nicht einen jeden entzückten, und
fahrt“ von Gerhart Hauptmann, jenes wunderliche
zwar wegen ihrer Verwandtschaft mit schon längst abgenutzten
nicht mehr sagen. So wollen wir es
Gemisch von brutalem Naturalismus und mystischer Ro¬
Johann
mantik, desien künstlerische Zerrissenheit man über sich er= Motiven und ihrem grellen naturalistischen Gepräge, in I „Schluß!“