DA
3. Freiwi
den Rath die Gemahls
abzuschließen, aus den neulich angegebenen Gründen. Wenn artung des militärischen Ehrbegriffs und der rechtlichen Ausnahme¬
von der Seite der Rechnung des ihn nach Jahre lang des Gens ten. Er hat in amtlich.
wallungen fragen indessen nicht nach den Gesetzen der Logik. Der Journalist, der, vergangenes Jahr als Berichterstatter hierher be¬
ordert, sofort in den Spielsaal eilte, im Nu 500 Fr. verlor und
auf die Vorwürfe grüber keine andere Antwort wußte, als: „Man
gemelte Offizier hat keinen Säbel zur Hand, er kann also Rön¬
verliert hier den Maßstab für Geld und Geldeswerth voll¬
ning nicht auf der Stelle niederschlagen, wie er möchte. Seine schad¬
ständig.“ Drüben bei Nizza wird ein Hotel um etliche Millionen
hafte Reputation will er im Duell zusammenflicken.
gebaut, hier wird ein „Chalet“ für eine Künstlerin, die längst aus¬
Im zweiten Akt verstummt die genrehafte Kunst und der
getanzt hat, für 1½ Millionen gekauft, und heute wieder ist die
theatralische Techniker kommt vorzugsweise zu Wort. Rönning
Gründung der Firma Noel und Patard in der Höhe von 150,000
will sich nicht schlagen. Er hat kein Interesse daran
Pfund Sterling perfekt geworden. Die Summe erliegt bereits bei
sich vor die Pistole des gezüchtigten Karinski zu stellen.
der Bank Smith u. Comp. und das Grand Hotel, das Café Riche
Er brüstet sich mit seinem sittlichen Muth, den Anschauungen
und das Rigihotel in La Turbie werden sofort von einem englischen
der Bornirten zu trotzen. Er wirft den mikrokephalischen
Konsortium in Betrieb genommen. Die ehemaligen Chefs bleiben
Gehringer Poldi zur Thüre hinaus. Er ist entschlossen zu brechen;
Direktoren und beziehen je 50,000 Francs Gehalt, so lange ihnen
zudem hat sein Leben ein neues Ziel gewonnen; in einem schlicht
das Klima behagt. Wohl Jedem, der auf „Hotelier" studiren
ergreifenden Auftritt wirbt er um Herz und Hand von Frl. Riedl.
kann, denn diese Wissenschaft nährt ihren Mann reichlich und zu¬
Ihr Führer und Freund durch's Leben soll er sein. Aber der alte
sehends! — Zu den zahllosen Redaktionsplagen von noch blühen¬
Adam in ihm wird rege. Er ist der moderne Geist nicht, für den
den Erdbeeren“ könnten wir von der Riviera eine ganze Allee zum
er ausgegeben wird. Sein Lebensmuth ist nicht von starker, selbst¬
zweiten Male blühender Fliederbüsche senden, doch hoffent¬
bewußter Art. Man hält ihn für physisch feige. Der Ober¬
lich glauben Sie dies aufs Wort ohne Beilage. Es gehen ohnehin
lieutenant Rohnstedt schlägt ihm ein Schein duell vor; sonst
schon täglich zwei beschleunigte Züge frischer Blumen und Pflanzen
sei Karinski ruinirt. Dies Scheinduell erscheint nicht offiziermäßig.
via Ventimiglia in unbekannte ferne Länder, wo es Schnee,
Man betrügt weder seinen Gott, noch seinen Götzen. Rönning
Kälte und dürre kahle Bäume geben soll. In dem nahen
lehnt dies Scheinduell ab; er ist physisch muthig; und um dies dar¬
Nizza war am Allerheiligentag an den Fenstern einer Gärt¬
zuthun, vergißt er den unvergleichlich tieferen moralischen Muth,
nerei ein förmlicher Massenauflauf von Leuten, die dem Ein¬
vergißt er, daß er nicht allein mehr mit seinem Leben schalten kann.
packen von nach Wien bestimmten Blumen beiwohnen wollten
Was sind ihm die Anrechte seiner Braut! Der junge Herr ist
Die Donnerstag heirathende Erzherzogin Marie Dorothea
provocirt und don quixotisch reagirt er. Er weiß, Karinski wird
erhält außer dem Auserlesensten, was die kaiserlichen Treibhäuser
ihn in der ungeheuerlichen Ueberschätzung der Uniform attakiren.
in Schönbrunn und Lainz bieten, zwei prachtvolle Orangen, Man¬
Rönning steckt einen Revolver zu sich er wird den An¬
darinen= und Citronen=Blüthenbouquets in Straußeneiform, und
greifer niederschießen. Wird er als Freiwild behandelt
einen weißen Damastkosser voll der seltensten und farbenprächtigsten
er wird sich wehren. Das ist selbstverständlich, wenn es
Orchideen, wie sie nur unsere salzhältige Treibhausluft entfalten
nothwendig war. Daß es aber nothwendig wurde, liegt genau in
kann. Die Orchideen verdrängen nun endlich auch die zer¬
derselben moralischen Verkehrtheit, an der Karinski leidet. Man
zausten Chrisanthemen, welche trotz aller Pflege wie Papierkunst¬
ist kein Feigling, wenn man Krieg oder Mord zu vermeiden
werke aussehen. Ich für meinen Theil liebe weder die allzu sym¬
trachtet, solange nicht die letzten Mittel erschöpft sind, den Kampf
metrischen Georginen, noch die kalten Camelien, aber gar so
ums Leben zu führen. Rönning verläßt den Badeort nicht; er
zigeunerhaft=setzig, wie die vorjährige Modeblume aus Japan,
sucht das Rencontre mit Karinski; der Oberlieutenant kommt ihm
dürfen meine Lieblinge nicht sein. — In Beaulien starb am
mit dem Revolver zuvor und schießt ihn nieder. Rohnstedt sagt zu
1. ds. der allen Wintergästen bekannte älteste Fischer Basilio
seinem Kameraden Karinski, nachdem der Todtschlag geschehen, be¬
deutungsvoll: „Nun weißt Du, was Du zu thun haft!“
schließt das stofflich spannende Drama, das übrigens vorzüglich ge=welcher trotz seiner 82 Jahre Ruder und Netz schneller handhabte
als die jüngsten Burschen. Er wurde so oft gezeichnet, gemalt und
photographirt, daß er in den letzten Jahren den Inglesi und sonsti
spielt wurde. Bis auf den spezifisch norddeutschen Sauer, der
gen stranieri hartnäckig auswich, eine Selbstverleugnung, die aller
sich in den österreichischen Offizierston nicht fügen konnte, waren
Ehren werth ist. Der Brave war sozusagen Leib=Ruderer des
die Darsteller mit Lust und Glück bemüht, schwarzgelbe Farbe zu
Großfürsten Peter, welcher, wie alljährlich, am 15. ds. in St.
bekennen. Ganz köstlich waren der korrekte, ein wenig dümmliche
Jean eintrifft und nun den Alten nicht mehr wird beschenken
junge Poldi Grehlinger des Herrn Hans Fischer und sein
können. Die Schuljugend von St. Jean und rundherum studirt
Freund, ein ungarischer Lieutenant (Herr Müller), der sicher
bereits eine Cantate ein, um den beliebten russischen Gästen
nicht das Pulver erfunden hat. Frei und gerade zu gab Herr
einen Willkomm' zu bieten, wofür jeder Bursche und der Herr
Rittner den Rönning. Für das Wirre und unbeabsichtigt Zwie¬
Lehrer eine Bonbonnière mit einer Münze im Fond erhält.
In der Oper werden wir zu Neujahr wirklich eine Novität
spältige der Gestalt ist der Schauspieler nicht verantwortlich
L. Sch.
— Aus Montecarlo und Umgegend.] Man schreibt
uns aus Montecarlo, 2. ds.: Wie Recht hatte jener arme haben. Frau Patti studirt eine neue Rolle „Dolores, die der
3. Freiwi
den Rath die Gemahls
abzuschließen, aus den neulich angegebenen Gründen. Wenn artung des militärischen Ehrbegriffs und der rechtlichen Ausnahme¬
von der Seite der Rechnung des ihn nach Jahre lang des Gens ten. Er hat in amtlich.
wallungen fragen indessen nicht nach den Gesetzen der Logik. Der Journalist, der, vergangenes Jahr als Berichterstatter hierher be¬
ordert, sofort in den Spielsaal eilte, im Nu 500 Fr. verlor und
auf die Vorwürfe grüber keine andere Antwort wußte, als: „Man
gemelte Offizier hat keinen Säbel zur Hand, er kann also Rön¬
verliert hier den Maßstab für Geld und Geldeswerth voll¬
ning nicht auf der Stelle niederschlagen, wie er möchte. Seine schad¬
ständig.“ Drüben bei Nizza wird ein Hotel um etliche Millionen
hafte Reputation will er im Duell zusammenflicken.
gebaut, hier wird ein „Chalet“ für eine Künstlerin, die längst aus¬
Im zweiten Akt verstummt die genrehafte Kunst und der
getanzt hat, für 1½ Millionen gekauft, und heute wieder ist die
theatralische Techniker kommt vorzugsweise zu Wort. Rönning
Gründung der Firma Noel und Patard in der Höhe von 150,000
will sich nicht schlagen. Er hat kein Interesse daran
Pfund Sterling perfekt geworden. Die Summe erliegt bereits bei
sich vor die Pistole des gezüchtigten Karinski zu stellen.
der Bank Smith u. Comp. und das Grand Hotel, das Café Riche
Er brüstet sich mit seinem sittlichen Muth, den Anschauungen
und das Rigihotel in La Turbie werden sofort von einem englischen
der Bornirten zu trotzen. Er wirft den mikrokephalischen
Konsortium in Betrieb genommen. Die ehemaligen Chefs bleiben
Gehringer Poldi zur Thüre hinaus. Er ist entschlossen zu brechen;
Direktoren und beziehen je 50,000 Francs Gehalt, so lange ihnen
zudem hat sein Leben ein neues Ziel gewonnen; in einem schlicht
das Klima behagt. Wohl Jedem, der auf „Hotelier" studiren
ergreifenden Auftritt wirbt er um Herz und Hand von Frl. Riedl.
kann, denn diese Wissenschaft nährt ihren Mann reichlich und zu¬
Ihr Führer und Freund durch's Leben soll er sein. Aber der alte
sehends! — Zu den zahllosen Redaktionsplagen von noch blühen¬
Adam in ihm wird rege. Er ist der moderne Geist nicht, für den
den Erdbeeren“ könnten wir von der Riviera eine ganze Allee zum
er ausgegeben wird. Sein Lebensmuth ist nicht von starker, selbst¬
zweiten Male blühender Fliederbüsche senden, doch hoffent¬
bewußter Art. Man hält ihn für physisch feige. Der Ober¬
lich glauben Sie dies aufs Wort ohne Beilage. Es gehen ohnehin
lieutenant Rohnstedt schlägt ihm ein Schein duell vor; sonst
schon täglich zwei beschleunigte Züge frischer Blumen und Pflanzen
sei Karinski ruinirt. Dies Scheinduell erscheint nicht offiziermäßig.
via Ventimiglia in unbekannte ferne Länder, wo es Schnee,
Man betrügt weder seinen Gott, noch seinen Götzen. Rönning
Kälte und dürre kahle Bäume geben soll. In dem nahen
lehnt dies Scheinduell ab; er ist physisch muthig; und um dies dar¬
Nizza war am Allerheiligentag an den Fenstern einer Gärt¬
zuthun, vergißt er den unvergleichlich tieferen moralischen Muth,
nerei ein förmlicher Massenauflauf von Leuten, die dem Ein¬
vergißt er, daß er nicht allein mehr mit seinem Leben schalten kann.
packen von nach Wien bestimmten Blumen beiwohnen wollten
Was sind ihm die Anrechte seiner Braut! Der junge Herr ist
Die Donnerstag heirathende Erzherzogin Marie Dorothea
provocirt und don quixotisch reagirt er. Er weiß, Karinski wird
erhält außer dem Auserlesensten, was die kaiserlichen Treibhäuser
ihn in der ungeheuerlichen Ueberschätzung der Uniform attakiren.
in Schönbrunn und Lainz bieten, zwei prachtvolle Orangen, Man¬
Rönning steckt einen Revolver zu sich er wird den An¬
darinen= und Citronen=Blüthenbouquets in Straußeneiform, und
greifer niederschießen. Wird er als Freiwild behandelt
einen weißen Damastkosser voll der seltensten und farbenprächtigsten
er wird sich wehren. Das ist selbstverständlich, wenn es
Orchideen, wie sie nur unsere salzhältige Treibhausluft entfalten
nothwendig war. Daß es aber nothwendig wurde, liegt genau in
kann. Die Orchideen verdrängen nun endlich auch die zer¬
derselben moralischen Verkehrtheit, an der Karinski leidet. Man
zausten Chrisanthemen, welche trotz aller Pflege wie Papierkunst¬
ist kein Feigling, wenn man Krieg oder Mord zu vermeiden
werke aussehen. Ich für meinen Theil liebe weder die allzu sym¬
trachtet, solange nicht die letzten Mittel erschöpft sind, den Kampf
metrischen Georginen, noch die kalten Camelien, aber gar so
ums Leben zu führen. Rönning verläßt den Badeort nicht; er
zigeunerhaft=setzig, wie die vorjährige Modeblume aus Japan,
sucht das Rencontre mit Karinski; der Oberlieutenant kommt ihm
dürfen meine Lieblinge nicht sein. — In Beaulien starb am
mit dem Revolver zuvor und schießt ihn nieder. Rohnstedt sagt zu
1. ds. der allen Wintergästen bekannte älteste Fischer Basilio
seinem Kameraden Karinski, nachdem der Todtschlag geschehen, be¬
deutungsvoll: „Nun weißt Du, was Du zu thun haft!“
schließt das stofflich spannende Drama, das übrigens vorzüglich ge=welcher trotz seiner 82 Jahre Ruder und Netz schneller handhabte
als die jüngsten Burschen. Er wurde so oft gezeichnet, gemalt und
photographirt, daß er in den letzten Jahren den Inglesi und sonsti
spielt wurde. Bis auf den spezifisch norddeutschen Sauer, der
gen stranieri hartnäckig auswich, eine Selbstverleugnung, die aller
sich in den österreichischen Offizierston nicht fügen konnte, waren
Ehren werth ist. Der Brave war sozusagen Leib=Ruderer des
die Darsteller mit Lust und Glück bemüht, schwarzgelbe Farbe zu
Großfürsten Peter, welcher, wie alljährlich, am 15. ds. in St.
bekennen. Ganz köstlich waren der korrekte, ein wenig dümmliche
Jean eintrifft und nun den Alten nicht mehr wird beschenken
junge Poldi Grehlinger des Herrn Hans Fischer und sein
können. Die Schuljugend von St. Jean und rundherum studirt
Freund, ein ungarischer Lieutenant (Herr Müller), der sicher
bereits eine Cantate ein, um den beliebten russischen Gästen
nicht das Pulver erfunden hat. Frei und gerade zu gab Herr
einen Willkomm' zu bieten, wofür jeder Bursche und der Herr
Rittner den Rönning. Für das Wirre und unbeabsichtigt Zwie¬
Lehrer eine Bonbonnière mit einer Münze im Fond erhält.
In der Oper werden wir zu Neujahr wirklich eine Novität
spältige der Gestalt ist der Schauspieler nicht verantwortlich
L. Sch.
— Aus Montecarlo und Umgegend.] Man schreibt
uns aus Montecarlo, 2. ds.: Wie Recht hatte jener arme haben. Frau Patti studirt eine neue Rolle „Dolores, die der