II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 1), Paracelsus. Versspiel in einem Akt, Seite 73

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Wien, I., Concordiaplatz 4.
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hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, Neu--Vork,
Paris, Rom, San Francisco, êtockholm, St. Petersburg.
(Opellenengabn-ehns Gewäbg).
WART S, BERLIR
Ausschnitt aus
SPPISO9
vom:
Lessing=Theater: „Die Gefährtin", Lustspiel in
einem Akt von Arthur Schnitzler. Die geistvoll durchdachten
gehören heute zu den
und lebenswahre
Seltenheiten unserer Bühnen. Desto mehr ist die Aufführung des
Schnitzlerschen Stückes am Lessing=Theater, zu begrüßen, wenn es
sich auch nicht gerade um eine Erstaufführung im eigentlichen Sinne
des Wortes handelt (das Schauspiel ist etwa vor einem Jahrzehnt
bereits in Berlin gegeben worden). Das Stück behande# die#h##
liche Untreue von seiten der Frau. Er aber, der um zwanzig
Jahre ältere, verdammt nicht; auch dann nicht, als er in Er¬
fahrung gebracht, daß sein bester Freund ihm die Liebe der Gattin
gestohlen. Nur als er hört, daß der Liebhaber der Verstorbenen
sich just an ihrem Todestage verlobt habe, da wallt in ihm ein
jäher Zorn über diesen Verrat empor. Aber auch der legt sich,
nachdem ihm die Freundin der Toten mitgeteilt, daß diese bereits
bei Lebzeiten um die Verlobungsabsichten dessen gewußt, der ihre
Gunst genossen. So endet das Stück mit einem wehmütig=ver¬
zeihenden Ausklang.
Zu dem starken Erfolge des Einakters trug im wesentlichen
Oskar Sauers (Professor Pilgram) fein abgeköntes Spiel
ei. In jede Geste und in jedes Wort wußte er so viel Lebenskunst
und so hohen Seelenadel zu legen, daß er auch den letzten Zuschauer
janz in den Bann seines gewaltigen Könnens zwang. Neben
einer Prachtleistung verblaßte das Spiel der anderen Darsteller,
von denen wir nur noch Mathilde Sussin nennen wollen,
die als Olga Marholm, die Freundin der Toten, sich dezent und
sympathisch zu geben verstand.
Dem Schnitzlerschen Einakter folgte eine Neueinstudierung von
Gerhart Hauptmanns Traumdichtung „Hanneles
Himmelfahrt“, in der besonders Ida Orloff in der Titel¬
rolle glänzte. Auch dieses Stück übte eine große Wirkung auf das
Publikum aus.
Musik.
Theater und Kunst.
BREANER
Lessing=Theater. „Die Gefährtin“ von Ar¬
thur Schnitzler. Mit Resignation und mit der abge¬
klärter
hilosophen im reiferen Alter sieht Pro¬
fessor Pilgram, daß sein junges Weib ihm kurze Zeit wohl
Geliebte war, ihm aber nicht „Gefährtin“ werden
konnte. Er weiß, daß sie sich seinem jüngeren Freunde Dr.
Hausmann zugewendet hat, jahrelang wartet er auf das
erlösende Wort „Gieb mich frei",
— es
fällt nicht, der plötz¬
liche Tod der Frau trennt die Gatten. An der Bahre der.
Dahingeschiedenen, die gleichwohl seinem Herzen noch nahe¬
stand verfaßt den vornehm Denkenden, trotz der ihm wider¬
fahrenen tiefen Kränkung ettas wie ein großes Mitleid
mit dem jungen Freunde, der ja in der Toten, was sie dem
Gatten nicht sein konnte, die „Gefährtin“ verloren haben
müßte. Der aher, der Typ der skrupellosen Lebemännes be¬
dauert den Freund ob des Verlustes, sucht ihn zu trösten,
spricht von gen einsamen Reisen, erzählt von seiner Braut,
die er seit Jahren liebt. Und als der Gatte aus den Tiefen
eines gequälten, gemarterten Herzens ihm entgegen schreit:
„Und die andere, war sie Dir denn nicht Gefährtin, war sie
Dir denn nur Geliebte?“, da zuckt der Schuft an Gesinnung
mit den Allüren des Kavaliers die Achseln, stammelt von Ge¬
nugtuung, die er zu geben bereit sei, bis ihn der Gatte von
der Schwelle seines, in seiner Ehre beschmutzten und besudel¬
ten Hauses, hinausjagt. Den letzten Zweifel aber tilgt die
Freundin des Hauses, die nicht mit ansehen will, daß der
Gatte ein Leben lang an einem großen Schmerz tragen soll,
mit den Worten: „Die Freiheit, die Sie nicht erbaten, die
haben Sie sich längst genommen.“ Da atmet er auf, der Un¬
würdigen darf er ohne Leid und Kummer gebenken, er hegt
keinen Groll, mit einem Lächeln nur grüßt er die Vergangen¬
heit, mit der er abgeschlossen haben wird, wenn die Tür des
Zimmers der Toten hinter ihm in's Schloß fällt. Nur eine
Minute noch, wie um die Stimmung festzuhalten, dann
senkt sich der Vorhang herab. Knapp und bestimmt, fein und
packend, wie es Schnitzler gelingt, wenn er sich mit diesem
Problem befaßt. Eine glänzende Charakterstudie bot Oskar
Sauer. Kurt Stieler und Mathilde Sussin
standen ihm mit ausgesprochenem Feingefühl zur Seite. Der
mit starkem Beifall aufgenommenen Aufführung folgte eine
vorzügliche, stimmungsvolle Neueinstudierung von Gerhart
Hauptmanns „Hanneles Himmelfahrt“.
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