8.
g. Zeitung
ovember 1896.
geht den Säbel,
de Ohren, und
Lärm, den die
Ist aber der
er seinen Zorn
gegenüber, er
anthun und
stens einstecken
en Leute des
nheit gerathen
idiren, haben
ich an, wenn
da wirklich in
mann Sache,
sidiger mit un¬
den We¬
Horn hinunter¬
an das Bezirks¬
langwierigen
In genug endet
wo der ewige
betracht kommt
tage geschaffen.
seiner Gattin
Local und
thiger Lieute¬
die so zu¬
den Mann sein
n, vergnügten
Freiwild
box 14/2
Abend zu verbringen gedachte, nicht sich durch die Lane Karten über
seiner uniformirten Nachbarschaft dem schwersten Conflict
lieutenant mit der Hand ins Gesicht. Mit einem lauten
gegenüber. Ist er Einer, der sich schlägt, dann kann er kurz
Schrei fährt der geprügelte Officier nach seiner Linken — der
weg fordern, dann hat er aber von seiner Abendunterhaltung
Säbel fehlt, denn man ist auf dem Lande und die Officiere
die große Aufregung mit nach Hause genommen und die an¬
gehen mit leichten Spazierstöckchen umher. Mit diesem Auf¬
genehme Aussicht, in den nächsten achtundvierzig Stunden
tritt schließt der erste Act. Im zweiten Aufzuge hat Paul
mehr oder minder schwer verwundet zu werden. Will er sich
die Secundanten Karmski's abgewiesen
nicht duelliren oder kann er das, sei es aus körperlichen oder
— er schlägt
sich nicht. Seine Freunde kommen und bieten ihm ihre
principiellen Gründen nicht thun, dann ist ihm sein gemüth¬
Dienste an, er dankt, er braucht diese Dienste nicht, weil er
licher Abend erst recht verdorben, denn dann bleibt nichts
keine Lust hat, sich todtschießen zu lassen. Da kommt ein
übrig, als die demüthigende Provocation hinzunehmen, wenn Kamerad Karinski's noch einmal. Er will als Mensch mit
er nicht riskiren will, sofort zu Boden gesäbelt und mit
Paul reden; als Officier darf er es ja nicht mehr, und er
blutendem Schädel davon getragen zu werden. Wenn
bittet den jungen Maler darum, Karinski die verweigerte
irgendwo die Klinge eines Officiers aus der Scheide
Genugthuung zu geben, Karinski damit zu retten, denn er
fliegt, um einen allzu temperamentvollen Bürger nieder
wäre verloren, wenn dieser Schimpf ungeahndet bliebe. Aber
zustrecken — man nennt das ja wohl „züchtigen", — dann
Paul beharrt auf seinem Entschluß. „Er hat sich benommen,
fällt die öffentliche Meinung über den Einzelnen her, da man
wie ein Bube, und ich hab' ihn wie einen Buben behandelt,
doch gegen das Princip, welches den Säbel dirigirte, kräftige
Stellung nehmen sollte
damit ist die Sache erledigt." Karinski's Kamerad wird
dringender, aber Paul entgegnet: „Ich kann ihm keine Ehre
Das neue Schauspiel von Arthur Schnitzler „Frei¬
nehmen, wie ich ihm keine geben kann." Da schlägt Rohnstedt,
wild", welches gestern im „Deutschen Theater" zum ersten¬
andeutungsweise und voll tiefer Scham, einen Ausweg vor.
male aufgeführt wurde, behandelt diese Frage mit der nöthigen
Paul solle keinerlei Gefahr laufen bei diesem Duell. Aber
künstlerischen Objectivität und dichterischen Lebendigkeit. Ein
das Duell müsse stattfinden. — „Ah, Ihr Kamerad be¬
junger Maler, Paul Rönning, sucht nach schwerer Krankheit
gnadigt mich also.“ Die Verhandlungen scheitern, aber
Erholung in einem Badeort. An dem kleinen Sommertheater
Paul hat mit seiner Freundin beschlossen, den Ort zu ver¬
findet er eine Bekannte aus der Stadt, ein junges, braves
la. Da wird er gewarnt und zur Eile getrieben. Karinski
Mädchen, für das er sich interessirt. Die Officiere aber,
werde sich die verweigerte Satisfaction aus Eigenem nehmen.
welche hier den Urlaub verbringen, betrachten natürlich
Nun wäre seine Abreise Flucht, und er bleibt, bleibt trotz
das Theater als ihr ureigenstes Revier und sind ent¬
der Abmahnungen des Freundes, trotz der Bitten der Prou¬
rüstet, daß Fräulein Riedel alle Einladungen zu den
als Freiwild für den beleidigten Officiersgedanken. Im dritten
flotten Soupers consequent ablehnt. Anna Riedel sieht
Act geschieht dann, was geschehen muß. Karinski schießt den
sich in ihrer Stellung schwer bedroht. Der Director senden
unglücklichen Paul zusammen.
ihr die Kündigung, die Colleginnen ziehen sich von ihr
Das Wichtigste und Werthvollste an „Freiwild“ ist, daß
zurück. Sie erfährt eben, daß man ein freies Wild wird, für
der Dichter von aller Tendenz fernegeblieben, daß alle Per¬
Jedermanns Jagdlust, wenn man zum Theater geht. Der
sonen in seinem Stücke Recht behalten. Paul Rönning behält
Oberlieutenant Karinski stellt ihr am meisten nach. Er wittert
Recht und auch Karinski, der aus seinen militärischen Be¬
in Paul den Nebenbuhler und provocirt ihm am Kaffee¬
haustisch.
griffen heraus gar nicht anders handeln kann. Er ist die
lebendigste Figur in dem Stücke. Diesen Typus des ver¬
Paul aber schlägt bei dem ersten unfläthigen Wort, das lumpten, durch die Misere elender Garnisonnester zu allen
g. Zeitung
ovember 1896.
geht den Säbel,
de Ohren, und
Lärm, den die
Ist aber der
er seinen Zorn
gegenüber, er
anthun und
stens einstecken
en Leute des
nheit gerathen
idiren, haben
ich an, wenn
da wirklich in
mann Sache,
sidiger mit un¬
den We¬
Horn hinunter¬
an das Bezirks¬
langwierigen
In genug endet
wo der ewige
betracht kommt
tage geschaffen.
seiner Gattin
Local und
thiger Lieute¬
die so zu¬
den Mann sein
n, vergnügten
Freiwild
box 14/2
Abend zu verbringen gedachte, nicht sich durch die Lane Karten über
seiner uniformirten Nachbarschaft dem schwersten Conflict
lieutenant mit der Hand ins Gesicht. Mit einem lauten
gegenüber. Ist er Einer, der sich schlägt, dann kann er kurz
Schrei fährt der geprügelte Officier nach seiner Linken — der
weg fordern, dann hat er aber von seiner Abendunterhaltung
Säbel fehlt, denn man ist auf dem Lande und die Officiere
die große Aufregung mit nach Hause genommen und die an¬
gehen mit leichten Spazierstöckchen umher. Mit diesem Auf¬
genehme Aussicht, in den nächsten achtundvierzig Stunden
tritt schließt der erste Act. Im zweiten Aufzuge hat Paul
mehr oder minder schwer verwundet zu werden. Will er sich
die Secundanten Karmski's abgewiesen
nicht duelliren oder kann er das, sei es aus körperlichen oder
— er schlägt
sich nicht. Seine Freunde kommen und bieten ihm ihre
principiellen Gründen nicht thun, dann ist ihm sein gemüth¬
Dienste an, er dankt, er braucht diese Dienste nicht, weil er
licher Abend erst recht verdorben, denn dann bleibt nichts
keine Lust hat, sich todtschießen zu lassen. Da kommt ein
übrig, als die demüthigende Provocation hinzunehmen, wenn Kamerad Karinski's noch einmal. Er will als Mensch mit
er nicht riskiren will, sofort zu Boden gesäbelt und mit
Paul reden; als Officier darf er es ja nicht mehr, und er
blutendem Schädel davon getragen zu werden. Wenn
bittet den jungen Maler darum, Karinski die verweigerte
irgendwo die Klinge eines Officiers aus der Scheide
Genugthuung zu geben, Karinski damit zu retten, denn er
fliegt, um einen allzu temperamentvollen Bürger nieder
wäre verloren, wenn dieser Schimpf ungeahndet bliebe. Aber
zustrecken — man nennt das ja wohl „züchtigen", — dann
Paul beharrt auf seinem Entschluß. „Er hat sich benommen,
fällt die öffentliche Meinung über den Einzelnen her, da man
wie ein Bube, und ich hab' ihn wie einen Buben behandelt,
doch gegen das Princip, welches den Säbel dirigirte, kräftige
Stellung nehmen sollte
damit ist die Sache erledigt." Karinski's Kamerad wird
dringender, aber Paul entgegnet: „Ich kann ihm keine Ehre
Das neue Schauspiel von Arthur Schnitzler „Frei¬
nehmen, wie ich ihm keine geben kann." Da schlägt Rohnstedt,
wild", welches gestern im „Deutschen Theater" zum ersten¬
andeutungsweise und voll tiefer Scham, einen Ausweg vor.
male aufgeführt wurde, behandelt diese Frage mit der nöthigen
Paul solle keinerlei Gefahr laufen bei diesem Duell. Aber
künstlerischen Objectivität und dichterischen Lebendigkeit. Ein
das Duell müsse stattfinden. — „Ah, Ihr Kamerad be¬
junger Maler, Paul Rönning, sucht nach schwerer Krankheit
gnadigt mich also.“ Die Verhandlungen scheitern, aber
Erholung in einem Badeort. An dem kleinen Sommertheater
Paul hat mit seiner Freundin beschlossen, den Ort zu ver¬
findet er eine Bekannte aus der Stadt, ein junges, braves
la. Da wird er gewarnt und zur Eile getrieben. Karinski
Mädchen, für das er sich interessirt. Die Officiere aber,
werde sich die verweigerte Satisfaction aus Eigenem nehmen.
welche hier den Urlaub verbringen, betrachten natürlich
Nun wäre seine Abreise Flucht, und er bleibt, bleibt trotz
das Theater als ihr ureigenstes Revier und sind ent¬
der Abmahnungen des Freundes, trotz der Bitten der Prou¬
rüstet, daß Fräulein Riedel alle Einladungen zu den
als Freiwild für den beleidigten Officiersgedanken. Im dritten
flotten Soupers consequent ablehnt. Anna Riedel sieht
Act geschieht dann, was geschehen muß. Karinski schießt den
sich in ihrer Stellung schwer bedroht. Der Director senden
unglücklichen Paul zusammen.
ihr die Kündigung, die Colleginnen ziehen sich von ihr
Das Wichtigste und Werthvollste an „Freiwild“ ist, daß
zurück. Sie erfährt eben, daß man ein freies Wild wird, für
der Dichter von aller Tendenz fernegeblieben, daß alle Per¬
Jedermanns Jagdlust, wenn man zum Theater geht. Der
sonen in seinem Stücke Recht behalten. Paul Rönning behält
Oberlieutenant Karinski stellt ihr am meisten nach. Er wittert
Recht und auch Karinski, der aus seinen militärischen Be¬
in Paul den Nebenbuhler und provocirt ihm am Kaffee¬
haustisch.
griffen heraus gar nicht anders handeln kann. Er ist die
lebendigste Figur in dem Stücke. Diesen Typus des ver¬
Paul aber schlägt bei dem ersten unfläthigen Wort, das lumpten, durch die Misere elender Garnisonnester zu allen