II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 94

8.
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Männerchen Premieren.

ammervoll war bis jetzt der Theaterwinter; aus der Fülle der Erstaufführungen
keine, die ob des künstlerischen Werthes eine Besprechung verdient hatte. Auch
jenen drei Neuheiten, deren ich hier kurz Erwähnung thun will, geschieht es nicht
aus diesem Grunde, sondern weil ihre Schöpfer zu denen gerechnet wurden — und
werden, wovon die deutsche Litteratur etwas zu erwarten habe. Die Herren
Hartleben, Schnitzler und Dreyer konnten einst wohl mit Recht Anspruch darauf
machen, beachtet und erwartet zu werden. Alle drei haben letzthin arg enttäuscht,
alle drei haben sich als unfruchtbar und hohl erwiesen. Herrn Hartleben haben
die Ehrlichen und Verständigen seines Freundeskreises bereits aufgegeben, von
Otto Erich wird man vielleicht einmal später als Berliner Bohême-Original
sprechen, der Dichter Hartleben wird trotz seiner hübschen lyrischen Kleinigkeiten
vergessen werden. Sein jüngst im Schillertheater aufgeführtes Schauspiel „Ein
Ehrenwort erstickte in mir die Ansicht, die ich bis dahin gehegt und gepflegt,
daß Hartleben ein Dichter sei. Es ist so nach der Schablone gearbeitet, so technisch
fast korrekt, aber so poesielos darf ein Dichter, selbst wenn er will, nicht schreiben
können. Schnitzler's „Freiwild“ ist ein Tendenzstück, wie es von Roberts in seiner
„Satisfaktion" besser geschrieben hat; Logik fehlt natürlich wie bei jeder Tendenz.
Stellenweis ist ein Hauch von Poesie zu spüren, aber wie unmerklich gegen
die „Liebelei“. Dreyer gebe ich auch verloren, ich glaube nicht, daß er das Haus¬
Sachs=Spiel wieder zu Ehren bringen wird: das ist in seinem „Amerikafahrer
selbst einem weit Größeren nicht gelungen; wir sind auch nicht mehr naiv genug,
diese Schwänke zu lieben, und des Lustspiels, des neuen und echten, Zeit ist noch
nicht gekommen. Die Zeit wird aber dann diese Männerchenstücke hinwegsegen,
N. W.
denn es wird die Zeit der Männer sein.