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9.2. Die Gelaransn, box 14/7
Keeeheesee uen scesegeune n sche e he
maßen nur einen Monolog zu sprechen, den zwei Personen
erläuternd und klarend unterbrechen. Am Ende bleibt sein
Spiel für etliche Minuten stumm und wird zu einer!
Art von kurzer Pantomime; und gerade hier wirki er
mit gleicher Intensität, wie ein Schauspieler, der
eine große Rebe mit flammenden Säßen schließt. Die
Einfachheit triumphiert; man ist versucht, von einem Raffinement
der Einfachheit zu sprechen, in der Herr Sauer an der Bühne
der Gegenwart seinesgleichen vielleicht vergeblich suchen würde.
In die Stimmung der Trauer ist das Schauspiel gehüllt.
Denn Professor Robert Pilgram hat eben seine um zwanzig
Jahre jüngere Frau durch einen jähen Tod verloren. Noch
klingen die stillen Schauer des Begräbnisses nach. Doch schnell
soll über den Witwer ein niederschmetterndes Erkennen kommen.
Durch eine Freundin seiner verstorbenen Gattin, durch Briefe,
die diese zurückbegehrt, wird dem Professor nach und nach be¬
stätigt, was er lange wußte: seine Frau hat ihn betrogen, mit einem
jüngeren Gelehrten betrogen, der Pilgrams Schüler und
Freund ist. Pilgram versteht, begreift und würde auch ver¬
ziehen haben, wenn die beiden zu ihm gekommen wären und
gebeten hätten, sie frei zu lassen. Schlimmeres aber noch wird
dem Professor offenbar. In später Abendstunde erscheint, aus
einem Seebad herbeigeeilt, jener Freund, um dem Professor
kondolierend die Hand zu drücken. Ein geschickt gesteigertes
Gespräch entdeckt, daß der junge Mann bereits seit Jahr und
Tag eine Verlobte besitzt. Das raubt dem Professor Pilgram
die Fassung: denn somit ist seine Gattin ja nur für jenen eine
untergeordnete, eine lediglich genießende Geliebte gewesen! Er weist
in aufbrausender Entrüstung dem bisherigen Freunde die Tür.
Dann ein kurzer innerer Kampf, und Pilgram gewinnt sich
selbst zurück, schüttelt das Vergangene wie etwas Ekles ab und
verschließt das Zimmer seiner Frau, gewillt, auf längerer Reise
vollends zu überwinden.
Wie nun Herr Sauer diesen
Professor Pilgram darstellte, wie er alle Phasen seines seelischen
Ringens zu packender Wahrhaftigkeit werden ließ, wie dieser
feingeschnittene Kopf, dieses seltsame Blicken der Augen, dieser
ganze vornehme Gestus zu überzeugenden Ausdrucksmitteln und
sprechenden Interpreten für den inneren Kampf wurden, — das
war schlechthin meisterlich, und das wirdso leicht nicht vergessen, wer
es gesehen und gebört hat... Die Freundin der Professorsgattin
spielte Frl. Mathilde Sussin wie ein Verhängnis, das auf
leisen Sohlen unerbittlich naht; und den Schüler und ehemaligen
Hausfreund machte Herr Stieler mit einem Ton der Ver¬
haltung, der das Bewußtsein einer Schuld vernehmlich genug
anklingen ließ. Am Ende des Stückes — der Vorhang senkt
sich über das mondscheindurchleuchtete Zimmer der Ver¬
storbenen, das der betrogene Gatte von außen verschließt:
löste sich die Spannung in lebhaften Beifall auf. Doch der
Verfasser konnte nicht vortreten, da er nicht anwesend war
und die Schauspieler durften es nicht ...
Die Traumdichtung Hanneles Himmelfahr vor
Gerhart Hauptmann folgte. Man hatte sie in einigen
Rollen gegen früher anders besetzt und ihr ein neue
dekoratives Gewand angezogen. Dieses stammte von keinen
geringeren als dem Maler Ludwig v. Hofmann und traf dat
Charakteristische, ohne aber durch besondere Dinge aufzufallen
Als Ganzes machte die Darstellung auf uns einen zu wesen¬
haften, zu körperlichen, zu realistischen Eindruck statt, wie sie
es müßte, zart, poetisch und vom Irdischen losgelöst zu wirken.
Man merkte doch, wie sehr die stete Uebung der Schau¬
spieler des Lessing=Theaters, die moderne Wirklichkeit wieder¬
zugeben, sie des idealistischen Stiles entwöhnt hat. Am besten'
fand sich Herr Heinz Monnard mit dem Worte des Dichters ab.
Er spielte den Lehrer, der dem fiebernden Hannele in der Christus¬
Maske erscheint, und brachte die Rolle vermöge seines edlen Organs
und mit seiner sorglich gepflegten Sprechkunst zu schöner
Geltung. Dem Hannele der Frau Ida Orloff fehlte etwas.
War's das Naiv=kindliche, war's eine gewisse Weihe, die über
dem in selige Gefilde eingehenden Kinde liegen soll? Es
blieb bei einer trefflichen schauspielerischen Leistung, die aber
Sehr eindringlich verkörperte Frau“
ein wenig kalt ließ.
Tri#ch die erste Mutter des Hannele, und eine derb boden¬
Figur war Herr Reicher als Maurer Mattern.
stän
unberührt aber blieb die Phantasie des Zuschauers
Zie
er den drei „lichten Engeln“ der Damen Lynard
und Herterich. Alle übrigen fühlten sich sichtlich
zu Hause, wenn sie auf dem Boden der Erde hafteten,
un sie in die Welt der „Traumerscheinungen“ zu treten
r fleißig vorbereiteten
Jedenfalls fehlte es
rgabe des eigenartigen Werkes nicht an Teinahme
der Hörerschaft.
9.2. Die Gelaransn, box 14/7
Keeeheesee uen scesegeune n sche e he
maßen nur einen Monolog zu sprechen, den zwei Personen
erläuternd und klarend unterbrechen. Am Ende bleibt sein
Spiel für etliche Minuten stumm und wird zu einer!
Art von kurzer Pantomime; und gerade hier wirki er
mit gleicher Intensität, wie ein Schauspieler, der
eine große Rebe mit flammenden Säßen schließt. Die
Einfachheit triumphiert; man ist versucht, von einem Raffinement
der Einfachheit zu sprechen, in der Herr Sauer an der Bühne
der Gegenwart seinesgleichen vielleicht vergeblich suchen würde.
In die Stimmung der Trauer ist das Schauspiel gehüllt.
Denn Professor Robert Pilgram hat eben seine um zwanzig
Jahre jüngere Frau durch einen jähen Tod verloren. Noch
klingen die stillen Schauer des Begräbnisses nach. Doch schnell
soll über den Witwer ein niederschmetterndes Erkennen kommen.
Durch eine Freundin seiner verstorbenen Gattin, durch Briefe,
die diese zurückbegehrt, wird dem Professor nach und nach be¬
stätigt, was er lange wußte: seine Frau hat ihn betrogen, mit einem
jüngeren Gelehrten betrogen, der Pilgrams Schüler und
Freund ist. Pilgram versteht, begreift und würde auch ver¬
ziehen haben, wenn die beiden zu ihm gekommen wären und
gebeten hätten, sie frei zu lassen. Schlimmeres aber noch wird
dem Professor offenbar. In später Abendstunde erscheint, aus
einem Seebad herbeigeeilt, jener Freund, um dem Professor
kondolierend die Hand zu drücken. Ein geschickt gesteigertes
Gespräch entdeckt, daß der junge Mann bereits seit Jahr und
Tag eine Verlobte besitzt. Das raubt dem Professor Pilgram
die Fassung: denn somit ist seine Gattin ja nur für jenen eine
untergeordnete, eine lediglich genießende Geliebte gewesen! Er weist
in aufbrausender Entrüstung dem bisherigen Freunde die Tür.
Dann ein kurzer innerer Kampf, und Pilgram gewinnt sich
selbst zurück, schüttelt das Vergangene wie etwas Ekles ab und
verschließt das Zimmer seiner Frau, gewillt, auf längerer Reise
vollends zu überwinden.
Wie nun Herr Sauer diesen
Professor Pilgram darstellte, wie er alle Phasen seines seelischen
Ringens zu packender Wahrhaftigkeit werden ließ, wie dieser
feingeschnittene Kopf, dieses seltsame Blicken der Augen, dieser
ganze vornehme Gestus zu überzeugenden Ausdrucksmitteln und
sprechenden Interpreten für den inneren Kampf wurden, — das
war schlechthin meisterlich, und das wirdso leicht nicht vergessen, wer
es gesehen und gebört hat... Die Freundin der Professorsgattin
spielte Frl. Mathilde Sussin wie ein Verhängnis, das auf
leisen Sohlen unerbittlich naht; und den Schüler und ehemaligen
Hausfreund machte Herr Stieler mit einem Ton der Ver¬
haltung, der das Bewußtsein einer Schuld vernehmlich genug
anklingen ließ. Am Ende des Stückes — der Vorhang senkt
sich über das mondscheindurchleuchtete Zimmer der Ver¬
storbenen, das der betrogene Gatte von außen verschließt:
löste sich die Spannung in lebhaften Beifall auf. Doch der
Verfasser konnte nicht vortreten, da er nicht anwesend war
und die Schauspieler durften es nicht ...
Die Traumdichtung Hanneles Himmelfahr vor
Gerhart Hauptmann folgte. Man hatte sie in einigen
Rollen gegen früher anders besetzt und ihr ein neue
dekoratives Gewand angezogen. Dieses stammte von keinen
geringeren als dem Maler Ludwig v. Hofmann und traf dat
Charakteristische, ohne aber durch besondere Dinge aufzufallen
Als Ganzes machte die Darstellung auf uns einen zu wesen¬
haften, zu körperlichen, zu realistischen Eindruck statt, wie sie
es müßte, zart, poetisch und vom Irdischen losgelöst zu wirken.
Man merkte doch, wie sehr die stete Uebung der Schau¬
spieler des Lessing=Theaters, die moderne Wirklichkeit wieder¬
zugeben, sie des idealistischen Stiles entwöhnt hat. Am besten'
fand sich Herr Heinz Monnard mit dem Worte des Dichters ab.
Er spielte den Lehrer, der dem fiebernden Hannele in der Christus¬
Maske erscheint, und brachte die Rolle vermöge seines edlen Organs
und mit seiner sorglich gepflegten Sprechkunst zu schöner
Geltung. Dem Hannele der Frau Ida Orloff fehlte etwas.
War's das Naiv=kindliche, war's eine gewisse Weihe, die über
dem in selige Gefilde eingehenden Kinde liegen soll? Es
blieb bei einer trefflichen schauspielerischen Leistung, die aber
Sehr eindringlich verkörperte Frau“
ein wenig kalt ließ.
Tri#ch die erste Mutter des Hannele, und eine derb boden¬
Figur war Herr Reicher als Maurer Mattern.
stän
unberührt aber blieb die Phantasie des Zuschauers
Zie
er den drei „lichten Engeln“ der Damen Lynard
und Herterich. Alle übrigen fühlten sich sichtlich
zu Hause, wenn sie auf dem Boden der Erde hafteten,
un sie in die Welt der „Traumerscheinungen“ zu treten
r fleißig vorbereiteten
Jedenfalls fehlte es
rgabe des eigenartigen Werkes nicht an Teinahme
der Hörerschaft.