8. Freiwild
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Abend zu verbringen gedachte, sieht sich durch die Laune
Karinski über Frauen Riedel
seiner uniformirten Nachbarschaft dem schwersten Conflic
lieutenant mit der Hand in
Feuilleton.
gegenüber. Ist er Einer, der sich schlägt, dann kann er kurz
Schrei fährt der geprügelte O
weg fordern, dann hat er aber von seiner Abendunterhaltung
Säbel fehlt, denn man ist auf
die große Aufregung mit nach Hause genommen und die an¬
gehen mit leichten Spazierstöck
genehme Aussicht, in den nächsten achtundvierzig Stunden
tritt schließt der erste Act.
„Freiwild.
mehr oder minder schwer verwundet zu werden. Will er sich
die Secundanten Karskis
nicht duelliren oder kann er das, sei es aus körperlichen oder
Original-Feuilleton der „Wr. Allg. Zeitung
sich nicht. Seine Freunde k.
principiellen Gründen nicht thun, dann ist ihm sein gemüth¬
Dienste an, er dankt, er brauch
Berlin, 4. November 1896.
licher Abend erst recht verdorben, denn dann bleibt nichts
keine Lust hat, sich todtschießen
Der Officier, den ein Civilist beleidigt, zieht den Säbel,
übrig, als die demüthigende Provocation hinzunehmen, wenn
Kamerad Karinskis noch ein
schlägt ihn seinem bürgerlichen Gegner um die Ohren, und
er nicht riskiren will, sofort zu Boden gefabelt und mit
Paul reden; als Officier dar¬
die Sache ist — abgesehen von dem bischen Lärm, den die
blutendem Schädel davon getragen zu werden. Wenn
bittet den jungen Maler daru
Zeitungen machen — vollständig erledigt. Ist aber der
irgendwo die Klinge eines Officiers aus der Scheide
Genugthuung zu geben, Karin
Civilist vom Officier beleidigt, dann muß er seinen Zorn
fliegt, um einen allzu temperamentvollen Bürger nieder¬
wäre verloren, wenn dieser S.
meistern, denn er steht der Uniform wassenlos gegenüber, er
zustrecken — man nennt das ja wohl „züchtigen
dann
Paul beharrt auf seinem Entse
muß seinem aufwallenden Temperament Gewalt anthun und
fällt die öffentliche Meinung über den Einzelnen her, da man
wie ein Bube, und ich hab' ih
die Beschimpfung für den Augenblick wenigstens einstecken.
doch gegen das Princip, welches den Säbel dirigirte, kräftige damit ist die Sache erledig
Das ist aber das schwerste, und die jungen Leute des
Stellung nehmen sollte.
dringender, aber Paul entgegen
civilen Standes, welche ja leicht in die Gelegenheit gerathen
Das neue Schauspiel von Arthur Schnitzler „Frei¬
nehmen, wie ich ihm keine ge¬
mit ihren militärischen Altersgenossen zu collidiren, haben wild", welches gestern im „Deutschen Theater" zum ersten¬
andeutungsweise und voll tiefe
sich oft schon die Frage vorgelegt: was fange ich an, wenn
male aufgeführt wurde, behandelt diese Frage mit der nöthigen
Paul solle keinerlei Gefahr la¬
ein Officier mich provocirt? Man befindet sich da wirklich in
künstlerischen Objectivität und dichterischen Lebendigkeit. Ein
das Duell müsse stattfinde
einer peinlichen Situation. Es ist nicht Jedermanns Sache,
junger Maler, Paul Rönning, sucht nach schwerer Krankheit
gnadigt mich also.“ Die
Erholung in einem Badeort. An dem kleinen Sommertheater
sich zu duelliren und dem Waffengeübten Beleidiger mit un¬
Paul hat mit seiner Freundin
findet er eine Bekannte aus der Stadt, ein junges, braves
geschickten Händen entgegenzutreten. Will man diesen Weg
lassen. Da wird er gewarnt un
Mädchen, für das er sich interessirt. Die Officiere aber,
nicht einschlagen, dann muß man seinen Zorn hinunter
werde sich die verweigerte Sat
welche hier den Urlaub verbringen, betrachten natürlich
schlucken, muß an das Regimentscommando und an das Bezirks¬
Nun wäre seine Abreise Flucht
das Theater als ihr ureigenstes Revier und sind ent¬
gericht Eingaben verfassen, worauf dann nach langwierigen
der Abmahnungen des Freunde
rüstet, daß Fräulein Riedel alle Einladungen zu den
als Freiwild für den beleidi¬
Proceduren die Sache mit einer Geldstrafe zahm genug endet.
flotten Soupers consequent ablehnt. Anna Riedel sieht
Die Chancen stehen wirklich zu ungleich und wo der ewige
Act geschieht dann, was gesche
sich in ihrer Stellung schwer bedroht. Der Director sendet
Streitpunkt zwischen Männern, das Weib, in Betracht kommt
unglücklichen Paur zusammen.
ihr die Kündigung, die Colleginnen ziehen sich von ihr
ist für den Civilisten eine verzweifelte Zwangslage geschaffen.
Das Wichtigste und Wert
zurück. Sie erfährt eben, daß man ein freies Wild wird, für
Nehme wir an, ein junger Mensch speist mit seiner Gattin
der Dichter von aller Tendenz
Jedermanns Jagdlust, wenn man zum Theater geht. Der
oder mit seinem Mädchen in einem öffentlichen Local und
sonen in seinem Stücke Recht
Oberlieutenant Karinski stellt ihr am meisten nach. Er wittert
vom Nebentisch her fixirt irgend ein übermüthiger Lieute¬
Recht und auch Karinski, de
in Paul den Nebenbuhler und provocirt ihm am Kaffee¬
nant diese Dame mit den bekannten Blicken, die so zu¬
griffen heraus gar nicht ander
haustisch
dringlich für die Frau, als beleidigend für den Mann sein
lebendigste Figur in dem Stück
Paul aber schlägt bei dem ersten unfläthigen Wort, das lumpten, durch die Misere elen
können. Der junge Mensch, der einen harmlosen, vergnügten
und
a
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Abend zu verbringen gedachte, sieht sich durch die Laune
Karinski über Frauen Riedel
seiner uniformirten Nachbarschaft dem schwersten Conflic
lieutenant mit der Hand in
Feuilleton.
gegenüber. Ist er Einer, der sich schlägt, dann kann er kurz
Schrei fährt der geprügelte O
weg fordern, dann hat er aber von seiner Abendunterhaltung
Säbel fehlt, denn man ist auf
die große Aufregung mit nach Hause genommen und die an¬
gehen mit leichten Spazierstöck
genehme Aussicht, in den nächsten achtundvierzig Stunden
tritt schließt der erste Act.
„Freiwild.
mehr oder minder schwer verwundet zu werden. Will er sich
die Secundanten Karskis
nicht duelliren oder kann er das, sei es aus körperlichen oder
Original-Feuilleton der „Wr. Allg. Zeitung
sich nicht. Seine Freunde k.
principiellen Gründen nicht thun, dann ist ihm sein gemüth¬
Dienste an, er dankt, er brauch
Berlin, 4. November 1896.
licher Abend erst recht verdorben, denn dann bleibt nichts
keine Lust hat, sich todtschießen
Der Officier, den ein Civilist beleidigt, zieht den Säbel,
übrig, als die demüthigende Provocation hinzunehmen, wenn
Kamerad Karinskis noch ein
schlägt ihn seinem bürgerlichen Gegner um die Ohren, und
er nicht riskiren will, sofort zu Boden gefabelt und mit
Paul reden; als Officier dar¬
die Sache ist — abgesehen von dem bischen Lärm, den die
blutendem Schädel davon getragen zu werden. Wenn
bittet den jungen Maler daru
Zeitungen machen — vollständig erledigt. Ist aber der
irgendwo die Klinge eines Officiers aus der Scheide
Genugthuung zu geben, Karin
Civilist vom Officier beleidigt, dann muß er seinen Zorn
fliegt, um einen allzu temperamentvollen Bürger nieder¬
wäre verloren, wenn dieser S.
meistern, denn er steht der Uniform wassenlos gegenüber, er
zustrecken — man nennt das ja wohl „züchtigen
dann
Paul beharrt auf seinem Entse
muß seinem aufwallenden Temperament Gewalt anthun und
fällt die öffentliche Meinung über den Einzelnen her, da man
wie ein Bube, und ich hab' ih
die Beschimpfung für den Augenblick wenigstens einstecken.
doch gegen das Princip, welches den Säbel dirigirte, kräftige damit ist die Sache erledig
Das ist aber das schwerste, und die jungen Leute des
Stellung nehmen sollte.
dringender, aber Paul entgegen
civilen Standes, welche ja leicht in die Gelegenheit gerathen
Das neue Schauspiel von Arthur Schnitzler „Frei¬
nehmen, wie ich ihm keine ge¬
mit ihren militärischen Altersgenossen zu collidiren, haben wild", welches gestern im „Deutschen Theater" zum ersten¬
andeutungsweise und voll tiefe
sich oft schon die Frage vorgelegt: was fange ich an, wenn
male aufgeführt wurde, behandelt diese Frage mit der nöthigen
Paul solle keinerlei Gefahr la¬
ein Officier mich provocirt? Man befindet sich da wirklich in
künstlerischen Objectivität und dichterischen Lebendigkeit. Ein
das Duell müsse stattfinde
einer peinlichen Situation. Es ist nicht Jedermanns Sache,
junger Maler, Paul Rönning, sucht nach schwerer Krankheit
gnadigt mich also.“ Die
Erholung in einem Badeort. An dem kleinen Sommertheater
sich zu duelliren und dem Waffengeübten Beleidiger mit un¬
Paul hat mit seiner Freundin
findet er eine Bekannte aus der Stadt, ein junges, braves
geschickten Händen entgegenzutreten. Will man diesen Weg
lassen. Da wird er gewarnt un
Mädchen, für das er sich interessirt. Die Officiere aber,
nicht einschlagen, dann muß man seinen Zorn hinunter
werde sich die verweigerte Sat
welche hier den Urlaub verbringen, betrachten natürlich
schlucken, muß an das Regimentscommando und an das Bezirks¬
Nun wäre seine Abreise Flucht
das Theater als ihr ureigenstes Revier und sind ent¬
gericht Eingaben verfassen, worauf dann nach langwierigen
der Abmahnungen des Freunde
rüstet, daß Fräulein Riedel alle Einladungen zu den
als Freiwild für den beleidi¬
Proceduren die Sache mit einer Geldstrafe zahm genug endet.
flotten Soupers consequent ablehnt. Anna Riedel sieht
Die Chancen stehen wirklich zu ungleich und wo der ewige
Act geschieht dann, was gesche
sich in ihrer Stellung schwer bedroht. Der Director sendet
Streitpunkt zwischen Männern, das Weib, in Betracht kommt
unglücklichen Paur zusammen.
ihr die Kündigung, die Colleginnen ziehen sich von ihr
ist für den Civilisten eine verzweifelte Zwangslage geschaffen.
Das Wichtigste und Wert
zurück. Sie erfährt eben, daß man ein freies Wild wird, für
Nehme wir an, ein junger Mensch speist mit seiner Gattin
der Dichter von aller Tendenz
Jedermanns Jagdlust, wenn man zum Theater geht. Der
oder mit seinem Mädchen in einem öffentlichen Local und
sonen in seinem Stücke Recht
Oberlieutenant Karinski stellt ihr am meisten nach. Er wittert
vom Nebentisch her fixirt irgend ein übermüthiger Lieute¬
Recht und auch Karinski, de
in Paul den Nebenbuhler und provocirt ihm am Kaffee¬
nant diese Dame mit den bekannten Blicken, die so zu¬
griffen heraus gar nicht ander
haustisch
dringlich für die Frau, als beleidigend für den Mann sein
lebendigste Figur in dem Stück
Paul aber schlägt bei dem ersten unfläthigen Wort, das lumpten, durch die Misere elen
können. Der junge Mensch, der einen harmlosen, vergnügten
und
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